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Jutta Cram

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Kommentare zu Blogbeiträgen von Jutta Cram

  1. Das mit dem Stil ist so eine Sache. Gerade in den Buchreihen, die wir als externes Lektorat betreuen, gibt es stilistische Vorgaben vonseiten des Verlags: Der Leser muss persönlich angesprochen werden, keine Bandwurmsätze, Aktiv- statt Passivsätze usw. Das heißt, wir müssen aufgrund unseres Arbeitsauftrags ggf. stilistisch eingreifen, und das hat nichts mit mangelndem Respekt gegenüber dem Autor zu tun.

  2. Dabei handelt es sich allerdings um eine fest beim Verlag angestellte Lektorin und keine freie Mitarbeiterin. Vielleicht kommen die Unterschiede in der Autorenbetreuung auch daher...?

    Ganz bestimmt sogar! Es ist nicht einmal selbstverständlich, dass Autor und externer Lektor überhaupt Kontakt miteinander haben. Wenn es dumm läuft, geht die gesamte Kommunikation zwischen den beiden den Umweg über den Verlag. Das habe ich auch schon erlebt, wenn auch zum Glück selten.

  3. Von der Kommunikation zwischen Verlag bekomme ich in der Regel gar nicht so viel mit. Die Autorenverträge kenne ich auch nicht. Bevor ein Manuskript an ein externes Lektorat weitergereicht wird, schaut es sich der für die Reihe verantwortliche Verlagsmitarbeiter mal mehr, mal weniger gründlich durch, ob es im Großen und Ganzen passt. Falls das nicht der Fall ist, geht es sofort an den Autor zurück. Dennoch kommt es vor, dass Manuskripte bei uns im Lektorat landen, die noch sehr viel Nacharbeit erfordern. In solchen Fällen halten wir Rücksprache mit dem Verlag, ob wir das machen sollen oder ob der Autor noch mal ran soll. Diese Rücksprache ist wichtig, da wir ja nach Stundenaufwand bezahlt werden und dem Verlag nicht ohne entsprechenden Auftrag diese Mehrarbeit in Rechnung stellen können. Ob Verträge auch mal gekündigt werden, kann ich nicht sagen. In ganz, ganz seltenen Fällen habe ich erlebt, dass ein Buch dann doch nicht veröffentlicht wurde. Keine Ahnung, ob der Autor dann trotzdem ein Honorar erhalten hat.

  4. @ Werkstattschreiber

    Na ja, genau genommen verfasse ich ja ständig etwas und veröffentliche es, unter anderem in Form von Beiträgen bei Xing. ;-)

    Ein ganzes Buch schreibe ich aber höchstens, wenn mich jemand damit beauftragt. Und auch dann auf keinen Fall einen Roman oder gar eine Autobiografie, wie Dein vorgeschlagener Titel, Sabine, suggeriert. Übrigens habe ich tatsächlich schon zweimal als Ghostwriterin ein Buch verfasst. Mehr Spaß macht es mir allerdings, schon geschriebene Texte zu lektorieren. Dann muss ich wenigstens nicht so viel recherchieren.

  5. Leider sind es nicht nur Neulinge, die für den berühmten Apfel und das Ei lektorieren. Und tatsächlich scheuen sich viele davor, den Stammkunden eine Preiserhöhung "zuzumuten". Dabei haben sie doch eine prima Ausgangsposition, jedenfalls wenn sie wirklich gute Arbeit leisten. Sie kennen die Anforderungen des Kunden und die Abläufe und brauchen keine Einweisung mehr. Außerdem weiß der Kunde, was er für sein Geld bekommt.

    Etliche Berufskolleginnen und -kollegen argumentieren auch, dass sie doch nicht so viel verlangen könnten, da sie schließlich zu Hause arbeiten und kaum Ausgaben haben. Das ist ein bisschen kurz gedacht. Denn auch die Büroeinrichtung kostet Geld und die Software will ständig auf dem neuesten Stand gehalten werden. Diese Kosten fallen auch an, wenn man kein externes Büro und keine Mitarbeiter hat. Und außerdem ist ja auch die Arbeit an sich etwas (wenn nicht gar deutlich) mehr wert als 20-30 Euro die Stunde. (Ja, manche Verlage meinen tatsächlich, das sei ein attraktives Honorar!)

    Zu Deiner Frage, ob mich manchmal auch Berufsneulinge um Rat fragen. Ich hab ja vor ca. drei Jahren die Lektorengruppe bei Xing gegründet. Dort werden immer wieder Fragen auch rund ums Honorar gestellt und (nicht nur von mir) beantwortet.

  6. Das Lustige (oder eher Traurige) ist ja, dass ausgerechnet die Verlage am schlechtesten bezahlen. Andere Branchen sind da sehr viel dankbarere Kunden. Allerdings diskutiere ich nicht viel um den Preis. Entweder der Kunde akzeptiert meinen Preis (zumindest größenordnungsmäßig, ein klein bisschen Verhandlungsspielraum ist ja meist vorhanden) oder eben nicht. Alles andere kostet mich zu viel Zeit und Nerven.

  7. Wenn ein Text schlecht geschrieben ist, ist das für mich noch lange kein Grund, den Auftrag abzulehnen. Wie gesagt: Je schlechter der ursprüngliche Text, desto größer das Erfolgserlebnis für mich. Und da ich weder die Bücher selbst verlege noch mein Honorar vom Verkaufserfolg abhängt, sind auch inhaltliche Schwächen kein Grund für mich, das Lektorat abzulehnen. In einem solchen Fall halte ich dann allerdings erst noch mal Rücksprache mit meinem Ansprechpartner im Verlag und frage nach, ob das denn so o.k. sei oder noch mal an den Autor zurückgehen solle.

    Wenn allerdings das Honorar dem Aufwand nicht angemessen ist, dann kann es schon passieren, dass ich sage: „Tut mir leid, zu dem Preis nicht. Da sucht euch bitte jemand anders.“ Ein weiterer Ablehnungsgrund wäre, wenn die Inhalte beleidigend, sexistisch, extremistisch oder sonst problematisch sind.

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