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Zeitmanagement im Fernstudium I - Kontrolle


DerLenny

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Zeitmanagement ist wichtig, insbesondere für die Studierenden, die "nicht nur studieren" [1a]. Ist aber auch generell ein guter Indikator für akademischen Erfolg [1b]. Allerdings ist Zeitmanagement ein relativ komplexes und facettenreiches Thema. Das fängt schon bei der Zeitwahrnehmung an, die stark durch den kulturellen Hintergrund geprägt ist [2]. Im Rahmen dieses Blogpposts gehe ich von der nordeuropäischen / amerikanischen Sichtweise einer linearen / monchronen Zeit aus.

 

Dadurch wird Zeit zu einer Ressource, deren Verwendung kontrolliert werden kann. Allerdings hat man nicht immer das Gefühl wirklich frei über die Zeit entscheiden zu können, da man bei vielen Aufgaben, den Eindruck hat, keinerlei Kontrolle über diese zu haben. Man muss ja arbeiten gehen. Die Kinder müssen zu bestimmten Zeitpunkten irgendwo hingebracht/ abgeholt werden, etc.

Hier kann es helfen sich bewusst zu machen, dass auch dies keine Zwänge sind, sondern durchaus im eigenen Entscheidungsrahmen liegt. Man will die Kinder zum Sport bringen, da es einem wichtig ist, dass es diesen gut geht / der Partner hier Freiraum hat, und so weiter. Das bringt einem zwar nicht mehr Zeit, erhöht jedoch das Gefühl der Kontrolle, wenn man sich bewusst macht, dass man die Zeit durchaus anders nutzen könnte, sich aber bewusst dafür entschieden hat, sie auf diese Art zu verbringen.

Und es macht auch Optionen bewusst. Wenn man sich fragt, warum etwas getan wird, also welches Ziel verfolgt wird, dann sieht man evtl. weitere Optionen, das gleiche Ziel zu erreichen, die aber weniger Zeit intensiv sind. Und auch hier: Wenn man sich zwischen mehreren Optionen entscheiden kann, und dann bewusst eine wählt, dann erhöht sich das Gefühl der Kontrolle über das eigene Leben, weil man sich seiner Optionen und Entscheidungen deutlich bewusster ist. Dieses Gefühl, einen Einfluss auf das eigene Leben haben zu können, wird als Selbstwirksamkeit bezeichnet [3].

 

Selbstwirksamkeit hat dann wieder einen großen Einfluss auf die Motivation [4] und das psychische Wohlbefinden [5] gerade auch für Studierende [6]. Der erste Schritt, die eigene Zeiteinteilung zu optimieren ist daher, sich bewusst zu machen, dass man Kontrolle über das eigne Leben hat. Gründe und Ziele für die Dinge, die man tut.

 

Im zweiten Schritt, sollte man sich bewusst machen, was man tut. Das kann zunächst auf einer sehr groben Art und Weise passieren. Wann steht man auf, wann geht man zur Arbeit, wann kommt man zurück, was sind die Pendelzeiten, et cetera. Man kommt so zu einer Liste von Aktivitäten, von Arbeiten über Zeit mit der Familie und Freunden zu verbringen hin zu fernsehen und schlafen.

Dieser Liste kann man jetzt genauer untersuchen. Muss das gemacht werden? Muss das von mir gemacht werden, oder kann es delegiert werden? Ist es notwendig, es so häufig gemacht werden, wie es gemacht wird? Wie wichtig ist mir das eigentlich? Steht es in Konflikt zu anderen Dingen (abgesehen von der Konkurrenz um die Ressource Zeit)? Manchmal kann die Antwort auf eine dieser Fragen auch "teilweise" sein, dann macht es Sinn, diese feingranularer aufzuteilen.

 

Das Ergebnis sollte eine priorisierte Liste von Aktionen sein, zu der man jetzt "Studium" hinzufügt.

Wie wichtig ist einem das Studium? Wo steht es auf der Liste? Anhand dieser Position kann man die maximale Studienzeit direkt ausmachen: Alles, was darunter steht, kann im Zweifel für das Studium zurückstecken oder gar entfallen. Muss es natürlich nicht, aber es könnte, wenn es denn mal sein müsste. Und sei es auch nur für einen begrenzten Zeitraum. Man kann sich hier also einen Puffer schaffen. Allein zu wissen, dass man diesen Puffer hat kann eine sehr positive Wirkung haben.

 

Und damit ist der erste Schritt auf dem Weg zum Zeitmanagement gemacht: Man hat die Grundlagen geschaffen, um den eigenen Zeitplan einzuschätzen und damit in Folge auch verändern zu können. Im nächsten Schritt geht es dann darum, diese Veränderung zu planen, also sich zu überlegen, wieviel Zeit man fürs Studium benötigt und wo man diese am besten unterbringt.

 

Da der Text hier allerdings schon wieder recht lang geworden ist, kommt Schritt II im nächsten Blogpost.

 

 

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Quellen

[1a] MacCann, C., Fogarty, G. J., & Roberts, R. D. (2012). Strategies for success in education: Time management is more important for part-time than full-time community college students. Learning and Individual Differences, 22(5), 618-623.

[1b] George, D., Dixon, S., Stansal, E., Gelb, S. L., & Pheri, T. (2008). Time diary and questionnaire assessment of factors associated with academic and personal success among university undergraduates. Journal of American College Health, 56(6), 706-715.

[2] Arman, G., & Adair, C. K. (2012). Cross-cultural differences in perception of time: Implications for multinational teams. European Journal of Work and Organizational Psychology, 21(5), 657-680.

[3] Bandura, A., Freeman, W. H., & Lightsey, R. (1999). Self-efficacy: The exercise of control.

[4] Schunk, D. H., & DiBenedetto, M. K. (2021). Self-efficacy and human motivation. In Advances in motivation science (Vol. 8, pp. 153-179). Elsevier.

[5] Hamill, S. K. (2003). Resilience and self-efficacy: The importance of efficacy beliefs and coping mechanisms in resilient adolescents. Colgate University Journal of the Sciences, 35(1), 115-146.

[6] Cassidy, S. (2015). Resilience building in students: The role of academic self-efficacy. Frontiers in psychology, 6, 1781.

Bearbeitet von DerLenny

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