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Das Beste aus Mindmaps herausholen


DerLenny

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Mindmaps. Je nachdem, wen man fragt, sind diese optimale Lerntools, bringen auch nicht mehr als andere Methoden oder „bringen nichts“. Bei Bedarf kann ich auch passende Studien beibringen.

 

Die Ursache ist meiner Meinung nach, dass „eine Grafik pinseln“ erst einmal nicht mehr ist, als genau das: Eine Grafik pinseln. Wenn ich ein Lehrbuch mit diesem Aufbau habe:

 

  • Thema 1
    • Unterthema 1.1
    • Unterthema 1.2
    • Unterthema 1.3
  • Thema 2
    • Unterthema 2.1
    • Unterthema 2.2
  • Thema 3

 

Dann kann ich daraus diese „Mindmap“ erstellen:

image.png.02e324cd1a5e372bbb14a313031b0d7c.png

Allerdings hat dieser Graph jetzt keinen Mehrwert gegenüber dem Inhaltsverzeichnis. Er hat im besten Fall den gleichen Informationsgehalt wie das Verzeichnis.

 

Viele erstellen aber ihre Mindmap genau so. Sie gehen durch das Skript oder Lehrbuch, machen sich für die wichtigen Punkte ’nen neuen Knoten auf der Mindmap und hängen da dann alles drunter, was ihnen relevant erscheint.

Das Ergebnis ist dann eine Art Zusammenfassung des Gelesenen in hierarchischer Form. Bei der die sequenzielle Natur des Ausgangsmaterials größtenteils erhalten bleibt. Und die Vorteile, die eine visuelle Darstellung bietet, nicht wirklich genutzt werden.

 

Und noch wichtiger: Es ist keine Mindmap. Denn diese soll eine „Karte des mentalen Aufbaus“ darstellen. Hier war aber die Basis nicht das eigene Verständnis, sondern es wurde die Darstellungsform zum „Mitschreiben“ benutzt. Was jetzt nicht schlecht ist, aber auch kaum mehr bringt als andere Methoden, mit denen man sich beim Lesen Notizen machen kann. 

Wenn ich jetzt kleine Zeichnungen integriere, dann bringt es schon ein kleines bisschen mehr (aber auch nicht mehr, als wenn ich diese Zeichnungen an oder neben meinen normalen Aufschrieben machen würde).

 

Ok, Sherlock, wie soll ich es dann machen?

Der erste Hinweis steckt schon im Name. Es ist eine Mindmap. Nehmen wir wieder das Beispiel, dass man sich mithilfe einer Lektüre ein Thema erarbeitet. Nachdem man sich einen ersten Überblick über das Material verschafft hat, setzt man sich vor ein leeres Blatt Papier / die App der Wahl und bringt das eigene mentale Modell, das eigene Verständnis des Sachverhalts auf die Seite.

Das wird wahrscheinlich zunächst etwas unstrukturiert sein. Und lückenhaft. Was aber auch gut ist, denn die Strukturierung des Wissens ist ein wichtiger Teil des Prozesses. Die wilden Gedanken in einen für einen selbst sinnigen Zusammenhang zu bringen, gehört zu den Lernmethoden der höheren Ordnung (nach Bloom). Und das Lernen der höheren Ordnung geht auch mit einem tieferen Verständnis und besserer Erinnerungsleistung einher.

Als bildet man Gruppen (zum Beispiel, in dem mal Zusammengehöriges in räumlicher Nähe) auf das Papier bringt. Oder es mit den gleichen Farben markiert, eine Bubble drumherum zeichnet, Verbindungslinien malt etc.

Hier sind dann digitale Varianten geschickt, weil man die Inhalte wild verschieben und gruppieren kann, wenn man mehr Platz benötigt, kann man einfach den Zoom erhöhen etc. 

Aber für den eigentlichen Prozess macht es wenig Unterschied.

Hat man Gruppen gebildet, kann man sich überlegen, was ein passender Name für diese Gruppen wäre.

 

Und jetzt geht man in die nächste Runde, und geht das Material erneut durch. Dadurch, dass man nach dem ersten Durchgang seine Gedanken sortiert hat, und einen groben Überblick über die Inhalte erhalten hat, kann man beim zweiten, etwas tieferen Durchgang des Materials dieses auch besser einordnen. Entdeckt vielleicht Zusammenhänge von Inhalten am Anfang des Buches zu Inhalten am Ende des Buches.

 

Mindmap als Wissensdump

Und jetzt erstellt man erneut eine Mindmap. Leeres Blatt Papier und dann ’nen „Brain Dump“ drauf. So hat man zum einen den „free Recall“ also eine freie Erinnerung des Materials ohne einen externalen Hinweisreiz (wie eine Frage), und zum anderen beschäftigt man sich erneut auf einer höheren Ebene mit dem Wissen. Denn es geht nicht nur darum, das neue Material wiederzugeben, sondern auch darum, es zu strukturieren. Zusammenhänge zu visualisieren.

 

Und dann prüft man, ob etwas vergessen wurde (auf der aktuellen Detailtiefe). Fehlen ganze Teilbereiche? Oder eher kleinere Abschnitte? Womit hängen diese Teilbereiche zusammen? Und wie? Warum sind die vergessenen Elemente wichtig? 

 

Mindmap zur Strukturierung der eigenen Gedanken

Gibt es Teile der Mindmap, denen man schwer folgen kann? Mit vielen Verbindungen kreuz und quer? Das ist ein Zeichen dafür, dass hier das mentale Modell auch unstrukturiert ist. Wenn man hier dann etwas Zeit investiert, um „den Knoten zu lösen“ hat dies einen hohen Mehrwert. 

Prüft man die Mindmap auf diese unübersichtlichen Stellen und Lücken, dient sie also als Feedback-Tool.

 

Und dann geht man erneut durch den Text. Wieder in höherer Detailtiefe. Recherchiert evtl. in anderer Literatur um Lücken zu schließen, oder das „gleiche noch mal anders“ erklärt zu bekommen. 

Evtl. bietet es sich dann auch an, für bestimmte Teilgebiete eigene Mindmaps zu erstellen (wenn man auf Papier arbeitet).

 

Durch das freie Erstellen der Mindmaps hat man also den Nutzen des „free Recalls“. Und kann hier Inhalte räumlich (anstatt streng linear wie in Bücher / Videos) anordnen, Verbindungen kennzeichnen, neue Gliederungsebenen einfügen und „gedankliche Knoten“ lösen. Man sortiert, priorisiert und ordnet die Informationen zum Thema.

Und hat dann eine belastbare Struktur, an die man neues Wissen hängen kann.

 

Fazit

Eine solche Mindmap soll in erster Linie für einen selbst dienlich sein. Die Grafik selbst sollte auch nicht zum Lernen genutzt werden – denn sie ist im Idealfall ein Abbild der existierenden mentalen Struktur. Und wenn diese bereits vorhanden sind, muss man sie nicht lernen. 

 

2 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Schön, dass du das Thema Mindmaps aufgreifst. Ich liebe Mindmaps und nutze sie für alles mögliche, um Klarheit zu schaffen. 

Am Liebsten verwende ich sie als Grundlage zum Reflektieren von Lebenssituationen, Schwierigkeiten, Zukunftsplänen :) 

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Jo, sind sind echt cool. ich hab etwas gebraucht, um das zu verstehen. Ich habe sie anfangs einfach nur als hierarchische Struktur in nem mehr oder weniger ausgefallenem Look betrachtet. Und die Mindmaps von den Leuten, die gut damit gefahren sind, haben mir wenig gebracht - was ich jetzt verstehe, früher aber als Hinweis angesehen habe, dass sie "nichts für mich sind'.

Was wohl auch daran lag, dass die Erklärungen, die ich hatte, eher auf den Aufbau und visuelle Features eingegangen sind, als die bei der Erstellung ablaufenden Prozesse. 

 

Und genau diese sind IMO der Knackpunkt.

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