Kein Studentenleben? Von wegen
Gestern habe ich von einem Präsenz-Studi im Master Psychologie gehört, das Problem beim Fernstudium sei ja nicht, dass man weniger Präsenzphasen hat. Die würden sich viele Präsenzler zum Teil auch schenken, weil überfüllte Hörsäle keine Laune machten. Auch dass das Studium bei Arbeitgebern noch misstrauisch aufgenommen würde, könne er sich nicht vorstellen. Hätte er von Kollegen aus Hagen, die schon fertig seien, auch noch nie gehört.
Das Traurige am Fernstudium sei doch viel mehr, dass wir kein Studentenleben hätten:
WG Parties, abends vorglühen und dann feiern, Spontan-Feten, Kneipenrunden, zusammen lernen, zusammen an Hausarbeiten tüfteln, einen Studi-Job haben und nach dem Feierabend Erfahrungen austauschen, gesellige Runden...
Hat man das als Fernstudi wirklich nicht?
Ich muss sagen, dass ich in meiner Bachelorzeit wirklich viele Leute kennen gelernt habe, mit denen ich heute noch im Kontakt bin. Sicher habe ich die zu einem Großteil online kennen gelernt, aber bei FB breiten sie ja zum Teil sehr bereitwillig ihr Leben aus (zumindest für Listen Buddys), so dass ich mittlerweile auch weiß, auf welche Schulen ihre Kinder gehen, wenn jemand schwanger ist oder einen neuen Job hat. Kennt man seine Präsenzstudi-Freunde da wirklich besser?
Während der Präsenzphasen, z.B. in Hagen, sind wir ebenfalls immer im Anschluss Essen oder Kaffee trinken gegangen und hatten lustige Runden. Klar sind die naturgemäß seltener, aber sie bleiben auch mehr im Gedächtnis hängen.
Statt Präsenzrunden haben bzw. hatten wir Lerngruppen.
Zusätzlich zu den Lerngruppen hatten wir vor allem zu meiner Bachelor-Zeit auch noch Debattier-Gruppen, in denen wir angeregt über die Lernthemen diskutierten (zum Teil auch stritten, z.b. Behavioristen vs. Humanisten).
Unsere Profs durften wir duzen und haben sie immer noch auf der Buddyliste.
Lustige Geschichten haben wir auch, beispielweise als wir vor einer Klausur kollektiv Rosmarin gekauft und dran geschnüffelt haben beim Lernen, weil einer eine Studie zitiert hat, in der es das Gedächtnis ankurbeln soll.
Oder das Tee-Kochen der Prüferinnen von der FernUni, denen ich am Prüfungstag so leid getan habe.
Und so weiter
Ich frage mich, ob das alles weniger Wert sein soll, weil es in großen Teilen online ablief.
Die Essenz des Erlebten wird dadurch ja nicht geschmälert. Rückblickend fühlt es sich im Kopf ähnlich an, als hätte man es "in echt" erlebt. Auch ein Fernstudi schreibt seine Studiengeschichte.
Fazit: Wir haben definitiv ein Studentenleben, nur "anders".
Natürlich gehe ich auch lieber unter die Leute, das muss ich zugeben. Ich bin aber froh, dass es auch in meiner Bachelor-Zeit solche Stories gab, die man immer als Anekdötchen anbringen kann. Mit dem Master stehe ich ja noch am Anfang. Aber ich freue mich auch da auf Erfahrungen, die nicht nur mit dem Stoff zu tun haben
LG
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