Bye bye, FernUni!
Liebe FernUni, es ist Zeit, dass wir uns Tschüss sagen! Unsere Liaison war kurz und intensiv, doch genau so schnell war sie wieder zu Ende. Wir haben es ja wirklich versucht miteinander, ein ganzes Semester immerhin. Am Ende ich vielleicht etwas mehr mit dir, als du mit mir. Liegt mir auch fern, nur Lamento zu machen, wir waren nur einfach nicht füreinander gemacht. Du bist sicher generell eine gute Institution, doch hatte ich einfach das falsche Ziel. Man sieht sich ja angeblich immer zweimal im Leben, vielleicht stoßen wir in anderer Angelegenheit mal wieder zusammen? Man soll nie nie sagen. Nun aber nehme ich meinen Hut und sage: Chapeau - denn ich muss weiter.
Tja, so schnell ändern sich die Dinge. Studienvertrag und Einzugsermächtigung sind auf dem Weg nach Göttingen, ein Exmatrikulationsantrag dagegen nach Hagen (ohne @TomSon hätte ich den übrigens nie gefunden. Haben sie ganz gut versteckt! Dafür kann man sie dann recht schnell recht unbürokratisch über die Bühne bringen.).
Ein "Tischlein wechsel dich" sozusagen
Bei der Exmatrikulation habe ich kein bisschen Zögern oder Bedauern gefühlt. Es wird insgesamt nur wenig geben, was ich an der FernUni vermissen werde. Eine Rückschau.
Daumen nach oben:
Am ehesten denke ich an die supernette Betreuung im Regionalzentrum. Die Damen, die mir Tee kochten, als ich hochschwanger und mit Mittelohrentzündung die Klausur schrieb - die Damen waren wirklich besorgt und haben sich auch im Nachhinein erkundigt, ob alles gut gegangen ist. Das war wirklich sehr nett und geht weit über das Erwartbare hinaus! (Ich komme aus einander Gegend, wo die Leute generell nicht als die Fürsorglichsten und Freundlichsten gelten - in sofern hat es mich doppelt erstaunt) Ansonsten haben mir die beiden Pftlichtveranstaltungs-Tage in Hagen selbst sehr gut gefallen. Das Arbeiten und Vorstellen der Ergebnisse mit anderen Studis war wirklich ein tolles Gefühl. Man konnte sich austauschen und hat endlich mal Menschen in Fleisch und Blut kennengelernt, die genau dasselbe machen und wollen, wie du.
Auch positiv ausgewirkt hat sich bei mir das Befassen mit dem Stoff (der Sekundärliteratur, nicht den Studienbriefen) - ich habe auch für das echte Leben viel daraus mitgenommen (komplexes Denken, Sprachstil usw.).
Außerdem musste ich mir notgedrungen mal wieder richtig gute Lernmethoden überlegen. Das war sehr hilfreich, denn ich habe mich generell mit Lernmethodik befasst, was ich natürlich zur nächsten Uni mitnehmen kann.
Daumen nach unten:
-Behördencharakter: Was mir persönlich nicht gefiel, war die empfundene Behördenmentalität der FUH. Die Mitarbeiter sind freundlich und bemüht, aber man hat wirklich das Gefühl, mit einer Behörde zu sprechen, als mit einer akademischen Institution: Aktenzeichen, Ihr Schreiben vom...., Nachweise von A und B, Gebühren für gefühlt jedes Kreuzchen, das man irgendwo setzt, Ihr Anliegen kann derzeit nicht bearbeitet werden, denn ich befinde mich bis einschließlich XX im Urlaub. Sie wollen....? Dann bitte Antrag A, B, C, C1....bis spätestens.... einreichen. Eine Bearbeitungsgebühr von XX€ entfällt, wen Sie bis zum.....antworten etc.
- Verwaltung: Oft den Eindruck gehabt, A weiß nicht, was B tut. Häufig war unübersichtlich, ob die Klausuranmeldung eingegangen ist oder nicht. Klausurnoten wurden zum Teil an falschen Stellen eingetragen. Alles muss unabhängig voneinander beantragt werden. Exmatrikulation heißt nicht, dass man auch automatisch von den Klausuren abgemeldet ist - das muss man nochmal separat machen etc.
Will man eine Klausur am Regionalzentrum schreiben, muss man mit dem Regionalzentrum reden. Von denen erhält man dann die Daten einer Aufsichtsperson, welche man in das Formular nach Hagen einträgt und abschickt. Trotzdem bekommt man aus Hagen dann noch die Aufforderung, ich solle nachweisen, dass ich das Okay des Regionalzentrums habe (obwohl man doch nur beim Okay auch die Daten der Aufsichtsperson bekommt!!).
- Pädagogik: Eine wirkliche Betreuung habe ich nicht erlebt. Schreibt man den Prof an, wird nicht geantwortet, bis man zum zweiten Mal nachhakt, ob die Mail angekommen sei (die Antwort darauf fiel dann sehr pampig aus). Unter der Telefonnummer habe ich auch innerhalb der angegebenen Zeit keinen erreicht. Die Betreuung in den Foren machten bei uns studentische Mitarbeiter, nicht aber die Profs selbst.
- Unflexibel: Zwar ist super, dass die FUH einen Betriebskindergarten für Kinder von Studenten hat (der natürlich nur was bei Präsenzveranstaltungen nützt) und dass man Klausuren mit Baby oder schwanger im Regionalzentrum schreiben kann. Aber insgesamt ist die FUH so gar nicht auf die besonderen Bedingungen für junge Familien oder auch arbeitende Menschen zugeschnitten: Klausuren und Hausarbeiten können z.B. nicht auf einen naheliegenden Zeitpunkt verschoben werden (obwohl man aber von der Arbeit her oft nicht anders kann, als einen Termin mitten in der Woche zu verschieben - oder weil man ein krankes Kind hat, selbst erkrankt ist etc.). Schreibt man nicht mit, muss man sich ein ganzes Semester lang wieder hintenan stellen und verliert 6 Monate. So mies ist das nicht mal bei unserer Präsenzuni hier geregelt (und die ist schon echt unflexibel). Bei der OU konnte man Termine problemlos auf 2-3 Monate später verlegen. An der FUH kann man HAusarbeiten zwar auch verschieben, jedoch nur mit großem Aufwand (rechtzeitiges ärztliches Attest, Anzahl der Überzugstage muss erst genehmigt werden etc.)
- Lernmaterialien: Empfand ich als eher schlecht. Sowohl die Vorlesungen (da man offenbar nur insgesamt 8 Videos machen durfte, quetscht man alles Mögliche schonmal in 2 Stunden rein. Die Videos waren zum Teil auch nicht gut. Vieles im Stil von: "Das....äh....dazu komme ich später" (kommt nicht drauf zurück) oder "Das ist ähm...Sie müssen wissen dass, (führt etwas aus)....ähhh, nee, vergessen Sie das, ich fang nochmal anders an" (Mönsch, das ist doch nicht live!). Bei dem mitgelieferten Studienbriefen wird man spannende, psychologische Topics, die zum Denken und Mitarbeiten anregen, oder einen roten Faden eher vermissen - sie lesen sich so spannend wie das Telefonbuch von Murmansk.
Viele Links bei Moodle waren tot und viele Studien, die verlinkt wurden, waren nur für sehr teures Geld zugänglich und dann nicht einmal essenziell.
- Klausuren: Schlecht, da lediglich Auswendiglernen. Sehr stur. Mir fällt hierzu wirklich gar nichts Positives ein
- Gerade keine gute Zeit? Mein Eindruck ist, dass ich zu einer schlechten Zeit nach Hagen kam: Modul-Umstellungen, Profs, die nicht antworten, tote Links, mangelnde Betreuung, viel zu viele Studenten, die allgemeine Angst vor der gefährdeten Re-Akkreditierung des Masters. Mir fehlt der Vergleich, aber bei FB meldeten sich angeblich interne Mitarbeiter, die bestätigten, dass zwischen Profs und Studis gerade Eiszeit herrsche, was wohl damit zusammenhänge, dass die paar Mitarbeiter langsam mit dem Rücken an der Wand stehen gegen die Studentenüberzahl. Selbst der AstA äußert sich kritisch zur Uni in deren Zeitschrift "Sprachrohr".
Anekdötchen zum Schluss:
Obwohl ich schon eine Weile abgemeldet bin von der Klausur (Bestätigung auch vorhanden), bekam ich am Freitag Post, dass meine Klausurunterlagen an das Regionalzentrum geschickt wurden. Somit könne ich die Klausur Anfang September dort schreiben und wenn ich nicht könne, solle ich rechtzeitig absagen
Nun aber freue ich mich auf alles, was in Göttingen vor mir liegt. Zum Beispiel der richtige Schwerpunkt (klinisch). Startschuss ist der 1.Oktober.
Übrigens ist das nur mein persönlicher Erfahrungswert zum Master in Psychologie an der FUH. Das heißt nicht, dass er deswegen generell schlecht ist! Es könnte sein, dass ihr damit ganz prima zurecht kommt! Oftmals liegt die Ursache ganz einfach auch in einem selbst, dass man mit den Arbeitsmethoden einer Institution nicht zurechtkommt!
PS:
Ich habe meinen alkoholfreien Wein gefunden Bei uns ist Weinfest und ich hätte es tatsächlich nicht erwartet, aber die haben sage und schreibe ganze zwei 0,00%ige Stillweine! Ich hätte ja gedacht, dass quasi nur Traubensaft übrig bleibt, wenn man dem Wein den Alkohol nimmt, aber zurück blieb ein sehr milder, lieblicher Geschmack, dem eben die "Schärfe" am Ende fehlt. Für's Anstoßen prima
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