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Soll ich etwas mit KI studieren? Teil 2


AlexanderEh

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Hallo zusammen,

 

Ich möchte in diesem Beitrag das Informatik-Studium im Bachelor mit dem KI-Studium an der IU vergleichen. Als Vergleichsbasis nehme ich hier das Informatik-Studium, das ich im Bachelor an einer technischen Hochschule absolviert habe. Ich glaube, dass viele Studiengänge ähnlich aufgebaut sind. Dies ist übrigens meine persönliche Sichtweise und spiegelt keine wissenschaftliche Abhandlung wider. 

 

Gemeinsamkeiten: Mathematik und Programmierausbildung

 

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Zunächst fallen mir ein paar Gemeinsamkeiten auf. Die Mathematikausbildung umfasst 20 Creditpoints. Es werden auch sehr ähnliche Themen behandelt, wobei es in meinem damaligen Studium auch das Modul  "Grundlagen der Mathematik und Diskreten Mathematik" gab – ein Sammelsurium aus verschiedensten Themen: von Beweistechniken wie vollständiger Induktion bis hin zu Zahlentheorie und algebraischen Strukturen wie Ringe und Körpern usw. Es wurden auch komplexe Zahlen und andere (damals für mich) esoterische Zahlenbereiche wie Quaternionen angesprochen. Die anderen Mathematikmodule dürften insgesamt ähnliche Inhalte wie die Module an der IU beinhalten. Leider scheint dem Analysis-Modul noch etwas wie die Differentialrechnung in mehreren Variablen zu fehlen (zumindest laut dem Modulhandbuch).

 

Die Statistikausbildung im Informatikstudium war übrigens grottenschlecht. Der Dozent war öfter krank als anwesend – das führte dann dazu, dass die gesamte Inferenzstatistik gegen Ende im Schnelldurchlauf durchgepeitscht wurde. Die Aufgaben wiesen ab und zu Fehler auf (Zahlendreher, unverständliche Texte usw.), und teilweise enthielten selbst die Lösungsvorschläge Fehler. Die Erläuterungen zur Statistik wurden lustlos mit PowerPoint-Folien projiziert. Die anderen Mathematikprofessoren hingegen waren sehr gut und entwickelten Sätze, Ableitungen, Beweise und Beispielaufgaben an der Tafel.

 

Da erhoff ich mir mehr im Psychologiestudium (was ich auch parallel absolviere, siehe hier) und/oder im KI-Studium. Weil ich vieles aus der Mathematik vergessen habe, werde ich die Module absolvieren, obwohl ich es nicht müsste (und mir sicher bin, dass ich meine alten Module anrechnen lassen könnte). Außerdem bin ich neugierig darauf, wie die IU abschneidet.

 

Weil ich generell neugierig bin, wie die IU das Studium organisiert, und weil ich früher Tutor in Programmieren war (und mich auch die Umsetzung von digitaler Lehre interessiert), habe ich darauf verzichtet, die Programmiermodule anrechnen zu lassen. Allerdings bereitet mir das Modul und das Skript (welches ich an einem Tag durchgelesen habe) bereits jetzt schon körperliche Schmerzen. Ich hoffe, dass die Probeklausur nicht das Niveau der Klausur oder gar der gesamten Hochschule widerspiegelt. Selbst ich habe von den Studierenden damals (viel mehr) verlangt. Mir fehlt einfach der Knobelfaktor. Andererseits sind die meisten Studierenden berufstätig und haben wahrscheinlich keine Lust, mehrere Stunden über Übungsblättern (die es an der IU nicht gibt) / Übungsaufgaben zu sitzen. 

 

Unterschiede: Kern-Studium

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Nun gut, kommen wir zum Kernstudium. Das Informatikstudium war ziemlich logisch aufgebaut. Man durchläuft einfach die Schichten der Rechnerarchitektur, beginnend bei den Schaltungen, über die Mikroarchitektur bis hin zum Betriebssystem. Zusätzlich mussten wir auch Maschinenprogrammierung / Assemblerprogrammierung auf einer ausgewählten Architektur erlernen (bei uns war es MIPS-R2000). In den Klausuren wurde hauptsächlich gerechnet oder programmiert. Bei Durchsicht meiner Unterlagen ist mir bewusst geworden, wie viel wir programmiert haben(in Rechnerarchitektur Assembler/C, in Betriebssysteme /Rechnerkommunikation mit Java), obwohl es mir während des Studium immer relativ wenig vorkam. Spannend und sehr praxisrelevant waren dann die Fächer Datenbanken, Web-Technologie und Software-Architektur. Da konnte ich direkt für die Praxis profitieren. Theoretische Informatik, Algorithmen und Datenstrukturen und Kryptografie waren größtenteils mathematisch aufgezogen. 

 

Des Weiteren gab es Wahlpflichtfächer, die jedoch irrelevant waren. Im Bachelor konnte man sich damit natürlich nicht wirklich spezialisieren. Man wählte einfach eine bunte Mischung, häufig mit dem Ziel der Notenverbesserung. Ich bin dankbar, dass ich im Informatikstudium kaum auswendig lernen musste. Stattdessen habe ich viele Stunden mit Übungsaufgaben verbracht.

 

Viele Studierende waren als Werkstudent oder Hiwi angestellt, wodurch sie trotz einer größtenteils theoretischen Ausbildung genug Berufsluft schnuppern konnten. Als Info-Student, so hatte ich damals das Gefühl, kam man fast überall rein, wenn man sich nicht gerade blöd angestellt hat. 

 

Das KI-Studium weicht hier doch stark vom gewöhnlichen Informatikstudium ab. Was ich übrigens sehr gute finde. Im Zentrum stehen vor allem das Studium autonom lernender Systeme: Maschinelles Lernen, Neuronale Netze und Reinforcement Learning. Nach meiner bisherigen Erwartung sollte es dann so sein, dass die Module Computervision und NLP Anwendungen dieser Grundlagen sind. In NLP und Computervision werden zudem Projekte durchgeführt.

 

Ergänzend gibt es noch Fächer wie Cloud Computing, Robotik, IT-Sicherheit, User Experience und ein Ethik-Fach über Data Science.  30 CP kann man als Wahlfach vergeben, sodass man dem Studium eine Ausrichtung geben, z.B. solche:

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Ich bin gespannt wie tief die Inhalte sind. Das Ziel dieses Studiums ist zunächst eine Grundlagenschaffung im Bereich KI. Dazu wird die IU mir den Rahmen geben, aber ich bin ziemlich sicher, dass ich (freiwillig) weitere Literatur mir anschaffen werde, wie z.B. das Standwerk "Künstliche Intelligenz" von Stuart Russell. Einen Master habe ich auch schon in Sicht, der wäre aber im Präsenz. Den könnte ich auch jetzt schon in Angriff nehmen, aber ich möchte mir diese 3 - 4 Jahre geben um die ganze KI-Landschaft in Deutschland zu beobachten. Es kann auch sein, dass die Sprachmodelle sich ökonomisch nicht rentieren und wir gegen aktueller Erwartungen in eine Art KI-Winter schlittern (d.h. Finanzierung und Förderung von KI-Projekten werden größtenteils eingestellt / was ich übrigens nicht glaube). Oder die ökonomische Krise in Deutschland/Europa/Welt verschärft sich. Auch deshalb will ich mich erst in Ruhe im Fernstudium damit beschäftigen.

 

So viel zu meinem Vergleich. Ich bin gespannt, wie sich die Qualität der Lehre an der IU darstellen wird.

 

 

 

 

 

 

Bearbeitet von AlexanderEh

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