Lernlust?!
Was das Thema Lernlust bei mir angeht, dann sei einleitend gesagt, dass ich so etwas wie ein Spätzünder bin. Denn zurückblickend auf meinen bisherigen Lebensweg ist dies der einzige Fehler, den ich für erkenne. Aber das greife ich gleich nochmal auf...
In der Schule war Lernen für mich eher ein Fremdwort und so stand ein Wechsel in die Realschule bzw. Gymnasium bei mir nie auf dem Plan. Die ersten sechs Klassen war ich max. im unteren Mittelfeld mit meinen Noten zu finden. Ich hatte zwar keine wirklichen Hobbies und auch kaum Freunde, jedoch konnte ich mich nie zum Lernen aufraffen.
Die siebte Klasse brachte dann eine deutliche Änderung, da hier (mal wieder) ein Lehrer-Wechsel stattfand. Es kam jemand, für den wir Schüler nicht nur Kinder waren, denen er in der Arbeitszeit was beibringen sollte... Wir waren nicht nur Job, sondern auch eines seiner Hobbies. Es kam also auch zu Treffen mit dem Lehrer, obwohl es Freizeit war. In diesem Umfeld klappte es für mich auch eher, gute Noten zu erreichen. Vielleicht auch, weil ich dann doch etwas gelernt habe (im Klassenzimmer und zu Hause). Leider blieb dieser Lehrer nur ein Jahr bei uns. Was danach kam, war dann wieder ein ganz normaler "Lehrer".
Ich war nie das Aushängeschild einer Klasse und außerdem war ich immer einer von den ruhigen Schülern (Kommentare im Zeugnis wie "müsste sich im Unterrichtsgeschehen aktiver beteiligen" waren keine Seltenheit)... Da sich die Noten dennoch verbesserten und an der Hauptschule irgendwann die "mittlere Reife" eingeführt wurde, konnte ich in den so genannten M-Zug wechseln. Den qulifizierenden Hauptschulabschluss (kurz Quali) konnte ich mit 1,9 als einer der Besten abschließen, die mittlere Reife ein Jahr später dann mit einem eher befriedigendem Ergebnis (3,0). Leider stand auf meinem Abschlusszeugnis sogar zwei mal die Note 4. Einmal in Sport (da kann ich darüber hinweg sehen) und einmal in Mathematik. Zum damaligen Zeitpunkt sagte ich mir jedoch, dass ich das eh nie wieder brauche. Eine Fehlannahme.
Nach der mittleren Reife folgte eine Ausbildung zum Kommunikationselektroniker mit der Abschlussnote 2,1. Diese Note setzte wie folgt zusammen: 1,1 für Praxis und 3,1 für Theorie. Auch hier wird also deutlich, dass das Lernen nie groß auf dem Plan stand. Als ich dann 2005 mit der Ausbildung fertig wurde, hat ein sehr guter Freund von mir gemeint, dass ich doch gleich weiter machen sollte. Er war gerade dabei, den Techniker zu beenden und das wäre ja auch was für mich. Ich habe dann dankend abgelehnt. Das Lernen wäre nichts für mich. Ich will erstmal etwas Geld verdienen.
Nun, dies war der Fehler, den ich Eingangs erwähnt habe. Bis 2009 habe ich nichts gemacht. Vier verschenkte Jahre. Gut, ich habe zumindest die Erkenntnis gewonnen, dass "einfach nur Geld verdienen" in der heutigen Zeit leider auf ein Abstellgleiß führt. Ein Gleiß, auf dem ich nie geparkt werden möchte. Als ich dann auch noch einem eher weniger geschätzten Kollegen gehört habe, dass er mit dem Techniker begonnen hat, da dachte ich mir: "Wenn der das kann, dann kann ich das auch." Der zweite Gedanke, dass ich dann auch einen Lernkollege hätte, war jedoch von nur kurzer dauer. Ich hab den Technikerlehrgang am DAA-Technikum begonnen, der Kollege hat abgebrochen.
Angetreten bin ich mit dem Anspruch "Vier gewinnt". Es würde sich ja eh niemand mehr für die Noten interessieren. Das hat sich im Laufe des Technikers jedoch geändert. Der Ehrgeiz wurde in mehr geweckt. Ja, ich konnte sagen, dass der Erfolg auch Spaß machte.
Irgendwann stellt man sich in seinem Leben auch mal die Frage, wo man in ein paar Jahren sein möchte. Mein Zeil war dabei, mal eine Produktionsleitung hier in meiner Region inne zu haben. Dann macht man einen Soll-Ist-Vergleich und beurteilt den Verlauf des bisherigen Lebens. Dabei war mir bereits während meiner Technikerausbildung klar, das ich mit dem Techniker dieses Zeil hier nicht erreichen kann. Es gibt kaum Elektroikfirmen. Wenn eine Firma einen Produktionsleiter suchte, dann sollte dieser entweder ein Fachstudium oder Wirtschaftsingenieur sein. Also war mir klar, dass ich noch ein Studium ranhänge. Diesmal jedoch nicht mit dem Motto, "Vier gewinnt", sondern wirklich mit einem Ziel vor Augen. Dies lässt sich als "2,X" ausdrücken.
Das Lernen macht mir im Studium nun auch Spaß. Es ist toll, etwas Neues zu ergründen. Natürlich gibt es immer Fächer, die mir eher nicht so liegen (Technische Mechanik zum Beispiel), jedoch bin ich aktuell mit dem Verlauf meines nebenberuflichen Studiums sehr zufrieden.
Im Nachgang betrachtet, war ich damals, in der Schule, in der Ausbildung und auch zu Beginn der Technikerweiterbildung nur zu faul. Alles war mir scheinbar wichtiger, als die ach so ferne Zukunft. Wenn Zeitreisen irgendwann mal möglich sind, werde ich ins Jahr 1994 zurückreisen und mir gehörig die Meinung geigen. Dann werde ich in der vierten Klasse viel mehr Lernen.
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