Psychotherapeutenausbildung: Wie das so (ab)läuft
Es ist der Corona-Sommer. Der Sommer der Kurzarbeit, Übergangsjacken (hier wird's partout nicht wärmer als 19 Grad) und zudem der letzte Sommer in "Freiheit" - danach beginnen laut meinem ausbildenden Institut die angeblich härtesten 3 Jahre meines Lebens. Die Verwaltungsmühlen laufen wegen Unterbesetzung und Urlaubszeit sehr langsam momentan, und so eine PP-Ausbildung bedarf zum Teil mehr behördlichem Papierkram, als ich ihn damals zum Standesamt schleppen musste.
Selbst eine simple Zeugnis-Beglaubigung für's LPA brauchte 4 Wochen Vorlauf.
Mittlerweile ist schon einiges klarer bezüglich der Ausbildung und ich habe meinen "Stundenplan", der ab Dezember beginnt Das gefällt mir, so kann man auch besser Urlaub und besondere Termine planen.
Insgesamt sieht Belegung so aus (Achtung, kann sich von Institut zu Institut unterscheiden)
Block 1, Theorie
- 600 Stunden
- Betrifft den ganzen psychologischen Hintergrund
- Gut finde ich, dass ich dazu nicht unbedingt pendeln muss, sondern die Theorie auch in einem Partnerinstitut hier in der Stadt besuchen könnte (je nach freien Plätzen natürlich).
Block 2, Selbsterfahrung
- 120 Stunden
- Hier lernt der angehende Psychotherapeut, sein eigenes Verhalten zu reflektieren und zu ergründen.
-
Je nachdem kann sowas vor Ort stattfinden, aber ich habe auch schon von Kursen gehört, die über ein Wochenende in die Berge fahren und sich dort in eine Hütte einschließen
Irgendwo hier: Erste Zwischenprüfung.
Block 3, Klinikjahr (PT1)
- 1200 Stunden
- In einer Klinik mit eigenen Patienten, Gruppenleitung etc.
- Viele fangen nicht erst hier an, sondern lassen sich vorher als klinischer Psychologe anstellen (schon in Block 1) und können sich diese Stunden uU auch für das Klinikjahr anrechnen lassen.
- Für diese Tätigkeit sind qua Gesetz 1000€ Vergütung von den Krankenkassen vorgesehen worden, die aber nicht immer in diesem Umfang gezahlt werden. (Bis vor kurzem war es so, dass man hierfür zum Teil gar nichts bis 450€-Job-mäßig bezahlt wurde trotz laufender Kosten beim Institut).
Block 4, Klinikjahr (PT2)
- 600 Stunden
- Klinik, Lehrpraxis, Psychiatrie etc.
- Eigentlich soll das in einem anderen Institut als PT1 erfolgen (finde ich auch interessanter, um mehr Bereiche abzudecken bei der Ausbildung), aber aufgrund der Knappheit solcher Plätze, machen viele das auch bei ihrer PT1-Stelle
- Diese Stelle MUSS nicht vergütet werden (die Vergütung gilt ausschließlich für PT1). Entsprechend hat man hier prekäre Verhältnisse (0 - 300 € scheint der Durchschnitt zu sein)
Block 5, Ambulanz
- 600 Stunden
- Hier kümmert man sich um eigene Patienten, die überwiegende Mehrheit scheint dies in Lehrpraxen abzuleisten, geht aber auch in Kliniken, sofern sie Ambulanz-Patienten aufnehmen.
Block 6, Supervision
- 150 Stunden
- Der Name ist selbsterklärend. Beratung und Reflexion durch einen anderen Psychotherapeuten (sozusagen dem Ausbildungsleiter unter den Psychologen)
-
Ich durfte da im Praktikum einige PiAs bei begleiten und finde das eine ziemlich gute Sache
Frei Spitze
- 930 Stunden
- Quasi der Papierkram: Weiterbildung, Videos anschauen, Falldokumentation, Antragsstellung usw.
Insgesamt ist das auf 3 Jahre angelegt. Aber die sind wohl insgesamt eher unrealistisch, da einem ja auch mal etwas dazwischen kommen kann. Man kann dies auch in Teilzeitmodellen mit insgesamt 5 Jahren machen. Wer zwischendurch unterbrechen muss (Schwangerschaft, Krankheit usw.) kann natürlich die gesamte Spanne der Übergangszeit nach neuem PsychThG nutzen, also quasi 7 Jahren +, aber wie genau das ganze läuft, kA.
Der ganze Spaß kostet reduziert (da Eintritt in den gleichnamigen Interessensverein, ähnlich dem BDP) um die 19.000€ , weshalb von eurem Gehalt nicht super viel stehen bleiben wird Zudem gibt es aber die gute Nachricht, dass die Kliniken oft zwischenzeitlich die Ausbildungskosten übernehmen oder sich beteiligen. Ist nicht immer so.
Und nun nehme ich meinen Kopf wieder aus der Zukunft und komme mal wieder in der Gegenwart an, tatsächlich tippe ich noch bis Oktober an der Masterarbeit Man muss ja aufpassen, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht aus den Augen verliert.
Euch ein schönes Wochenende, bleibt gesund + haltet zusammen.
LG
Feature Foto: Anrea Piacquadio | pexels.com
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