Psychiatrie, Woche 6: Essstörungen + 1 Praktikant weniger
Sechs Wochen Praktikum sind geschafft
Es liegt eine ergreifende Woche hinter mir, in der ich hauptsächlich auf der Essstörungs-Station unterwegs war. Mit Essstörungen hatte ich vorher gar keine Berührungspunkte. Ich kenne privat niemanden, der von diesen geplagt wird und in der Theorie, in der wir die natürlich durchgekaut haben, hatte ich mehr eine Affinität hin zu anderen Störungsbildern (über die ich dann zT Referate gehalten habe usw.). Aus dem Studium kann ich allerdings sagen, dass Essstörungen ein Bereich waren, der sehr viel Aufmerksamkeit bekam. Referate usw. waren immer sehr schnell weg. Auch widmeten sich so einige diesem Thema in ihren Arbeiten.
Meine Woche mit den Damen (aktuell haben wir keinen Mann, aber das käme durchaus auch öfters vor) war sehr intensiv und ich bin so ergriffen von dem, was ich erlebt habe, dass ich mich unbedingt mehr mit diesem Störungsbild zu tun haben will. Ich überlege sogar, mich da noch etwas weiterzubilden.
Überwiegend habe ich das erlebt:
- Essen beaufsichtigt, gemeinsam Mahlzeiten eingenommen (ein ziemliches Drama leider)
- Bei Körperbild-Gruppentherapien hospitiert
- Kalorienzahlen für Essen berechnet und Pläne erstellt
- Wiegen beaufsichtigt (noch so ein Drama)
- HRV-Messungen mit Damen durchgeführt, die schon einen gewissen BMI erreicht haben (darunter macht das wohl keinen Sinn)
- Spaziergänge durchgeführt...hier muss man sehr aufpassen, dass die Damen sich keine Wege aussuchen, die anorexisch motiviert sind (z.B. bergauf). Beim ersten Mal haben sie mich noch gelinkt Aber zur Mitte der Woche wurde ich schlauer.
- Unter einem gewissen BMI dürfen die Personen nicht mehr selber laufen, um keine Kalorien zu verbrennen. Sie sitzen im Rollstuhl und dürfen nur Aufzüge nutzen
- Die Damen können ziemlich hässlich zueinander werden und sich gegenseitig stark abwerten
Noch darüber hinaus habe ich ja meinen festen Hospitations-Platz, d.h. ich darf bei den Einzeltherapien dabei sein. Zum Glück habe ich den behalten. Es ergaben Schwierigkeiten mit dem Therapeuten - er ist nicht so motiviert. Am Ende hat er mich auch nicht mehr gegrüßt. Das konnten wir aber klären. Zum Glück hat es auch nichts mit mir zu tun.
Wir sind mittlerweile eine Praktikantin weniger.
Die, die weg ist, ging zwischendrin immer wieder nach Hause, kam zum Mittagessen zurück und machte dann 3 Stunden eher Feierabend. Mit ihr gesprochen haben wir auch, dass das sehr unkollegial ist. Erstaunlicherweise stritt sie nichts ab. Mehr als ein "Mhm" kam aber nicht zur Ursachenforschung. Der Klinikleitung ist das zu meinem großen Erstaunen nicht entgangen, dass sie dauerabwesend ist. Hier scheinen Detektive herumzurennen Sie hat sich aber auch in einer anderen Sache bei den Was-zu-sagen-habern unbelebt gemacht. Irgendwann kam sie gar nicht mehr.
Auch so kann man mit sehr hart umkämpften Plätzen umgehen... 😕
Diese kommende Woche wird aus mehreren Gründen sehr spannend praktikumstechnisch...
Für die Masterarbeit ging dann leider in dieser Woche nicht so viel. Ich hatte aber ein paar Heureka-Momente mit der Literatur und hoffe, dass ich jetzt den Durchbruch hinkriege.
Bleibt gesund und haltet zusammen.
LG
Feature Foto: aixklusiv | pixabay
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