Zum Inhalt springen

Fernstudium - Zukunftsweiser


Byana

585 Aufrufe

 

Hin und wieder werde ich in meinem beruflichen und sozialen Umfeld gefragt, ob denn ein Fernstudium trotz Beruf & Familie, des Haushaltes, eines Ehrenamtes sowie der Verantwortung für ein Haustier (Hund) machbar ist. Diesbezüglich lautet die Antwort:

 

Ja, prinzipiell ist ein Fernstudium trotz Mehrfachbelastung gut machbar, wenn: 

 

1. eine realistische Zeitplanung vorgenommen wird: überlegt euch genau, wie viel Zeit ihr zur Verfügung habt? Ein Vollzeitstudium, ein Vollzeitjob, Mann und Kind(er) unter einen Hut zu bringen, ist viel schwieriger als bei          einem Teilzeitstudium. Und dennoch egal, ob ihr das Studium, in der Vollzeit- oder in der Teilzeitvariante durchführen wollt, müsst ihr euch im Klaren darüber sein, dass ein berufsbegleitendes Fernstudium Verzicht auf vieles wie beispielsweise einen Teil der Freizeit, zeitweise auf den Schlaf, u. s. w. bedeutet. Wichtig ist auch, dass ihr die Prioritäten richtig setzt: was kommt bei

 euch an erster Stelle, was an zweiter Stelle, etc.? Bei dem Modell: Vollzeitjob und Teilzeitstudium ist ganz klar, 

 dass der Job im Vordergrund steht und danach erst das Studium kommt. Bei Familie, Vollzeitjob und  Teilzeitstudium würde die Familie für mich immer an erster Stelle stehen. Wenn ihr Kinder habt, werdet ihr lernen müssen zu improvisieren und das Lernen an den Bedürfnissen der Kinder auszurichten. Je größer die Kinder sind, umso eher kann man sie auch mit ins Studium einbinden, um beispielsweise etwas für die Mama aus den Büchern zu kopieren, ein Lesezeichen zu basteln, etc. Oder ihr könnt gemeinsame Lernzeiten fürs Studium und die Schule vereinbaren. So hat man nachher viel mehr Zeit füreinander, MORE QUALITY TIME eben. Mir ist es beispielsweise immer wichtig, dass ich morgens noch Zeit mit meiner Tochter verbringen kann und wir ausgiebig noch frühstücken, bevor ihr Schul- bzw.  mein Arbeitstag beginnt, abends unterhalten wir uns noch über den Tag und ich bringe sie noch ins Bett. Von  21:00 bis 23:00 oder max. 23:30 Uhr lerne ich dann an drei Werktagen und an den Wochenenden dann vormittags noch ca. 2 - 3 Stunden sowie abends noch ca. 2-3 Stunden. Wenn ihr euch für ein Fernstudium entscheidet, wird dieser ein treuer Begleiter eures Lebens für mehrere Jahre sein.  Es bedeutet zwar  selbst bestimmtes, zeit- und ortsunabhängiges Lernen (abgesehen von den Prüfungsterminen), dafür sind aber hohe     Selbstorganisationsfähigkeiten und Eigenverantwortlichkeiten notwendig. Von wesentlicher Bedeutung ist auch die Unterstützung der Familie sowie auch eine Neuverteilung der häuslichen Pflichten.

2. der passender Studiengang studiert wird:  zwischenzeitlich werden an den Fernhochschulen diverse Studiengänge  und -richtungen angeboten, so dass ihr die Qual der Wahl habt. Entscheidend ist: Wofür            schlägt eurer Herz? Wichtig ist, dass ihr euch für den Studiengang entscheidet, der zu euren  Interessensgebieten, Kompetenzen &  Fähigkeiten oder zu eurem beruflichem Hintergrund bzw. beruflicher Weiterentwicklung passt. So können Durststrecken und Frustrationsphasen auch viel besser überstanden werden, aber dann auch  Erfolge nach abgeschlossenen Prüfungsleistungen gemeinsam mit euren Liebsten gefeiert werden. Studieren heißt auch emotionale Feuerwerke zu erleben.

3. passende (Fern-)hochschule gewählt wird: Augen auf bei der Wahl nach einer passenden Fernhochschule! Ihr habt die Wahl zwischen  staatlichen, kirchlichen oder privaten (Fern-)hochschulen, diese unterscheiden sich  hinsichtlich der Zugangsvoraussetzungen, der Studienzeiten (teilweise Blockunterricht) sowie den Kosten. Deshalb wäre es sinnvoll, dass ihr euch eine Liste mit  den für euch wichtigsten Kriterien erstellt. Vergleicht mehrere Fernhochschulen miteinander. Lasst euch   Modulhandbücher, Studienführer, Infomaterial, Probelektionen zukommen, besucht Infoveranstaltungen (Vorort oder Online), liest euch Erfahrungsberichte von anderen Studierenden hier bei            fernstudium-info.de oder bei fernstudium-check.de durch. Lasst euch durch Werbung oder bestimmte Werbesloggans  & Hochglanzbroschüren der Fernhochschulen nicht blenden. Vereinbart einen Termin mit den  Studiengangsleitungen.  Welchen persönlichen Eindruck vermittelt euch die Fernhochschule? Oder seid  ihr gar nicht erst telefonisch an die Hochschule durchgekommen, sondern seid bei einem Callcenter gelandet? Da ist dann  eher Vorsicht geboten! Liest euch auch das Kleingedruckte in den Verträgen genaue durch. Überprüft genau, was alles in den Gebühren enthalten  ist. Testet die Hochschule ausgiebig im Rahmen des Probemonats. Wichtig bei  eure Entscheidung ist, dass die Fernhochschulen staatlich zugelassen von den Ministerien  und darüber  hinaus akkreditiert sein müssen. Dadurch wird die Seriosität der Fernhochschule wie auch die hochwertige  Qualität der Lehre gewährleistet. Bedenkt bitte, dass der  Begriff "des Fernstudiuums" an sich  als solches nicht geschützt ist. 

4. individuelle Regelungen: Bedenkt bitte auch, dass aufgrund der mehrjährigen Dauer eines Fernstudiums immer etwas Unerwartetes wie Krankheit, beruflicher Krise oder finanzielle Schieflage passieren kann. Diesbezüglich sind auch Ansprechstellen - / - Beauftragte an den Fernhochschulen wichtig, die euch dabei helfen können, eine gemeinsame, individuelle Regelung für eure Situation zu finden. 

 

Speziell noch, für diejenigen, die sich für Soziale Arbeit interessieren, möchte ich noch ein paar Wegweiser mitgeben: 

 

1. Berufswunsch: "Ich möchte Menschen helfen", das wird oft von Studieninteressenten*Innen im Bereich von Soziale Arbeit geäußert. Gar keine Frage, Helfen gehört für uns Sozialarbeitende zum Kernstück unsere Arbeit genauso wie für andere Care-Professionen auch. Aber helfen alleine genügt leider nicht. Und es geht eher darum, dass wir unseren Adressaten sozusagen den Weg "Hilfe zur Selbsthilfe" ebnen. Nach einer Phase des Helfens und Unterstützens sollte der Adressat nach Möglichkeit dazu befähigt werden, es eigenständig wieder zu tun. Also es geht um mehr als um das Helfen. Um wirklich helfen zu können, braucht man einen ganzheitlichen -/- interdisziplinären Blick sowohl hinsichtlich des adressatenbezogenen Verhaltens wie auch der strukturellen und institutionellen Verhältnisse, in denen sich der Adressat bewegt. Dies bedeutet dann auch, dass man sich mit den Lebensverhältnissen des Adressaten auseinandersetzen muss. Dies erfolgt häufig auch im Rahmen von Hausbesuchen. Oftmals sind wir auch in verwahrlosten Wohnungen unterwegs oder haben es zunehmend krankheits- oder behinderungsbedingt  mit verbal auffälligen Adressaten zu tun. Konfliktsituationen kommen häufiger vor. Wir bewegen uns auch in unterschiedlichen Settings: Wohnungen, Kliniken, Behinderteneinrichtungen, Schulen, Kindergärten, etc. All das Gesehene und Erlebte sollte man gut verarbeiten können. Selbstfürsorge ist wichtig! Von zentraler Bedeutung ist jedoch die psychische Belastbarkeit der Sozialarbeitenden.

2. Lernbereitschaft, Offenheit und Empathie:  Ein Sozialarbeitender (SA) braucht viel Wissen aus unterschiedlichsten Bereichen wie beispielsweise aus Sozialrecht, Medizin oder pädagogischen Methoden.  SA sollte bereit und offen sein, sich auf Probleme von anderen Menschen einzulassen, kontakt- und beziehungsfähig sein. Darüber hinaus sollte ein Sozialarbeitende über die Fähigkeit verfügen, sich treffsicher in die Gedanken- und Gefühlswelt anderer Menschen hineinzuversetzen, um das Verhalten des Adressaten besser deuten zu können. 3. Kommunikations-/Kooperations-/Konfliktfähigkeit-/- Teamfähigkeit: Die SA ist ein hoch kommunikativer Beruf. Kommuniziert wird nicht nur mit den Adressaten, sondern auch intern im Team sowie auch mit vielen anderen Einrichtungen und Diensten!

4. Soziale Arbeit ist eine Menschenrechtsprofession: dies bedeutet, dass ihr eine Verantwortung gegenüber euren Adressaten habt, die Misstände und Ungleichheiten bekämpfen bzw. diesen entgegenwirken müsst. Ihr setzt euch für sozial benachteiligte, kranke, behinderte Menschen ein und seid für diese Menschen  politisches Sprachrohr!

5. Grundpraktikum: viele Fernhochschulen verlangen bei fehlender Berufserfahrung oder bei Schulabgängern zunächst ein Grundpraktikum von 12 - 16 Wochen in einer sozialen Einrichtung. Das ist auch wichtig und richtig so, denn erst in der Praxis zeigt sich, ob sich jemand tatsächlich zum Sozialarbeitenden berufen fühlt. 

6. Praxissemester inkl. des Hauptpraktikums: Hierbei handelt es sich um ein qualifiziertes Praktikum in einem Handlungsfeld der Sozialen Arbeit mit anspruchsvollen Tätigkeiten. Eine Anerkennung des Hauptpraktikums kann dann erfolgen, wenn die Studierenden bereits in Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit mit vergleichbaren Tätigkeiten wie ein Sozialarbeiter*In vertraut sind. Wenn also jemand als Schulsozialarbeiter in einer Schule  arbeitet, dann handelt es sich um eine Tätigkeit, die im Zusammenhang der Handlungsfeldern von Sozialer Arbeit steht. Diese wäre dann anerkennungsfähig im Sinne des Hauptpraktikums. Bei einer Schulbegleitung / Integrationsbegleitung ist dies leider nicht der Fall, das letztere könnte aber evtl. als Grundpraktikum anerkannt werden. Wenn euch das Hauptpraktikum nicht anerkannt wird und ihr noch nebenher das Hauptpraktikum absolvieren müsst, dann gibt es hierfür unterschiedliche Varianten und Möglichkeiten. Da solltet ihr  euch mit der jeweiligen Fernhochschule absprechen. Wenn es in dem Handlungsfeld des Hauptpraktikums keine Sozialarbeiter*Innen gibt, die euch im Rahmen des Hauptpraktikums anleiten können, dann besteht im Regelfall auch die Möglichkeit, dass andere artverwandte Berufe wie z. B. Heilpädagogen in den Handlungsfeldern der Behindertenhilfe als eure Anleiter von der Fernhochschule als qualifiziert geeignet angesehen werden. Wichtig ist, dass ihr dies im Vorfeld abklärt.

7. Staatliche Anerkennung: bei einigen Fernhochschulen im Bereich der Sozialen Arbeit besteht zwischenzeitlich auch die Möglichkeit, nur den Bachelor-Abschluss, ohne die staatliche Anerkennung zu erwerben. Diese ist jedoch gerade für die Tätigkeiten im Öffentlichen Dienst, beim Jugend -, Sozial-, oder Gesundheitsamt verpflichtend. Auch von vielen anderen Diensten und Einrichtungen wird die staatliche Anerkennung gefordert!

8. Systemrelevanter Zukunftsberuf mit Sinn: Die Soziale Arbeit ist ein absolut systemrelevanter  Zukunftsberuf mit Sinn. In allen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit werden händeringend Fachkräfte gesucht. Soziale Arbeit ist eines der interessantesten und faszinierendten Berufe überhaupt, durch unsere Arbeit können wir viel zu einem besseren Leben unsere Adressaten beitragen und sehr viel verändern und gestalten! Von daher lohnt es sich allemal, ein berufsbegleitendes Fernstudium der Sozialen Arbeit zu absolvieren. Ein Fernstudium neben Familie, Beruf und anderweitigen Verpflichtungen zu absolvieren, ist nicht einfach, aber es  ist eure Zukunftssinnvestition und eurer Zukunftsweiser, zur einer sozial besseren, gerechteren und gestaltungsfähigen Welt! Zur einer Welt, in der große Ideen, Visionen, Mut, Nachhaltigkeit, Menschlichkeit gefragt sind, um die größten Herausforderungen unserer Zeit zu lösen! Dafür braucht Soziale Arbeit eine starke Stimme, möglichst viele Köpfe und eine finanziell ausreichende Ressourcenausstattung! Nur gemeinsam können wir große Veränderungen anstoßen.

 

In diesem Sinne freue ich mich mit euch auf eine spannende und erlebnisreiche Reise in die Zukunftsrepublik Deutschland! 

 

Herzliche Grüße

 

 Byana

 

 

Bearbeitet von Byana

0 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Keine Kommentare vorhanden

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden


×
  • Neu erstellen...