43. Nam lingua Latina discere valde iuvat
Im kommenden achten Studienquartal beginnt die sogenannte Lektürephase in Latein. Das ist der Abschnitt einer schulischen Lateinkarriere, der auf die Anfangsjahre (Lehrbuchphase) folgt. Wie in anderen Fremdsprachen nach den ersten Schuljahren auch, schließt sich nun ein neuer Lernabschnitt an. In ihm stehen nicht mehr neue Grammatikphänomene im Fokus, auch wenn es sie weiterhin gibt, sondern die Textarbeit sowie der abiturprüfungsrelevante Erwerb von Wissen über das Land und den Kulturkreis, dessen Sprache man erlernt. Im Fach Latein gehören dazu römische Geschichte, Staat und Politik, Gesellschaft, Recht, Kultur, Philosophie und Alltagsleben, vermittelt durch Sachtexte (in deutscher Sprache) und anhand von Lektüreausschnitten römischer Autoren verschiedener Epochen, die übersetzt und inhaltlich untersucht (z.B. interpretiert, vergleichend eingeordnet) werden sollen.
In meinem Abiturlehrgang bestand die Anfangszeit aus einem sechsteiligen Grundlagenkurs und einer Kurs-umrahmenden Studieneinheit. Mit Ende des letzten Studienvierteljahres endete dieser Grundlagenkurs, der Vokabular, Formen- und Satzlehre der lateinischen Sprache vermittelte. Ziel und Anspruch dieses ersten Abschnitts war es, den Fernschüler sprachlich und grammatisch in Richtung auf die Verständnis- und Übersetzungsfähigkeit lateinischer Texte mit methodischem Rüstzeug auszustatten, das ihn in die Lage versetzt, sich von nun an mit Originaltexten römischer Schriftsteller und Philosophen (Caesar, Cicero, Vergil etc.) befassen zu können; den Fernschüler also "lektürefähig" zu machen. Nicht die aktive Sprachbeherrschung war das Ziel (anders bei anderen Fremdsprachen), sondern das erlernte Erkennen und Verstehen von Satz- und Textstrukturen.
Neben zahlreichen grammatischen Details hat der Lateinkurs mein Verständnis des Satzaufbaus, auch im Deutschen, verbessert. Der Satz als Konstruktions- und Analyseobjekt, systematisch aufgebaut aus Wörtern bestimmter Wortarten (Substantiv, Verb, Adjektiv, Adverb, Pronomen etc.), die als Mitspieler im Satz immer eine bestimmte Funktion erfüllen (als Subjekt, Prädikat, Objekt, Attribut, Adverbial etc.), deren Zusammenspiel es bei der Übersetzung zu erschließen gilt, ist ein interessanter Untersuchungsgegenstand. Mit dem funktionalem Satzmodell habe ich ein hilfreiches Instrument kennen gelernt, einen Satz gedanklich und grafisch in seine Bestandteile zu zerlegen. Latein fördert auf diese Weise das allgemeine Sprachverständnis. Früher in der Schule (ohne Latein-Unterricht) konnte ich mit den Grammatikeinheiten in Deutsch nicht viel anfangen.
Ich empfand den Grundlagenkurs in seiner zeitlichen Konzeption der Stoffvermittlung als sehr verdichtet und damit herausfordernd, anstrengend und im Großen und Ganzen überfordernd. Allerdings muss sich das Abiturfach Latein, für Nicht-Lateiner ohne Vorkenntnisse wie mich bei 0 (Null, Zero, "auf der Grüne Wiese") beginnend, in den zeitlichen Rahmen des Abiturlehrgangs einfügen. Mit dem Grundlagenkurs, einmal komplett durchgearbeitet und "in den Händen haltend" habe ich mir selber jedoch eine passable Ausgangsbasis geschaffen, um den weiteren Lehrgang bis zu den Abiturprüfungen gut nutzen zu können, mit dem sprachlichen Grundstock und seinen anspruchsvollen Satzkonstruktionen, noch besser umgehen zu lernen. Dazu werde ich mich in eine weitere Runde durch den Grundlagenkurs begeben. Die kommenden Kalendermonate Latein-Zeit vor der Lektürephase, reserviere ich für Stoffwiederholung. Im aktuellen Quartal "pausiert" das Fach und die Einheit im kommenden Quartal bearbeite ich erst gegen dessen Ende.
Um diese Wiederholungsphase zu unterstützen habe ich mir das aus mehreren Teilen bestehende Lehrwerk "STATIO - Latein auf kurzem Wege" vom Ovid-Verlag für den spät beginnenden Lateinunterricht gekauft, nachdem ich ausführlich nach Material suchte, das mir ergänzend zum ILS-Material einen "roten Faden" durch den Grundlagenstoff anbieten kann. Ein Foto von den Büchern, das neben Überblicks- und Übungsmaterial auch methodische Hinweise und Beispiele zu den gängigen Übersetzungstechniken sowie lerndidaktische Überlegungen enthält, habe ich unten angehängt. Auf dem Bild sind auch zwei Bücher zu sehen, in denen ich schon eine längere Zeit nachschlage. Zum einen der "Stowasser", ein beliebtes Latein-Deutsch-Wörterbuch, das ab dem letzten Drittel des Grundlagenkurses verwendet werden soll. Zum anderen eine unscheinbar aussehende Kurzgrammatik ("Pocket Teacher 5-10 Latein Grammatik"), die ich letztes Jahr zufällig auf einem "Wühltisch" im Globus (großer Supermarkt) entdeckte und die einem "roten Faden" recht nahe kommt.
Außerdem habe ich damit begonnen, den Wortschatz des Grundlagenkurses zu wiederholen. Dabei nehme ich mir auch Wortfamilien als Ganzes vor, z. B. die "kleinen Wörter" (sog. Partikeln) wie Präpositionen mit Ablativ bzw. Akkusativ, Konjunktionen, Subjunktionen, die sechs Arten von Pronomina etc. Unregelmäßige Verben werde ich ebenso als eigene Vokabelgruppe im Block lernen. Ich gehe dabei also nicht Schritt für Schritt vor, wie ich es beim ersten Durchgang machte, "vertikal strukturiert" bzw. scheibchenweise, sondern "horizontal strukturiert", grüppchenweise. Ich gehe davon aus, dass diese Art der Wiederholung von grundsätzlich Bekanntem, bis zur mündlichen Prüfung nicht enden wird.
Schönes Wochenende
Greetsiel
15.01.2021
Bearbeitet von Greetsiel
9 Kommentare
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