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Geschichte und Paradigmen der Psychologie


Markus Jung

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Man lese und staune, ich habe es geschafft, das zweite Heft innerhalb meines Psychologie-Studiums in Hagen abzuschließen :-)

Es geht um die Kurseinheit 2 "Einführung in die Geschichte und Paradigmen der Psychologie" im Kurs 3400 "Einführung in die Psychologie und ihre Geschichte". Dazu gehört auch die Pflichtliteratur "Geschichte der Psychologie; Strömungen, Schulen, Entwicklungen" von Helmut E. Lück.

Mit der Geschichte habe ich mich aber nur eher oberflächlich beschäftigt und die zugehörigen Inhalte 1x gelesen und wichtiges markiert. Zusammenfassungen habe ich nur zu den Paradigmen verfasst. Folgende Paradigmen werden behandelt:

Das psychoanalytische Paradigma

Dieses Paradigma prägt wohl mit den Überlegungen von Sigmund Freud und dem Bild des Patienten auf der Couch bei vielen Menschen immer noch die Vorstellung davon, was Psychotherapie ist. Das Konzept von Freud wird ausführlich vorgestellt, natürlich wird auch die Kritik an seinem Modell erläutert und es wird darauf eingegangen, wie sich das psychoanalytische Paradigma bis heute weiterentwickelt hat.

Das behavioristische Paradigma

Ein wichtiger Name in diesem Zusammenhang ist John B. Watson, der den Begriff "behaviour" für diese psychologische Richtung geprägt hat. Wichtige Ergebnisse sind unter anderem die Erkenntnisse zur klassischen und operanten Konditionierung.

Gestaltpsychologie

Hier sind besonders die Gestaltgesetze wichtig, zum Beispiel das Gesetz der Nähe, das Gesetz der Ähnlichkeit oder das Gesetz der Kontinuität.

Das kognitionswissenschaftliche Paradigma

Dazu gab es eine Online-Vorlesung. Gut zur Abwechslung und in gewisser Weise auch einprägsamer als immer nur die Texte zu haben, aber auch mit einem größeren Arbeitsaufwand verbunden.

Interessant ist hier speziell der Gegensatz zum Behaviorismus. Während dieser die mentalen Prozesse fast völlig ausblendet, konzentriert sich die kognitive Psychologie genau darauf. Es geht also darum, wie der menschliche Geist "funktioniert".

Das konstruktivistische Paradigma

Für mich hat das was von Pippi Langstrumpf "Ich mach mir die Welt,

widewide wie sie mir gefällt." Natürlich kann man dem auch ernsthafte Aspekte abgewinnen, wenn man denn möchte ;-)

Bewusstseinspsychologie

Hauptvertreter ist Wilhelm Wundt. In der Bewusstseinspsychologie wird das Psychische mit dem Bewussten gleichgesetzt.

Phänomenologische Psychologie

Die phänomenologische Psychologie hat sich mir auch nach mehr oder weniger intensiver Beschäftigung damit nicht wirklich erschlossen. Ein Phänomen ist wohl etwas, dass einem begegnen kann und der Nutzen der Phänomenologie ist es wohl unter anderem, sich kritisch damit zu beschäftigen, was denn eigentlich der Gegenstand der Psychologie ist.

Soweit ein sehr grober Überblick. Alle, die sich intensiver damit beschäftigt haben, dürfen gerne ergänzen und korrigieren :-)

Das Heft endet dann noch mit der Darstellung eines Modells zur Integration der psychologischen Paradigmen und Teildisziplinen der Psychologie in Form einer weiteren Video-Vorlesung. Das Modell basiert im Wesentlichen auf dem Buch Psychologie lernen: Eine Einführung und Anleitung von Nolting und Paulus.

Weiter geht es nun mit dem Heft zur Einführung in die Forschungsmethoden der Psychologie. Bis ich darüber berichten kann, wird aber sicherlich wieder einige Zeit ins Land ziehen.

Alternativ auch noch ein Video dazu:

13 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Und welches dieser Paradigmen hat Sie am meisten überzeugt? Beeindruckt? Welches finden Sie (für sich) ziemlich unpassend?

Als ich mich im Rahmen meiner Ausbildung mit den verschiedenen Richtungen beschäftigt habe (und beschäftigen musste!), war ich erst einmal verwirrt. Verwirrt darüber, welche Quellen mein Menschenbild beeinflussen, welche Veränderungsmöglichkeiten des Menschen die unterschiedlichen Richtungen sehen - oder auch nicht. Und dann begann das Wühlen und Denken, was ich denn nun eigentlich glauben will. Und was das für mein Arbeiten bedeutet.

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Und welches dieser Paradigmen hat Sie am meisten überzeugt? Beeindruckt? Welches finden Sie (für sich) ziemlich unpassend?

Also als wirklich praxisrelevant sehe ich eigentlich für mich nur das psychoanalytische Paradigma, das behavioristische und das kognitivistische an. An allen dreien stört mich, dass sie sehr einseitig ausgerichtet sind. Aber wenn ich mir aus allen dreien etwas Passendes raus picke, kommt für mich ein überzeugendes Modell heraus.

Konkret: Natürlich sind die Erfahrungen in der (frühen) Kindheit neben der Veranlagung sehr prägend für das weitere Leben - aber nicht alles lässt sich damit erklären und wenn zu sehr darin herumgewühlt wird (damit meine ich die Psychoanalyse als Therapieform) sehe ich die Gefahr, dass viel reininterpretiert wird, was zwar irgendwie zu passen scheint, aber vielleicht gar nicht wirklich da ist.

Genauso der Behaviorismus. Ich lehne es zwar ab, alle internen Abläufe nicht weiter zu betrachten und nur als Black Box zu betrachten, aber die Möglichkeiten der Konditionierung bergen enormes Potential in sich - auch ohne alles im Detail vom Verstand her verstehen zu müssen. Dabei halte ich eine Konditionierung von außen im Sinne einer Manipulation mitunter für bedenklich, aber gerade für sich selbst angewendet kann diese Lernform einem das Leben deutlich leichter machen und manches erreichen, was auf anderem, zum Beispiel kognitivem, Wege kaum möglich ist.

Damit sind wir dann beim letzten Punkt, dem Kognitivismus. Ich möchte für mich gerne immer alles vom Verstand her rational erklären und auch Veränderungen durch rationale Begründungen herbeiführen - sowohl bei mir selbst, als auch in Richtung anderer. Zwar ist es auch gut, Verhalten erklären zu können, aber doch stellt sich in der Praxis heraus, dass die Einsicht alleine zwar oft, aber nicht immer ausreicht, um Veränderungen herbeizuführen.

Also wie so oft kein schwarz/weiß, sondern eine gute Mischung, die ich für angebracht halte. Und so würde ich mir auch einen guten Psychologen bzw. Psychotherapeuten (oder auch Berater, Coach, etc.) vorstellen. Ein Mensch, der natürlich als Grundvoraussetzung erstmal empathisch und wertschätzend dem Klienten gegenübertritt - aber auch ehrlich und deutlich, die Biographie mit berücksichtigt, aber nicht alles darauf bezieht und zurückführen will, versucht Zusammenhänge und "Fehler im Denken" deutlich zu machen und auf dem Wege zu veränderten Einstellungen und Verhaltensweisen zu kommen, aber auch dabei hilft, im Rahmen einer Konditionierung neue Gewohnheiten einzuschleifen.

Und zu welchen Ergebnissen sind Sie für sich gekommen?

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Mir waren diese Ansätze alle zu sehr aufs Individuum bezogen und ich habe mich dann für die Ausbildung "Systemische Familientherapie" und ganz viele Seminare mit TZI (Themenzentrierte Interaktion) entschieden.

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Wobei ja auch diese Konzepte wiederum auf einigen der Paradigmen beruhen. Für die TZI laut Wikipedia zum Beispiel auf der Psychoanalyse und der Gestalttherapie und auch die systemische Therapie verändert ja primär den Personenkreis weg von vom Individuum hin zu dem System Familie, um dabei wiederum auf die Erkenntnisse aus den verschiedenen Paradigmen zurückzugreifen.

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Familientherapie verändert nicht primär die einzelnen Personen, sondern setzt Veränderungen des Systems "Familie" in Gang. Und mit TZI ist es ähnlich. Da bewegt sich das Ich mit der Gruppe und dem Thema in einem gleichseitigen Dreieck - und das Ganze im Globe, dem Umfeld.

In beiden Fällen geht der Focus also vom Individuum als "Schuldigem" weg und gibt Impulse, dass sich das System verändert. An der TZI gefällt mir besonders, dass je nach Situation mal das Individuum, mal das Thema (die Sache), mal die Gruppe im Fokus stehen kann.

Und klar: dem Ganzen liegt ein humanistisches Menschenbild zugrunde.

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Dann herzliche willkommen in der Welt der Paradigmen! Um dich zu beruhigen: In der (Forschungs-) Realität sind diese (heute) selten ganz scharf voneinander zu trennen (ja, ich klopfe grad zwei Artikel u.a. nach den Paradigmen der Forschscer ab).

Ich habe das behaviouristische Modelle rein theoretisch auch immer abgelehnt, vor allem, weil ich eine ausführliche, für mich abschreckende Fallstudie gelesen habe. Allerdings ist ein behaviouristischer Ansatz im pädagogischen - und nicht nur diesem- Alltag extrem verbreitet. Das machen wir alle: eine positive Verstärkung hier, ein Abwenden da.

Konstruktivismus mag so in der Theorie etwas wild, wird aber zunehmend schlüssiger, wenn man versucht, im soziologischen/pädagogischen/psychologischen Bereich Dinge zu erklären. Es ist eine Möglichkeit, damit umzugehen, dass alles immer wieder anders und somit kaum empirisch festzunageln ist - und trotzdem tendenziell allgemeingültige Aussagen zu machen. Ein Unterbereich, der Soziokulturalismus, ist z.B. sehr gut geeignet, sich Dinge zu erklären, wenn es darum geht, Phänomene in verschiedenen Kulturen zu vergleichen.

@Frau Kanzler: Beruht nicht die systhemische Therapie zumindest auf Aspekten des Soziokulturalismus? Das "Wahrheit" zwischen den Individuen entsteht und Identität durch das Verhältnis, indem der einzelne zu den anderen steht, geschaffen wird?

All das ist aber für Positivisten und Naturwissenschaftler zuerst sehr ungewohnt...;),

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Noch eine Anmerkung: Das Konstruktivistische Paradigma ist in der Pädagogik m.E. sehr wichtig, weil man damit davon wegkommt, einen "Einheitslösungsweg" zu servieren. Es ist eine Tatsache, dass es verschiedene Wege zum Verständnis gibt und nicht jeder für jeden gleich gut verständlich ist.

Für Piaget (zumindest 'applied Piaget', ich habe keine Originale von ihm gelesen), um zu den Wurzeln zurückzugehen, ging es nicht primär darum, ob es eine 'externe Wahrheit' gibt. Wichtig ist, dass man sich ein Phänomen anschaut und selber (oder beim Soziokulturellen Paradigma: gemeinsam) versucht zu verstehen, wie es dazu kommt.

Ich halte das für relevant, da viele Lehrer (und Eltern!) nach wie vor viel zu stark von sich aus gehen und denken "wenn ich es mit dieser Erklärung am besten verstehe, dann müssen das alle anderen Lernenden auch". So ist es aber nicht. Der Konstruktivismus lässt die Wege offen. Abgemildert kann man z.B. auch verschiedene Möglichkeiten anbieten.

Sorry, dass ich hier darauf rumreite, aber das ist eines meiner Steckenpferde :)

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Sorry, dass ich hier darauf rumreite, aber das ist eines meiner Steckenpferde

Da brauchst Du Dich nicht für zu entschuldigen. Im Gegenteil, ich bin ja froh, wenn diese sehr theoretischen Überlegungen mal mit Leben gefüllt werden. Da macht das Ganze dann schon viel mehr Sinn und Deinen Ausführungen, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss bzw. ihm verschiedene Alternativen angeboten werden sollen, was das Lernen angeht, macht ja absolut Sinn. Daher: Vielen Dank für Deine Erläuterungen :-)

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Mir ist eine Situation aus der Ausbildung in Erinnerung, in der wir die unterschiedlichen Ansätze diskutiert haben. Ausgangspunkt war ein Rollenspiel: vier von uns stellten eine Familie im Erstgespräch dar, die alles daran setzen sollte, ein Kind als Symptomträger zu benennen und sich mit Händen und Füßen dagegen zu wehren, dass die gesamte Familie "behandlungsbedürftig" sei. Unser Ausbilder führte da gespielte Erstgespräch.

Wir waren methodisch und damit vom theoretischen Denkansatz sehr drauf fixiert, dass es nur der "humanistische" Ansatz bringen würde.

Unser Ausbilder hat dann, sozusagen auf Zuruf, die verschiedenen Theorien mit unterschiedlichen Settings mit der "Familie" durchgespielt - und hatte sie nach kurzer Zeit "geknackt"! Was bei mir die Überzeugung gebildet hat, dass der Ansatz eigentlich ziemlich austauschbar ist, wenn der Therapeut/Berater/Coach sein Fach beherrscht!

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Das konstruktivistische Paradigma

Für mich hat das was von Pippi Langstrumpf "Ich mach mir die Welt,

widewide wie sie mir gefällt."

Genau das Gleiche habe ich auch gedacht, als ich mich damit beschäftigt habe:lol:

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Falls jemand von euch Psychologiestudenten an einer tollen und amüsante Powerpointpräsentation (mit South Park Characters) über die "Subparadigmen" des Konstruktionismus interessiert ist, meldet euch. Ich kann hier im Kommentar leider nichts anhängen.

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