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Silberpfeil

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Blogbeiträge von Silberpfeil

  1. Silberpfeil
    Wenn`s einmal läuft, dann läuft es... das passt sowohl zur Hausarbeit, als auch für das Jahr 2019.
     
    Da mein Mann krank geworden ist (Erkältung), hatte ich Zeit, mich um die Hausarbeit zu kümmern. Nachdem mich das Thema Gefühlsarbeit leider nur noch frustriert hat, habe ich noch mal alles auf Null gestellt, mir ein neues Thema gesucht (Smalltalk als Pflegeintervention) und bin nach der Absprache mit dem Modulverantwortlichen, die erfreulich schnell ging, neu gestartet. Und auf einmal lief es... ich habe in der Unibibliothek viel Literatur gefunden und bin schon zur Hälfte fertig. Sogar formatiert habe ich schon, ganz ohne etwas kaputt hauen zu müssen. 😁😉
    Die Hausarbeit schließt dann das letzte Modul des 5. Semesters, so dass sich ein Rückblick auf 2019 anbietet.
     
    Studium: 4. und 5. Semester
    In den Klausurmodulen habe ich nun schon Routine. Ich weiß ziemlich genau, wie ich mir die Studienbriefe zeitlich einteilen muss, damit ich zum Termin startklar bin. Die Lernmethoden habe ich jedoch nach Bedarf variiert: mal gab es Online-Lernkarten, die aber eher Zusammenfassungen der Kapitel enthielten, mal real-life-Papp-Karten 😉, mal Mindmaps, je nachUmfang des Stoffs. Drei Klausuren habe ich geschrieben, das letzte Ergebnis steht noch aus.
     
    In beiden Semestern zusammen habe ich 3 Hausarbeiten geschrieben, bzw. stelle die 3. gerade fertig. Da bin ich zwiegespalten: Einerseits machen mir gerade die Hausarbeiten riesig viel Spaß, und der Nutzen ist groß. Ich versuche, Themen zu wählen, die auch relevant für den Unterricht sein können, und für mich selbst hat es viel größeren Mehrwert, mich intensiv mit einem Thema zu befassen, als für eine Klausur zu lernen.
    Andererseits ist die Themenfindung jedes Mal wieder ein Krampf. Die HFH sollte hier ein Tutorial anbieten, denn ich bin nicht die Einzige mit diesem Problem. Im Prinzip bekommt man die Anweisung: Schreib eine Hausarbeit, such Dir selbst ein Thema. Und dann steht man da wie ein Fahranfänger vor einem Porsche und weiß nicht mal, wie man die Tür auf bekommt.
     
    Es gab pro Semester jeweils eine Komplexe Übung. Thematisch spannend waren beide, aber die Dozenten hätten unterschiedlicher nicht sein können. Beide KÜ`s haben mir inhaltlich trotzdem viel gebracht, und ich nutze das häufig im Unterricht. Das beste war aber, meine Kommilitonen mal wieder zu treffen, denn es wird nicht mehr viele Gelegenheiten geben. Und leider wohnen wir sehr weit auseinander.
     
    Das wohl größte Thema des Studiums stand im 5. Semester an: das Hauptpraktikum und die Lehrproben. Unfassbar, dass das vorbei ist. Es fühlt sich auch schon an, als wäre es richtig lange her. Dabei war es mal für mich eine der größten Hürden des Studiums.
    Es hat mir persönlich viel gebracht und mich verändert, das geschafft zu haben. Heute denke ich bei vielen Sachen: "nicht halb so schlimm wie eine Lehrprobe." 😁 Ich habe gelernt, meinen eigenen Fähigkeiten mehr zu vertrauen, und dass kaum eine Hürde zu groß ist, dass man sie nicht mit Willen und Vorbereitung schaffen könnte. Von dem Gefühl danach, es geschafft zu haben, zehre ich immer noch.
     
    Insgesamt muss ich sagen, dass ich mehr Lernkompetenzen dazu gewonnen habe. Ich kann mich noch besser organisieren, Frust besser überwinden, und dem Perfektionismus habe ich auch abgeschworen mittlerweile. 
     
    Job:
    Das Jahr 2019 startete mit einem Jobangebot meiner Schule, an der ich als Dozentin freiberuflich unterrichtete. Der komplette Wechsel vollzog sich dann zum 1.5., im Krankenhaus bin ich seitdem noch zwei mal im Monat.
    Mit dem Jobwechsel veränderte sich auch mein Alltag grundlegend. Kein Schichtdienst mehr, bis auf eins im Monat keine Wochenenden und keine Feiertage. Dadurch wurde mein Leben nicht nur viel planbarer, sondern ich fühle mich nicht mehr fremdbestimmt und entdecke völlig neue Dinge. Zum Beispiel, dass ich eigentlich ein Frühaufsteher bin. 🙈 So etwas geht einfach verloren, wenn man drei Schichten arbeitet.
    Die Arbeit an der Schule ist einfach großartig. Dazu gehört natürlich der Unterricht, aber auch die Begleitung der praktischen Ausbildung. Dazu besuchen wir jeden Schüler ein mal pro Praxisblock auf Station, und da ich nun  mal ein Praktiker bin, genieße ich das sehr.
    Ich habe schon sehr viele Unterrichtsthemen neu erschlossen. Dabei hilft mir meine 11 jährige Berufserfahrung sehr weiter, so dass ich oft fachlich nicht viel recherchieren muss. Ich muss mir dann überlegen, wie ich die Themen didaktisch so aufbereite, dass die Schüler einen möglichst guten Zugang haben. Dabei habe ich zum Glück viel Hilfe von meinen Kollegen.
    Scheint aber so schlecht nicht zu laufen.😁Ich mag einfach die Schüler und fühle mich mit ihnen wie "unter Kollegen".
    Trotzdem hätte ich nie gedacht, dass mir die Arbeit auf Station so fehlen könnte. Ich war selbst am meisten überrascht, aber es ist ein super Gefühl, einmal im Monat die blauen Funktionsklamotten anzuziehen und Krankenpflegerin zu sein!
     
    Privates:
     Das allerbeste 2019: Ich habe meinen IT-Mann geheiratet! ❤️ Ohne seinen Support in jeder Lebenslage wäre ich nie so weit gekommen! Unsere Hochzeit fand bei traumhaftem Wetter in unserem Garten statt, und danach ging es in die Flitterwochen nach Italien.
     
    Zusammen haben wir im Februar angefangen, die müden Knochen mit Lauftraining in Schwung zu bringen. Ziel war, bis Herbst 10km zu laufen, gestartet sind wir bei 2km. Die 10km haben wir allerdings schon im Juni geknackt. 😀 Seit September gehe ich wetterbedingt ins Fitnessstudio und habe meine Begeisterung fürs Krafttraining entdeckt. 💪 Dank meiner neuen Arbeitszeiten kann ich vor der Arbeit in die Muckibude gehen. Das klappt drei mal die Woche.
    Außerdem waren wir 2019 auf ziemlich vielen tollen Konzerten, von Hip Hop bis Geknüppel (was eher mein Zuhause ist 😉).
     
    Vor allem: Niemand von meinen Lieben ist 2019 krank geworden, und wir mussten zu keiner Beerdigung gehen! Wir hatten durchaus schon andere Jahre, deshalb bin ich dafür besonders dankbar! 
    Und für meine eigene Gesundheit und für die meines Mannes, die es uns erlaubt, 70 Stunden pro Woche zu arbeiten / zu studieren, Sport zu treiben, und trotzdem noch genug Energie zu haben, um auf Konzerte zu gehen!
     
    Denn das fühlt sich nicht an wie eine Last, sondern wie ein Privileg! ❤️
    Und das ist auch das Einzige, was ich mir für 2020 wünsche!
     
    Euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr!
    Silberpfeil!

  2. Silberpfeil

    Palliative Care
    Und am Kalender? Unglaublich, wie schnell die Zeit herum geht und das Studium voranschreitet. Von den beiden Hausarbeiten haben ich leider noch kein Ergebnis. Weil Warten so viel Freude macht. 🙄
     
    Die Komplexe Übung im Modul Kompetenzorientiertes Unterrichten und Prüfen musste verschoben werden, da der Dozent erkrankt ist. Folgetermin fällt leider auf den Samstag nach meinem Geburtstag... Pech. 🙂
    Ich konnte aber an der Präsenzveranstaltung für das Modul Palliative Care teilnehmen. Das Modul gehört zu den Fachwissenschaften Pflege und kann auch einzeln als Weiterbildung gebucht werden. Die Studienbriefe behandeln die Themen:
    1. Grundlagen und Rahmenbedingungen von Palliative Care und Hospizarbeit
    2. Ethisch-rechtliche Aspekte der Palliativpflege
    3. Symptomerfassung und -Kontrolle, medizinisch-pflegerische Aspekte der Palliativpflege
    4. Symptomerfassung und -Kontrolle, psycho-soziale Aspekte der Palliativpflege
    5. Symptomerfassung und -Kontrolle, religiös-spirituelle und existentielle Aspekte und multiprofessioneller Teamansatz.
     
    Sowohl die Präsenzveranstaltung als auch die KÜ findet online statt. Ich habe mich aus Termingründen beim Studienzentrum Nürnberg angemeldet, weil es Überschneidungen gab mit dem Termin in Kassel. Die Präsenzveranstaltung ist zwar keine Pflicht, aber man muss für die Studienleistung Referat, welches in der KÜ gehalten wird, ein Thema mit dem Modulverantwortlichen vereinbaren. Das konnte ich zwar bereits vorher per Mail, aber ich habe trotzdem teilgenommen, da das Thema Palliative Care sehr interessant ist. Während meiner Ausbildung konnte ich viel Erfahrung im Hospiz sammeln, und mein späteres Arbeitsfeld Intensivstation hat viele Überschneidungen in den Themen. 
     
    Zum gewählten Referatsthema muss eine PPP angefertigt werden, die Präsentation soll 15 Minuten dauern, und anschließend soll es eine zehnminütige Diskussion geben. Mein Referat und meine Präsentation sind fertig, und ich bin gespannt auf den KÜ-Termin, an dem ich es vorstellen werde. Ich werde berichten!
     
    So langsam kommt das Frühlingswetter auch bei uns im Harz an, und wir sind schon die erste Runde mit den Mopeds gedreht! 🏍️
     
    Bis bald!
    Silberpfeil
  3. Silberpfeil

    Professionalität in der Berufsbildungspraxis
    Die KÜ am Samstag im Modul Professionalität in der Berufsbildungspraxis fand online statt und befasste sich mit Antinomien - also unauflösbaren - Widersprüchen im Lehrerberuf. Dabei sind wir vorher auf verschiedene Antinomien eingegangen, z.B.:
    - die Lehrkraft soll auf die Individualität aller Lernenden eingehen, aber ein formal definiertes Bildungsziel erreichen.
    - zwischen Lernenden und Lehrenden ist ein asymmetrisches Machtverhältnis, trotzdem sollen Lernende zum "selbstgesteuerten" Lernen angeregt werden.
    Insgesamt haben wir uns mit elf Antinomien beschäftigt und sind anschließend in Gruppen eingeteilt worden. In den Gruppen sollten wir einen Fall konstruieren und später im Rollenspiel vorstellen, der dann durch die anderen zu einer Antinomie zugeordnet werden sollte. Im Anschluss wurden Lösungswege erarbeitet.
     
    Keine Gruppe musste einen Fall konstruieren, alle konnten einen Fall aus ihrem Alltag schildern. Durch diese Vorgehensweise ist dieses eher theoretische Modul sehr praxisnah geworden, was auch an der hervorragenden Moderation der Dozentin lag. Es war ihr wichtig, dass wir nicht nur etwas akademisches lernen, sondern davon auch einen Mehrwert für unsere tägliche Arbeit haben. Wenn man diesen Mehrwert dann noch an einem theoretischen Modell ausrichten und begründen kann, hat das auch Masterniveau.
     
    Alles in allem war es mal wieder ein sehr lehrreiches Modul. Außerdem baute das Modul auf verschiedene Inhalte aus dem Bachelor auf, was für mich toll war, denn ich habe nun selbst das Gefühl einer Weiterentwicklung. 🙃 So darf es gerne weitergehen! Als nächstes bearbeite ich die Hausarbeit für Psychopathologie weiter.
     
    Euch eine gute Woche!
    Silberpfeil
  4. Silberpfeil
    Heute möchte ich einen kleinen Einblick geben, wie ich Unterricht plane. Als Beispiel habe ich das Thema Arzneimittellehre genommen, da ich das gerade mit zwei verschiedenen Berufsgruppen (Altenpfleger:innen und Heilerziehungspfleger:innen) bearbeite. Spoiler: Es ist eins meiner absoluten Lieblingsthemen.😎 Was vermutlich jedem so geht nach Jahren auf Intensivstation in Zusammenarbeit mit Anästhesist:innen.😈
    An Berufsbildenden Schulen in Niedersachsen hat man als Lehrkraft pro Woche 24,5 Unterrichtsstunden abzuleisten, abzüglich der Praxisbesuche bei den Auszubildenden. Ich muss zugeben, dass mir früher nicht klar war, wie viel Arbeit eigentlich in Unterricht steckt und was Lehrkräfte da an Zeit investieren. Immer gesetzt den Fall, dass sie nicht nur ihr Schema F abspulen, dassie einmal geplant haben und immer wieder genauso durchziehen, egal welche Zielgruppe vor ihnen sitzt.
     
    1.       Der Inhalt: Sichten und recherchieren
    Zu Beginn sichte ich in verschiedenen Fachbüchern und Fachartikeln die Inhalte. Wenn man keine Vorkenntnisse im Thema hat, ist dieser Teil sehr aufwändig. Man muss zwar nicht alle Details eines Themas kennen, aber in der Breite sollte man sich schon auskennen. Beispiel Arzneimittellehre: zum Glück war das ein sehr großer Bestandteil meiner Berufstätigkeit auf Intensivstation: Wie verteilt sich dieses Arzneimittel im Körper und was macht es dort? Wie ist der gewünschte Effekt? Die Krankenbeobachtung gehörte dann zu meinen Hauptaufgaben. Trotzdem war das viel spezielles Fachwissen, welches Auszubildende erst mal nicht brauchen.
     
    2.       Ziele für den Unterricht: was müssen die Schüler wirklich wissen? = didaktische Reduktion
    Außerdem setze ich Ziele, was ich mit dem Unterricht erreichen möchte und was Auszubildende lernen müssen, um beruflich handlungskompetent zu sein. Denn: reines Wissen ist kein Lernziel. Auszubildende müssen in der Praxis umsetzen können, was sie lernen, oder Probleme aus der Praxis im Unterricht wiederfinden. Es nutzt den Auszubildenden nichts, wenn sie nur Begriffe auswendig lernen wie Pharmakokinetik, aber dann das gelernte nicht in der Praxis umsetzen können. Am Beispiel Arzneimittellehre kann ich sagen, dass ich mit den Auszubildenden genau recherchiert habe, wie eine Tablette, ein Zäpfchen, eine Inhalation vom Körper aufgenommen wird, wie das Medikament zum Zielort gelangt und was es dort verändert. So konnten sie selbst ableiten, wie wichtig die korrekte Verabreichung ist. Dafür ist es für mich nicht relevant, ob sie Fremdwörter auswendig gelernt haben.
     
    Dies ist ein sehr kreativer Teil mit viel Eigenverantwortung, da man entscheidet, was man für wichtig hält und was man weg lässt. An manchen Schulen wird leider alles bis  aufs Stöckchen und Steinchen vorgegeben. Das wichtigste ist meiner Meinung nach der Praxisbezug. Ich habe mich schon gefragt, wie machen das Kollegen, die keinen Praxisbezug mehr haben? Oder fachfremde Dozenten, die oft Inhalte bringen, die nicht relevant oder viel zu umfangreich sind.
     
    3.       Verteilen der Inhalte auf die vorgesehenen Stunden = Vorplanung
    Dafür muss man einschätzen, wie viel Zeit man in etwa braucht für Unterthemen (Bestellung, Lagerung, Richten). Dies ist sehr abhängig von der Gruppe und Faktoren wie Größe, Leistungsfähigkeit, Konzentration, Motivation. Es ist sehr schwer bei Gruppen, die man nicht kennt. Außerdem schwankt ja bei allen Gruppen die Tagesform, und man muss seinen Plan immer wieder flexibel anpassen.
     
    4.       Planung der einzelnen Unterrichtseinheiten = Detailplanung
    Dafür muss man sich wieder überlegen: Was ist das Ziel der Stunde? Wie ist der Ablauf und welche Methoden sind geeignet. Man muss benötigte Unterrichtsmaterialien herstellen wie Präsentationen, Arbeitsblätter, Metaplankarten, etc. Und man muss wissen, wie die Räume ausgestattet sind, sofern man diese noch nicht kennt.
     
    5.       Wünsche und Interessen der SuS berücksichtigen
     
    Für mich kam neu die Zielgruppe der Heilerziehungspfleger:innen dazu. In der ersten Stunde habe wir erst mal erarbeitet, was die Aufgaben in Bezug auf Arzneimittel sind - und überrascht festgestellt, dass das ganz schön viel ist. Also habe ich natürlich eine neue Planung für die Gruppe erstellt, da sie andere Ziele haben. Beispielsweise verabreichen sie keine Injektionen, arbeiten aber viel mit Psychopharmaka. 
     
    Bei Kollegen mit wenig Berufserfahrung in der Pflege sehe ich die Probleme, dass nicht nur das Unterrichten selbst, also die Methoden erlernt werden müssen, sondern auch das viel inhaltliches fehlt. Man muss zum Beispiel auf spontane Fragen der Auszubildenden reagieren.
    Es gibt an vielen Stellen Beschwerden, dass die Pflegeausbildung nicht praxisorientiert ist. Meiner Meinung nach ist an der Stelle der Grund zu suchen, dass viele Leute Lehrende werden, um nicht mehr am Patienten arbeiten zu müssen. Oder weil viele Lehrkräfte schon teilweise Jahrzehnte nicht in der Praxis gearbeitet haben.
     
    Mir macht es wirklich Spaß, meine praktischen Erlebnisse in den Unterricht einfließen zu lassen. Das gibt auch immer was zu lachen, weil Patienten auf die verrücktesten Ideen kommen. Zum Beispiel Tabletten kleinzubröseln und durch die Nase zu ziehen. 🙄 Brausetabletten zu lutschen oder oder oder...
     
    Bei Gelegenheit werde ich einen Einblick geben in die Praxisbesuche. 
    Euch ein schönes Pfingstwochenende!
    Viele Grüße
    Silberpfeil
  5. Silberpfeil
    Am Samstag stand die nächste Komplexe Übung in Fachdidaktik Pflege an. Während der letzten vier Wochen sollten wir in Gruppenarbeit Lernstationen als Unterrichtsplanung in Gruppenarbeit erstellen. Während der KÜ sollten die Gruppen ihre Stationen präsentieren. Danach sollte als Einzelleistung jeder noch mal seine didaktischen Entscheidungen und Ziele anhand eines didaktischen Modells begründen. So weit, so gut.
     
    Ich bin schon am Freitag nach Hamburg angereist, um den Abend mit meiner besten Freundin, die dort wohnt, zu verbringen. Die Anreise gestaltete sich schon als Abenteuer, denn mein ICE ab Göttingen hatte nicht nur Verspätung, er fiel gleich aus.
    Der nachfolgende Zug war dementsprechend unfassbar überfüllt.
    Aber so etwas verdirbt einer Bahn-geplagten Ferstudentin ja auch nicht die Laune. 116 Seiten Nordseekrimi später ging es ab ins Schanzenviertel, um den Staub der Anreise mit ein bis vier Bier runter zu spülen. 😎 
    Ergebnis am nächsten Morgen: Kopfweh. 🤕 Aber Jammern half nicht.
     
    Leider war der Dozent etwas gewöhnungsbedürftig. Wir kannten ihn ja schon vom letzten Mal. Eigentlich sind wir eine sehr lebhafte Kleingruppe, die gern und viel diskutiert und Erfahrungen austauscht. Immerhin sind die Präsenzen dafür auch ein perfekter Ort, denn wir kommen alle aus unterschiedlichen Bundesländern, so dass es sehr spannend ist zu hören, wie die jeweiligen Schulen der anderen organisiert sind.
    Skurrilerweise - denn es ging ja um Fachdidaktik Pflege, also darum, wie pflegerelevante Themen am besten unterrichtet werden können - war die Lieblingsmethode des Dozenten... Frontalunterricht. 🙈 
    Es gab PowerPoint Präsentationen mit langer Monolog-Zeit, so dass wir ständig das Gefühl hatten, in unserer Kreativität ausgebremst zu werden. 🙄 Es gibt sicher Gruppen, zu denen das sehr gut passt. Bei uns war das leider ganz anders.
     
    Trotzdem liefen sowohl die Gruppen- als auch die Einzelpräsentationen ziemlich gut, und wir konnten alle sehr gute Noten abräumen. Man muss aber wirklich sagen, dass auch eine Menge Arbeit darin steckte, und entsprechend habe ich mich auf mein Restwochenende gefreut, das ich mit meinem IT-Boy 😁 verbringen wollte.
     
    Aber zwischen mir und meinem Wochenende stand noch die Heimfahrt mit der Deutschen Bahn. Der Zug kam pünktlich in Hamburg an, aber er fuhr nicht los. Auf der Anzeigentafel stand plötzlich „Feuerwehreinsatz“. Zum sehr großen Glück stellte sich aber schnell heraus, dass es um keinen Personenschaden  ging, sondern dass in Harburg „nur“ eine Böschung brannte, ohne dass dabei ein Mensch zu Schaden kam. Mit 30 Minuten Verspätung ging es ab nach Hause.
    Und da ich gern die kleinen Freuden des Lebens feiere, habe ich auch diese Fahrt mit einem großartigen Nordseekrimi und einem Kaffee verbracht, so dass mir das bisschen Verspätung nicht den Tag verderben konnte. 😉
     
    Euch allen einen schönen Sonntag!
    Silberpfeil
     

  6. Silberpfeil

    Pflege I "nurslife"
    ... und wie bringt man das anderen Leuten bei?

     
    Da ich ja berufsbegleitend und berufsbezogen studiere, um danach als Lehrer für Pflegeberufe zu arbeiten, möchte ich auch etwas über meinen Berufsalltag schreiben. All diese Erlebnisse haben mich geprägt und werden später mein (hoffentlich) Lehrerdasein ebenfalls prägen.

     
    Als ich vor 10 Jahren mein Examen bestanden habe, stand für mich fest, dass ich auf einer Intensivstation arbeiten will. Das Faszinierende an diesem Beruf ist auch, dass man mit dieser Ausbildung in so vielen unterschiedlichen Bereichen arbeiten kann, wie Intensiv, Psychiatrie, ambulante Pflege, Notaufnahmen...
    Intensivpflege hieß damals für mich, kritisch kranke Menschen in hochsensiblen Lebensphasen zu betreuen.
    Meine Station hatte einen leitenden Oberarzt, der nicht nur Facharzt für Anästhesie war, sondern auch Palliativmediziner, und dazu 25 Jahre Berufserfahrung hatte. Auf einer Intensivstation ist es ein schmaler Grad zwischen behandlungsbedürftigem, lebensbedrohlichem Zustand, der noch "umgekehrt" werden kann, und schlicht Sterben verlängern. Jemand wie er hatte ein gutes Gespür dafür, wie viel Therapie für einen Menschen ethisch vertretbar war, ohne sein Leiden zu verlängern.

     
    Doch dann zogen zunehmend die Betriebswirtschaftler in den Geschäftsführungen ein, und jemand mit einem ethischen Anspruch (wie der erwähnte und viele andere leitende Oberärzte) ist einfach nicht rentalbel genug... wo man doch so gut Profit machen kann in der Intensivmedizin.
    So gut wie alle Leitungen, Ober- und Chefärzte wurden ausgetauscht. "Frischer Wind" nannte das die Geschäftsführung. Fakt ist, dass diese Art von Mensch nie in eine leitende Position aufgestiegen wäre, als leitende Positionen noch verantwortungsbewusste Menschen waren und keine Maschinen, die ihr eigenes Tun vor sich selbst rechtfertigen, um am Ende des Monats genug auf dem Gehaltszettel stehen zu haben.

     
    Menschen wird Hoffnung gemacht, damit man Behandlungen und Operationen an ihnen durchführen kann, damit Fallzahlen erreicht, Arzneimittel und Medizintechnik gekauft und Profit gemacht wird. Das alles wird gerechtfertigt damit, dass unheilbare Krankheiten auf einmal als doch nicht ganz unheilbar betitelt werden.
    Es ist genau wie in George Orwells 1984. Das Ministerium für Wahrheit.
    Ein Arzt beschreibt das sehr schön in dem Buch "Patient ohne Verfügung: Das Geschäft mit dem Lebensende" (Matthias Thöns).
     
    Meiner Meinung nach wirken sich all diese Zustände auch auf den Charakter der Menschen aus, die eben gezwungen sind, jeden Tag in diesem System zu arbeiten. Ein System, das grauenhafte Dinge verdreht, anders darstellt, kackfrech beschönigt und denjenigen das Problem attestiert, die sich damit schlecht fühlen. Man ist eben nicht belastbar genug. 
    Man trifft Kollegen, die stur nichts hinterfragen, am liebsten (auf Intensiv) komplett sedierte Patienten betreuen und sich nur mit der Technik befassen, und das noch im Nachdienst, damit man ja keine Angehörigen betreuen muss. Diese Leute feiern sich gegenseitig als belastbar und kompetent und merken gar nicht, dass ihre Tätigkeit nichts, aber auch gar nichts mehr mit Pflege zu tun hat.
     
    Fragt man solche Kollegen: Was ist eigentlich für Dich Pflege? Was gehört ausschließlich zu unserer Tätigkeit, was keine andere Berufsgruppe übernehmen kann?, kommen darauf vage bis gar keine Antworten.
     
    All das wird später mal Berufsalltag für die Azubis, die ich mal ausbilden werde. Und wie, frage ich mich, bereite ich sie darauf vor? Wie bringt man Menschen dazu, zu hinterfragen? Wie bringt man sie dazu, Mensch zu bleiben in einem unmenschlichen System?
     
    Grüße
    Silberpfeil

     
     
  7. Silberpfeil

    Diagnostik und Förderung
    Seit Mitte Juli bin ich stolze Besitzerin des Motorradführerscheins und einer Ducati Monster. Ich muss gestehen, ich habe bis jetzt deutlich mehr Zeit mit der Ducati als mit meinen Studienbriefen verbracht. 😀🏍️ So interessant die auch sind, der Wind im Gesicht ist ein Gefühl, das mit kaum etwas anderem vergleichbar ist. Und natürlich habe ich herausgefunden, dass nur 6,2% der Frauen in Deutschland einen Motorradführerschein besitzen. Ein bisschen Statistik muss sein. 🙃
     

     
    Die erste komplexe Übung, an der ich teilnehmen werde, wird im Oktober im Modul Diagnostik und Förderung stattfinden. Zur Zeit bin ich mit der Lektüre der Studienbriefe beschäftigt:
     
    1. Grundlagen der pädagogischen Diagnostik
    2. Pädagogisch-psychologische Diagnostik und Evaluation
    3. Diagnostik in der Schulpsychologie
    4. Leistungsmessung und Leistungsbeurteilung
    5. Förderung individueller Lernprozesse
     
    Grundsätzlich also absolut relevant für die tägliche Praxis in der Schule. Ich bin Klassenleitung einer Klasse, die eben das 2. Lehrjahr begonnen hat, und bei 19 Azubis zwischen 17 und 50, mit verschiedenem Sprach- und Bildungshintergrund ist es schwer, jedem gerecht zu werden, wenn man nicht einen diagnostischen Blick auf Lernverhalten hat und seinen Unterricht darauf abstimmt. Leistungsmessung sollte immer nicht nur objektiv sein. Dass ein Leistungsnachweis auch reliabel ist - also das misst, was es messen soll, und nicht beispielsweise Sprachverständnis und Lesegeschwindigkeit in Klausuren - ist immer wieder eine Herausforderung. Ich erhoffe mir noch mehr Tipps zu diesen Themen und werde berichten.
     
    Im Herbst habe ich bestimmt mehr Zeit für das Studium. Wobei die Ducati ganzjährig angemeldet ist. 😄 Ich habe aber das Gefühl, dass ich das im Master alles etwas gelassener sehen kann. Zum Glück habe ich auch keine Klausurmodule mehr.
    Was lenkt Euch vom Studium ab?
     
    Viele Grüße
    Silberpfeil
  8. Silberpfeil

    Anatomie und Physiologie
    Einer Autopanne habe ich einen zusätzlichen Tag im Homeoffice zu verdanken. Die Lichtmaschine meines Autos hat auf der Hälfte der eine Stunde dauernden Fahrt zur Schule den Geist aufgegeben und ich schaffte es gerade noch bis in eine Werkstatt. 🙄Bis ich alles geklärt und mir einen fahrbaren Untersatz beschafft hatte, war die Vertretung meines Unterrichts geklärt, und ich konnte nach Hause fahren. Das hat mir gerade noch gefehlt, da ich vor kurzem das erste mal in meinem Leben geblitzt worden bin.
     
    Zuhause angekommen fand ich, dass der Tag noch irgendein Erfolgserlebnis haben muss. Daher setzte ich mich also an die Gestaltung meines wissenschaftlichen Posters zum Thema Immunsystem. Zuerst beschäftigte ich mich über Stunden mit dem Inhalt: den Aufbau und der Funktion der vielen einzelnen kleinen Bausteine. Sätze wie "Die Gruppe der antigenpräsentierenden Zellen ist nur funktional eine Zellgruppe - sie alle präsentieren Antigene." * habe ich wirklich sehr lieben gelernt. 😀
    Als dann nichts mehr in meinen Kopf ging, habe ich mir Tutorials über die Erstellung von Postern mit PP angeschaut und das gleich ausprobiert. PP ist ja glücklicherweise sehr intuitiv, so dass ich da keine großen Schwierigkeiten sehe.
     
    Das größte Problem ist eigentlich die Darstellung auf dem Poster. Die vielen Beispiele für wissenschaftliche Poster, die ich mir angeschaut habe, zeigen einen Großteil Text, der in ganzen Sätzen formuliert ist - anstatt in Stichpunkten. Im Moment kommt mir das so vor, als würde ich eine Hausarbeit auf 16 Seiten ausdrucken und wie ein Poster aneinander kleben. 🤷‍♀️
    Nicht, dass das Immunsystem das nicht locker hergeben würde. Aber wenn man den ganzen Text vorlesen würde, wäre es ja kein Vortrag. Aber wozu braucht man einen Vortrag, wenn man den Text lesen kann? Zumal ich eigentlich ein großer Fan von Stichpunkten und Zusammenfassungen bin. Schon in meiner Bachelorarbeit war mein größtes Problem, Sätze laaaaaaang auszuformulieren und dann noch nach Absätzen Überleitungen zu schreiben. 🙄 Und die üblichen Grafiken, die man in PP "bauen" kann (Torten und andere Diagramme), passen so überhaupt nicht zum Immunsystem.
     
    Aber der Abschnitt Forschungsbedarf wird leicht. 😀 Man muss die Arbeit ja positiv beenden...
     
    Euch eine pannenfreie Woche!
    Silberpfeil
     
    * Zitat: Menche, N. (2007). Biologie. Anatomie. Physiologie. (6. Auflage). München: Elsevier.
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