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Masterarbeit - das Transkribieren


Alanna

927 Aufrufe

Was wäre ein Interview ohne das dazu gehörige Transkript? Richtig! Eine ganze, ganze, GANZE Menge weniger Arbeit.

 

Schon vor dem ersten Interview hatte ich entschieden, mir zum Transkribieren nur den Hauptteil vorzunehmen, also die einleitenden und abschließenden Worte wegzulassen. Und da bei mir nur der Sachinhalt wichtig ist, war auch schon klar, dass ich Dialekte, Sprechpausen u. ä. nicht transkribieren würde. Eine einfache Geschichte also und sicher nicht so zeitaufwendig, wie das in der Literatur dargestellt wird... 🤔

 

Du führst also ein nettes Gespräch und setzt dich anschließend mit der Aufnahme hin, um alles zu Papier zu bringen - und stellst als erstes fest, dass die Hälfte der Satzanfänge gar kein Satzende hat - oder zumindest kein passendes. Und dass du andererseits zu 1/3 der Satzenden keinen Satzanfang finden kannst.

 

Tatsächlich hätte ich nicht gedacht, wie verquer das gesprochene Wort oft ist. Und damit meine ich natürlich nicht nur meine Gesprächspartner, sondern auch mich selbst. Und ich habe ja schon den großen Vorteil, dass ich nicht spontan antworten muss, sondern meine Themen kenne und die in ähnlicher Form bei allen Interviews anspreche. Da kriegst du dann jedenfalls ganz schön ein Stück weit irgendwie auch selbst den, den, also den Spiegel vorgehalten, sage ich mal. Also, weil, du stellst dann halt auch selbst irgendwie fest, wie... dass du eigentlich auch selbst gar nicht so wirklich, also gar nicht in der Lage bist, so was wie einen halbwegs geraden, also korrekten Satz von dir zu geben, oder so. 🙃

 

Für diesen ersten Durchgang benötige ich pro Interview ca. fünf Stunden. Die verteilen sich dann aber fast über den kompletten Tag bzw. zwei bis drei Abende, weil diese Arbeit ohne regelmäßige und auch längere Pausen gar nicht machbar ist. Später werde ich noch einen zweiten Durchgang machen, um alle Texte zu anonymisieren, unbekannte Abkürzungen zu erklären, die Grammatik ein wenig zu glätten u. ä.

 

Ja, so sieht also gerade der Großteil meines außerberuflichen Lebens aus. Beim ersten Interview macht das sogar noch Spaß, beim zweiten Interview ist es okay, aber spätestens ab dem fünften Interview möchtest du deinen Laptop einfach nur noch gegen die Wand schmeißen. Ich sitze aktuell an Nummer 7. Noch Fragen??

 

Bearbeitet von Alanna

16 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Ist das bei euch denn ausdrücklich erlaubt, die Transkripte auf die Hauptaussagen zu reduzieren und Grammatik etc. zu glätten?
Ich frage nur, weil es bei uns ausdrücklich nicht so war -> in den Anhang der Masterarbeit musste das gesamte Transkript, inklusive aller Fehler, Sprechpausen etc. Denn auch die waren im Endeffekt hinweisgebend dafür, wie sich Gespräche entwickelten. Auch die Eröffnung war ein wichtiger Teil, die Begrüßung ansich konnte schon Einfluss auf den Gesprächsverlauf nehmen. Hauptaussagen kamen dann nur in den Diskussionsteil.  
Kann natürlich bei euch anders sein.

LG

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Ich muss das aktuell auch für nen Kurs machen, und überlege mir, das extern transkribieren zu lassen. 

Hab da einige Dienstleister gefunden und die Preise fand ich in Ordnung.

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vor 44 Minuten schrieb Vica:

Ist das bei euch denn ausdrücklich erlaubt, die Transkripte auf die Hauptaussagen zu reduzieren und Grammatik etc. zu glätten?

 

Dazu gibt es bei uns keine expliziten Vorgaben. Ich habe mich ein bisschen durch die Literatur gelesen, und da ist im Endeffekt das Fazit: Erlaubt ist, was mit Blick auf die Forschungsfrage und die Interviewform Sinn macht. Da ich Experteninterviews zu einem konkreten organisationalen Thema führe, die ich anschließend auch rein inhaltsbezogen auswerte, habe ich mich für diese Art der Transkription entschieden. Das werde ich im Methodenteil natürlich entsprechend begründen.

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vor 19 Minuten schrieb DerLenny:

Ich muss das aktuell auch für nen Kurs machen, und überlege mir, das extern transkribieren zu lassen. 

 

Das wäre eine tolle Sache, aber dann könnte ich wohl kaum bestätigen, dass ich die Thesis ohne fremde Hilfe erstellt habe.

 

Ich denke, sich mit den methodischen Fragen zu beschäftigen, die z. B. @Vica oben angesprochen hat, und auch die auftretenden Schwierigkeiten im Diskussionsteil zu thematisieren, ist auch Teil der geforderten Leistung.

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vor 1 Minute schrieb Alanna:

Das wäre eine tolle Sache, aber dann könnte ich wohl kaum bestätigen, dass ich die Thesis ohne fremde Hilfe erstellt habe.

 

Naja, du könntest die KI Alternativen nehmen. Das wäre wie ein normales Tool, wie Word.

 

Auch sehe ich im Transkribieren keine intellektuelle Leistung... Sicherheitshalber den Betreuer fragen?

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Es gibt auch keinen Anspruch, dass irgendwas intellektuelle Leistung sein muss. Transkribieren ist eine ganz normale Textarbeit. In empirischen Arbeiten gehört es dazu, sein Material für die Nachwelt zusammen zu tragen und anzuhängen. Das hat nichts mit dem Intellekt zu tun oder dass dieser hier geprüft wird. 

Bearbeitet von Vica
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Gast

Geschrieben (bearbeitet)

Die intellektuelle Leistung steckt in der nachgelagerten Kategorisierung und Interpretation. Von daher würde ich das immer als no-brainer extern erledigen lassen. Es sei denn man hat langeweile.

Bearbeitet von Muddlehead
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vor 3 Minuten schrieb Muddlehead:

Die intellektuelle Leistung steckt in der nachgelagerten Kategorisierung und Interpretation. Von daher würde ich das immer als no-brainer extern erledigen lassen. Es sei denn man hat langeweile.

 

Das ist aber nicht überall erlaubt. Bei uns zB führt es automatisch zum Durchfallen, externe Unternehmen für die Mitarbeit zu beauftragen, egal worin. 

 

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vor 27 Minuten schrieb DerLenny:

KI Alternativen

 

Was meinst du damit genau? Ich nutze die Transkribierfunktion von Word 365, um einen ersten Entwurf zu erstellen. Der ist aber so dermaßen fehlerhaft, dass ich jeden einzelnen Satz überprüfen und nachbearbeiten muss. Alternativ könnte man das Interview über die Diktierfunktion von Word 365 selbst neu einsprechen. Das funktioniert ganz gut, stellt aber ein methodisches Problem dar, weil man damit einen neuen Primärdatensatz erzeugt.

 

vor 27 Minuten schrieb DerLenny:

Auch sehe ich im Transkribieren keine intellektuelle Leistung.

 

Im Transkribieren an sich vielleicht nicht, in der Erstellung des zu verwendenden Transkribiersystems aber schon (sofern nicht explizit vorgegeben). Und ich möchte auch die Herausforderungen des Transkribier-Prozesses im Diskussionsteil thematisieren. Das kann ich aber nur, wenn ich die Erfahrungen auch wirklich selbst gemacht habe.

 

Da ich schon über die Hälfte meiner Interviews durch habe, werde ich jetzt am Vorgehen nichts mehr ändern. Ich wage aber auch zu bezweifeln, ob ein externer Anbieter mir ein fehlerfreies Transkript liefern würde. Da ist halt doch einiges ein fachspezifischen oder internen Abkürzungen drin oder Namen von Systemen, Funktionsbezeichnungen etc. - da könnte eine Agentur ja gar nichts mit anfangen.

 

Bearbeitet von Alanna
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Das heißt, du darfst auch Google scholar night nutzen? Oder die Daten auf Google Drive ablegen? 

Rechtschreibprüfung über Duden Mentor oder andere Dienste ist dann wohl auch äußern vor, ebenso wie ein Lektorat?

 

Das ist echt streng.

Dann ist Fernausleihe über andere Bibliotheken wahrscheinlich auch nicht möglich?

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vor 1 Minute schrieb Alanna:

Im Transkribieren an sich vielleicht nicht, in der Erstellung des zu verwendenden Transkribiersystems aber schon (sofern nicht explizit vorgegeben).

Wir gesagt, es gibt Tools, die das machen.

 

Bei so einer strengen Formulierung müssten alle Cloud Dienste ausgeschlossen werden.

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@DerLenny: Also mir ging es in diesem meinem Beitrag nur um das Transkribieren. Und klar, da mag es hilfreiche Tools geben, die ich einfach deshalb nicht verwendet habe, weil ich sie nicht kenne. Vielleicht wirst du ja im Rahmen deiner Kursbearbeitung in deinem Blog ein paar nützliche Tools vorstellen, von denen andere dann profitieren können. Für mich macht es zu diesem Zeitpunkt keinen Sinn mehr, mein Vorgehen umzustellen.

 

Ansonsten sehe ich es wie @Vica - die Arbeit ist zwar nicht toll, gehört aber für mich zur Eigenleistung mit dazu. Es ist für mich aber auch völlig okay, wenn du das anders siehst/handhabst...

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vor 1 Minute schrieb Alanna:

Also mir ging es in diesem meinem Beitrag nur um das Transkribieren

Jo, aber wenn das wirklich so streng gehandhabt wird, dann sind da einge Tools betroffen, die ich halt "einfach so nutze" und mir nichts dabei denke. Wenn es wirklich so streng gehandhabt wird, dann wäre die Rechtschreibprüfung durch Duden Mentor definitiv ein Problem. Oder die Nutzung eines Thesaurus. Und das macht mir schon Sorge.

 

Durch die durchgehende Verbesserung im KI Bereich sind viele Optionen jetzt einfach online Verfügbar, für die man früher eine Person gebraucht hätte. Ich mein mein Mac kann von sich aus Texte zusammenfassen/ kürzen. Extrem viel Daten-, Bild- und Audiobearbeitung ist jetzt direkt online möglich. Meine Abgabe PDFs gehen durch einen Service der Meta-Daten rauszieht. Automatische Erstellung von Graphen, etc.

 

Für mich war die Umstellung und Präsentation bestehender Daten nie ein Punkt zu dem ich mir Gedanken gemacht habe. Und gerade Transkription ist für mich halt einfach nur "Aus Audio Text machen."

Hab mich da schon vor einiger Zeit wegen Podcasts und Audiobooks Gedanken gemacht, damit ich diese anteilig durchsuchbar machen kann. Daher war das für mich halt so ein Punkt über den ich mir keine Gedanken gemacht hab.

 

Dein Hinweis hat mich echt zum Nachdenken gebracht.

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@Alanna du machst das schon ganz richtig so und ich denke, du bist so auf dem besten Weg! 😀

 

Transkribieren ist für Hermeneutik der Arbeit natürlich auch immer ein Gewinn, dergestalt dass einem hier wirklich keine Infos durch die Lappen gehen. Ich erinnere mich auch dunkel daran, dass ich die Art der Transkription wählen musste. Psychoanalytiker mussten zB noch jedes "ähm" und jede Pause mit aufnehmen, ich dagegen bin den phänomenologisch vorgegangen und konnte das Transkript entsprechend anpassen.

 

Das ganze wird ja dann im Methodenteil aufgelistet und in der Diskussion besprochen.

 

Ich erinnere mich auch noch, dass sich die Informationen beim Diskussions plötzlich anders darstellten. Bin mal gespannt, wie das bei dir sein wird. Toi toi toi!

Bearbeitet von Vica
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vor 2 Stunden schrieb Vica:

 

Das ist aber nicht überall erlaubt. Bei uns zB führt es automatisch zum Durchfallen, externe Unternehmen für die Mitarbeit zu beauftragen, egal worin. 

 

Stimmt, das sollte vorher geprüft werden. Das Material kann ja durchaus vorher gesichtet werden etc. Ansonsten seh ich absolut kein Gewinn an dem „Erlebnis“

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Vor etlichen Jahren habe ich Interviews für Fernstudium-Infos.de vor Ort bei den Hochschulen geführt und als Audio aufgenommen und dann auch mit Dienstleistern für ein Transkript experimentiert. Das waren neben dem Reiseaufwand zusätzliche Kosten und das Ergebnis keinesfalls für eine Veröffentlichung geeignet, sondern ich bin dann doch nochmal komplett durchgegangen, oft mit der Audiodatei daneben und hatte am Ende einen großen Teil des Textes neu geschrieben.

 

Bei einer automatisierten Lösung würde ich auch weniger darauf setzen, Word zu nutzen, sondern ein Tool, welches darauf spezialisiert ist. Mit Dragon NaturallySpeaking von Nuance habe ich mal experimentiert. Allerdings sind die Ergebnisse dort auch nur dann wirklich gut, wenn es auf die eigene Stimme trainiert wurde und mit Transkriptionen fremder Sprecher:innen wird dort auch ausdrücklich nicht geworben.

 

Das nur als allgemeine Gedanken dazu. Du, @Alanna, hast ja für Dich einen Weg gefunden und bist schon weit vorangekommen. Da würde ich auch nichts mehr daran ändern. Allerdings würde ich wohl mit der Betreuung abklären, ob Deine Form des Transkripts mit den Auslassungen so okay ist. Wäre ärgerlich, wenn sich aus solchen formalen Gründen dann später die Note verschlechtern würde.

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