Frust hoch 3
Meine Mitmenschen haben es in den letzten Woche recht schwer mit mir. Ich bin knatschig, schnell angefasst, auch mal ruppig, oft verständnislos gegenüber den Nöten anderer und was mich am meisten verwundert total auf die Vergangenheit fokussiert (hätte, wäre, wenn doch nur, ...). Ich kenne mich selbst nicht wieder. Die Reflektion funktioniert, aber ich komme nicht weg vom "Miesepetertum". Vorgezogener Novemberblues? Das unsägliche Warten auf Noten und sbb-Bescheid? Klausurstreß ist eigentlich noch in weiter Ferne. Die letzte Klausur liegt 4 Wochen zurück und ich habe erst mal 3 Wochen nichts für die Uni getan. Auf der Arbeit ist es eher noch gemächlich. Der Vor-Weihnachtsstress lässt sich erfahrungsgemäß noch 2-3 Wochen Zeit.
Bin ich einfach nur Urlaubsreif?
Oder habe ich mir zu viele Pausen gegönnt? Fühle ich mich nur unter Vollgas wohl?
Mein Massnahmenkatalog zum Austreiben des Miesepeters:
- Die Tageslichtlampe ist aus dem Keller geholt und wird ab morgen früh zum Einsatz kommen.
- Morgen abend ist Kieser Training angesagt. War schon 4 Wochen nicht mehr. Und Sport macht bekanntlich gute Laune!
- Ich habe eine neue Lernstrategie enwickelt.
- Uuuund: hoffen auf gutes Wetter am nächsten WE. Und dann nichts wie ab in die Berge!
Seit einer Woche beschäftige ich mich mehr oder weniger intensiv mit dem Modul "Betriebssysteme und Rechnerarchitektur". Das erste Heft nennt sich "UNIX: Eine Einführung". Hat jedoch mit UNIX wenig am Hut. Bis auf ein paar einleitende Worte zur Historie und grundlegenden Aspekten von UNIX beschäftigt sich das Heft mit dem Betriebssystem Linux.
Für mich sind UNIX, Linux und Eigenschaften von Betriebssystemen totales Neuland. Und so kämpfte ich mich Absatz für Absatz voran. "Sie wurden von Hand aus einer Unzahl von Röhren zusammengebaut", so heißt es über die allerersten Rechner des Computerzeitalters in Kapitel 1.1.1 Ach, das ist ja interessant. Wie funktioniert denn das mit den Röhren und was sind Röhren überhaupt? Mal sehen was ich im Inet dazu finde! Vier Stunden später weiss ich Unmengen über Röhrencomputer, aber ich bin immer noch nicht weiter als Kapitel 1.1.1 *nerv*
Wen es interessiert: http://www.hnf.de/museum/die-erfindung-des-computers/eniac-der-erste-roehrenrechner-im-massstab-11.html. Das Heinz-Nixdorf-Museum ist sehr zu empfehlen, ich durfte während meiner Ausbildung bei Siemens Nixdorf an einer tollen Führung teilnehmen. Allerdings ist das schon 15 Jahre her.
Einen Abend später wusste ich ungeheuer viel über Mikroprozessoren (das Internet ist was tolles!), aber war immer noch nicht bei Kapitel 1.2 angelangt. Und wenn mich etwas nervt, dann vor allem viel Zeit in etwas zu investieren und keine Fortschritte zu sehen. Zu meinem Miesepeter gesellte sich eine "Ich kann das alles nicht und ich bin zu blöd für diese Welt-Stimmung". Zum Ende der Woche habe ich es dann geschafft, mich aus dieser Lethargie zu befreien und habe in einer Hauruck-Aktion an einem Abend und einem halben Sonntag das erste Heft durchgearbeitet und zusammengefasst. Heureka! Klingt einfacher als getan. Meine Stimmung war mehrfach an Tiefpunkten angelangt und der Nervenzusammenbruch schaute stets ums Eck. Besonders weit entfernt hat er sich leider immer noch nicht. :/ Passender Song von den Lassie Singers "Frauen am Randes des Nervenzusammenbruchs:
Meine neue Lernstrategie setze ich mit mehreren Blöcken um. Ein normaler karierter Block für die Zusammenfassung. Ein zweiter karierter Block dessen Blätter am Rand farbige Register haben. Auf Blättern mit dem blauen Register notiere ich mir die Linux-Befehle mit Beispielen. Ausprobieren kommt aber erst später dran. Immer schön am Skript bleiben. Der Recher bleibt aus. Auf den Blättern mit dem roten Registerrand notiere ich mir die Selbstkontrollfragen zu den einzelnen Kapiteln und die erarbeitete und verbesserte Lösung. Sobald ich ein Kapitel fertig habe, hefte ich die Blätter in einem Ordner ab. Das gibt mir das gute Gefühl etwas erledigt zu haben. Tschakka! Und ich kann im Ordner dank der farbigen Register schnell an der richtigen Stelle nachschauen. Für Fragen und Interessantes habe ich einen kleinen Notizblock. Da wird dann erst mal mein Wissensdurst zwischengeparkt. Und wenn ich abends noch etwas Zeit habe, dann kann ich die Extra-Recherche starten. Das Skript ist eigentlich so gut geschrieben, dass es kaum Verständnisprobleme gibt. Der Autor hat auch mustergültig zu allen Themen, die in den folgenden Studienbriefen des Moduls intensiver behandelt werden ein Symbol notiert. So dass es eigentlich keinen Grund für ausufernde Recherchen gibt ... wäre der Stoff nur nicht so interessant.
Ich habe zum ersten Mal im Studium das Gefühl, dass ich etwas Neues von der Pieke auf lerne. Das ist genau das Grundlagenwissen, dass ich haben wollte. Eigentlich ein schönes Gefühl. Nur mein Miesepeter steht mir im Wege. Aber nicht mehr Lange!
Ich wünsche euch allen einen guten Wochenstart!
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