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Das Schlimmste ist vorbei - hoffe ich.


freixraum

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Wie immer ist mein letzter Blogbeitrag eine Weile her, dieses Mal hatte es aber in meinen Augen einen guten Grund.

Ich bezweifle nämlich, dass ihr mein Gejammer der letzten Monate gerne gehört hättet, aber fangen wir mal von vorne an.

 

Im Februar habe ich bereits berichtet, was für eine riesen Herausforderung im Modul Change Management und Organisationsentwicklung auf mich wartet. Gemeinsam mit den Masterstudierenden der BWL & Digital Transformation Studiengänge musste ich mich als Pädagogin in ein Modul einarbeiten, bei dem mir im Gegensatz zu allen anderen, das Grundwissen fehlte und das frustrierte mich unheimlich.

 

Change Management und Organisationsentwicklung ist an sich eine interessante Thematik - natürlich ist es auch im pädagogischen Bereich vorprogrammiert, dass äußere und innere Veränderungen professionell begleitet und für die Mitarbeitenden im Haus passend kommuniziert und umgesetzt werden müssen. Ja, ich erwarte auch von guten Führungskräften Ideen und Know-How mitzubringen, wie solche Veränderungen gestaltet werden können, ich erwarte es auch von mir selbst. Was ich aber auch erwartet habe, war ein Modul, welches mich darauf vorbereitet, schließlich ist der Unterschied zu mir und den anderen Studierenden, dass man im sozialen Bereich zumeist konjunkturunabhängig ist - die meisten sozialen Unternehmen sind nicht auf Profit aus oder werden staatlich gefördert/sind Vereine. Das Modul Change Management hat jedoch kein einziges Mal eine Schnittstelle zu sozialen Unternehmen und Veränderungen vermittelt, sondern sich lediglich auf Großkonzerne und betriebswirtschaftliches Wissen sowie Veränderungen konzentriert. Ich hatte keinen einzigen Verknüpfungspunkt und habe für eine Skriptseite teilweise mehrere Stunden gebraucht. Ich habe aus Frustration viel geweint, da bin ich ehrlich. Ich denke, dass das mit Abstand die größte Herausforderung war, die ich in den letzten 5 Jahren Studium so erlebt habe - nicht, weil ich mir das Wissen nicht aneigenen wollte, sondern weil es in keinster Weise hilfreich oder für mein Vorwissen ausgelegt war. Ich habe gekämpft, unheimlich gekämpft. Ich habe täglich mehrere Stunden gelernt: mit Mindmaps, Karteikarten, selbsterstellten Fragekatalogen, der Blurting Methode und einem wöchentlichen Austausch mit zwei anderen Studierenden habe ich neben anderen Lernmethoden alles gegeben, um die zahlreichen Informationen in meinen Kopf zu bekommen. Auch Seiten wie Focusmate, wo man gemeinsam mit anderen lernt, habe ich in dieser Zeit viel genutzt.

Neben dem Skript waren auch zahlreiche Fallstudien und natürlich die Pflichtliteratur klausurrelevant, im Groben habe ich sicherlich an die 1000 Seiten in dieser Zeit überflogen und gelernt. Ende April bin ich dann sehr ängstlich zur Klausur an den Präsenzstandort gefahren. Es war ja theoretisch meine letzte Klausur und obwohl ich ja zuletzt erst den Nachteilsausgleich für Online-Klausuren bekommen habe, war mir dieses Mal überhaupt nicht danach den zusätzlichen Stress mit Proktoren auch noch zu haben. Im Prüfungsraum habe ich mir wieder gesagt: du kannst das, du hast viel gelernt, du warst fleißig und es wird gut werden. Und amüsanterweise wurde es das dann auch. Die Fragen waren total fair, bis auf zwei kleine Aspekte wusste ich wirklich alles. Ich gab die Klausur schon nach 50 der 90 Minuten ab und fühlte mich wirklich gut. Die fünf Wochen, die ich auf das Ergebnis wartete, waren dennoch eine Tortur - plötzlich hatte ich ständig Angst, dass ich wegen der Klausur wahrscheinlich mein Studium abbrechen muss, was ein Quatsch! Die Note kam letzte Woche: 96,6/100 Prozent, 1,0.

 

1,0 , die mit Abstand größte Leistung meines Studierendenlebens. Für viele hier klingt das sicher pathetisch, aber so ist es. Ich war noch nie in meinem Leben so ängstlich und angespannt wie in der Zeit von Februar bis letzte Woche und zeitgleich noch nie so motiviert, etwas zu schaffen, trotz all des Frusts in mir. Ich wollte es schaffen, so unbedingt. Zwischendurch war ich kurzzeitig in einer Lerngruppe mit anderen BWL-Studierenden, die unsympathischer nicht hätten sein können und war danach erstrecht ängstlich, es nicht zu schaffen, weil sie mir alle natürlich trotzdem deutlich mit Vorwissen voraus waren. Mein einziges Ziel war, überhaupt zu bestehen. Diese Note ist einfach ein Beweis für mich, dass ich so vieles schaffen kann, was ich mir selbst nicht zugetraut habe und das mit viel Fleiß und Hingabe. Ich hab's geschafft, den schlimmsten Teil meines Studiums.

 

Dennoch habe ich nach dem Schreiben der Klausur viel in meiner Studiengangsgruppe darüber gesprochen und festgestellt, dass es eigentlich allen so ging. Das wollte ich nicht hinnehmen und bin mit meiner Studiengangsleitung ins Gespräch gekommen, die das Thema sehr ernstnimmt. Es ist einfach nicht fair, dass Studierende an der IU völlig unterschiedliche Voraussetzungen erfüllen und das gleiche Modul belegen müssen, was nicht mal auf sie ausgerichtet ist. Mir ging es ja nie darum, dass ich das Modul nicht belegen oder das Wissen mir nicht aneignen wollte, ich wollte einfach nur dieselben Voraussetzungen für alle und vor allem Module, aus denen auch alle, die sie belegen müssen, etwas mitnehmen können. Unsere Anmerkungen werden sehr ernst genommen und ich bin gespannt, ob und wann sich etwas ändert. Daher ein großes Dankeschön an die IU, die sich dieser Kritik stellt. [Edit Oktober 2023: Das Modul wurde tatsächlich mit Talentmanagement und Personalentwicklung getauscht, was deutlich besser zum Studiengang passt! Da hat sich das der Austausch mit der Programmleitung gelohnt.]

 

Wie ihr euch vorstellen könnt, war die Zeit trotzdem auch mental sehr fordernd für mich. Im Mai habe ich meine Hausarbeit für das Modul "Methoden der systemischen E-Beratung in Beruf, Bildung und Beschäftigung" bearbeitet und mich für das Thema Chatberatung entschieden. Hier habe ich mich auf unterschiedliche systemische Methoden in der Chatberatung konzentriert, aber auch geschaut, wie schwierige Situationen in der Chatberatung wie z.B. Kontaktabbrüche, gestaltet werden können. Die Beratungssequenzen fanden alle im Bereich Berufsberatung statt. Komplett neu für mich und eigentlich machen mir solche neuen Herausforderungen immer sehr Spaß, aber dieses Mal habe ich wenig daraus ziehen können. Ich war richtig erschöpft und beinahe genervt von meinem Studium. Die üblichen Ideen wie Pause machen und mich fragen, warum ich das Studium eigentlich absolviere, hatte ich natürlich schon durch, aber ich war fast wie ausgebrannt.

 

Ich habe daher zuletzt das Angebot der Studycoaches genutzt und mir über Mycampus einen Termin gebucht. Wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht damit gerechnet, dass mir hier wirklich geholfen werden kann, aber einen Versuch war es ja wert. Mein Studycoach rief mich wie vereinbart an und zunächst redeten wir auch über meine Ziele im Studium, also nichts Neues. Irgendwann fragte er mich dann die typische systemische Frage, was denn vorher gut war und lustigerweise hat genau das einen Knoten in mir gelöst: vor Change Management habe ich viele Module belegt, die total praxisnah für mich waren, wo ich bereits Vorwissen hatte, was ich gut vertiefen konnte. Weder Change Management, noch Chatberatung waren jedoch Themen, die ich mit meiner Arbeit oder meinen Interessen so richtig verbinden konnte. Nächstes Ziel also: im Juni ein Modul belegen, was ich aus der Praxis kenne und wo ich einfach neue Impulse mitnehmen kann.

 

Ich gab dann Ende Mai meine Hausarbeit in Chatberatung ab und legte mit dem Modul frühkindliche Bildung los und siehe da: meine Motivation ist wieder da und meine Fallstudie schreibt sich fast wie von alleine. Ich bin so froh, dass ich aus dem kurzen Tief wieder raus bin und vor allem stolz auf mich. Mental ging es mir im Studium zuletzt einfach nicht gut und zudem hatte ich im April einen Jobwechsel, auf den ich mich so gefreut habe, der aber natürlich auch viel Anpassungsleistung von mir verlangte. All in all glaube ich schon, dass solche Herausforderungen extrem wichtig sind und diese Erfahrung sehr bedeutsam für meine Persönlichkeitsentwicklung war und trotzdem bin ich froh, dass diese Situation hinter mir liegt. Als Arbeiterkind gab es für mich einfach häufig die Erfahrung, dass ich noch so fleißig im Studium sein kann, mir dennoch Vorwissen fehlt, was andere haben, es nie genug sein wird und ich immer ein wenig mehr kämpfen muss als andere. Das ist tatsächlich auch meine größte Motivation für das Masterstudium: ich will es trotzdem schaffen. Ich will mir selbst beweisen, dass ich diesen Master trotz all der Hürden in meinem Leben schaffen kann. Und ich glaube, der schlimmste Part in meinem Master ist jetzt erstmal vorbei und darauf bin ich so stolz.

 

Aktueller Stand, wenn Chatberatung bestanden ist: 55/120 ECTS. :)

Bis Juni wollte ich die 60 ECTS knacken und da ich mit dem ersten Modul von frühkindlicher Bildung extrem gut vorankomme (es ist ein WPM mit 2 Teilmodulen und insgesamt 10 Punkten), denke ich, dass ich diese bis Ende Juni drin habe. Dann fehlen noch:

1.) E-Beratung Rollenspiel

2.) Projekt: Herausforderungen im Leitungshandeln in päd. Handlungsfeldern

3.) Qualitätsmanagement in der Pädagogik

4.) Projekt: Bildungsforschung

5.) Seminar: berufliche Selbstreflexion im Kontext Megatrends in Bildung und Beratung

und die Masterarbeit.

 

Mein Ziel ist, den Januar 2024 komplett frei zu machen, um dann im Februar mit der Masterarbeit zu starten. Mal sehen, ob ich das so schaffe, aber aktuell sieht es wirklich gut aus. Mein Schnitt liegt gerade bei 1,4, so gut war ich im Bachelor (an einer staatlichen Uni) nie und das, obwohl der Anspruch an der IU in meinen Augen deutlich höher liegt. Es wird ja immer häufig gesagt, dass an privaten Hochschule alles leichter sei, was ich definitiv nicht bestätigen kann. Für meine Noten muss ich hier wirklich ranklotzen, aber dafür stehen mir auch genug Materialien und Austauschmöglichkeiten zur Verfügung, was die Vorbereitung fairer gestaltet. Dafür bin ich sehr dankbar.

 

Wer sich das alles bis hier hin durchgelesen hat, hat meinen größten Respekt! :)

Bis zum nächsten Mal.

 

Bearbeitet von freixraum

4 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Herzlichen Glückwunsch zu deiner fantastischen Leistung 🎉🍾

 

Mir ging es letzten Monat mit einem betriebswirtschaftlichen Modul ähnlich (aber es hatte bei mir zum Glück schon Anknüpfungspunkte zu meinem Job). Ich finde es gut, dass du die Problematik bei der Hochschule angesprochen hast und das deine Rückmeldung ernst genommen wird. Vielleicht bleibt nachfolgenden Studierenden das bald dann erspart. Aber dein persönliches Erfolgserlebnis kann dir nun niemand mehr nehmen 😊

Bearbeitet von Lukas
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vor 3 Minuten schrieb Lukas:

Herzlichen Glückwunsch zu deiner fantastischen Leistung 🎉🍾

 

Mir ging es letzten Monat mit einem betriebswirtschaftlichen Modul ähnlich (aber es hatte bei mir zum Glück schon Anknüpfungspunkte zu meinem Job). Ich finde es gut, dass du die Problematik bei der Hochschule angesprochen hast und das deine Rückmeldung ernst genommen wird. Vielleicht bleibt nachfolgenden Studierenden das bald dann erspart. Aber dein persönliches Erfolgserlebnis kann dir nun niemand mehr nehmen 😊


Danke dir, Lukas! Du kannst auch sehr stolz auf dich sein, dich deiner Herausforderung gestellt zu haben! 💪🏽 Du hast total Recht, diese Erfahrung nimmt einem niemand mehr und darum bin ich auch echt froh :). Wünsche anderen Studierenden aber von Herzen, dass sie diese Erfahrung nicht mehr machen müssen und bin ganz gespannt, was und ob sich da was ändern wird :)

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Herzlichen Glückwunsch zur Note 🥳

 

Chatberatung ist auch ein spannendes Feld. Ich bin in der Rolle als ehrenamtliche Beraterin unterwegs und habe eher praktische Erfahrungen sammeln dürfen 😊

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vor 16 Minuten schrieb kuntergraubunt:

Herzlichen Glückwunsch zur Note 🥳

 

Chatberatung ist auch ein spannendes Feld. Ich bin in der Rolle als ehrenamtliche Beraterin unterwegs und habe eher praktische Erfahrungen sammeln dürfen 😊

Ach, spannend. Machst du das über die Telefonseelsorge?:) 

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