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Heimarbeit


Colle84

999 Aufrufe

Nun hat es auch mich erwischt. Mein Arbeitgeber hat uns (mit Ausnahme eines Krisenstabes aus den erfahrensten Kräften) in die Heimarbeit geschickt. Nun heißt es Schriftkram aufarbeiten, Emails beantworten und für das Krisenteam erreichbar sein. Unser Arbeitgeber hat auch ganz klar formuliert, dass wir uns zu Hause aufzuhalten haben. Außer einkaufen gibt es keine Freizeitaktivitäten jenseits des heimischen Grundstücks (einsame Waldspaziergänge ausgenommen). Der Vorteil für mich ist unbestreitbar. Ich habe definitiv mehr Zeit für meine Thesis. Ich kann mir meinen Tag frei einteilen. Nachteil: die Bibliothek der Hochschule und der Bücherdealer meines Vertrauens sind zu. Wenn ich jetzt Literatur benötige, muss ich sie online bestellen und hoffen, dass sie kommt. Aber fürs Erste denke ich, bin ich gut ausgestattet.

Ich muss auch ehrlich gestehen, mir macht die Situation Angst. Ich sehe bei uns lauter Menschen, die den Hinweisen schlichtweg nicht Folge leisten. Ich frage mich immer, ob die die gleichen Nachrichten sehen wie ich.... ob die die gleichen Zahlen aus der Welt sehen wie ich ….. ob die die Entwicklung der Zahlen in Deutschland genauso grübelnd zur Kenntnis nehmen wie ich. Ich bin kein Fan von Panikmache. Aber wenn führende Virologen warnen, dann nicht ohne Grund. Und mag es an meinem beruflichen Background liegen... aber ich weis, dass unserer Gesundheitssystem so viel Unvernunft schlichtweg nicht gewachsen ist. 

In diesem Sinne, bleibt gesund und vernünftig!

 

 

Bearbeitet von Colle84

7 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Vica

Geschrieben (bearbeitet)

Zitat

Ich muss auch ehrlich gestehen, mir macht die Situation Angst. Ich sehe bei uns lauter Menschen, die den Hinweisen schlichtweg nicht Folge leisten. Ich frage mich immer, ob die die gleichen Nachrichten sehen wie ich.... ob die die gleichen Zahlen aus der Welt sehen wie ich ….. ob die die Entwicklung der Zahlen in Deutschland genauso grübelnd zur Kenntnis nehmen wie ich. Ich bin kein Fan von Panikmache. Aber wenn führende Virologen warnen, dann nicht ohne Grund. 


Das ist, finde ich, ähnlich wie bei anderem Gesundheitsverhalten, z.B. bei Themen wie:
- Kettenrauchen
- Übertriebener Alkoholeinsatz
- sehr schlechte Ernährung
- Drogen
- Nächte durchpowern, Dauerstress
- Alles, was irgendwie exzessiv betrieben wird


so lange man jung ist, fühlt man sich unsterblich und nicht betroffen.  


Hier ist es wohl so, dass viele denken. So lange ich mich gesund fühle, bin ich nicht betroffen und dann ist auch nix :( 

Allerdings gehen hier zumindest auch die hässlichen Schuldzuweisungen und die Fingerzeigerei los. Bei Facebook wurden Bilder von Rentnern oder Müttern hochgeladen, die gestern mit ihren Kindern im Viertel unterwegs waren, quasi als Pranger. Da weiß man ja nun auch nicht, ob die nicht von Arztbesuchen kommen oder einkaufen waren. Pauschal wird man jetzt blöd angeguckt, wenn man rausgeht.  

In einem anderen Kreis rät sogar der Verband, die Polizei anzurufen, wenn man mehr als 3 Leute auf der Straße sieht. 


Ich habe Bedenken, dass das die Gesellschaft in ein "Die" und "Wir" spaltet. 
Stichwort: Le Bon, Zimbardo -> Lucifer-Effekt, Tajfel -> Minimalgruppen. 

Bearbeitet von Vica
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vor einer Stunde, Vica schrieb:


Das ist, finde ich, ähnlich wie bei anderem Gesundheitsverhalten, z.B. bei Themen wie:
- Kettenrauchen
- Übertriebener Alkoholeinsatz
- sehr schlechte Ernährung
- Drogen
- Nächte durchpowern, Dauerstress
- Alles, was irgendwie exzessiv betrieben wird

 

Der Unterschied dazu ist aber, dass ich in Mitleidenschaft gezogen werde, wenn Mitmenschen sich unvernünftig benehmen. Im dümmsten Fall werde ich von jemanden infiziert, der auf einer dieser sog. Corona-Partys war oder der entgegen der Empfehlung beim Bäcker nebenan ein Kaffeekränzchen abgehalten hat. Möglicherweise übersteht er die Krankheit schadlos und ich sterbe im dümmsten Fall, weil meine Vorerkrankungen mich zur Risikopatientin machen. Das macht mich auch wütend. Die Unvernunft anderer kann meine Familie oder mich in Gefahr bringen. 

Die Bedenken bzgl. der Spaltung teile ich. Wobei ich nicht bei jedem auf der Straße überlege, warum er nicht zu Hause ist.... aber ich frage mich an den vollbesetzten Tischen beim Bäcker, was diese Menschen (aller Altersklassen) nicht verstanden haben. 

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Zitat

Unser Arbeitgeber hat auch ganz klar formuliert, dass wir uns zu Hause aufzuhalten haben.

 

Abgesehen davon, dass ich das für meine Familie und mich derzeit auch so halte und das in der Sache auch als absolut sinnvoll erachte, möchte ich noch kurz den Buhmann spielen und darauf hinweisen, dass es den Arbeitgeber erst mal nichts angeht, was man in seiner Freizeit mit seinem Leben anstellt.

 

Ich sehe momentan eine Tendenz zum blinden Gehorsam, der langfristig nicht gut für unsere freiheitliche Gesellschaft sein könnte. Man muss sich schon überlegen, von wem man Weisungen annimmt und es gehört auch dazu, Widerspruch zu erheben und zu diskutieren. Etwas, das gerade völlig hinten runter zu fallen scheint.

 

(Womit ich nicht sagen möchte, dass du nicht kritisch denkst :-)).

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@thb
Wenn ich nicht der Meinung meines Arbeitgebers wäre, hätte ich durchaus eine Diskussion geführt. Ich verstehe, was Du sagen willst. Blinder Gehorsam kann genauso fatal sein wie Unvernunft. Man muss halt immer mit einer Portion gesundem Menschenverstand an die Sache herangehen.

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Am 20.3.2020 um 10:20 , Vica schrieb:

so lange man jung ist, fühlt man sich unsterblich und nicht betroffen.  

 

Viele fühlen sich wohl so. Wobei es durchaus so ist, dass es auch bei jüngeren Menschen teilweise heftige Krankheitsverläufe mit längerem Krankenhausaufenthalt geben kann.

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Ich kann dir nur zustimmen … das unachtsame Verhalten mancher MitbürgerInnen lässt mich zweifeln, ob sie 1) kognitiv aufnahmefähig sind, 2) einen Funken Hausverstand haben und 3) vielleicht auch mal an das Umfeld, und nicht nur an sich selbst denken können. 

 

Unser Gesundheitssystem - und damit meine ich sowohl das österreichische, als auch das deutsche - funktioniert mehr schlecht als recht. Eine solche Pandemie könnte alles zum Einsturz bringen. 

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Letztens erst einen guten Artikel von Sascha Lobo gelesen. Insgesamt würde ich dem Artikel nicht rundum zustimmen, aber gerade die Passagen zur Kommunikanition in der Krise war sehr gut. Wir gehen alle viel zu sehr davon aus, dass alle so mediengewandt, aufnahmefähig und flexibel sind. Nein nicht jeder schaut Nachrichten, nein nicht jeder nutzt zum Medienkonsum dann bitteschön auch die Tagesschau, sondern manche eben auch die Bild, Facebook, whatever. Manche haben ganz aufgegeben, dem Geschehen in Echtzeit zu folgen, aus Überforderung.

Außerdem fordert die Politik immer nur, ohne viel zu erklären. Die Simulationen der Washington Post waren z.B. hervorrangend zur Erklärung, was social distancing denn bringt. Wenn man sich eine Pressekonferenz auf Phönix anguckt, wird aber nur social distancing gefordert, ohne groß zu erklären. Und jetzt im Ernst, kann man von jedem erwarten Pressekonferenzen auf Phönix anzusehen und die Washington Post zu lesen? Eher nicht. Die sitzen dann halt auch beim Bäcker zum Kaffee.

Aber statt deren Bilder im Netzpranger hochzuladen oder sich zu echauffieren, ob die denn die gleichen Nachrichten gucken würden (nein, tun sie nicht), hilft nur aufklären, aufklären, aufklären.

Das ist jetzt ganz und gar nicht persönlich gemeint, sondern ganz allgemein an jeden, der es liest. Klärt die Leute auf. Mein Bruder hat auch nicht verstanden, warum so viel Wind gemacht wird. Hat sich von den Forderungen der Politik nicht abgeholt gefühlt. Ich hab ihm dann Glockenkurven, Simulationen und Berichte aus Italien gezeigt, dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen! Und er wird es den nächsten weitererzählen. Ja, die Info ist überall zu finden, wenn man nur recherchiert. Aber das ist, ehrlich gesagt, einfach schon zu viel verlangt von manchen Leuten. Deswegen muss es ihnen besser erklärt werden.

Bearbeitet von unrockbar
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