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dialogisches Lernen/ differenziertes Lernen


Rumpelstilz

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Gestern Abend habe ich mit einer Freundin telefoniert, die in der Schweiz die Lehrerausbildung absolviert. Uns ist aufgefallen, wie unterschiedlich die Gewichtung in unseren Studiengängen ist:

Natürlich ist die Lehrerausbildung praktisch, der Master eher theoretisch ausgelegt. Auffallender fand ich aber die inhaltlichen Unterschiede:

Das Mantra, das ich im Master rauf und runter lese, ist Konstruktivismus/Interaktion/dialogisches Lernen.

Das Mantra, dass sie immerzu hört, ist differenziertes Lernen/individualisierte Zugänge.

Beides schliesst sich nicht aus und kann kombiniert werden. Trotzdem wird das andere so gut wie nie angesprochen.

Bei mir geht es ständig um transmissive vs. konstruktivistische Konzepte: Einerseits verbreitet der Lehrer Wissen und die Schüler müssen es aufnehmen (wird negativ bewertet) und andererseits Wissen, das durch Austausch, Reflexion und Kombination von Information entsteht (wird positiv bewertet).

Bei ihr geht es ständig darum, dass die Schüler unterschiedlich sind und Stoff so vermittelt werden muss, dass jeder je nach Fähigkeit unterschiedlich tief in die Materie eintaucht. Alles muss individualisiert angeboten werden, jeder muss nach seinen Möglichkeiten gefördert werden.

Beides ok - aber beides auch ein Rad, das man endlos drehen kann. Ich finde das, was ich lerne, zur Zeit etwas einseitig. Die gleichen Ideen werden immer und immer wieder aufgerollt. Andere, wie eben z.B. die Individualisierung, werden nicht mal angsprochen. Gleiches gilt bei ihr.

Es kann ja fast nicht sein, es notwendig ist, in verschiedenen Ländern zu studieren, um Pädagogik in ihrer Breite kennenzulernen, oder?

6 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Mir ist bei Deiner Erzählung auch als erstes eingefallen: Vielleicht ist es manchmal ganz gut, wenn man den Studienort wechselt, um mal den eigenen Blick weiter schweifen zu lassen. Bloß geht das ja bei einem Fernstudium ja nicht so wirklich.

Steile These meinerseits: Müssen sich Fernstudierende selbst verstärkt darum bemühen, ihren Blick schweifen zu lassen? Bloß sind Fernstudierende ja im Normalfall gerade die Leute, die eh schon viel "an der Hacke" haben: Beruf, Familie und und und. Und Fernstudienanbieter versprechen ja oftmals, dass sie ein "Rundum-Sorglos-Paket" anbieten, bei dem die Studierenden sich nicht mehr lange damit aufhalten müssen, z.B. noch eigene (Literatur-) Recherchen anzustellen.

Das mit den eigenen Recherchen scheint aber bei Deinen Berichten bei Deinem Anbieter allerdings schon eine wichtige Rolle zu spielen.... ;)

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Schon interessant, dass je nach Hochschule (vielleicht liegt es ja sogar gar nicht nur am Land) mitunter so ein unterschiedliches, im Grunde ja etwas einseitiges, Konzept vermittelt wird und andere mögliche Wege so ganz ausgeblendet werden.

Aber ich finde es gut und genau richtig, was du machst: Die Vernetzung mit anderen Menschen, die ähnliches studieren. In wiefern das jetzt bei dir eher Zufall gewesen ist, dass das mit deiner Freundin gerade so passt, oder du bewusst auch solche Kontakte suchst, weiß ich natürlich nicht. Evtl. hast du auch viele Kontakte durch deine Praxis.

Für viele Fernstudierende halte ich es für recht schwer, so ein Hochschul-übergreifendes Netzwerk aufzubauen. Einerseits, weil sie wie Anne schreibt so viel an der Hacke haben, aber auch weil es kaum hochschul-übrergreifende Veranstaltungen etc. gibt. Das wäre dann sehr von der Eigeninitiative der Studierenden abhängig.

Unabhängig von der Vernetzung kann natürlich auch durch Recherche versucht werden, andere Perspektiven oder Mantra, wie du schreibst, kennen zu lernen. Wobei man dabei natürlich auch immer irgendwo anfangen muss und die Gefahr besteht, dann immer mehr vom Gleichen zu finden und sich bestätigt zu sehen, dass dies der einzig mögliche Weg ist.

Interessante und schwierige Frage.

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Es kann ja fast nicht sein, es notwendig ist, in verschiedenen Ländern zu studieren, um Pädagogik in ihrer Breite kennenzulernen, oder?

Nun, für Pädagogik kann ich nicht sprechen, aber für Psychologie. Es gibt z.B. geschichtlich ganz andere Entwicklungen in den USA und Europa, und hier nochmal unterschiedliche Verläufe in UK und Kontinentaleuropa. Diese Entwicklungen betreffen nicht immer das komplette Fach, sondern einzelne Fachbereiche wie z.B. Sozialpsychologie oder auch nur Teile daraus (Gruppeninteraktionen, feministische Sichtweise, Psychotherapie/Beratung, um nur einige zu nennen). Irgendwann schwappen die unterschiedlichen Ansätze dann schon mal von einer Seite zur anderen, aber das kann teilweise sehr lange Zeit in Anspruch nehmen (zumindest war das früher so. Vielleicht ändert sich das ja zukünftig, weil die Kommunikationswege sich durch Internet usw. verändert haben. Oder aber es bleibt noch lange so, weil akademische Kommunikation immer noch alte Wege nimmt).

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Pädagogik ist ja kein Fach mit "richtig" oder "falsch", sondern lebt von Erfahrungen. Und da sich nicht alle Eltern für einen Feldversuch mit ihren Kindern erwärmen können, wird nach meinem Empfinden das gelehrt, was das Schul- und Erziehungssystem eines Landes abbildet.

Insofern tut der Blick über den Tellerrand nicht nur Fernstudenten gut.

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Danke für eure interessanten Beiträge. Ihr schreibt sehr viel Wahres, finde ich. Blicke über den Tellerrand sind gerade bei Pädagogen immer äusserst nützlich.

In meinem Studiengang wird oft von einer "Metaebene" auf das Schulwesen im eigenen Land (GB) geschaut. Das ist ein sehr interessanter Aspekt. Allerdings werden wie oben erwähnt fast immer die Aspekte transmissive vs. konstruktiv besprochen.

Wie in der Psychologie gibt es je nach Land Ansätze und Themen, die besonders vorangetrieben werden. Trotzdem wundert mich, dass grad dieses Thema sich so umfassend durch das ganze Studium zieht. Vor allem, weil ich bisher drei Module sogar an verschiedenen Lehrstühlen (Pädagogik, Psychologie und Naturwissenschaften) belegt habe. Aber eben, in der Schweiz ist es ähnlich, nur anderes Thema.

Ich weiss nicht, wie sehr man als Studierende 'verpflichtet' sein sollte, sich ein breiteres Bild als das, was das Studium vermittelt zu schaffen. Für mich ist es schon so, dass mich lehren und lernen als Thema so sehr interessiert, dass ich mit jedem darüber diskutiere, der nicht bei drei auf dem Baum ist ;) und so immer wieder sehr unterschiedliche Einblicke erhalte.

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Lesen Sie die ZEIT? Da ist heute ein Artikel, in dem die Grundschulsysteme anhand je einer konkreten Schule in Berlin und Bayern verglichen werden. Passt vielleicht auch zum Tellerrandthema! Und interkulturell ist es allemal!

;-)

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