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Professionelles Handeln in der Sozialen Arbeit - Zwischen Spurensuche und Systemsprengern


Byana

203 Aufrufe

Liebe Fernstudium-Community,

 

heute dreht sich alles um das Modul "Professionelles Handeln in der Sozialen Arbeit" (PHS)und der dazugehörigen Prüfungsleistung in Form einer Komplexen Übung (KÜ).Dieses Modul war für mich persönlich bisher das beste Modul überhaupt. 

 

Es besteht aus 5 Studienbriefen (SB) mit folgenden Inhalten:

 

1. Professionalisierung in der Sozialen Arbeit 

2. Aspekte professioneller Identität 

3. Ethik in der Sozialen Arbeit 

4. Beruflichen Bildung in der Sozialen Arbeit 

5. Digitalisierung in der Sozialen Arbeit 

 

Die Studienbriefe sind gut aufbereitet, verständlich und  mit vielen Übungs- und Reflexionsfragen sowie weiteren Anregungen zum Weiterlesen versehen. Wirklich gut 👍🏻 gemacht!

 

In den SB geht es hauptsächlich um den Professions- und Professionalissierungsprozess in der Sozialen Arbeit, der noch längst nicht abgeschlossen ist.

Die erste Spur in diesem Prozess führt in Deutschland  natürlich zur Alice Salamon, einer großartigen Vorkämpferin zur Etablierung der Sozialen Arbeit. Sie hat wirklich große und wunderbare Spuren für die Soziale Arbeit hinterlassen. Auf diesen Spuren konnte sich die Soziale Arbeit weiterentwickeln und neue Bausteine drauf setzen!

Dabei ist der Weg der Sozialen Arbeit von ständigen Widersprüchen und Neuanfängen geprägt.  Dies wird auch immer wieder von ständigen neu aufflammenden Professionalisierungsdebatten verdeutlicht. 

Zum einen geht es dabei um die Soziale Arbeit als eine  eigenständige Profession, zum anderen um ihre Professionalisierung.

Zum ersten Punkt ist zu sagen, dass dies leider immer noch nicht zutrifft. Die Soziale Arbeit ringt nach wie vor um die Anerkennung als eine eigenständige Profession.

 

Zur klassischen Professionen werden langandauernde akademische Ausbildungen, mit einem hohen Grad an beruflicher Organisation, ein hohes gesellschaftliches Ansehen, persönlichem und fachlichen Gestaltungsspielraum, Entscheidungsfreiheit, sowie einer besonderen professionellen Berufsethik definiert. 

 

Mit Professionalisierung wiederum wird der Weg zur Akademisierung sowie dem  professionellem Entwicklungsstand in den beruflichen Handlungsfeldern bezeichnet. Hier war in den letzten Jahren-/-Jahrzehnten eine rasante Entwicklung der Sozialen Arbeit zu verzeichnen.

Die Entwicklung einer professionellen Identität hingegen gestaltet sich jedoch nach wie vor etwas schwierig. Dies hat damit zu tun, dass die Soziale Arbeit eine "Sandwich-Position" innen hat und einem ständigen  Legitimationsdruck gegenüber ihren Adressatengruppen, ihren Kollegen, anderen Akteuren, Kostenträgern etc. unterliegt! Dies bedeutet, dass die Soziale Arbeit auch ihr professionelles Handeln rechtfertigen und fachlich fundiert begründen muss!

 

Und um dieses  Thema ging es auch bei der KÜ. In der KÜ sollten wir uns in der beruflichen Rolle und im eigenen professionelle Handeln bei der Vorstellung eines  herausfordernden Falles aus dem beruflichem Handlungsfeld einüben. Und ich finde, dass die Soziale Arbeit dringend aus dem Schneckenhaus herauskommen muss! Sie muss viel sichtbarer für die Gesellschaft und die Wissenschaft werden. 

 

Für die KÜ musste ein wissenschaftliches Poster erstellt werden, welches dann in der KÜ präsentiert wurde!

Das Thema für das Poster war eng gekoppelt mit dem Praxismodul.

 

Kurzer Rückblick zum  Praxismodul: hierfür  musste eine Hausarbeit aus dem eigenen beruflichen Handlungsfeld erstellt werden.  Dabei sollte es um eine besonders schwierige und herausfordernde  Situation aus dem beruflichem Handlungsfeld gehen. Im Rahmen dieser Hausarbeit hatte ich mich schon für das Thema "Häusliche Verwahrlosung bei einem Senior" entschieden, welche ich dann mithilfe eines Kriterienrasters reflektiert und analysiert habe. Die Problematik der häuslichen Verwahrlosung ist brisant und natürlich auch von  gesellschaftlicher  Relevanz. Gerade bei der Adressatengruppe der Senioren konnte eine deutliche Steigerung dieser Problematik festgestellt werden. 

 

So und jetzt wieder zurück zum PHS: für das wissenschaftliche Poster habe ich dann nochmals die Ausgangslage geschildert, die rechtlichen Grundlagen zum Thema dargelegt sowie mir eine spannende Frage für die KÜ überlegt. Bei mir betraff dies die Frage nach der Gefährdungslage des Betroffenen. 

 

Die rechtliche Lage ist in diesem Bereich sehr komplex. Denn im Kern geht es hier um die Grundrechte der Selbstbestimmung und des Wohnens von Betroffenen. Zum anderem stellte sich die Frage, wann ein Sozialarbeiter aufgrund seiner Garantenstellung und anderen rechtlichen Grundlagen verpflichtet ist, zu handeln bzw. einzugreifen? Und überhaupt, ob man dies überhaupt darf?

 

Denn es ist ein schmalen Grad zwischen der Selbstbestimmung und der Verwahrlosung. Zudem wurden ja auch nicht zuletzt durch die Einführung des Bundesteilhabegesetzes die Selbstbestimmungsrechte der Betroffenen deutlich gestärkt. Deshalb gab es in diesem Bereich viele rechtliche Hürden.Allerdings ging es auch um den Schutz des Betroffenen und unsere Fürsorgepflicht!

 

Ich hatte mich damals bei meinem Fall aufgrund der extremen Gefährdungslage dazu  entschlossen, sofort zu reagieren und habe meinen Chef  sofort benachrichtigt. Nach Absprache habe ich dann auch die weiteren Handlungsschritte und  Interventionen durchgeführt. Denn der Betroffene war nicht nur im verwahrlosten, sondern auch in einem besorgniserregenden gesundheitlichen Zustand. Zum Glück ließ er sich nach mehrmaligen Überzeugunsversuchen von mir doch noch auf freiwillige Basis dazu überreden in die Klinik zu gehen. So dass ich dann diesbezüglich alles auf den Weg brachte. Zwischenzeitlich lebt der Betroffene in einem speziellen Fachpflegeheim! Da ich weiterhin für den Fall zuständig bin, habe ich ihn zwischenzeitlich auch im Fachpflegeheim besucht. Ich gehe davon aus, dass er sich an mich erinnern konnte, denn es huschte ein Lächeln 😃 über sein Gesicht und er führte mich freudig durch sein neues Zuhause 🏡.

 

Im Teil II wird es um die KÜ hinsichtlich des professionellen Handels und der Entwicklung einer professionellen Identität sowie um die reflexive Begleitung gehen. Hinzu wird noch eine Methode, die wir in der KÜ erprobt haben, vorgestellt. 

 

So, jetzt muss ich aber in den Außendienst.

 

Euch allen noch eine schöne restliche Woche und bis demnächst!

 

 

 

 

Bearbeitet von Byana

3 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Zitat

5. Digitalisierung in der Sozialen Arbeit 

 

Magst Du kurz etwas dazu schreiben, was dort mit dazugehört?

 

Was die Professionalisierung von Bereichen angeht, sehe ich das durchaus zweischneidig.

 

Zu oft bedeutet dies doch, dass es letztlich um Kostenoptimierung und Gleichschaltung geht und die Individualität verloren geht und die Möglichkeit, Zeit zu investieren. Welche ich gerade in den Feldern der Sozialen Arbeit für enorm wichtig halte, um den Menschen gerecht zu werden, um die es geht – oder zumindest gehen sollte. 

 

Mehr Fachwissen, mehr Qualifikation und letztlich auch bessere Bezahlung, wenn es in diese Richtung geht, dann gehe ich auch bei Professionalisierung mit. 

 

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KOsteneffizienz und Co haben nix mit der Professionalisierung zu tun. Das ist BWl und kommt dann in die Soziale Arbeit, wenn BWLer die Geschäftsführung stellen, anstatt dort Leute hinzusetzen die von unserem Beruf Ahnung haben...

Professionalisierung ist im gegenteil eine Erweiterung der Methodischen Möglichkeiten und Blicken über den Tellerand sprich Fachübergreifende ganzheitliche Arbeit, was gerade im Sozialen Bereich sehr wichtig ist. 

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Hallo zusammen,

 

@Markus Jung: mit deinem letzten Absatz "mehr Fachwissen, Akademisierung von Sozialen Berufen, teilweise sogar bessere Bezahlung " liegst du genau richtig. Darauf zielt die Professionalisierung ab, letztlich geht es auch um mehr Anerkennung und Wertschätzung der Sozialen Berufen in der Gesellschaft. Durch Professionalisierung kann auch ein hoher Grad von Qualität nachgewiesen werden. Für das professionelle Handeln im beruflichen Handlungsfeld braucht man Wissen, Können, eine bestimmte Haltung, man braucht Feingefühl und Empathie im Umgang mit Menschen bzw. Klienten, eine gewisse Balance zwischen dem Nähebedürfnis des Klienten und der professionellen Distanz. Im Grunde genommen kann man nur dann professionell gut handeln, wenn man sein ganzes (Fach-, Handlungs-und Erfahrungs-)Wissen, Kompetenzen und Fähigkeiten miteinbringt. Selbstkritik und gewisse Zweifel gehören auch mit dazu. Regelmäßige Reflexionen führen dazu, dass man sich persönlich und fachlich weiterentwickelt.

@AZISelbstverständlich zählt eine umfassende, ganzheitliche Beratung/Intervention sowie die Zusammenarbeit im multiprofessionellem Kontext z. B. im Rahmen von Teilhabekonferenzen oder Berufswegekonferenzen mit dazu. Teilweise gehören in Streitfall bei uns zumindest auch die Runden Tische mit dazu. Hierbei wäre ich leider 😉ohne mein Methodenkoffer ganz aufgeschmissen 🫣🤗.

Kosteneffizienz und Co sind zwar in der BWL zu verankern, aber leider wird im Zuge des BTHG's und dem damit verbundenen Paradigmenwechsel hin zur Personenzentrierung schon sehr auf die Ausgabendynamik geachtet. Hierfür werden ja auch bestimmte Methoden wie das Fall Management oder Sozialmanagement eingesetzt.Hinzu kommt die Umstellung auf neue Leistungssystematiken, da die alten Verträge ausgelaufen sind. Somit gibt es in jedem Landkreis und jedem Bundesland eine Vielzahl von unterschiedlichsten Modellen, die durch personenzentrierte Assistenzleistungen zur Leistungspaketen zusammengeschnürt werden. Das bedeutet für uns Sozialarbeitende und Fachkräfte viel, viel mehr Arbeit und eher eine Papier- statt Personenzentrierung. Es verläuft eher in Richtung einer ausufernde Bürokratie und ich bezweifle manchmal, ob diese ganzen Umstellungen wirklich den Menschen zugute kommen! Auch im Hinblick auf die Ausgabenseite kann ich mich nicht wirklich vorstellen, dass sich diese reduzieren werden! Ich fürchte eher dass es in einer ganz anderen Richtung geht!

 

Noch kurz zu Digitalisierung: da geht es um die zunehmende Digitalisierungsprozesse in der Gesellschaft, um die Wirkungen der zu starken Medialisierung bei  Kindern (da werde ich bei meiner Hausarbeit im Modul Soziale Arbeit und Gesundheit näher drauf eingehen), um die ethische Aspekte der Digitalisierung. Spannend sind natürlich die durch die  Digitalisierungsprozesse neue entstehende Berufsbilder und Möglichkeiten von Onlineberatungen sowie von Videokonferenzen! 

 

Aktuell ist bei uns auch die Umstellung auf E-Akte angedacht, was ebenfalls durch die Digitalisierungsprozesse ausgelöst wurde.

 

Euch noch einen schönen Abend.

 

LG

Byana 

 

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