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Lange gesucht


psycCGN

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Schon seit längerer Zeit bin ich auf der Suche nach Weiterbildungsmöglichkeiten, um bestimmte Lücken zu schließen. Insbesondere die Arbeit mit stark verhaltensauffälligen Kindern fordert meinen Geduldsfaden ungemein. Seitdem ich in meinem Beruf tätig bin, habe ich mindestens ein Kind in der Lerngruppe, das durch sein oppositionelles Verhalten immer wieder meine Ressourcen vollumfänglich fordert. Leider gab es in meiner Ausbildung nie Seminare, die so etwas thematisiert haben. Daher fehlt mir notwendiges Handwerkszeug. Zur Zeit kann ich zwar sagen, dass ich für mich bestimmte Strategien gefunden habe, mit brenzligen Situationen umzugehen aber bei brenzligen Situationen bleibt es ja nicht immer. Als hätte man ein Pulverfass neben einem Kamin stehen, kann es immer mal sein, dass der Funke überspringt, es auf einmal kracht und die Hütte brennt. Vor wenigen Wochen gab es wieder ein paar Situationen in zeitlich sehr kurzen Abständen, in denen einfach wieder alles komplett eskaliert ist.

 

In einem Seminar zur inklusiven Pädagogik bin ich darauf aufmerksam geworden, dass Kinder mit starken Verhaltensauffälligkeiten oft Gewalt-, Verlust- oder Vernachlässigungserfahrungen gemacht haben und dadurch Bindungstraumata erlebt haben, die sich natürlich auch auf ihr Verhalten auswirken. Auch wenn ich als Lehrkraft keinen detaillierten Einblick in die Familienverhältnisse habe, erlebe ich doch ziemlich oft (sei es durch einen Blick in die Akten, durch Äußerungen der Kinder oder der Eltern), dass es dort irgendwo Probleme gibt. Nun habe ich als Lehrkraft ja ganz klar einen Bildungs- und Erziehungsauftrag. Dieser grenzt sich ebenso klar von psychotherapeutischen Aufträgen ab und das soll auch so bleiben. Allerdings ist der Kern pädagogischen Handelns das Schaffen von Möglichkeiten, damit sich Kinder unter den gegebenen Umständen optimal entwickeln können. Daher brauche ich auch Methoden, die über den Umgang mit unbelasteten Kindern hinaus gehen. Und um meine Handlungsmöglichkeiten sowie mein Wissen in der Arbeit mit der erwähnten Zielgruppe zu erweitern, habe ich mich im März dazu entschieden, eine Ausbildung in Traumapädagogik/Traumazentrierte Fachberatung zu machen. Eine kleine komplett online gestützte Fortbildung habe ich schon einmal über das Universitätsklinik Ulm gemacht. Der fachliche Input war auf jeden Fall gut. In Bezug auf die Handlungsmöglichkeiten blieb es mir jedoch zu oberflächlich.

 

Ich habe lange gesucht und einige Institute gefunden, die eine entsprechende Ausbildung anbieten und von der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie (DeGPT) sowie dem Fachverband Traumapädagogik (FVTP) zertifiziert sind. Problematisch ist jedoch meistens, dass die Fortbildungen in wohnortsnahen Instituten unter der Woche stattfinden. Dafür werde ich dann leider nicht freigestellt, v.a. nicht unter der derzeitigen Personalsituation. Vor einiger Zeit habe ich allerdings ein Institut entdeckt, das die Seminare Freitags und Samstags anbietet. Das ging dann klar und nach einer kurzen Bedenkzeit habe ich mich angemeldet, bevor die Plätze alle komplett vergeben sind. Zum Zeitpunkt meiner Anmeldung waren schon 14 von 20 Plätzen vergeben. Ganz wohnortnah ist das Institut nicht. Es ist in Münster und damit habe ich 2 Stunden Fahrt für eine Strecke. Das erste Modul findet Mitte Juni statt. Insgesamt habe ich 9 Module vor mir für einen Einzelabschluss entweder in Traumapädagogik oder in Traumazentrierter Fachberatung. Für einen Doppelabschluss wären es 11 Module. Damit sind es insgesamt 150 bzw. 184 Stunden.

 

Inhaltlich geht es zunächst um theoretische Grundlagen, also Einführung in die Psychotraumatologie, traumzentrierte Arbeitsfelder, Begriffsklärung und zentrale Konzepte psychischer Traumatisierung, Kindheitstraumata sowie Traumaverarbeitung, -folgeproblematiken sowie ein Überblick zu spezifischen Behandlugnsverfahren und Phasen-Modelle der Intervention. Danach geht es um Haltung, Zusammenarbeit, Selbstfürsorge und Basisstrategien zur Krisenintervention. Für den eigenen Methodenkoffer gibt es dann Stabilisierungsmethoden, Methoden zur Unterstützung und Begleitung spontaner Verarbeitungsprozesse sowie Einübung therapeutischer Gesprächstechniken. Begleitet wird das alles durch reflektierende Prozesse und Selbsterfahrung. Das wäre die Grundausbildung, bevor es dann in eine der beiden genannten Fachrichtungen geht.

 

Ich bin schon ziemlich gespannt auf die Fortbildung und auch auf die Begegnung mit den anderen Kursteilnehmern. In meinem  Job bleibe ich ja meist in meinen kleinen System. Mit der Fortbildung  ergäben sich Austauschmöglichkeiten und Einblicke in andere Systeme. Ansonsten bin ich gerade dabei, Stück für Stück etwas Literatur durchzulesen, um schonmal ein bisschen in der Materie drin zu sein :)

 

 

Bearbeitet von psycCGN

5 Kommentare


Empfohlene Kommentare

An welchem Institut in Münster absolvierst du denn diesen Lehrgang. Denn das hört sich super sinnvoll an und ein Freund von mir sucht aktuell eine Fortbildungsmöglichkeit in so einem Bereich. Dazu kommt, dass Münster direkt umme Ecke liegt

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vor 20 Minuten schrieb Kruemmelchen:

 

An welchem Institut in Münster absolvierst du denn diesen Lehrgang.

 


Schau mal nach WZPP. Das Institut hat mehrere Standorte in Deutschland. Einer davon in Münster :)

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Finde ich beeindruckend, dass Du komplett aus Eigeninitiative und in Deiner Freizeit diese ja allein schon durch die Fahrzeiten aufwendige Weiterbildung machst. Ich bin gespannt, was Du darüber berichten wirst, und insbesondere ob ein Praxistransfer möglich ist und es dadurch etwas leichter wird, mit solchen herausfordernden Situationen umzugehen. 

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