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Die Ambivalenz von Kultur (Lernheft 13)


tassilok

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Nachdem ich das 13. Lernheft des Fernlehrgangs Philosophie bei Laudius, mit der Einsendung der Hausaufgabe abgeschlossen habe, hat mich das Thema der Hausaufgabe zum tiefen Nachdenken gebracht. Im Lernheft ging es um Kultur, also Kunst, Religion, Musik, Bildung oder einfach alles, was der Mensch herstellt, oder was er gezielt verändert durch sein Handeln. Man könnte auch sagen, dass alles Kultur ist, was nicht aus eigener Kraft wächst oder gedeiht, sondern vermittelt durch den Menschen. Er übernimmt die Aufgabe der Schöpfung und der Steuerung des Wachstums. Da er abhängig von der Kultur ist, die er selbst geschaffen hat und sich durch sie verändert, wird er gleichzeitig zu ihrem Produkt. Helmuth Plessner spricht von der natürlichen Künstlichkeit des Menschen. In der Frage der Hausaufgabe, ging es darum, warum Kultur für Menschen etwas Ambivalentes darstellt, also gleichzeitig etwas Gutes und Schlechtes ist. Kultur ist auf der einen Seite etwas, mit dem wir uns alltäglich umgeben, dessen Errungenschaften wir nutzen und die uns schützen, wie medizinische Errungenschaften oder Häuser, die uns vor Umwelteinflüssen bewahren. Kultur ist auch beispielsweise Musik, die unser lächeln oder weinen lässt. Sie ist aber auch etwas Bedrohliches, in Form von Waffen, Umweltverschmutzung, Medizin, die uns verunsichert und verletzt oder Bürokratie, die uns überwältigt und der Mensch beherrscht mit Hilfe von Kultur andere Menschen. Er ist in sich und durch seine Werke Ambivalent.

 

 

Ich habe mich in meiner Antwort hauptsächlich mit einer Kulturkritik beschäftigt, die Herbert Marcuse geprägt hat und zwar die affirmative Kultur. Sie beschreibt ein Phänomen der Nutzung einer Idealvorstellung als Versprechen für Menschen, damit sie nicht ihre Situation ändern wollen, sondern lediglich die Einstellung zur Situation, eine Form der Herrschaft über autonome Wesen. Die Probleme des Individuums werden auf ein Problem ihrer Einstellung gegenüber der Umwelt reduziert und die Lösung der Probleme auf eine Einstellungsänderung in von außen festgelegter Form. Das ist eine Art Verdammungs- und Erlösungsmythologie, in deren Zentrum keine Götter und Teufel stehen, sondern der Mensch.

 

Dies ist natürlich nur eine Seite unserer Kultur, die aus vielen verschiedenen Subkulturen besteht, welche sich teilweise drastisch unterscheiden. Es ist aber eine wichtige Seite, wie ich innerhalb von 17 Jahren Psychotherapien feststellen musste, die keinerlei Besserung meiner zentralen Problem in Bezug auf das Lernen und das zwischenmenschliche Miteinander mit sich brachten und damit implizit mich selbst als einzig Schuldigen brandmarkten, weil ich nicht hart genug an meiner Einstellung gearbeitet hatte. Dadurch entstand ein Teufelskreis der Selbstentwertung, eine wichtige negative Seite der affirmativen Kultur. Sie funktioniert nur für die, die Mehrwert aus ihr schlagen können. Für die Anderen, bringt sie die Verdammnis in From der absoluten Selbstentwertung oder Projektion dieser Selbstentwertung auf Andere.

Der Philosophie-Kurs ist für mich so faszinierend, weil ich sehr viel meiner eigenen Gedanken in die Arbeit mit den Lerninhalten einbringen kann. Lernen und das Anwenden des Gelernten, verschmelzen miteinander.

 

Erst mit der Erkenntnis, dass nicht meine Einstellung das eigentliche Problem darstellt, sondern mangelnde Unterstützung meiner Art zu Denken durch die Umgebung, kam die Verbesserung meiner Situation. Diese Erkenntnis konnte ich erst dadurch entwickeln, dass ich intuitiv ein Werkzeug schuf, welches mich beim Denken unterstützt, meine eigene kleine Kulturleistung. Dadurch entsteht Kultur als Faktor der Emanzipation von Kultur. Seit über 10 Jahren entwickle ich das Werkzeug weiter. Die Offenheit und Variabilität des Menschen wird sichtbar. Er nutzt Kultur, um Kultur zu verändern.

 

Die Software nutze ich als eine Art Krücke im beruflichen Alltag, aber auch zur Pflege eines meiner Hobbies, das Schreibens von Büchern und Blogbeiträgen und die Vernetzung der dabei entstehenden Ideen und Begriffe, um etwas Ganzheitliches, Beständiges und Übergreifendes zu schaffen. Damit verbinde ich beispielsweise die Lerninhalte des Fernkurses, mit den Inhalten eines Buches, dass ich gerade schreibe. Letztendlich geht es mir darum, hoch kreatives Denken, mit systematischem Denken in Einklang zu bringen, um meine vielen Ideen in die Zukunft zu retten, sie beständig zu machen, wachsen zu lassen und miteinander zu verbinden innerhalb einer Kultur, die mich geformt hat. Es geht auch um die Aufhebung einer künstlichen Trennungen von Lebensbereichen, beispielsweise dem Lernen und dem Anwenden des Gelernten.

 

Neben dieser kreativen, individuellen und nachhaltigen Arbeit mit Wissen, spielt für mich die Arbeit mit Statistiken, eine wichtige Rolle. Sie zeigen mir die Entwicklung meiner Lernleistung an und helfen mir dabei, sie aufrecht zu erhalten. Ich will den Kurs abschließen und zwar so schnell wie möglich, ohne mich zu überfordern, denn ich hungere nach der Erweiterung meines Wissens. Das nächste Bild zeigt meine Lernleistung, von Beginn des Kurses bis Heute. Der obere Teil des Bildes, zeigt die Tagesleistung und der untere Teil die Wochenleistung.

 

Tages- und Wochenleistung

 

Bis zum heutigen Datum, habe ich 910 Fragen zu den Inhalten der Lernhefte formuliert. Die Fragen habe ich mindestens dreimal mit eigenen Worten beantwortet, einmal am Ende jedes Kapitels, einmal vor der Beantwortung einer sogenannten Selbstlernaufgabe zum Inhalt der Lernhefte und einmal vor der Bearbeitung der Hausaufgabe am Ende jedes Lernheftes. Auf diese Art und Weise, habe ich festgestellt, dass ich die Inhalte dreimal wiederholen muss, damit ich sie bewusst parat habe. Vorher würde ich bei Fragen zum Inhalt, ahnungslos mit den Schultern zucken. Es würden zwar Inhalte ins Unterbewusstsein wandern, die ich später auch indirekt abrufen könnte, aber ich könnte nicht bewusst darauf zugreifen. Früher sorgte dies für eine Art Gewissheit meiner eigenen Dummheit, später für eine Art Gewissheit, zwar nicht dumm zu sein, aber meine Klugheit nicht zielgerichtet einsetzen zu können. Lernen wurde dadurch sehr schwer. Das Stückchen Kultur, an dem ich arbeite, erfüllt mich sozusagen mit Glück und jede Weiterentwicklung, erweckt erneut dieses Glücksgefühl. Das nächste Bild zeigt das neue Modul, mit dem ich die von mir formulierten Fragen im Text beantworten kann. 

 

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Natürlich ist meine Form von Abhängigkeit von der von mir geschaffenen Kultur, die nur ich reparieren kann, wenn etwas nicht mehr funktioniert, einsam und überfordernd, doch kann ich mich noch daran erinnern, wie es vor der Nutzung der Software war. Ich konnte kein Buch vollständig zu Ende lesen. Lernen war für mich eine Tortur bis hin zu psychosomatischen Problemen, der berufliche Alltag war geprägt von Rückschlägen und Erniedrigungen. Die Kultur befreit mich und fesselt mich doch gleichzeitig. Ihre Ambivalenz ist für mich ein spürbarer Alltag.

2 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Du bist ja doch sehr kontinuierlich dran an Deinem Kurs. Wenn Du das so aufrecht erhalten kannst, kommst Du doch zügig durch den Kurs durch - obwohl Du Dich so intensiv damit beschäftigst.

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Das ist ja das faszinierende. Ich schaffe es, mich mit den Themen tiefgehend zu beschäftigen und bin doch viel schneller, als ich es erwartet hatte. Normalerweise brauch ich viel länger, um Kurse abzuschließen, wenn überhaupt. Für das Fernstudium an der PFFH hab ich 6 Jahre Zeit benötigt. Für andere Kurse war ich auch immer langsamer. Diesmal nicht. Meiner Meinung nach, liegt's an meiner neuen Methodik, das ist aber natürlich fraglich, weil's auch die Motivation sein kann oder die Themen, die mir besonders liegen.

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