Lonely Job Masterarbeit
Zwischen dem Studenten- und dem "echten" Leben, dem ich hier wirklich entgegen lechze, steht nur noch eine Kleinigkeit: Die Masterarbeit Das ECTS-Konto ist voll, für die Zukunft ist ebenfalls vorgesorgt (siehe Blog-Einträge davor). Ein kleiner Schritt noch, der die Welt bedeutet. Müsste eigentlich von selbst laufen. Oder?!
Die Master-Thesis war natürlich schon bei meiner Einschreibung in den Master das große Ziel, auf das alles hinausläuft. Dafür schlägt hangelt man sich von Arbeit zu Arbeit und freut sich, wenn man endlich die ECTS für die Anmeldung zusammen hat.
Aber...
Als es so weit war, kam alles etwas anders.
Ich fand erstaunlicherweise nicht so recht rein. Dem Gefühl nach schrieb ich einen schlechten Schulaufsatz. Als hätte ich die Fähigkeit zum Schreiben verloren: Wissen, was man sagen will, aber nicht, wie. Verstanden habe das nicht, denn über Literatur zu spannenden Thesen bis zur Motivation (da vom Thema selbst betroffen) war alles an Zutaten vorhanden.
Eine gigantische Kohorte von gerundeten 3.000 Teilnehmern, da macht SPSS anwerfen auch richtig Spaß!
Statt aber mit Feuereifer in die Tasten zu hauen, entwickelte ich Schreibblockade um Schreibblockade.
Wann kommt der Flow?
Wonach ich mich gesehnt habe, war das, was Csíkszentmihályi Flow nennt, und das definiert sich so:
ZitatFlow bezeichnet das als beglückend erlebte Gefühl eines mentalen Zustandes völliger Vertiefung und restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit, die wie von selbst vor sich geht – auf Deutsch in etwa Schaffens- bzw. Tätigkeitsrausch oder auch Funktionslust. Quelle
Das ist sozusagen mein Motor hinter all meinen schriftlichen Arbeiten, und wenn ich in diesem Zustand bin, läuft alles wie von selbst.
Irgendwie kam aber kein Flow, stattdessen kämpfte ich mich von Satz zu Satz und fand, dass die Abschnitte sehr steif klangen. Es kam, was kommen musste:
Prokrastination, Schuldgefühle, schlechter Schlaf.
Aber ich studiere ja nicht erst seit gestern, sondern schon insgesamt seit 2012. Ich stand häufig vor solchen Problemen und weiß, dass sie dazu gehören und es immer eine Lösung gegeben hat, sonst wäre ich ja nicht am Ende der Fahnenstange Studium angekommen.
Tatsächlich zog ich mich einige Wochen vom Schreiben raus und betrieb dafür eben weiter Literaturrecherche, las noch mehr Studien und begab mich auf Ursachenforschung.
Mentale Spurensuche nach dem Problem
Wenn ich prokrastiniere, umschiffe ich meistens das Ausgangsproblem, das mir nicht gleich bewusst ist - oft nervt es mich. Wenn ich nicht drauf komme, brauche ich oft etwas Abstand zur Sache.
Mit der Zeit kam ich drauf, bzw. das Bewusstsein kam zu mir.
Das Problem kann häufig banal sein: Von idealisierten Vorstellungen, wie so eine Arbeit abläuft, bis hin zur schmerzlichen Erkenntnis, das Masterarbeit-Zeit oft auch Einsamkeits-Zeit ist zwischen Fast Food und Einsiedlerkrebsleben (was so ziemlich das exakte Gegenteil der letzten Monate darstellt) ist alles möglich. Sogar tabuisierte und daher nicht eingestandene Ängste vorm Fertigwerden können eine Rolle spielen.
Wichtig finde ich ja, dass man sich nicht unter Druck setzt, solche Nüsse zwangsläufig zu knacken. Sondern nur zu akzeptieren, dass sie halt da sind - wie gute, alte Kumpels, die auf einen aufpassen wollen, dass man keine Fehltritte macht (tut man schon nicht).
Ich bin jedenfalls froh, dass meine Form so halbwegs zurück ist und ich vieles aufholen konnte Die ,,Kumpels" Einsamkeit, Zweifel und Schreibblockade sitzen als Zaungäste quasi rund um die Uhr daneben. Nicht schlimm, so lange sie zuschauen. Sie sind ja auch nur temporäre Gäste.
Unabhängig von der Note freue ich mich auf vieles, was mit der gebundenen Masterarbeit zu tun hat. Endlich mal etwas im schicken Einband von sich selbst in der Hand halten. Arbeitgeber, Familie und einige Freunde, die auch ein Exemplar haben möchten.
Euch frohes Tüfteln. Bleibt gesund & haltet zusammen.
LG
Feature Foto: Pixbay auf pexels.com
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