Professionelles Handeln in der Sozialen Arbeit - Zwischen Spurensuche und Systemsprengern
Liebe Fernstudium-Community,
heute dreht sich alles um das Modul "Professionelles Handeln in der Sozialen Arbeit" (PHS)und der dazugehörigen Prüfungsleistung in Form einer Komplexen Übung (KÜ).Dieses Modul war für mich persönlich bisher das beste Modul überhaupt.
Es besteht aus 5 Studienbriefen (SB) mit folgenden Inhalten:
1. Professionalisierung in der Sozialen Arbeit
2. Aspekte professioneller Identität
3. Ethik in der Sozialen Arbeit
4. Beruflichen Bildung in der Sozialen Arbeit
5. Digitalisierung in der Sozialen Arbeit
Die Studienbriefe sind gut aufbereitet, verständlich und mit vielen Übungs- und Reflexionsfragen sowie weiteren Anregungen zum Weiterlesen versehen. Wirklich gut 👍🏻 gemacht!
In den SB geht es hauptsächlich um den Professions- und Professionalissierungsprozess in der Sozialen Arbeit, der noch längst nicht abgeschlossen ist.
Die erste Spur in diesem Prozess führt in Deutschland natürlich zur Alice Salamon, einer großartigen Vorkämpferin zur Etablierung der Sozialen Arbeit. Sie hat wirklich große und wunderbare Spuren für die Soziale Arbeit hinterlassen. Auf diesen Spuren konnte sich die Soziale Arbeit weiterentwickeln und neue Bausteine drauf setzen!
Dabei ist der Weg der Sozialen Arbeit von ständigen Widersprüchen und Neuanfängen geprägt. Dies wird auch immer wieder von ständigen neu aufflammenden Professionalisierungsdebatten verdeutlicht.
Zum einen geht es dabei um die Soziale Arbeit als eine eigenständige Profession, zum anderen um ihre Professionalisierung.
Zum ersten Punkt ist zu sagen, dass dies leider immer noch nicht zutrifft. Die Soziale Arbeit ringt nach wie vor um die Anerkennung als eine eigenständige Profession.
Zur klassischen Professionen werden langandauernde akademische Ausbildungen, mit einem hohen Grad an beruflicher Organisation, ein hohes gesellschaftliches Ansehen, persönlichem und fachlichen Gestaltungsspielraum, Entscheidungsfreiheit, sowie einer besonderen professionellen Berufsethik definiert.
Mit Professionalisierung wiederum wird der Weg zur Akademisierung sowie dem professionellem Entwicklungsstand in den beruflichen Handlungsfeldern bezeichnet. Hier war in den letzten Jahren-/-Jahrzehnten eine rasante Entwicklung der Sozialen Arbeit zu verzeichnen.
Die Entwicklung einer professionellen Identität hingegen gestaltet sich jedoch nach wie vor etwas schwierig. Dies hat damit zu tun, dass die Soziale Arbeit eine "Sandwich-Position" innen hat und einem ständigen Legitimationsdruck gegenüber ihren Adressatengruppen, ihren Kollegen, anderen Akteuren, Kostenträgern etc. unterliegt! Dies bedeutet, dass die Soziale Arbeit auch ihr professionelles Handeln rechtfertigen und fachlich fundiert begründen muss!
Und um dieses Thema ging es auch bei der KÜ. In der KÜ sollten wir uns in der beruflichen Rolle und im eigenen professionelle Handeln bei der Vorstellung eines herausfordernden Falles aus dem beruflichem Handlungsfeld einüben. Und ich finde, dass die Soziale Arbeit dringend aus dem Schneckenhaus herauskommen muss! Sie muss viel sichtbarer für die Gesellschaft und die Wissenschaft werden.
Für die KÜ musste ein wissenschaftliches Poster erstellt werden, welches dann in der KÜ präsentiert wurde!
Das Thema für das Poster war eng gekoppelt mit dem Praxismodul.
Kurzer Rückblick zum Praxismodul: hierfür musste eine Hausarbeit aus dem eigenen beruflichen Handlungsfeld erstellt werden. Dabei sollte es um eine besonders schwierige und herausfordernde Situation aus dem beruflichem Handlungsfeld gehen. Im Rahmen dieser Hausarbeit hatte ich mich schon für das Thema "Häusliche Verwahrlosung bei einem Senior" entschieden, welche ich dann mithilfe eines Kriterienrasters reflektiert und analysiert habe. Die Problematik der häuslichen Verwahrlosung ist brisant und natürlich auch von gesellschaftlicher Relevanz. Gerade bei der Adressatengruppe der Senioren konnte eine deutliche Steigerung dieser Problematik festgestellt werden.
So und jetzt wieder zurück zum PHS: für das wissenschaftliche Poster habe ich dann nochmals die Ausgangslage geschildert, die rechtlichen Grundlagen zum Thema dargelegt sowie mir eine spannende Frage für die KÜ überlegt. Bei mir betraff dies die Frage nach der Gefährdungslage des Betroffenen.
Die rechtliche Lage ist in diesem Bereich sehr komplex. Denn im Kern geht es hier um die Grundrechte der Selbstbestimmung und des Wohnens von Betroffenen. Zum anderem stellte sich die Frage, wann ein Sozialarbeiter aufgrund seiner Garantenstellung und anderen rechtlichen Grundlagen verpflichtet ist, zu handeln bzw. einzugreifen? Und überhaupt, ob man dies überhaupt darf?
Denn es ist ein schmalen Grad zwischen der Selbstbestimmung und der Verwahrlosung. Zudem wurden ja auch nicht zuletzt durch die Einführung des Bundesteilhabegesetzes die Selbstbestimmungsrechte der Betroffenen deutlich gestärkt. Deshalb gab es in diesem Bereich viele rechtliche Hürden.Allerdings ging es auch um den Schutz des Betroffenen und unsere Fürsorgepflicht!
Ich hatte mich damals bei meinem Fall aufgrund der extremen Gefährdungslage dazu entschlossen, sofort zu reagieren und habe meinen Chef sofort benachrichtigt. Nach Absprache habe ich dann auch die weiteren Handlungsschritte und Interventionen durchgeführt. Denn der Betroffene war nicht nur im verwahrlosten, sondern auch in einem besorgniserregenden gesundheitlichen Zustand. Zum Glück ließ er sich nach mehrmaligen Überzeugunsversuchen von mir doch noch auf freiwillige Basis dazu überreden in die Klinik zu gehen. So dass ich dann diesbezüglich alles auf den Weg brachte. Zwischenzeitlich lebt der Betroffene in einem speziellen Fachpflegeheim! Da ich weiterhin für den Fall zuständig bin, habe ich ihn zwischenzeitlich auch im Fachpflegeheim besucht. Ich gehe davon aus, dass er sich an mich erinnern konnte, denn es huschte ein Lächeln 😃 über sein Gesicht und er führte mich freudig durch sein neues Zuhause 🏡.
Im Teil II wird es um die KÜ hinsichtlich des professionellen Handels und der Entwicklung einer professionellen Identität sowie um die reflexive Begleitung gehen. Hinzu wird noch eine Methode, die wir in der KÜ erprobt haben, vorgestellt.
So, jetzt muss ich aber in den Außendienst.
Euch allen noch eine schöne restliche Woche und bis demnächst!
Bearbeitet von Byana
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