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Wie lerne ich effizient - Blooms Taxonomie


DerLenny

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In der Welt des Lernens und der Pädagogik ist die Taxonomie von Bloom ein unverzichtbares Werkzeug, das uns hilft, Lernprozesse besser zu kategorisieren. Entwickelt in den 1950er Jahren von Benjamin Bloom und Kollegen, zielt diese Taxonomie darauf ab, Lehrziele in verschiedene Ebenen des Denkens und Verstehens einzuordnen.

 

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Quelle: Bloom's Taxonomy von Corydave, CC0.

 

Wie kann man das Teil jetzt nutzen, um effektiver zu lernen?

Werfen wir im ersten Schritt einen Blick auf die unterschiedlichen Ebenen.

 

Wissen: Dies ist die grundlegendste Stufe der Lernziele. Es geht darum, sich an Informationen zu erinnern und Fakten, Begriffe oder Prinzipien aus dem Gedächtnis abrufen zu können.

 

Verstehen: Auf dieser Stufe geht es darum, die Bedeutung von Informationen zu erfassen. Dies beinhaltet das Interpretieren, Zusammenfassen und Vergleichen von Fakten und Ideen.

 

Anwenden: Hier wird das erlernte Wissen in neuen Situationen angewendet. Dies kann das Lösen von Problemen umfassen, indem bekannte Verfahren auf unbekannte Situationen übertragen werden.

 

Analysieren: Auf dieser Ebene wird Wissen zerlegt, um die Struktur und die Beziehungen der Teile zueinander zu verstehen. Dies umfasst das Erkennen von Mustern, Organisieren von Teilen und Identifizieren von Komponenten.

 

Synthetisieren: Diese Stufe bezieht sich auf das Zusammenfügen von Teilen zu einem neuen Ganzen. Dies kann das Entwerfen eines neuen Projekts oder das Erstellen einer originalen Arbeit beinhalten.

 

Bewerten: Auf der höchsten Ebene der Bloom'schen Taxonomie steht die Bewertung oder Beurteilung von Informationen oder Ideen. Dies umfasst das Begründen von Urteilen und das kritische Betrachten von Entscheidungen.

 

Das Schaubild ist nicht so zu verstehen, dass ein Schritt auf den anderen zwangsweise aufbaut. Es soll eher die Verständnistiefe zeigen, die für die jeweilige Stufe notwendig ist.

 

Wie wendet man das Ganze jetzt an?

Eine simplistische Herangehensweise wäre, sich Schritt für Schritt durch zu hangeln. Fakten, dann Zusammenhänge, etc.

Wichtig ist allerdings, dass man das für jeden neuen Aspekt einzeln macht. Also nicht erst ein Kapitel oder gar einen kompletten Lehrbrief durcharbeiten und dann weitermachen. Statt dessen kann man sich bei neuer Information bereits tiefer einarbeiten, damit diese direkt stärker mit anderen Inhalten verknüptft wird.

 

Schnappen wir uns ein (sehr) einfaches Beispiel: Im Marketing gibt es die AIDA Formel, die beschreibt, wie eine Werbemaßnahme wirksam werden kann. Es beginnt mit der Aufmerksamkeit (Attention) - um jemand etwas zu verkaufen, muss ich erst eine Option haben, mit dieser Person zu kommunizieren. Habe ich ihre Aufmerksamkeit, dann kann ich dann Interesse (Interest) zu erzeugen, damit sich die Person auf die Kommunikation einlässt. Jetzt sollte man der Person zeigen, dass durch das Produkt oder die Dienstleistuing Wünsche wahr werden können (Desire). Und jetzt kann die Aufforderung (Call to Action) folgen.

 

Das ist allgemein bekannt, durch die AIDA Mnemoic kann man es sich gut merken, die Tatsache, dass diese Schritte chronologisch aufeinander folgen sollen macht es nochmal einfacher.

Aber warum funktioniert diese Formel?

Hier kann man dann diese einfache Formel mit komplexeren psychologischen Modellen verknüpfen - und stärkt damit das Verständnis und macht das Abrufen einfacher.

 

Bei dem A für Attention stellt sich die Frage, wie man Aufmerksamkeit erzielen kann. Das kann man mit der kognitiven Psychologie, hier insbesondere mit den Aufmerksamkeitsmodellen und -mechanismen verknüpfen. Die einfachsten Antworten sind grundlegende Reize wie Gefahr oder Sex. Dann folgen Dinge, die mit der Norm brechen. Stimmt das auch? Evtl. mal ein paar Werbekampagnen googlen und die Annahme prüfen. 

 

Wie wird das Interesse geweckt? Was sorgt dafür, dass der Blick auf der Werbung bleibt? Und was sind die Mechanismen dahinter? Bei Print- und statischer Onlinewerbung findet man den Grund häufig in Gestaltgesetzen.

 

Welche Wünsche / welches Verlangen wird geweckt? Auf welche Weise? Welche Bedürfnisse werden wie angesprochen? Wird eher die zentrale oder periphere Route nach dem Elaboration Likelihood Model genutzt?

 

Gibt die Werbung eine klare Handlungsaufforderung? Welche ist das? Wie ist diese umgesetzt? Welche Motivationsmodelle sind geeignet das zu erklären?

 

Und durch die relativ einfache Frage "warum fiunzt das eigentlich" anstelle die Informationen einfach nur lernen, hat man schon deutlich mehr gelernt. Selbst wenn diese ganzen Modelle noch nicht wirklich bekannt sind, und man nur kurz die Wikipedia Seite dazu überfliegt, hat man schon ein tieferes Verständnis - und ist sich bewusst, was da alles dahinter steckt. Wenn diese anderen Themen dann dran kommen, können sie schneller und leichter verortet werden.

 

Da man Zeit investiert hat, und sich tiefer mit den Ideen beschäftigt hat (aktives Lernen) wird den Inhalten auch ein höherer Wert beigemessen.

Und jetzt könnte man sich "nicht so tolle" Werbekampagnen schnappen und überlegen, warum diese nicht gut ankommen, und wie man das verbessern könnte. Das muss nicht mal in "regulärer Lernzeit" passieren. Werbung ist so allgegenwärtig, dass man das beim Pendeln oder Einkaufen machen kann.

 

Durch das Einbeziehen der höheren Lernebenen kann man sich Informationen herleiten und somit eventuell vorhandene Wissenslücken dynamisch schließen.

4 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Wenn man mithilfe von der Taxonomie sich wirklich Wissen aneignet, so habe ich die Erfahrung gemacht, dass weiteres Wissen, was darauf aufbaut, sogar deutlich schneller tief greifend gelernt werden kann

Auch wenn es zu Anfang ein deutlicher Mehraufwand ist, finde ich ist der Benefit, den man daraus zieht, extrem hoch

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Yep. Hier könnte man jetzt wierder mit Lern- und Gedächtnispsychologie anfangen und erklären, warum dies so ist.

 

Neben den Referenzeffekten hat man auch schnell "Deja Vu" Erlebnisse, weil mehrere Sachverhalte die gleichen oder ähnliche Strukturen haben oder auf eine gemeinsame Ursache rückführbar sind.

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Zitat

nicht erst ein Kapitel oder gar einen kompletten Lehrbrief durcharbeiten

 

Das stellt für mich doch immer wieder eine Herausforderung dar. Die Neugierde ist mitunter zu Beginn groß, sodass ich wissen möchte, was noch alles kommt. Und umso anstrengender wird es dann, danach wieder von Vorne anzufangen und tiefer einzusteigen, weil zwar nichts wirklich gelernt ist, aber auch nichts wirklich Neues mehr kommt. Aber ich arbeite daran und es fühlt sich im Ergebnis auch besser an und ist letztlich natürlich auch effizienter. 

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vor 6 Minuten schrieb Markus Jung:

ie Neugierde ist mitunter zu Beginn groß, sodass ich wissen möchte, was noch alles kommt.

Das ist auch ok und gut.

Aber einen Überblick erhalten ist etwas anderes als ein Kapitel durchzuarbeiten.

Ich gehe gerne mal hin und google die Kapitelüberschriften, um einen ersten Überblick über die behandelten Themenbereiche zu bekommen, bevor ich die Kapitel überfliege.

Dann kannst die Themengebiete viel besser einordnen. Aber hier wirklich nur überfliegen, um einen Überblick zu bekommen. Wenn Du PQ4R / SQ3R oder so benutzt, dann wäre das die erste Phase (Preview / Scan).
 

Wenn Du dann mit dem Lernen beginnst, dann gehst die einzelnen Stufen durch. Wenn es dann um die Verbindungen zu anderen Aspekten geht, schaust Dir diese erst mal aus der aktuellen Perspektive an. Du kannst dann entweder im nächsten Schritt einen dieser verknüpften Punkte aus dem Skript herauspicken um weiter zu machen (was wahrscheinlich hilfreich wäre), oder Du gehst linear im Skript weiter.

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