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Interessantes aus der Ausbildungsgruppe


TomSon

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Da die Ausbildungsgruppe nun schon einige Zeit lang zusammen ist, wollte ich an der Stelle mal meine Eindrücke vom Institut, aber auch von den Menschen, auf die ich in der Gruppe treffe, schildern.

 

@Vica hat ja auch einige nette Facts und Erlebnisse aus ihrer Ausbildungsgruppe gepostet, was ich manchmal sehr komisch, aber auch befremdlich fand. Aber wie immer, wo man auf andere Menschen stößt, gibt es eben Reibungspunkte und manchmal auch Erstaunliches.

 

  • Unsere Ausbildungsgruppe ist sehr kritisch. Das merkt man auch daran, dass bereits frühzeitig Kritik am Institut geübt wurde für Dinge, bei denen ich vermutlich noch nicht mal mit der Wimper gezuckt hätte. Sei es, dass Termine verlegt werden müssen oder Seminarbezeichnungen und -inhalte nicht 100%ig zueinander passen: Es wird ausgeprägt "gemeckert" 🐐.
  • Zuerst hat mich das ein bisschen gestört. Mittlerweile meckere ich auch und ich weiß nicht genau, ob ich mich nur "angesteckt" habe 🦠 oder die Kritik 100% berechtigt ist.
  • Beispiel: Das Gruppenpsychotherapie-Seminar war so random aufgebaut, dass man nicht davon sprechen kann, hier systemische Psychotherapie gelernt zu haben. Wir haben den Einsatz von Bewegung, Bildkarten oder kreativen Übungen (Ballspiele, Tierfiguren🦙, Malen & Zeichnen🎨, Tanzen💃) in Gruppen gelernt. Das ist alles per se nicht als schlecht zu bewerten, es hat nur so gar niemanden von uns weitergebracht. Wir hoffen jetzt auf das Aufbauseminar und dass es dort auch eine klare Abgrenzung von anderen Methoden (inklusive Esoterik) zur systemischen Therapie geben wird. Die meisten von uns suchen nach Hilfestellungen, um sehr heterogene und ständig wechselnde Gruppen systemisch anzuleiten, sodass die Sitzungen auch Mehrwert für die Patient:innen bieten. Das fand bisher (noch) nicht statt.
  • Natürlich ist auch unsere Ausbildungsgruppe sehr heterogen: Es gibt etliche Psycholog:innen, die bereits in anderen Berufen tätig waren und Psychologie zum Teil erst danach (auch über das Fernstudium) studiert haben. Altersmäßig liegt der Schnitt irgendwo bei 35 Jahren👴. Genauso gibt es einige, die bereits einige Jahre in Kliniken oder anderen Bereichen der Psychologie gearbeitet haben und auch Erfahrung mitbringen. Es ist vermutlich eher schwer, eine solche heterogene Gruppe gut "zu bedienen". Dennoch dreht sich viel Kritik auch darum, dass die Lebensrealität von z. T. schwerkranken Patient:innen durch das Gelernte nicht ausreichend gewürdigt wird, sodass Vieles einfach nicht so anwendbar ist, wie wir es erlernen.
  • Einige Zeit stand eine Ausbildungsteilnehmerin im Fokus der Gruppe, weil ihr Verhalten als massiv störend und aufmerksamkeitshaschend empfunden wurde. Zum Beispiel stand sie mehrfach während des Seminars auf, ging in die Mitte des Raumes, legte dort lautstark irgendwelche Süßigkeiten oder andere Nahrungsmittel ab, damit die Gruppe sich bedienen konnte, kehrte dann aber quasi als einzige immer wieder zurück in die Mitte, um sich von dem Stapel zu bedienen. 🤦‍♀️Auch andere Verhaltensweisen führten immer wieder zu Reibungen: Zum Teil gab sie Wortmeldungen ab, die einfach nur daneben waren oder bewertete Wissen oder Erfahrungen von Teilnehmer:innen, die sie gar nicht kannte. Das wurde auch angesprochen, aber erstmal hat das zu keiner größeren Veränderung geführt. Beim letzten Mal empfand ich ihr Verhalten als weniger störend. Wir werden sehen, wie sich die Gruppe hier noch entwickelt.
  • Teilnehmer:innen, die bereits mit systemischen Ausbildungen zu uns kamen (Berater- oder Coachingausbildung) geben durchaus kritisch zu bemerken, dass wir bisher wenig originär Systemisches erlernt haben. Insbesondere der systemischste aller Gedanken, nämlich dass wir als Ausbildungsgruppe ein System bilden, das in Wechselwirkung steht und sich zirkulär bedingt, wurde bisher kaum berücksichtigt (zumindest meinem Gefühl nach). Auch das Thema Aufstellungsarbeit haben wir nur sehr behutsam im Rahmen des ersten Selbsterfahrungswochenendes gestreift. 

 

Insgesamt bin ich nach fast einem Jahr* doch etwas ernüchtert. Ich zweifle nicht per se an meiner Wahl, aber ich frage mich nun schon, ob es einen großen Unterschied macht, bei welchem Institut ich letztlich gelandet wäre. Vielleicht hätte ich bei einem VT-Institut eher was Handfestes gelernt? Ich weiß es nicht... 🤷‍♀️

 

Zum Schluss muss ich aber auch mal anmerken, dass ich mein Institut jetzt nicht vollkommen verteufeln möchte. Ich höre auch Schlechtes von anderen Instituten, z. B. von einer Arbeitskollegin, die ihre Ausbildung in VT macht und ebenfalls von organisatorischen Katastrophen berichtet, obwohl das Institut schon lange besteht und einen guten Ruf hat.

 

(*Das Ausbildungsjahr endet im September)

9 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Interessant!

 

Darf ich fragen, wie groß die Gruppe ist? Und in welchem zeitlichen Stadium sich die Ausbildung befindet?

 

Von den Methoden, die Sie bisher benannt haben, würde ich jetzt nichts als typisch für systemische Therapie verorten. Lernen Sie denn etwas, wie Sie ein System einschätzen können? Welche Mechanismen dort wirken? Man muss ja wissen, was man bewegen will, bevor man Impulse im System setzt.

 

Zu dem "merkwürdigen" Verhalten der Kursteilnehmerin: Das wäre ja ein wunderbares Live-Beispiel für eine systemische Intervention durch die Ausbilder. Haben die denn die Situation aufgegriffen? Zumindest wäre das in meiner systemischen Ausbildung nicht nur angesprochen, sondern intensiv bearbeitet worden.

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@KanzlerCoaching

Wir sind ca 20 Personen und wir befinden uns im ersten Ausbildungsjahr.

 

Ich sehe das so wie sie und kenne das auch nur so aus meinen bisherigen Ausbildungen, die aber auch sehr selbsterfahrungsorientiert waren: Störungen werden aufgegriffen und vor Ort und Stelle als Lernbeispiel verwendet, um daran zu zeigen, wie man therapeutisch vorgeht.

 

Das ist aber nicht passiert, was ich doch als sehr schade empfand.

 

Und wir haben bisher nicht gelernt, wie man Systeme einschätzen lernt, um entsprechende Intervention einzusetzen. Ebenfalls sehr schade.

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vor 6 Minuten schrieb Vica:

Viele Gruppenmitglieder:innen mit großem Ego (nicht abwertend gemeint)

Oh ja, das ist tatsächlich ein Thema. Ich finde gerade das auch herausfordernd und frage mich auch, wie geht man damit in Patientengruppen um? Ich habe das im bisherigen beruflichen Setting immer sehr unterschiedlich gehandhabt, aber meistens bin ich begrenzend eingetreten und habe eher Grenzen gesetzt, manchmal auch sehr unempathisch. 

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vor 22 Minuten schrieb TomSon:

Ich sehe das so wie sie und kenne das auch nur so aus meinen bisherigen Ausbildungen, die aber auch sehr selbsterfahrungsorientiert waren: Störungen werden aufgegriffen und vor Ort und Stelle als Lernbeispiel verwendet, um daran zu zeigen, wie man therapeutisch vorgeht.

 

Das ist aber nicht passiert, was ich doch als sehr schade empfand.

 

Das finde ich nicht "schade", das ist für mich ein Mangel im Ausbildungskonzept. Oder mangelnde Fähigkeit der Ausbilder, so einen Prozess durchzuführen.

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Ich habe noch weitere Fragen: Wird in der Gruppe nur individuell "gemeckert" oder gibt es einen Konsens, was fehlt und was man sich als Ausbildungsgruppe konkret wünscht? Gibt es eine regelmäßige Kommunikation mit dem Institut mit Feedback Ihrerseits? Und haben Sie einen Gesamtüberblick, was denn noch alles thematisch kommen wird?

 

Kurz zusammengefasst: Sehen Sie denn eine Chance, etwas beeinflussen zu können? Oder wollen Sie einfach das Angebot durchziehen, so wie es ist?

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vor einer Stunde schrieb KanzlerCoaching:

Wird in der Gruppe nur individuell "gemeckert" oder gibt es einen Konsens, was fehlt und was man sich als Ausbildungsgruppe konkret wünscht?

 

Es gibt beides. Nach dem Gruppenpsychotherapie-Seminar bestand weitestgehend Konsens, was nicht so gut lief. Aber es gibt immer auch individuelles Meckern.

 

vor einer Stunde schrieb KanzlerCoaching:

Gibt es eine regelmäßige Kommunikation mit dem Institut mit Feedback Ihrerseits?

Es gibt, wie von @Vica beschrieben, einen Kurssprecher:in, der/die kommuniziert mit dem Institut. Hier gibt es durchaus auch Fortschritte. Aber das Institut hat diverse Kritik auch einfach abgeschmettert, obwohl diese doch berechtigt erschien (z. B. dass man zahlenden Kursteilnehmer:innen die Anmeldung zu Seminaren anderer Standorte nicht vorzugsweise gewährt, sondern tatsächlich irgendwelchen Ärzten o. ä. Vortritt lässt). 🤷‍♀️

 

vor 1 Stunde schrieb KanzlerCoaching:

Und haben Sie einen Gesamtüberblick, was denn noch alles thematisch kommen wird?

Ja, den gibt es. Also eine Auflistung aller Pflichtseminare, die belegt werden müssen.

 

vor 1 Stunde schrieb KanzlerCoaching:

Sehen Sie denn eine Chance, etwas beeinflussen zu können? Oder wollen Sie einfach das Angebot durchziehen, so wie es ist?

Ja und nein. Manches schmettert das Institut ab, auf anderes hat es sich jetzt nach Kritik eingelassen (z. B. wurden zwei von vier Seminaren einer Themenreihe gegen andere Themen ausgetauscht).

 

Dennoch bleibt die Kernkritik auch, dass in dieser systemischen Ausbildung recht wenig Systemisches gelehrt wird. Ich frage mich halt, ob es nicht sinnvoller ist, dann lieber anderenorts nach Möglichkeiten zu suchen, sich Wissen anzueignen.

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Es gibt ja wohl zwei große Bereiche, in denen etwas schiefgehen kann und auch schief geht: der organisatorische Bereich und der inhaltliche. Organisatorische Pannen halte ich persönlich zwar für ärgerlich, aber für verkraftbar, wenn der Rest stimmt.

 

Wenn der inhaltliche Bereich wenig zufriedenstellend ist und wenn z.B. das lehrende Personal nicht so richtig überzeugend ist, dann kann man schon ins Überlegen kommen, ob man nicht wechselt. Und hofft, beim neuen Anbieter nicht in einem halben Jahr an der gleichen Stelle steht und im Grunde nichts besser geworden ist.

Bearbeitet von KanzlerCoaching
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vor 15 Stunden schrieb KanzlerCoaching:

dann kann man schon ins Überlegen kommen, ob man nicht wechselt. Und hofft, beim neuen Anbieter nicht in einem halben Jahr an der gleichen Stelle steht und im Grunde nichts besser geworden ist.

 

Ich wollte damit nicht ausdrücken, dass ich das Institut wechseln werde. Aber ggf. mache ich das wie Vica und suche mir gezielt Weiterbildungen, die mich auch weiterbringen. Dann nebenher (eher unwahrscheinlich)  oder im Anschluss. 

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