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Das deutsche Bildungssystem - mein Weg


Lukas

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Hallo zusammen, 

 

als Lehrer (im Studium) beschäftige ich mich derzeit auch viel mit dem deutschen Bildungssystem. Aktuell, und immer mal wieder, wird der Zustand dieses Systems auch in den Medien beleuchtet. In der Berichterstattung stehen meist die Schwierigkeiten, Hindernisse und Versäumnisse im Vordergrund - die es auf jeden Fall auch wert sind, darüber zu diskutieren, gar keine Frage. Auch über die Gliederung und Organisation des staatlichen Schulsystems oder die Lehrer:innenausbildung kann gestritten werden. Aber in diesem Blogbeitrag möchte ich die positiven Seiten dieses Systems beleuchten, welches es mir, dem früheren Hauptschüler, ermöglicht hat, nun selbst als Lehrkraft vor Klassen zu stehen. 
 

Denn aufgrund meines bisherigen Bildungsweges kann ich feststellen, dass dieses System nicht nur schlecht ist. Und es ist vor allem eins: durchlässig. Bei mir ist es schon das ganze Leben so, dass es häufig etwas länger dauert, bis ‚der Knoten platzt‘. Aber wenn es dann passiert ist, dann läuft es eigentlich meist ganz gut. Und so habe ich nach Abschluss der Hauptschule nach Klasse 10 eine Ausbildung zum staatlich geprüften Sozialhelfer absolviert. Eine zweijährige schulische Ausbildung an einer Berufsfachschule, an dessen Ende ich nicht nur meinen ersten Berufsabschluss erworben hatte, sondern mir auch die Fachoberschulreife, also quasi der Realschulabschluss zuerkannt wurde. Während dieser Zeit war ich Schüler-BaFöG berechtigt. Anschließend absolvierte ich dann die zweijährige höhere Berufsfachschule (für Gesundheit und Soziales) und konnte die Fachhochschulreife und erweiterte berufliche Kenntnisse sowie die Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe erwerben. Hier wäre quasi ein ‚Direkteinstieg‘ in Klasse zwölf des (beruflichen) Gymnasiums möglich gewesen. Um mir diese Möglichkeit offen zu halten, habe ich freiwillig Französisch als zweite Fremdsprache im Wahlpflichtbereich gewählt, mich letztendlich dann aber doch anschließend für die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger entschieden. Den Beruf, in dem ich nun seit zehn Jahren arbeite. Aber da das Lernen ja bekanntlich nie aufhört und ich eigentlich sogar ziemlich Spaß daran habe, begann ich im Jahr 2019 berufsbegleitend mein Pflegepädagogikstudium, dessen erste Etappe ich 2022 mit dem Erwerb des Bachelors ebenfalls erfolgreich meistern konnte. Und aktuell, mit inzwischen 31 Jahren, befinde ich mich mitten in meinem, ebenfalls berufsbegleitenden Masterstudium, für welches ich derzeit mit einem Deutschlandstipendium unterstützt werde. 
 

Meinen eigenen Bildungsweg beschreibe ich hier nicht, um zu zeigen was ich alles geschafft habe, sondern um darzustellen,  was unser Bildungssystem alles ermöglicht und welche Chancen jeder und jedem zur Verfügung stehen, wenn man nur bereit ist, sie zu nutzen.

Bearbeitet von Lukas

3 Kommentare


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Ich bin zwar mit einem Realschulabschluss gestartet und dann Fachrichtung Informatik. Aber ansonsten haben wir einen ähnlichen Weg hinter uns. Es gehört Ehrgeiz und Wollen dazu. Nichtsdestrotz müssen auch weitere Rahmenparameter, respektive die Umgebung halbwegs stimmen. Glück gehört ebenfalls ein wenig dazu.

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Hallo Lukas,

 

vielen Dank für deinen Blog, der auch mal die positiven Seiten mit seiner "Durchlässigkeit" verdeutlicht. Auch ich habe mich durch das deutsche Bildungssystem durchgekämpft: vom Hauptschulabschluss bis zur  Fachhochschulreife, Ausbildung, Weiterbildung bis zum berufsbegleitenden Fernstudium. Insbesondere bin ich im Hinblick auf den letztgenannten Punkt sehr dankbar, dass es diese Möglichkeiten gibt. Trotz all der positiven Seiten wünsche ich mir dennoch einige Veränderungen im Bildungssystem insbesondere im Hinblick auf die zu frühe Selektion, die Inklusion an den Schulen sowie im Hinblick auf den Ausbau der Schulsozialarbeiterstellen. Denn ich mache immer wieder im beruflichen Kontext die Erfahrung, dass die Inklusion an Schulen meistens von einzelnen sehr engagierten Lehrkräften abhängt. Aktuell stehen die Schulen auch vor riesengroßen Herausforderungen hinsichtlich der Verteilung von Schulplätzen an Kindern mit Behinderung oder an ukrainische Flüchtlingskinder. Bei Bildungswegekonferenzen ist dies ein riesengroßes Thema und die Schulen stehen vor einem ethischen Dilemma. Wie sind denn deine Erfahrungen diesbezüglich?

 

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Ich kann mich deinen formulierten Wünschen für das Bildungssystem voll und ganz anschließen, sehe ich auch so.


Schulsozialarbeit ist so wichtig und sollte standardmäßig an allen Schulen etabliert werden!

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