Psychologie #1 - M1: Rundgang durch M1
Hallo zusammen,
in diesem Beitrag möchte ich euch das Modul M1 aus dem Studiengang Psychologie der FernUni Hagen vorstellen. Das Modul M1 bringt mir bei Bestehen der Klausur 15 Creditpoints ein und ist das "größte Modul", das ich bisher studiert habe. In meinem vorherigen Informatik-Studium an einer Präsenz-Hochschule hatten die Module zwischen 5 und 10 Creditpoints, wenn man die Abschlussarbeiten, Projekte usw. nicht mit einbezieht.
Eine Tour durch M1
Das Modul M1 zerteilt sich in vier Unterkurse, die wiederum quasi wie eigene Module behandelt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass jedes Modul seine eigenen Regelungen hat. Der eine Unterkurs hat Prüfungsvorleistungen, der andere wiederum nicht. Auch doppeln sich Inhalte aus den Kursen. M1 ist für mich daher groß, umfangreich und als Erstsemester vor allem eins: unübersichtlich. Zum Glück gibt es aber auch Unterstützung bei der Organisation, wenn man bereit ist, sich in die Untiefen von Moodle zu begeben.
Doch zunächst zu den Inhalten:
Wie bereits erwähnt, hat jeder Kurs seine eigenen Regeln, seinen eigenen Aufbau in Moodle sowie sein eigenes Moodle-Forum und gegebenenfalls seine eigenen Gruppen. So gibt es in dem Kurs "Einführung in die Psychologie" eine asynchrone Gruppe, in der man Fragen zum Stoff gemeinsam behandeln kann. Auch soll man an einer gemeinsamen Zusammenfassung arbeiten. Prinzipiell keine schlechte Idee. Im Kurs "Wissenschaftliches Arbeiten" hat man wiederum eine neue Gruppe, die ebenfalls an einer gemeinsamen Zusammenfassung arbeiten soll. Hier ist es aber eine Prüfungsvorleistung.
Vieles sind freiwillige Angebote, den Stoff zu vertiefen. Das Minimalprogramm ist wohl das Ableisten der Prüfungsvorleistung, das Ansehen und Anlesen der Vorlesung bzw. Pflichtliteratur. Möchte man wirklich alle Aktivitäten absolvieren, muss man erheblich mehr Zeit in M1 investieren. Da sind dann sicherlich bei dem ein oder anderem auch mehr als die veranschlagten 19 Stunden pro Woche für die 15 CP.
Die Stoffmenge für die Klausur ist dann doch etwas überwältigend (für mich): Es sollen für die 15 Creditpoints ca. 1500 Seiten (in 12 Pt / Arial, mit Spacing 1) durchgearbeitet werden (Pflichtliteratur, Vorlesung, Moodlebooks). Man muss den Stoff natürlich komprimieren, aber gleichzeitig darf es nicht zu oberflächlich sein, denn die FernUni prüft sehr gerne Detailwissen gepaart mit Distraktoren. Da hilft es auch nicht, dass in der Psychologie sehr viele Begriffe in verschiedenen Kontexten unterschiedliche Bedeutungen haben und nichts mit der Alltagsbedeutung zu tun haben (z.B. Intention nach Franz Brentano). Das ist in anderen Wissenschaften zwar auch so, aber in der Psychologie aufgrund der scheinbaren Alltagsnähe und den vielen Paradigmen tritt das Phänomen öfter und gravierender auf.
Wie die FernUni ihre Studierende unterstützt - Vorlesung, Tutorium, Vodcasts, Betreuung der Foren, Bearbeitungstakt
Jeder Kurs kocht sein eigenes Süppchen, wenn es darum geht, die Studierenden zu unterstützen. In "Einführung in die Psychologie" gibt es einen wöchentlichen Vodcast, der auf die gesammelten Fragen der vorherigen Lektion eingeht. Der Kurs wirkt auch insgesamt sehr gut betreut und durchdacht. Zudem gibt es neben den Vorlesungen manchmal auch Interviews mit Forschenden und Professor:innen.
In "Forschungsmethoden" wiederum gibt es ein begleitendes Tutorium, das die Vorlesung vertiefen und anschaulich machen soll.
In "Kulturelle Vielfalt" arbeitet man mit einem interaktiven Moodle-Book. Dort finden sich Karteikarten, Videos, usw. Auch ganz nett, aber ich bevorzuge dann doch Vorlesungen und gegebenenfalls Vodcast oder Tutorium.
Wie bei Moodle üblich, gibt es Foren, die ebenfalls betreut werden. Dennoch werden zunächst alle Fragen innerhalb der Studierendenschaft im Forum diskutieren, bevor sich der Uni-Mitarbeitende einschaltet.
Die FernUni ist von der Struktur her eher an einer öffentlichen Präsenzuniversität angelehnt. Es gibt Winter- und Sommersemester, und man kann auch nur zu festgelegten Terminen Klausuren schreiben. Im Vergleich zu den anderen Anbietern im Bildungsmarkt für Fernunterricht wirkt das etwas altmodisch, hat jedoch den Vorteil, dass so ein Lernen in der Kohorte möglich ist. Ich habe zum Beispiel bereits eine Lerngruppe für ganz M1 gefunden. Wir alle müssen, dürfen und sollen uns an einen Bearbeitungstakt für die Studieninhalte halten. Das hat natürlich Vor- und Nachteile. Die Flexibilität wird hier gegen das Erfahrungswissen seitens der Hochschule eingetauscht, die die Studierenden vor allzu heftigem Bulimielernen schützen möchte.
Für die FernUni Hagen gibt es zudem eine App, bei der man andere Kommilitonen in der Umgebung zum Lernen finden kann. Da alle in der Horde äh Kohorte lernen, ist das etwas einfacher, als mit anderen Studienmodellen. Die App sieht so aus und gibt es für iOS und Android:
Wie ich lerne - MindMap, Anki, Selbst-Vorträge, ChatGPT
Abschließend möchte ich euch noch zeigen, wie ich lerne.
Phase 1: Mind-Map "Big Picture" anlegen
Folien Gliederung mit Gliederung im Buch (und Wikipedia) vergleichen und bevor ich die Vorlesung ansehe oder das Kapitel durchlesen, versuche ich den Stoff in einer MindMap zu strukturieren. Ich schreibe zu den Oberpunkten Hypothesen/Assoziationen auf, um was es gehen könnte oder wenn ich mir gar keinen Reim daraus mache, versuche ich mir Fragen auszudenken.
Phase 2: Nach Vorlesung und Durchlesen verfeinere ich die Mind-Map. Sie muss auf ein Din-A4 Blatt passen. Keine Zusammenfassungen von epischer Breite.
Phase 3: Ich gehe nun jeden Zweig der MInd-Map durch und lerne dazu mit Anki die Facts. Ich zwinge mich bei einer Lernsession in einem Kurs nicht mehr als 7 - 10 Karteikarten anzulegen. Dadurch kann eine Bearbeitung einer Lektion etwas länger dauern, aber ich halte mich lose an den Bearbeitungstakt und mehrere Lektionen überlappen sich bei mir. Insgesamt verfeinere ich iterativ die Zweige der Mind-Map jeden Tag etwas mehr, ohne eine Zusammenfassung zu schreiben.
Phase 4: In meinem Arbeitszimmer habe ich ein kleines White-Board worauf ich die Themen durchgehe und so tue als sei ich der Dozent. Dazu male ich den Stoff auf und spreche mit mir selbst. Nach einer gewissen Zeit, wechsle ich die Rolle in eines absichtlich dummen Studierenden und merke oft, wenn meine Erklärungen schief oder löchrig sind. Gegebenenfalls muss ich nachrechechieren. Da ich während meines Informatikstudium Tutor für Mathe und Programmieren war, mache ich Phase 4 sehr gerne.
Phase 5: Ich nutze ChatGPT als Assistent um mir Multiple-Choice Fragen zu generieren. Das klappt ganz gut, wenn ich Phase 4 gut durchlaufen habe (um auch falsche Antworten von ChatGPT erkennen zu können). Auch führe ich mit ChatGPT ein Dialog und fordere es auf, eine Art Dozent zu spielen, der mein Wissen abfragen möchte. Das ist recht lustig und regt die Auseinandersetzung mit dem Stoff an.
Noch ein Schlusswort:
Ich bin mit der Entscheidung Psychologie an der FernUni zu studieren sehr zufrieden. Das liegt auch daran, weil ich die Macken des Hochschulsystems kenne und ich keine falschen Erwartungen an ein Studium habe. Ein Studium ist immer nur ein Rahmen zum Selbststudium. Das war schon im Informatikstudiengang so und das wird auch an der FernUni Hagen so sein. Mir gefällt das Lernen in der Kohorte und die Aufbereitung des Stoffes. Die FernUni ist heute erheblich zugänglicher als vor 10 Jahren, als nur Studienbriefe versandt worden und man bis auf dem Klausurtermin nur wenig mit der Hochschule zu tun hatte. Apropos Studienbriefe... die gibt es nicht mehr. Aber ganz ehrlich: Wenn ich an die Studienbriefe von vor 10 Jahre denke, bin ich nicht allzu traurig darum.
Man ist an der FernUni richtig, wenn man sich auf die Spielregeln einer staatlichen Uni einlässt, die nun mal steif sind. Andere Anbieter sind hier besser. Prüfungen können flexibel geschrieben werden. An der FernUni gibt es im Semester einen einzigen dramatischen Termin für die Klausur. Und wenn man diesen verpasst, dann hat man erst im nächsten Semester die nächste Chance. Auch darf man von der Studienverwaltung/Studienservice keinen großen Service erwarten... es ist halt immer noch Uni. Ich bin ja schon froh, dass die Prüfungsordnung nur recht wenige Schikanen enthält :-D.
Bis zum nächsten Blogbeitrag!
Bearbeitet von AlexanderEh
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