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Moment, nur noch zwei Module?


freixraum

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Moin, 

heute grüße ich euch von der schönen Ostsee, wo ich gerade zwei Tage Pause genieße, bevor es wieder so richtig mit dem Studium weitergeht. 
 

Jetzt, wo ich auf der Zielgeraden meines Masters bin, merke ich tatsächlich, dass ich inzwischen arg erschöpft durch die Doppelbelastung Vollzeitstudium und Vollzeitjob bin. Nach fast zwei Jahren dieser Daueranspannung sehne ich einfach den Sommer 2024 so herbei, in dem ich meine Masterarbeit abgebe und nach dem ich nicht jedes Wochenende überlegen muss: „Treffe ich mich jetzt mit X? Aber wenn ich das Treffen priorisiere, fehlt mir die Zeit bei Modul X…“. Ich glaube, stressfrei und ohne schlechtes Gewissen Pausen zu nehmen, wird mir sehr gut tun. Denn ja, natürlich sind Pausen im Fernstudium wichtig, aber wenn man ehrlich ist, sind diese (zumindest für mich) kaum umsetzbar, wenn ich im Zeitplan sein möchte. Dass ich in Regelstudienzeit studieren konnte, verdanke ich nicht nur meinem Ehrgeiz, sondern auch meinem Ehemann, der 95% des Haushalts übernimmt und meinen wunderbaren Freund*innen, die gut aushalten können, dass wir uns jetzt deutlich weniger sehen als vor dem Fernstudium. Alle unterstützen mich sehr liebevoll und zelebrieren meine Erfolge ebenso freudig mit. Für dieses Umfeld, das Verständnis und die Ressourcen, die mir da geschaffen werden, bin ich sehr dankbar. Ich denke manchmal darüber nach, wie privilegiert meine Lebenssituation ohne Kind im Studium ist und bin meinem Mann wirklich so unheimlich dankbar, dass er mir so viele Freiräume schafft. 
 

Im vergangenen Monat habe ich meine letzte Fallstudie im Wahlpflichtmodul Frühkindliche Bildung eingereicht und war ehrlich gesagt doch etwas baff, weil ich viele der Evaluationsinstrumente, die vorgestellt wurden, um den Entwicklungsstand von Kindern in unterschiedlichen Bereichen zu erfassen, tatsächlich gar nicht kannte. Da merkt man schon, wenn man in der Praxis bisher nur mit den gängigen Instrumenten gearbeitet und so gar nicht über den Tellerrand geblickt hat. Das Skript zum Modul „Praxis und Evaluation frühkindlicher Bildung“ war sehr gut strukturiert und unheimlich informativ - insbesondere den Wiener-Entwicklungstest kannte ich vorher gar nicht, fand das Instrument aber so interessant, dass ich mich direkt mehr reingelesen und dann auch einen Teil meiner Fallstudie darauf aufbauend ausgerichtet habe. In meiner Fallstudie habe ich anschließend zwei Kita-Konzepte verglichen, insbesondere im Sinne ihrer Einflüsse auf die positive Entwicklung von Kindern. Bisher ist meine Erfahrung an der IU, was pädagogische Module betrifft, wirklich durchweg positiv. Im Tutorium habe ich mich mit der Professorin sehr lange zu den Inhalten des Moduls und meiner Fallstudie ausgetauscht und konnte hier ganz tolle Impulse für die Praxis mitnehmen. Bin sehr gespannt auf meine Note, so oder so aber vor allem darüber erfreut, was ich hier mitnehmen konnte. 
 

Anfang Oktober habe ich mich dann dazu entschlossen, die Konzeptpräsentation im Modul „E-Beratung Rollenspiel“ vorzuziehen. Hier ging es darum, ein Konzept für eine Beratungssituation in bestimmten Berufsfeldern (je nach Aufgabenstellung) zu entwickeln und den Einsatz systemischer Methoden in der E-Beratung vorzustellen und zu reflektieren. Das hat mir viel Spaß gemacht, ich musste aber doch bei der Erstellung der Präsentation um die Ecke denken, weil ich keinen beruflichen Bezug zu den Aufgabenstellungen hatte. Heute Morgen, als ich die Präsentation halten wollte, kam dann mein Endgegner dazwischen, die liebe Technik. Trotz richtiger Einstellungen hat es über eine halbe Stunde gedauert, bis der Bildschirm richtig übertragen wurde - das hat mir so viel Energie bereits vorab gezogen, dass ich in der Präsentation selbst gar nicht mehr aufgeregt war, von daher kann ich da jetzt drüber lachen. 😄

Leider gab es in diesen Modul kein Skript, weil es auf einem Theoriemodul aufbaute, ich hätte mir hier aber eins gewünscht, um Fallbeispiele aus der Praxis in unterschiedlichen Bereichen vorgestellt zu bekommen. Das Tutorium war aber auch hier sehr wertvoll für mich. Insbesondere Begrüßungssituationen, die so zentral für die weitere Zusammenarbeit sind, fallen mir in E-Beratungssettings sehr schwer. In der Praxis kommt man ja oft schon ins Gespräch, wenn man Getränke anbietet oder nach dem Hinweg fragt, das ist in einem digitalen Medium ja doch anders. Darüber haben wir lange im Tutorium gesprochen und ich habe einige nette Impulse mitnehmen können, die mir auch meine Präsentation etwas leichter gemacht haben. 
 

Tja, und jetzt sind es, wenn nichts schief gelaufen ist, nur noch zwei Module bis zur Masterarbeit. Nachdem ich die Aufgabenstellung von Bildungsforschung gesehen habe, ist mir ganz anders geworden, weshalb mein großes Ziel ist, das Modul „Berufliche Selbstreflexion im Kontext Megatrends in Bildung und Beratung“, in dem eine Seminararbeit geschrieben werden muss, in den nächsten zwei Wochen irgendwie durchzuprügeln, damit ich acht Wochen Zeit für Bildungsforschung habe, die ich definitiv brauche, wenn ich mir die Anforderungen an den Forschungsbericht ansehe. Da dort eine Forschung in einer realen Einrichtung stattfinden soll, muss ich wirklich sehr genau überlegen, was ich evaluieren kann und will. Da möchte ich mir auf jeden Fall die Zeit nehmen, die dieses Modul verdient. Drückt mir daher gerne die Daumen, dass mein sehr knapper Zeitplan für die Seminararbeit aufgeht und ich mir damit die benötigen acht Wochen für Bildungsforschung freischaufeln kann. :) 

Bis zum nächsten Mal!

Bearbeitet von freixraum

6 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Ebenfalls drücke ich dir die Daumen. Und die letzten zwei Tage Ostsee musst du unbedingt ausgiebig genießen😉🫠😇, denn am Wochenende sind die schönen sonnigen ☀️Tage erstmal vorbei. Und Kälte und Schnee ⛈️🌨 sind angesagt. Von daher gönne dir noch was Schönes, bevor es wieder zurück in den Allltagswahnsinn geht. Toll, dass du ein Vollzeitjob und Vollzeitstudium packst und einen Mann hast, der dir gerade im Haushalt so viel abnimmt! 

 

Deine Fallstudie zur frühkindlichen Bildung hört sich sehr interessant an. Welche neuen Evaluationsinstrumente gibt es denn da? 

 

Darf ich fragen, was du denn später mal mit dem Studium beruflich machen möchtest?

 

Herzliche Grüße 

 

Byana

 

 

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Am 16.10.2023 um 22:19 schrieb Byana:

Ebenfalls drücke ich dir die Daumen. Und die letzten zwei Tage Ostsee musst du unbedingt ausgiebig genießen😉🫠😇, denn am Wochenende sind die schönen sonnigen ☀️Tage erstmal vorbei. Und Kälte und Schnee ⛈️🌨 sind angesagt. Von daher gönne dir noch was Schönes, bevor es wieder zurück in den Allltagswahnsinn geht. Toll, dass du ein Vollzeitjob und Vollzeitstudium packst und einen Mann hast, der dir gerade im Haushalt so viel abnimmt! 

 

Deine Fallstudie zur frühkindlichen Bildung hört sich sehr interessant an. Welche neuen Evaluationsinstrumente gibt es denn da? 

 

Darf ich fragen, was du denn später mal mit dem Studium beruflich machen möchtest?

 

Herzliche Grüße 

 

Byana

 

 

Ich danke dir! Wir sind heute ausgiebig an der Küste Fahrrad gefahren und ich fühle mich wirklich sehr erholt. Hat sich jetzt schon gelohnt! 
 

Ich weiß nicht, welche du schon kennst, ich habe bisher aber zumeist in Kitas mit Basik, Motorik und Sismik und den Grenzsteinen der Entwicklung gearbeitet, kannte tatsächlich keine anderen, weil ich nie andere gebraucht habe. Im Modul habe ich neu kennengelernt: DESK nach Tröster, Flender & Reineke, den Wiener Entwicklungstest, den ET 6-6 von Petermann & Stein, und BEK von Mayr :) wurden alle natürlich auch kritisch eingeordnet und eignen sich nicht für jede Altersstufe/Situation, aber für mich war es durchaus interessant mal andere Sichtweisen, Beobachtungsbögen und Einordnungen zu lesen. Unabhängig von den Instrumenten wurde auch das Te Whäriki Curriculum aus Neuseeland vorgestellt, da war ich arg wirklich neidisch, weil es mich ganz demütig gemacht hat, wie völlig selbstverständlich unterschiedliche Kulturen miteinander verbunden und in der frühkindlichen Bildung aufgenommen werden… habe mir auch einige YouTube Kurzdokus dazu angeschaut und denke, da könnte man in der deutschen frühkindlichen Bildungslandschaft noch einiges mitnehmen. Sowohl die Akademisierung des Erzieher*innenberufs als auch staatlich festgelegte, konkrete Qualitätsstandards, die sehr regelmäßig überprüft und eingehalten werden müssen sowie die Lerngeschichten, die ressourcenorientiert, statt nur defizitorientiert auf das Kind schauen, sollten hier Standard sein… Aber ich schweife ab! 😄

 

Tatsächlich ist es so, dass ich bereits in dem Job arbeite, den ich mir vor dem Studium immer erträumt habe. Hier möchte ich erst mal eine Weile bleiben und lernen. Insbesondere in der Institution, in der ich arbeite, ergeben sich immer mal wieder neue Möglichkeiten, bei denen ich meinen Master einbringen kann, sodass ich ganz entspannt bleibe und gar nicht den Druck verspüre, direkt mit meinem Master einen neuen Job zu suchen. Denke da ganz praktisch über den Master: lieber haben als brauchen! :) 

Langfristig würde ich aber sicher nochmal zu einer Führungsposition zurück wollen, sehe ich mich da aber definitiv eher in einer Behörde auf einer E13/E14 Stelle als nochmal in der Praxis. Du studierst doch Soziale Arbeit im Bachelor gerade, oder? Weißt du schon, in welchen Bereich es dich verschlagen soll?

Bearbeitet von freixraum
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vor 15 Stunden schrieb freixraum:

Ich danke dir! Wir sind heute ausgiebig an der Küste Fahrrad gefahren und ich fühle mich wirklich sehr erholt. Hat sich jetzt schon gelohnt! 
 

Ich weiß nicht, welche du schon kennst, ich habe bisher aber zumeist in Kitas mit Basik, Motorik und Sismik und den Grenzsteinen der Entwicklung gearbeitet, kannte tatsächlich keine anderen, weil ich nie andere gebraucht habe. Im Modul habe ich neu kennengelernt: DESK nach Tröster, Flender & Reineke, den Wiener Entwicklungstest, den ET 6-6 von Petermann & Stein, und BEK von Mayr :) wurden alle natürlich auch kritisch eingeordnet und eignen sich nicht für jede Altersstufe/Situation, aber für mich war es durchaus interessant mal andere Sichtweisen, Beobachtungsbögen und Einordnungen zu lesen. Unabhängig von den Instrumenten wurde auch das Te Whäriki Curriculum aus Neuseeland vorgestellt, da war ich arg wirklich neidisch, weil es mich ganz demütig gemacht hat, wie völlig selbstverständlich unterschiedliche Kulturen miteinander verbunden und in der frühkindlichen Bildung aufgenommen werden… habe mir auch einige YouTube Kurzdokus dazu angeschaut und denke, da könnte man in der deutschen frühkindlichen Bildungslandschaft noch einiges mitnehmen. Sowohl die Akademisierung des Erzieher*innenberufs als auch staatlich festgelegte, konkrete Qualitätsstandards, die sehr regelmäßig überprüft und eingehalten werden müssen sowie die Lerngeschichten, die ressourcenorientiert, statt nur defizitorientiert auf das Kind schauen, sollten hier Standard sein… Aber ich schweife ab! 😄

 

Tatsächlich ist es so, dass ich bereits in dem Job arbeite, den ich mir vor dem Studium immer erträumt habe (berate jetzt Fachkräfte & Kitas). Hier möchte ich erst mal eine Weile bleiben und lernen. Insbesondere in der Institution, in der ich arbeite, ergeben sich immer mal wieder neue Möglichkeiten, bei denen ich meinen Master einbringen kann, sodass ich ganz entspannt bleibe und gar nicht den Druck verspüre, direkt mit meinem Master einen neuen Job zu suchen. Denke da ganz praktisch über den Master: lieber haben als brauchen! :) 

Langfristig würde ich aber sicher nochmal zu einer Führungsposition zurück wollen, sehe ich mich da aber definitiv eher in einer Behörde auf einer E13/E14 Stelle als nochmal in der Praxis. Du studierst doch Soziale Arbeit im Bachelor gerade, oder? Weißt du schon, in welchen Bereich es dich verschlagen soll?

 

Hallo Freixraum,

 

vielen Dank für deine Antwort. Mir sagen die Grenzsteine der Entwicklung  sowie  ET 6-6 tatsächlich auch was, weil ich in meinem beruflichen Kontext auch viel mit beeinträchtigen Kindern zu tun habe. Mir geht es beruflich so ähnlich wie dir, bin bereits in meinem Traumjob tätig.

 

Ich bin im örtlichen Teilhabemanagement bei uns tätig. Das heißt meine Adressaten sind alle Menschen mit Beeinträchtigungen, egal ob klein oder groß, jung oder alt. Im Bereich von Kindern und Jugendlichen habe ich es schwerpunktmässig mit folgenden Gebieten zu tun: Ermöglichung von Soziale Teilhabe (Wohnen beispielsweise bei Pflegefamilien oder in Einrichtungen), mit heilpädagogischen Maßnahmen z. B. bei entwicklungsverzögerten Kindern, mit (vorbereitender) Teilhabe an Bildung durch eine Intergrationshilfe im Regelkindergarten, Teilhabe an Bildung (Schul-/-Studienassistenz, bestimmte Hilfsmittel zur Ermöglichung der Bildung), Teilhabe am Arbeitsleben ( Budget für Ausbildung oder Arbeit, unterstützte Beschäftigung auf dem 1. Arbeitsmarkt). Hinzu kommen die Erwachsenen mit Behinderungen d. H. hier geht es hauptsächlich um verschiedene Wohnformen- und Arten. Also z. B. Ermöglichung des häuslichen Wohnens durch bestimmte Assistenzleistungen, besondere Wohnformen in spezifischen Einrichtungen der Behindertenhilfe oder therapeutisches Wohnen in Wohngruppen. Bei Senioren ebenfalls um unterschiedliche Wohn-und Versorgungsmöglichkeiten im häuslichen oder stationärem Rahmen. Hierbei führe ich auch Bedarfsermittlungsgespräche, um den Bedarf zu ermitteln. Dies erfolgt ICF-orientiert, also wir versuchen einen ganzheitliche Sichtweise einzunehmen, um auch die Ressourcen des Adressaten aufzuspüren. Nach dem festgestellten Bedarf erfolgen dann die Gesamtplan- sowie Teilhabekonferenzen (GP/THK), die ich oder eine von meinen Kollegen*Innen dann auch moderiert. Wenn klar ist, was der Adressat braucht, geeignete Assistenzleistungen sowie ein Leistungserbringer gefunden ist, wird dann verwaltungsmässig (Erstellung von GP-/TH-plänen, Stellungnahmen, Sozialberichten oder Einstufungen in bestimmte Assistenzgrade) gearbeitet. Aktuell werden seitens der Einrichtungen und im Rahmen des BTHGs personenzentrierte Leistungen in Form von Modellen entwickelt, so dass wir diesbezüglich auch eigene Teilhabeberichte entwickeln.

 

Du siehst also, ich habe bereits jetzt einen sehr abwechslungsreichen und spannenden Beruf. Allerdings stelle ich zunehmend fest, dass es nicht für alle Menschen mit Beeinträchtigungen, insb. für solche mit schwerwiegenden Verhaltensweisen, geeignete Angebote gibt und diese aus den Einrichtungen rausfliegen (Stichwort: Systemsprenger) oder gerade im Seniorenbereich sehen sich die Einrichtungen der Behindertenhilfe bei zunehmendem pflegerischen Bedarf nicht in der Lage, diese Menschen adäquat zu versorgen und  die normalen Altenpflegeheime sind aufgrund von  gravierenden Behinderungen mit diesen Menschen überfordert.Diesbezüglich möchte ich mich in meiner Abschlussarbeit mit dieser Thematik beschäftigen und einen systemtheoretischen Blick drauf werfen.

 

Was dann kommt, weiß ich nicht. Bin offen für alles. Um noch einen vertieften Überblick in die unterschiedlichsten Systeme und ihre Wechselwirkungen zueinander zu bekommen, habe ich mich im Rahmen der Weiterbildungstagen an der HFH zu einer Zusatzbelegung des Weiterbildungsmoduls "Gemeinwohlökonomie" entschlossen. Über die Weiterbildungstage sowie dieser Weiterbildung, die jetzt begonnen hat, werde ich demnächst mehr berichten.

 

Würde mich freuen, wenn du diese dann auch lesen würdest und an meiner Rateumfrage teilnehmen würdest?

 

Herzliche Grüße 

 

Byana 

 

Bearbeitet von Byana
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vor 1 Stunde schrieb Byana:

 

Hallo Freixraum,

 

vielen Dank für deine Antwort. Mir sagen die Grenzsteine der Entwicklung  sowie  ET 6-6 tatsächlich auch was, weil ich in meinem beruflichen Kontext auch viel mit beeinträchtigen Kindern zu tun habe. Mir geht es beruflich so ähnlich wie dir, bin bereits in meinem Traumjob tätig.

 

Ich bin im örtlichen Teilhabemanagement bei uns tätig. Das heißt meine Adressaten sind alle Menschen mit Beeinträchtigungen, egal ob klein oder groß, jung oder alt. Im Bereich von Kindern und Jugendlichen habe ich es schwerpunktmässig mit folgenden Gebieten zu tun: Ermöglichung von Soziale Teilhabe (Wohnen beispielsweise bei Pflegefamilien oder in Einrichtungen), mit heilpädagogischen Maßnahmen z. B. bei entwicklungsverzögerten Kindern, mit (vorbereitender) Teilhabe an Bildung durch eine Intergrationshilfe im Regelkindergarten, Teilhabe an Bildung (Schul-/-Studienassistenz, bestimmte Hilfsmittel zur Ermöglichung der Bildung), Teilhabe am Arbeitsleben ( Budget für Ausbildung oder Arbeit, unterstützte Beschäftigung auf dem 1. Arbeitsmarkt). Hinzu kommen die Erwachsenen mit Behinderungen d. H. hier geht es hauptsächlich um verschiedene Wohnformen- und Arten. Also z. B. Ermöglichung des häuslichen Wohnens durch bestimmte Assistenzleistungen, besondere Wohnformen in spezifischen Einrichtungen der Behindertenhilfe oder therapeutisches Wohnen in Wohngruppen. Bei Senioren ebenfalls um unterschiedliche Wohn-und Versorgungsmöglichkeiten im häuslichen oder stationärem Rahmen. Hierbei führe ich auch Bedarfsermittlungsgespräche, um den Bedarf zu ermitteln. Dies erfolgt ICF-orientiert, also wir versuchen einen ganzheitliche Sichtweise einzunehmen, um auch die Ressourcen des Adressaten aufzuspüren. Nach dem festgestellten Bedarf erfolgen dann die Gesamtplan- sowie Teilhabekonferenzen (GP/THK), die ich oder eine von meinen Kollegen*Innen dann auch moderiert. Wenn klar ist, was der Adressat braucht, geeignete Assistenzleistungen sowie ein Leistungserbringer gefunden ist, wird dann verwaltungsmässig (Erstellung von GP-/TH-plänen, Stellungnahmen, Sozialberichten oder Einstufungen in bestimmte Assistenzgrade) gearbeitet. Aktuell werden seitens der Einrichtungen und im Rahmen des BTHGs personenzentrierte Leistungen in Form von Modellen entwickelt, so dass wir diesbezüglich auch eigene Teilhabeberichte entwickeln.

 

Du siehst also, ich habe bereits jetzt einen sehr abwechslungsreichen und spannenden Beruf. Allerdings stelle ich zunehmend fest, dass es nicht für alle Menschen mit Beeinträchtigungen, insb. für solche mit schwerwiegenden Verhaltensweisen, geeignete Angebote gibt und diese aus den Einrichtungen rausfliegen (Stichwort: Systemsprenger) oder gerade im Seniorenbereich sehen sich die Einrichtungen der Behindertenhilfe bei zunehmendem pflegerischen Bedarf nicht in der Lage, diese Menschen adäquat zu versorgen und  die normalen Altenpflegeheime sind aufgrund von  gravierenden Behinderungen mit diesen Menschen überfordert.Diesbezüglich möchte ich mich in meiner Abschlussarbeit mit dieser Thematik beschäftigen und einen systemtheoretischen Blick drauf werfen.

 

Was dann kommt, weiß ich nicht. Bin offen für alles. Um noch einen vertieften Überblick in die unterschiedlichsten Systeme und ihre Wechselwirkungen zueinander zu bekommen, habe ich mich im Rahmen der Weiterbildungstagen an der HFH zu einer Zusatzbelegung des Weiterbildungsmoduls "Gemeinwohlökonomie" entschlossen. Über die Weiterbildungstage sowie dieser Weiterbildung, die jetzt begonnen hat, werde ich demnächst mehr berichten.

 

Würde mich freuen, wenn du diese dann auch lesen würdest und an meiner Rateumfrage teilnehmen würdest?

 

Herzliche Grüße 

 

Byana 

 

Das klingt in der Tat sehr abwechslungsreich und anspruchsvoll, da schließt deine Abschlussarbeit dann auch genau die Lücke, die uns allen bewusst ist und für die dringend Lösungen erarbeitet werden müssen. Hier fehlt es ja nicht nur an geeigneten Plätzen, sondern auch an qualifiziertem Personal - alleine, wenn man sich anschaut, auf welchem Stand die deutsche Forschung beim Thema Autismus ist und wie Autismus oder auch ADHS in Studiengängen/Ausbildungen thematisiert werden (defizitorientiert, an der Zielgruppe vorbei etc), dann muss es einen nicht wundern, dass die wenigen bestehenden Angebote entweder an den Bedürfnissen der Zielgruppe vorbeigehen und auch nicht ausreichen. Da fehlt auch viel Methodenwissen und ein ressourcenorientierter Blick. Daher ganz wunderbar, dass du dich dieser Lücke annimmst! 

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Ja, exakt so ist es. Aber es fehlen nicht nur Angebote und Personal, sondern es müsste auch vom Rechtssystem her verändert werden. Denn leider ist  mir aufgefallen, dass es im SGB IX (Bundesteilhabegesetz) keine vergleichbare Leistung wie im SGB XI (Pflegeversicherung) gibt. Im SGB XI stehen beispielsweise den pflegenden Angehörigen unterschiedlichste Unterstützungs- und Entlastungsangebote vom Pflegegeld über Pflegezeiten bis hin zu den  Schulungsangeboten durch einen Pflegedienst / Sozialstation zu, während es im SGB IX nichts vergleichbares gibt. Hatte kürzlich einen Fall mit einem schwerst mehrfach behinderten jungen Mann, der als typischer Systemsprenger galt und nur in Einrichtungen durch einen richterlichen Beschluss für freiheitsentziehende Maßnahmen aufgenommen worden ist. Aus seiner letzten Einrichtung ist er  zur Coronazeiten rausgeflogen und trotz intensiver Suche habe ich leider keinen Platz für ihn finden können, also haben sich seine Eltern wieder bereit erklärt, ihn aufzunehmen. Trotz guter häuslicher  Betreuungssituation ohne freiheitsentziehende Maßnahmen konnte den Eltern keine finanzielle Entschädigung ausgezahlt werden, da das Gesetz dies nicht vorsieht. Ein persönliches Budget kann an Dienste der Behindertenhilfe oder an Bekannte ausgezahlt werden, aber nicht an Eltern. Also auch da gibt es eine Lücke in unserem Rechtssystem! Nach meiner Einschätzung muss hier dringend nachgebessert werden, nicht nur im Hinblick auf fehlende Fachkräfte und Versorgungsmöglichkeiten, sondern auch im Sinne der Eltern als Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung. Ebenfalls benötigen wir dringend mehr niederschwellige Beratungsangebote für die Eltern von Kindern mit Behinderungen.

 

Herzliche Grüße 

 

Byana 

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