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Abschied und Aufbruch


AlexanderEh

291 Aufrufe

Hallo Leute,

 

in meiner Abteilung wird leider bald unser Teamleiter gehen. Für unser gesamtes Team ist das, wenn ich ehrlich bin, ein schmerzhafter Verlust. Er ist die Art von Mensch, der einen Haufen unterschiedlicher Leute gut zusammenhalten konnte und uns gleichzeitig vom Stress und Druck der Leitungsebene ferngehalten hat. Eine Führungskraft, die auch mich beim Einstieg sehr unterstützt hat und mir die Angst genommen hat, Fragen zu stellen. Er hat mir zu Anfang den Zahn gezogen, mich beweisen zu müssen oder mich zu schämen, wenn ich etwas scheinbar „Selbstverständliches“ nicht wusste. Obwohl er selbst keinen akademischen Background hat, hatte er ein ziemlich gutes Gespür dafür, was man realistisch von mir erwarten kann. Das war am Anfang oft weniger, als ich mir selbst zunächst eingestehen wollte.

 

Andererseits konnte er auch Potenziale in anderen erkennen und stupste bestimmte Personen, auch mich, in diese Richtung. Er ist für das Team so eine Art, und ich weiß, das klingt jetzt ziemlich cringe, Papa. Wann immer einer von uns nicht weiter wusste, konnten wir ihn fragen, und er wusste sehr oft Rat. Das lag auch daran, dass dieser Mann ein umfassendes technisches und organisatorisches Wissen hat. Und das Allerwichtigste: starke Nerven und viel Geduld. Auf seinen Bildschirm klebt ein Yoda-Sticker, den wir ihm mal frecherweise draufgeklebt hatten.

 

So sehr unser Teamleiter von uns geschätzt und respektiert wird, blieben die zunehmenden Konflikte mit der Leitungsebene nicht verborgen. Unser Teamleiter war letztes Jahr öfters krank. Man sah ihm seine zunehmende Unzufriedenheit an. Im Unternehmen übernehmen die Millennials mehr und mehr das Ruder. Das gefällt nicht jedem: Es wird nun gegendert, es wird sehr viel mehr zahlenorientierter gearbeitet und viel automatisiert. Mein Teamleiter bevorzugte persönlichen Austausch und Erfahrungswerte, während die Leitungsebene auf Automatisierung und straffe Prozesse setzte, mit dem Ziel, Wissen aus den Köpfen in Prozesse zu verlagern. Mein Teamleiter will Menschen weiterentwickeln – die Leitungsebene eher Prozesse. So zumindest sein Eindruck.

 

Es kam, wie es kommen musste. Es erfolgte der Bruch, und unser Teamleiter hat seine Entscheidung bekannt gegeben, das Unternehmen zu verlassen. Zu groß sind anscheinend die Gräben zwischen ihm und der Leitungsebene geworden.

 

Warum erzähle ich das alles? Naja, während mein Teamleiter sich verabschiedet, kam die Leitungsebene Anfang Januar auf mich zu und hat mir das Angebot unterbreitet, seine Position einzunehmen. Für mich war das sehr überraschend. Warum ich?

 

Es scheint, dass die Personal- und technische Leitung mich schon länger im Auge hatten, viel Positives über mich gesprochen wurde, ohne mein Wissen. Mein gutes Verhältnis zur technischen Leitung und die Vertretung unseres Teamleiters im letzten Jahr ließen mich wohl in gutem Licht erscheinen.

 

Ohne es bewusst anzustreben, hatte ich schon eine Weile mehr Verantwortung als andere im Team übernommen, traf Entscheidungen, unterstützte das Team und teilte mein Wissen.

 

Und ich habe mit meiner Arbeit in den letzten Jahren stets Erfolge verbuchen können. Schließlich stehe ich mehr hinter dem aktuellen Kurs im Unternehmen.

 

Ich sagte zu und werde nun Teamleiter (für 4 Units bzw. "Gruppen", also ca. 18 - 21 Leute, +/- Werkstudenten/Praktikanten die kommen und gehen). 

 

Da ich in den letzten Wochen mich auf die Übernahme der neuen Aufgabe vorbereitet habe, habe ich das Studieren im Januar und Februar hintenangestellt. Das KI-Studium will ich aber unbedingt beenden, da dieses Thema auch in meinem Unternehmen mehr und mehr in den Vordergrund drängt. Aktuell studiere ich das Einführungsmodul zur KI. Sobald ich damit durch bin, geht es hier im Blog weiter.

 

 

 

 

 

 

 

Bearbeitet von AlexanderEh

4 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Glückwunsch zum Aufstieg. 🙂

 

Wie siehst Du denn die Themen, die Deinen Vorgänger gestört haben?

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vor 1 Stunde schrieb Markus Jung:

Glückwunsch zum Aufstieg. 🙂

 

Wie siehst Du denn die Themen, die Deinen Vorgänger gestört haben?

 

Dankeschön. :) 

 

Ich habe vor den anstehenden Aufgaben sehr viel Respekt, aber auch jede Menge Lust darauf. Seit Wochen denke ich über die vielen Änderungen nach, die ich im Team umsetzen soll. Und ich erkenne mehr und mehr, wie viele Konfliktebenen ich dabei bearbeiten muss. Es wird viel Fingerspitzengefühl erfordern, um erfolgreich zu sein.

 

Die Leitung hat recht zielsicher unsere Probleme im Team erkannt. Ich schließe mich ihrer Diagnose an. Daher sehe ich die in Zukunft eingeleiteten Maßnahmen der Organisation als Unterstützung und Chance an, während mein Teamleiter das wohl eher als Kontrolle und Misstrauen interpretierte. 

 

Vielleicht werde ich in Zukunft einen Blogbeitrag dazu verfassen, der etwas konkreter wird. Aber vorerst möchte ich abwarten, wie ich mich als Teamleiter schlage. Mein Teamleiter ist noch bis Juni bei uns. Parallel dazu werde ich noch geschult und mache eine Art Hospitation bei anderen Abteilungen. 

 

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