Lernende online motivieren - Vortrag von Claudia Bremer
Claudia Bremer hat auf dem FachForum DistancE-Learning 2014 einen Vortrag zum Thema „Lernende online motivieren? Leicht gesagt, aber wie?“ gehalten, der vom Team von FernstudiumCheck aufgenommen wurde und den ich mir nun endlich mal angeschaut habe.
Der Vortrag passt gut zum Thema des Webinars "Faszination E-Learning - Emotionen beim E-Learning nutzen", an dem ich kürzlich teilgenommen habe.
Wichtig für die Motivation im Onlinestudium ist:
Taktung
> Strukturierung, Zwischenziele - Zwischenerfolge
> pünktliche Abgabe von Leistungen durch Feedback belohnen
Interesse, Zielsetzung
> aus dem Teilnehmer heraus
> Individualisierung ist sinnvoll, erhöht aber den Betreuungsaufwand
> alle auf das gleiche Level heben zu wollen ist nicht sinnvoll
(Vorkenntnisse, Motivation, Leistungsfähigkeit ist unterschiedlich)
> verschiedene Zweige anbieten, ggf. Einstufung zu Beginn (Wechsel möglich)
Lernermotivation (lässt sich als Lehrender kaum beeinflussen)
> Verstehen wollen
> Umsetzen wollen
> Kurs bestehen
> Gute Noten erreichen
(wem Bestehen vollkommen ausreicht, der wird sich wenig rein hängen)
Interessant: Es wurde ein ähnlicher Onlinekurs in zwei Jahren nacheinander durchgeführt:
- Im ersten Jahr ohne Teilnahmebestätigung. Die Teilnehmer waren sehr engagiert, haben viel geschrieben und sich auch aufeinander bezogen
- Im zweiten Jahr mit Zertifikat war diese Interaktion und Aktivität viel geringer und es wurde stringenter nur auf den Erwerb des Zertifikats hingearbeitet, obwohl die Zielgruppe vergleichbar war
Interaktion mit dem Lerngegenstand
> Sechs Interaktionsstufen (nach Schulmeister)
Hier wird wie schon in dem von mir besuchten Webinar auch wieder darauf hingewiesen, schon zu Beginn der Weiterbildung einen Test zu machen, der Wissenslücken aufzeigt und damit dazu zu motivieren, diese im Verlaufe des Kurses zu schließen > im Gehirn wird eine Lust auf Wissen erzeugt.
Animationen nicht nur zum Anschauen, sondern den Lerner Parameter verändern lassen oder gleich Fragen dazu integrieren, die beantwortet werden müssen. Somit kein passiver Konsum, sondern aktive Auseinandersetzung mit dem Thema.
Manche Teinehmer arbeiten gerne in virtuellen Gruppen und andere nicht. So sind zum Beispiel manche, die den ganzen Tag Kunden- und Mitarbeitergespräche führen und zu Hause noch mehrere Laute Kinder haben auch mal ganz froh, wenn sie für das Studium nicht auch noch kommunizieren müssen. Andere freuen sich auf Online-Kontakte, zum Beispiel weil sie sonst eher isoliert sind. - Ich denke ja, es hängt nicht nur von den Lebensumständen ab, sondern auch davon, was für ein (Lern-)Typ jemand ist. Dem kann durch eine Individualisierung entgegen gekommen werden. Vorteil der Gruppe kann sein, dass diese sich untereinander motivieren kann und sich die Teilnehmer auch gegenseitig nicht hängen lassen möchte, wenn gemeinsam ein Gruppenergebnis abzugeben ist. Peer Reviews (also sich gegenseitig Feedback geben) ist mitunter problematisch, wenn diese Feedbacks nicht überwacht werden. Zumindest sollten den Feedback-Gebern genaue Kriterien an die Hand gegeben werden, nach denen sie Feedback geben sollen.
Individuelles Feedback durch die betreuenden Tutoren ist mit das beste Mittel zur Motivation überhaupt - allerdings auch das teuerste. Es gibt Überlegungen, dieses Feedback zu automatisieren und nur noch an bestimmten, für den Lernverlauf kritischen, Stellen auf menschliches Feedback zu setzen. Durch viel Feedback wird auch ein nachhaltiger Lernerfolg gefördert.
Selbstausdruck wird als weitere motivierender Faktor genannt. Also nicht nur Referate über vorgegebenes Wissen halten, sondern selbst ein Produkt erstellen - das kann ein Konzept für eine Problemstellung sein, ein Blog, ein materielles Produkt usw. (Kreativität, führt oft zu Flow-Prozessen). In diesem Zusammenhang wird auch service learning genannt, bei dem eine Gruppe von Lernern zum Beispiel Inhalte für künftig Lernergruppen erstellt.
Dann werden noch verschiedene Lernstile nach Pask vorgestellt, die sich auch immer wieder hier in den Blogs bei Fernstudium-Infos.de wiederspiegeln, wenn über die Herangehensweise an den Stoff berichtet wird.
- Die Serialisten lernen linear, ein Heft nach dem anderen, im Heft ein Kapitel nach dem anderen
(in einer Buchhandlung lesen sie wahrscheinlich das Inhaltsverzeichnis durch)
- Die Holisten lernen global, sie springen oft hin und her und versuchen Gesamtzusammenhänge zu ermitteln
(in einer Buchhandlung schlagen sie wahrscheinlich einige Seiten im Buch wahllos auf)
- Und bei den Versalisten wechselt es
Wichtig ist dies für die Motivation. Wenn zum Beispiel ein Holist mit einem virtuellen Lernprogramm konfrontiert ist, bei dem die Inhalte des Folgekapitels erst freigeschaltet werden, wenn das vorhergehende Kapitel komplett bearbeitet ist, wird er vermutlich schnell frustriert sein, während einem Serialisten dies sehr entgegen kommt.
Und dann wird noch der Lernzyklus von Kolb vorgestellt:
Konkrete Erfahrung
>> Probieren in neuen Situationen
>> Formen abstrakter Konzepte
>> Beobachtung und Reflexion
>> Konkrete Erfahrung
>> ...
(ähnlich wie Kinder lernen: Sie bemerken etwas, probieren es wieder aus, beobachten das und überlegen warum es so sein könnte und probieren das dann wieder aus um zu schauen, ob es passt)
Alle Menschen lernen nach diesem Konzept, allerdings sind die Anteile je nach Person unterschiedlich und sollten auch im Lernkonzept berücksichtigt werden. Manche Lerner möchten gerne ganz viel selbst ausprobieren, andere möchten mehr Input vorgegeben bekommen usw. Auch hier ist eine Individualisierung wichtig, um alle motiviert zu halten.
Mein Fazit ist, dass es sehr auf die Betreuung ankommt sowie auf die Individualisierung. Das bedeutet nicht, dass für jeden Lerner ein eigenes Konzept entwickelt werden muss, sondern es sollten für ihn verschiedene Methoden und Möglichkeiten zur Verfügung stehen, aus denen er selbst auswählen kann.
Wer Interesse an dem Thema hat, dem kann ich empfehlen, die 35 Minuten zu investieren, um sich den Vortrag von Claudia Bremer anzuschauen:
Update: Hier sind die Folien zum Vortrag zu finden:
http://www.bremer.cx/vortrag111/Vortrag_Bremer_Leipzig_2014.pdf
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