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Tut mir das noch gut? - Zweifel, Frust und noch mehr Zweifel


polli_on_the_go

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Das erste Modul habe ich also erfolgreich abgeschlossen und das, wie 26 Prozent des Kurse mit der Bestnote VG. Seither hat direkt nahtlos das zweite Modul gestartet "Knowledge Development in Multiprofessional Workplaces." Leider kann ich nicht unbedingt sagen, dass es besser geworden ist. Zwar weiß ich jetzt wann und was ich als meine fünf Prüfungen ablegen muss, bis 14. Januar, aber naja. 

 

Es fing an mit einer recht erzwungenen Diskussion in der man seine Organisation beschreiben sollte und wo dabei auch Fragmention und Integration in der Oragnisation und seiner Profession beschreiben sollte. Benotet war es nicht und es gab auch kein Feedback, musste nur gemacht werden. Bei der Three-Week Control musste man nur anklicken, dass man weiter macht. Jetzt steht bis zum 14.12. die erste Hausarbeit an. Hierzu ist zunächst das Werk von Abbott "The System of Professions" zu lesen. Soweit so gut gibt es einen theoretischen Rahmen zur Entwicklung den Eigenschaften von Professionen. Beispiel sind hier das Amerikanisch und Britische System mit leichten Einflüssen des Französischen und Vornehmlich finden sich medizinische Einflüsse oder es werden Beispiele zu Architekten oder Juristen gezogen.

 

Aber mit der Hausarbeit habe ich wirkliche Probleme. Das liegt nicht mal daran eine Theorie zu verstehen, denn das ist jetzt ja nicht so schwer, bzw. sollte man zumindest bis zum Master drauf haben. Somit ist Aufgabe 1 "Explain how professions develop according to Abbott" noch machbar. Auch Aufgabe 2 bekomme ich noch hin "Which conditions, and why, are of vital importance for a profession’s prospects to establish itself as a strong profession according to Abbott?"

 

Aber ab dann wird es für mich ziemlich demotivierend und ich kann die Aufgabe tatsächlich nicht in der Art und Weise lösen. Denn Deutschland ist nicht Skandinavien und schon gar nicht Amerika oder Groß-Britannien. Professionen nach dem Verständnis von Abbott und auch so, gibt es per Definition in Deutschland gar nicht so viele. Vielfach haben wir Berufe und Paraprofessionen, aber wirkliche Professionen, das ist in Deutschland schon sehr eng gestrickt. Nicht ohne Grund gibt es die Professionalisierungsdebatte in der Pflege seit Jahren wogegen Ärzte, Anwälte und die meisten Handwerker die Aufgabe ohne Probleme lösen können, denn sie wären eine Profession. Aufgabe 3 beginnt mit den Worten "Discuss Abbott's theories in relation to your profession and professional practice." Professional Practice oder professionelles Handeln im Sinne beruflicher und tätigkeitstypischer Abläufe ist gar kein Problem. Da kann ich auch viel von Abbot anwenden. ABER jetzt einmal im ernst, nehme ich meinen Studienberufe Präventions- und Gesundheitsmanagerin, würde ich doch in Deutschland reichlich belächelt werden es als Profession zu bezeichnen, zu mal das ja auch nicht meine Berufsbezeichnung ist. Ich bin Sachbearbeiterin. So und jetzt kommt ihr, seit wann ist "Sachbearbeiter" eine Profession. Sachbearbeiter gibt es in so vielen Branchen und die meisten haben nichts mit einander zu tun. Ein Sachbearbeiter in einer Autoversicherung, hat nichts mit einem im Ausländeramt gemeinsam und auch nicht mit einem in einer Hochschuladministration. Also zumindest nichts, was daraus eine gemeinsame Profession werden lässt. Ich arbeite zwar im Sozialsystem bin aber kein Sozialarbeiter, ich habe einen designierten Bereich bin aber kein Fallmanager, meine Kunden haben ein definiertes Problem, aber ich schaffe keine Lösungen in dem Sinne, wie Abbott sie sieht. Ich habe einen Beruf, was eher dem englischen vocation entspricht, aber eine Profession?

 

Und so ist es, dass Teil b) der Aufgabe für mich einfach nicht beantwortbar ist, ohne mir was aus den Fingern zu saugen. Ich bin sehr gut im Übertragen von Theorien, aber was würdet ihr denken, wenn es auf einmal heißt "Relate these to your own profession and professional practice for example by discussing the questions below.

- What is particularly interesting/relevant, and why?

- What do you question, and why?

- Which new questions do this rise?"

 

Gut, aufkommende Fragen habe ich viele. Zugleich hat mich die Aufgabe eher in eine lähmende Starre versetzt. So etwas kenne ich aus dem vorherigen Studium nicht. Mein Kopf ist total leer und zugleich voller Fragen. Es sind zweifel dabei und die Überschrift lautet "Tue ich mir mit diesem Studium akademisch, beruflich und vor allem persönlich einen Gefalle?"

 

Ich finde die Isolation, die ich aus dem APOLLON Studium so nicht kenne nahezu unerträglich. Mir fehlt der vernünftige aber auch lockere Austausch. Mir fehlt es so etwas, wie hier oben einmal diskutieren und reflektieren zu können. Mir fehlt die Anwendbarkeit und mehr noch mir fehlt die Organisation und Struktur. Über so Dinge, wie wechselnde Formale Standards versuche ich ja noch hinweg zu sehen (Jetzt sind wir bei einzeilig mit Vancouver Referencing System). Aber, dass man es nicht einmal schafft die Module einheitlich auf der Plattform einzupflegen. Der Kurs ist obendrein 3 Tage zu spät gestartet und es ist obwohl mehrere Studenten immer wieder gefragt haben, keinem aufgefallen. Der Tutor is eher abwesend, es kommt auch im Gegensatz zum letzten Modul nichts zwischendurch. (Ja wir sind nicht im Kindergarten, aber an der APOLLON konnte man wenigstens in einen Lehr-Lern-Dialog treten).

 

Ich bin also rundum gefrustet, das Studium zieht mich persönlich runter und ich habe keine Freude daran. Für mich ist das nicht Mittel zum beruflichen Zweck, sondern ist Gehirnjogging für mich, es ist Ausgleich, naja war es einmal. Ich debattiere im Moment zwischen noch einmal auf das nächste Modul warten und hoffen, dass es besser wird oder mir eine Auszeit zu nehmen, um zu überlegen, was ich möchte. Vielleicht geht es aber auch weniger um das wollen, als um das Gefühl, was bei mir eigentlich mit dem Studieren verbunden ist und die Tiefe Freude und Zufriedenheit, die ich immer empfunden habe. Ich schätze die Gesundheitswissenschaften, wie Musik hat sie ihre eigene Melodie, aber gerade ist das keine Symphonie, vielmehr ist es eine nervige Kakophonie. [Alle, die denke, das ist ein Schimpfwort, nein das hat sowohl in den Sprachwissenschaften, als in der Musik eine feste Bedeutung].

 

Im Moment bin ich einfach genervt, aber vielleicht ist das auch nur wie mit einem Knobelspiel, man wirft es in die Ecke, weil man den Ring nicht vom Seil bekommt und die Geduld verliert. Und mein Geduldsfaden ist kurz mittlerweile, sehr kurz.

 

Sorry, das ist wohl der niedergedrückteste Blog seit langem. Aber was soll ich die Realität durch die Rosa Brille beschreiben. On the other hand. Ich habe meine Probezeit um ;) und darüber freue ich mir wirklich.

Bearbeitet von polli_on_the_go

9 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Hi,

 

das klingt wirklich recht niedergeschlagen diesmal. Ich finde es wirklich bedauerlich, dass sich da so eine gewisse Abstinenz offenbart hat. Hoffentlich geht das wieder in eine bessere Richtung. 

 

Ich fänds nicht sonderlich auffällig oder gar schlimm mit der Bezeichnung der Profession. Es gibt immer mehr, immer ausgefeiltere Bezeichnungen, sodass mich dies schon gar nicht bekümmert. 

 

Und auch ganz gut, dass du mal ein wenig den Frust niedertippst. Dit hilft :)

Die Heimarbeit wird schon. Mach vielleicht mal einen ruhigeren Tag. So ein freier Tag wirkt so manchmal Wunder.

 

 

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Ach ich muss nicht rinr "Profession" haben. Das ist für mich teilweise eher ein Prestige- und Machtbegriff. Nur nimmt dir Aufgabe da keine Rücksicht drauf....

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Puh das hört sich wirklich sehr gefrustet an, bin aber der Meinung das ein Tag "Urlaub" zumindest hilft etwas Abstand davon zu bekommen.

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Wie schön, jemanden zu sehen, der das Wort Kakophonie gebraucht :17_heart_eyes:


Oh je, das kann ich nachvollziehen, dass das schröpfend ist. War bei mir vor allem dann der Fall, wenn das Modul nicht so 100% mein Ding war, bzw. zu trocken präsentiert wurde. Da bin ich schnell demotiviert.

Ich bin aber auch der Meinung, du solltest dir mal ein bisschen Urlaub gönnen. Ich weiß, dass das leicht gesagt ist, aber solche Phasen werden finde ich besser, wenn man etwas Abstand gewonnen hat und vielleicht mal 3 Tage (besser noch mehr, wenn möglich) gar nichts macht. Das Gehirn scheint sich in dieser Zeit auch auf wundersame Weise neu zu verkabeln, so dass der Blick viel klarer ist, wenn man sich wieder dran setzt.  

 

Alternativ hoffe ich, dass du dir ein paar ausgleichende Belohnungen zum anstrengenden Studium gönnst :11_blush: 

LG und nicht verzweifeln 

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Eine weitere Option wäre ja, sich nicht an Begrifflichkeiten aufzuhängen. Ich beziehe mit auf den "Sachbearbeiter", der als Berufsbezeichnung so gar nicht zum schwedischen System passt. Ich an Ihrer Stelle würde solche Begrifflichkeiten einfach ignorieren und die Fragen in Bezug auf die Aufgaben, die ich bearbeite und für die ich zuständig bin, analysieren und reflektieren.

 

Solche Ungereimtheiten, wie Sie sie im Eingangsbeitrag beschreiben, werden Ihnen immer begegnen, wenn Sie in einem anderen System studieren oder leben. Schweden ist nicht Deutschland, Frankreich ebensowenig und die USA sind es schon gar nicht. Da Begrifflichkeiten und Organisationen, in denen bestimmte Tätigkeiten ausgeführt werden, nun mal einfach nicht vergleichbar sind, muss man entweder in einem deutschen Studienumfeld bleiben oder die Unterschiede in die Bearbeitungen mit einfließen lassen. Und im besten Fall mit dem Prof diskutieren.

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vor 37 Minuten, KanzlerCoaching schrieb:

Da Begrifflichkeiten und Organisationen, in denen bestimmte Tätigkeiten ausgeführt werden, nun mal einfach nicht vergleichbar sind, muss man entweder in einem deutschen Studienumfeld bleiben oder die Unterschiede in die Bearbeitungen mit einfließen lassen

Stimme Ihnen teilweide zu. Habe ja auch geschrieben, dass grundsätzlich Übertragungen notwendig sind. Transfers sind auch nicht das Problem. Profession=Vocation also Beruf lässt sich auch beschreiben nur ist das eben nicht die Aufgabe. Es geht um Profession=Profession im Sinne der Professionalisierung. Und es ist auch nicht unlösbar (wäre schlimm wenn man im Master mit so etwas gar nicht umgehen kann u d auch im Bachelor war das notwendih). Es ist die Gesamtheit der Studienstruktur, die mich gerade einmal frustriert. Legt sich auch wieder. 

 

(Ich hätte aber vielleicht auch erwähnen sollen, dass ich vorgeschädigt in Bezug auf die Professionalisierungsdebatte bin und ich das Thema nicht immer zielführend finde.)

 

Und dass die Systeme nicht vergleichbar sind, steht ja gar nicht zur Debatte. Tenor war nur, dass ich aus einer Profession=Vocation nur um die Aufgabe zu machen keine Profession (Professionalisiering) zaubern kann. Sie erfüllt die Merkmale nicht, wenngleich sie Mechanismen wie den "Problem, Diagnose, Treatment" Prozess aufgreift.

 

Außerdem muss man ja auch mal jammern dürfen, wenn man grad mal demotiviert ist. (Machen genug andere ja auch). 😉

 

Zu Ihrem obigen Zitat noch einmal, so einfach, wie Sie das dort Beschreiben ist es nicht. Es hat auch nichts mit deutschem Studienumfeld zu tun. Hier ist z.B. der Schornsteinfeger theoretisch eine Profession in anderen Ländern dafür nicht ;). Dafür sind wir im Gesundheitswesen anders. Es sind auch nicht nicht übertragbare Begriffe und haben somit nichts mit dem deutschen Studiensystem zu tun.

 

Professionalisierung hat in Deutschland die selbe Bedeutung wie in Amerika oder Schweden, sie wird hier aber nicht so hoch ausgelebt. Hier kann eben ein Sachbearbeiter ein Sachbearbeiter sein. Und wie ich das hier schreibe bekomme ich gerade eine Idee um den roten Faden neu zu spannen.

 

 

 

Bearbeitet von polli_on_the_go
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Was nervt dich denn besonders? - Ist es wirklich diese eine "blöde" Aufgabe? - Oder ist es vielmehr dieses ganze isolierte studieren und der geringe Austausch, obwohl das Konzept ja eigentlich viele Diskussionen vorsieht, was du dir anders vorgestellt hast?

 

Wenn es wirklich die Aufgabe sein sollte, dann ziehe es irgendwie durch und schaue, wie die nächsten Themen werden.

 

Ist es aber das System, was dich stört. So wirkt es auf mich bisher so, als würde sich das vermutlich so fortsetzen und es ist dann die Frage, ob dir das Studium insgesamt genug gibt, um es dennoch durchzuziehen.

 

Und ja: Jammern ist erlaubt und kann ja auch schon mal gut tun 😉.

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vor 2 Stunden, Markus Jung schrieb:

Was nervt dich denn besonders? - Ist es wirklich diese eine "blöde" Aufgabe?

Oben ist doch bereits die Antwort ;) und auch, dass es nicht "nur" dir Aufgabe ist. 

 

Inhaltlich macht das Studium grundaätzlich Spaß. Hätte zwar Lieber nicht mit Sozialwissenschaften und Soziologie angefangen. Das System ist nicht ausreichend durchdacht. Es ist Präsenzstudium minus Präsenz und Teilzeitstudium ohne Teilzeit, es es staatlich starr und Austauschsarm oder mut erzwungen Diskussionen, die nicht unbedingt produktiv sind.

 

Ich bin niemand der schnell aufgibt, aber das laugt. Motivation kann ebenso ein Kraftakt sein, wie das Studium selbst. Aber egal ich hab ausgejammert. Ist auch nur vertane Zeit

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