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Fernlehrgang SachbuchautorIn: Muss ein Autor ein geborener Entertainer sein?


Fernstudienakademie

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Ich habe mich mal wieder mit dem Berufsprofil eines Sachbuchautors beschäftigt und bin dabei auf folgenden interessanten Satz gestoßen:

„Die große Kunst des Sachbuchschreibens besteht darin, fundiertes Wissen so aufzubereiten, dass die Leser es verstehen – und sich großartig unterhalten fühlen!“

Quelle: http://www.protextbewegung.de/profitexter/wer-macht-was/autoren-und-ghostwriter/berufsprofil-sachbuchautor/

Sind Entertainer-Qualitäten gefragt?

Uups – das ist ja ein Anforderungsprofil, das vielleicht manche angehende Sachbuchautoren überraschen dürfte: Sie sollen also nicht nur Ahnung von der Sache haben und ihr Wissen so aufbereiten können, dass es die Leser tatsächlich verstehen, sie müssen vielmehr auch noch Entertainer-Qualitäten aufweisen.

Muss das wirklich sein? Ist denn ein (Sach-) Buch nur dann ein gutes Buch, wenn sich die Leser vor Lachen auf die Schenkel klopfen?

Ich meine nein! Ein Sachbuch steht nicht in Konkurrenz zu den aktuellen Comedy-Sendungen (die ich ehrlich gesagt noch nicht mal kenne, weil ich derzeit einen sehr geringen TV-Konsum habe). Ein Sachbuch steht meiner Meinung nach eher in Konkurrenz zu thematisch verwandten Internetseiten, zu entsprechenden Zeitungsartikeln oder auch zu (ernst gemeinten) Fernseh- oder Radiobeiträgen.

Schmunzeln erwünscht

Um gegen diese manchmal wirklich dröge Konkurrenz aus Funk und Fernsehen ankommen zu können, ist es meines Erachtens nach allerdings schon empfehlenswert, dass der Sachbuchautor sein Sujet mit einem Schmunzeln darbietet und den Leser dazu einlädt, das Buchthema auch einmal von der eher humorvollen Seite zu betrachten.

Dennoch da meiner Ansicht nach Grenzen: Bei einem Trauerratgeber, der sich an „verwaiste Eltern“ richtet, oder bei einem Buch, das sich mit neueren Therapieansätzen bei Depressionen beschäftigt, muss man schon sehr gut überlegen, wie viel Humor dieses Thema verträgt. Bücher auch zu solchen Themen müssen m.E. nicht unbedingt völlig „humorlos“ sein, aber man muss schon sehr darauf achten, was man den späteren Lesern zumuten kann und möchte – und was nicht!

Wie ist es bei Euch? Wie wichtig ist es Euch, dass Ihr Euch von einem Sachbuch gut unterhalten fühlt? Kennt Ihr Sachbücher, in denen das Eurer Meinung besonders gut (oder vielleicht auch besonders schlecht...) gelungen ist?

Anne Oppermann

5 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Beim Lesen deines Artikels stellte sich mir die Frage, ob heutzutage denn alles Spaß bringen muss? ;)

Ich habe nicht den Anspruch, dass ein Sachbuchautor mich mit seinem Werk "großartig unterhalten" muss. Wenn ich Unterhaltung suche, dann wähle ich andere Genres. Bei Sachbüchern möchte ich Informationen "tanken".

Ich habe schon einige Sachbücher gelesen, deren Autoren versuchten, den im Link ausgeführten Anspruch des "Infotainments" zu genügen: Hier ist der Grat, auf dem sich Autoren bewegen, sehr schmal. Es besteht schnell die Gefahr, dass das Geschriebene als seicht oder gar platt daherkommt. Oft werden beim Versuch zu unterhalten, Informationen künstlich aufgebläht. Nicht jede Art von Humor kommt zudem bei den Leser/innen gleich gut an. Die Gefahr, hier anzuecken, ist m.E. eher groß. Zudem hätte ich als Autorin eher noch Bedenken, als unseriös rüberzukommen.

Ein gutes Sachbuch zu schreiben, heißt ja nicht zwangsläufig, dröge Literatur zu fabrizieren. Wenn die Informationen übersichtlich, schlüssig und gut lesbar transportiert und auf den Punkt gebracht werden und vielleicht hier und da ein bisschen Humor eingeflochten ist - dann fühle ich mich gut informiert und auch unterhalten. Aber Humor im Sachuch zu finden, ist nicht mein vordergründigster Anspruch und muss auch nicht unbedingt erfüllt werden.

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Also ich denke, es gibt hier nicht den richtigen Weg. Auch bei Sachbüchern halte ich es für wichtig, dass diese lesbar sind. Also in einem angenehmen Schreibstil formuliert sind, der auch zum weiterlesen anregt und nicht zur Qual wird und in Arbeit ausartet.

Zu viel "Blabla" stört mich persönlich aber eher. Was ich hingegen angenehm finde, sind Beispiele aus der Praxis. Und natürlich darf auch eine Priese Humor hier und dort gerne enthalten sein.

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"Unterhaltsam" heißt ja nicht automatisch "lustiger Schenkelklopfer". Es kann ja auch "spannend" heißen.

Was allerdings jemand für spannend hält, hängt m.E. von den Erwartungen ab, mit denen er an ein Sachbuch heran geht. Und mit den individuellen Voraussetzungen. Je ausgeprägter man sich mit einem Thema schon befasst hat, umso höher sind die persönlichen Anforderungen ans Sachbuch: man erwartet andere Infos, man versteht mehr Anspielungen, man folgt vielleicht skuril anmutenden Gedankenwindungen des Autors mit steigender Spannung - und ein Neueinsteiger ins Thema versteht nur "Bahnhof" und dann vielleicht nur den mit zwei bis drei Gleisen und nicht den Frankfurter Hauptbahnhof. Und schon gar nicht die Planungsverfahren von "Stuttgart 21"!

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@all

Markus und ich haben ja auch in "unserem" Buch versucht, nicht absolut dröge herüberzukommen. Ob das gelungen ist - wer weiß? ;)

Dafür waren auch die Sätze mit dem Anfang "Du weißt genau, dass Du im Fernstudentennleben angekommen bist...", die Ihr hier bei fi.de gesammelt habt, wirklich Gold wert. Diese witzigen Zitate haben dem ganzen Text wirklich gut getan.

Aber ich bin halt der Auffasung, dass man nicht jedes Thema platt witzeln sollte - das geht vielen Lesern auch irgendwann auf die Nerven...

@Sabine

Du sprichts damit auch in geswisser Weise die Zielgruppenorientierung an: Welches Vorwissen hat die angepeilte Zielgruppe, wo kann ich also als Autor ansetzen...?

Zielgruppenorientierung geht aber auch die andere Richtung, dass nämlich der potenzielle Leser (z.B. anhand des Klappentextes) schon einen Eindruck davon bekommt, ob er eigentlich als Zielpublikum überhaupt gemeint ist. Sonst passiert es leider schon mal, dass man entweder nur "Bahnhof" versteht oder mit absolutenn Basics zum Thema gelangweilt wird, die man eh schon seit Jahren drauf hat.

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@Sabine

Du sprichts damit auch in geswisser Weise die Zielgruppenorientierung an: Welches Vorwissen hat die angepeilte Zielgruppe, wo kann ich also als Autor ansetzen...?

Zielgruppenorientierung geht aber auch die andere Richtung, dass nämlich der potenzielle Leser (z.B. anhand des Klappentextes) schon einen Eindruck davon bekommt, ob er eigentlich als Zielpublikum überhaupt gemeint ist. Sonst passiert es leider schon mal, dass man entweder nur "Bahnhof" versteht oder mit absolutenn Basics zum Thema gelangweilt wird, die man eh schon seit Jahren drauf hat.

Um für mich Orientierung zu bekommen, ob das Buch meinen Vorstellungen entspricht, blättere ich auch gern mal durch. Besonders interessiert mich das Inhaltsverzeichnis. Ein paar Auszüge aus dem laufenden Text schaue ich mich dann auch an, um zu schauen, wie der Stil des Autors und ich so zusammenpassen.;) Toll finde ich, dass es diese Funktionen jetzt auch im Netz gibt. Früher habe ich diese Dinge schmerzlich vermisst.

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