Kein Präsenztag im März
Im März 2019 wird es in Dortmund keinen Präsenztag für Studierende in den IT-Studiengängen von Springer Campus geben. Grund dafür sind die geringen Teilnehmerzahlen der letzten Jahre. Darüber informierte uns das Studienbüro in den virtuellen Cafés unserer Studiengänge.
Diese Entscheidung bedauere ich sehr. Leider kann ich die Gründe gut nachvollziehen. Ich erinnere mich noch lebhaft an meinen ersten Präsenztag im September 2015. Dieser war der letzte, bei dem Anwesenheitspflicht bestand. Entsprechend hoch waren die Teilnehmerzahlen. An diesem Tag wurde uns verkündet, dass die Teilnahme wegen einer Gesetzesänderung künftig freiwillig sei. Die Reaktion aus dem Plenum ließ große Zustimmung dafür erkennen. Auch ich fand das damals gut. Da ich nicht in der Nähe wohne, ist für mich die Teilnahme an einem Präsenztag in jedem Fall mit einer Übernachtung verbunden. Der Wegfall der Präsenzpflicht schien mir die Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Familienleben zu verbessern. Es ist gut, eine Wahl zu haben.
Ich habe mir trotzdem jedes Mal die Zeit genommen, nach Dortmund zu fahren, und zwar nicht allein wegen der Möglichkeit, am Präsenztag Prüfungen abzulegen. Leider gingen die Teilnehmerzahlen schnell zurück. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass manche Studierende allein wegen der Prüfungen anreisten und die Vorträge ausfallen ließen.
In der Summe standen nun anscheinend der Aufwand der Präsenztage und ihre Nutzung durch uns Studierende in keinem vernünftigen Verhältnis mehr. Darum soll es in diesem Jahr nur noch einen Präsenztag im September geben, an dem dann auch die Absolventenfeier stattfindet.
Inzwischen stelle ich meine ursprüngliche Sichtweise auf die Befreiung von der Präsenzpflicht in Frage. Ich fand es damals gut, eine Wahl zu haben, aber die habe ich ja nun nicht mehr. Natürlich kann es viele gute Gründe geben, NICHT an einem Präsenztag teilzunehmen. Aber dass das Angebot so wenig genutzt wurde, spricht in meinen Augen dafür, dass viele Studierende die Vorzüge eines Präsenztages nicht ausreichend wahrnehmen. Nur zwei davon möchte ich hier noch einmal nennen:
- Die angebotenen Tutorien in Mathematik, die mir sehr geholfen haben, eine Lernstrategie für das vergleichsweise schwierige Modul Mathe2 zu entwickeln. Dabei wird gerade dieses Modul immer wieder als Herausforderung beschrieben.
- Früher oder später braucht man einen Betreuer für eine Projektarbeit und für eine Bachelorarbeit. Dieser Betreuer spielt eine wichtige Rolle im Prozess. Ich empfinde es als besonderen Nachteil eines Fernstudiums, dass wir die Professoren kaum in der Lehre erleben und so ein Gefühl dafür entwickeln können, bei wem wir gerne unsere Abschlussarbeit schreiben würden. Der Präsenztag war eine der wenigen Gelegenheiten dafür.
Ich habe gelesen, dass durch eine erneute Gesetzesänderung die Präsenzpflicht an Hochschulen in NRW wieder möglich werden soll. Über die Details bin ich nicht im Bilde. (Ich lebe auch nicht in NRW.) Als Fernstudierender bin ich eigentlich der Auffassung, das Studierende in hohem Maß selbst Verantwortung für ihren Lernprozess übernehmen müssen und dazu auch in der Lage sind. Und zwar unabhängig davon, ob sie Präsenz- oder Fernstudierende sind. Ich glaube, dass viele Menschen lernen und sich entwickeln wollen, aber nicht immer die Möglichkeiten dafür vorfinden, die zu ihrer Lebenssituation passen. Daher bin ich eigentlich stets dafür, externe Hürden, Vorgaben und Beschränkungen abzubauen, und stattdessen Gelegenheiten zu schaffen. Mit dem Beispiel unseres Präsenztages vor Augen denke ich darüber nach, ob mein Menschenbild nicht zu optimistisch ist. Ich kann nun zumindest nachvollziehen, dass Präsenzpflicht für viele Menschen ein bildungspolitisches Thema ist.
Ich genieße es sehr, bei einem vergleichsweise kleinen Anbieter zu studieren. Auch wenn vieles doch per Telefon oder Mail geregelt wird, man kennt die Menschen am anderen Ende der Leitung. Das liegt auch an den Präsenztagen.
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