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Update 01/2024 - 02/2024


MartinGS

292 Aufrufe

Hallo zusammen,

 

2024 ist schon ganze 42 Tage alt - dennoch habe ich mich bislang vor einem Monats-Update erfolgreich gedrückt. Und erneut gelobe ich - wenn auch schon zum wiederholten Mal - Besserung 😅

 

Der Januar und Februar standen - wieder - ganz im Zeichen der Sisyphus-Arbeit aKa Transkription. Mittlerweile bin ich bei Proband #9 von #45 (yiha, endlich bald zweistellig!) angekommen. Einerseits sind das 201 bereinigte Seiten - andererseits stehen noch knapp 1150 Seiten aus. Ich habe mir dazu eine kleine Excel Chart gebastelt, um den Überblick bei der Arbeit nicht zu verlieren. So sieht der Stand aktuell aus:

 

20240211_Stand_Transkription.thumb.png.1b5ad3bc90caff6c09267482b7cbe1ac.png

 

Manch eine*r mag sich jetzt fragen: Warum dauert das denn so lange, wenn er seine Transkripte schon mit f4x vorverarbeitet hat? Die Antwort ist einfach: Weil ich mich (mehr oder minder) bewusst dafür entschieden habe den schweren Weg zu gehen. Und weil ich dabei zugegebenermaßen etwas naiv war.

Wie in meinem Beitrag von Juni '23 dargestellt, ist mir das Feedback meiner Probanden aus Integritätsgründen wichtig. In meinem Fall ist das Vorgehen ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ermöglicht das den Teilnehmenden im Nachgang z.B. zusätzliche Inhalte hinzufügen oder ggf. falsch oder irreführend beschriebene Inhalte im Nachgang zu korrigieren.

Andererseits erhöht das Einholen von Feedback den händischen Aufwand für Nacharbeiten enorm, weil die Transkripte für solch ein Feedback in geeigneter Form aufbereitet sein müssen. "Geeignet" heißt, dass die geäußerten Inhalte verständlich und nachvollziehbar zu digitalem Papier gebracht werden. Da das gesprochene Wort meistens nicht grammatikalisch und orthografisch korrekt ist, sondern neben Füllwörtern wie "Äh" auch Wiederholungen, Gedankensprünge, unverständliche Passagen, etc. enthält, müssen die Inhalte ggf. angepasst werden. Das bedeutet, dass sie z.B. zu grammatikalisch korrekten Sätzen oder Aussagen umgestellt werden müssen, um die Lesbarkeit und Nachvollziehbarkeit zu erhöhen. Das ist eine besondere Herausforderung, weil man die Bedeutung jedes Satzes und jeder Aussage als Forscher*in keinesfalls ändern darf, um die Authentizität der Forschungsdaten zu erhalten. Damit ist ein sehr gewissenhaftes Durcharbeiten jedes Transkripts von Anfang bis Ende nötig, um den Spagat zwischen Nachvollziehbarkeit und Verständlichkeit auf der einen, und Authentizität auf der anderen Seite zu erhalten. Hier haben mir die Bücher von Brinkmann & Kvale (2018) und von Bell et al. (2022) eine gute Guidance gegeben. Wie bei Kvale und Brinkmann (2018) sinngemäß steht: Es gibt keine "richtige" und keine "falsche" Transkription - nur eine "nützliche" oder "weniger nützliche" Dokumentation, um das Forschungsprojekt voranzubringen.

 

In meinem Fall heißt das: Ich gebe mich weiterhin der mühseligen Sisyphus-Arbeit hin. "Slow and steady", wie eines meiner persönlichen Vorbilder in der Populärkultur sagen würde. Und dafür setze ich mir gleich den nächsten Kaffee auf.

 

In diesem Sinne,

Cheers!

 

Martin

 

 

Bearbeitet von MartinGS
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8 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Na dann noch viel Spaß, sieht so aus als wärst du noch eine Weile beschäftigt damit :)

 

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Probiere doch mal die Auto to Text, bzw. Textextraktion, dann musst nicht alles tippen, sondern nur korrigieren - geht deutlich schneller.

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vor 13 Minuten schrieb SebastianL:

Probiere doch mal die Auto to Text, bzw. Textextraktion, dann musst nicht alles tippen, sondern nur korrigieren - geht deutlich schneller.

 

Wie oben angesprochen: Das habe ich über die Vorverarbeitung mit f4x gemacht. Aber egal, wie gut die Erkennungsquote eines Extraktionstools ist - ich komme nicht drumherum die Inhalte von vorne bis hinten händisch durchzuarbeiten - und das frisst extrem viel Zeit. Bislang kenne ich kein Tool, was mir diese - sicherlich auch kontext- und wissensintensive - Fleißarbeit zufriedenstellend abnimmt 😅

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Zitat

Andererseits erhöht das Einholen von Feedback den händischen Aufwand für Nacharbeiten enorm, weil die Transkripte für solch ein Feedback in geeigneter Form aufbereitet sein müssen.

 

Du holst Dir ja das Feedback von den Personen ein, die selbst die Texte gesprochen haben. Würden diese die Transkription ihrer Inhalte nicht vielleicht doch auch so verstehen?

 

Hast Du hochgerechnet, wie lange Du voraussichtlich benötigen wirst, um durchzukommen und ob das für Dich akzeptabel und machbar erscheint?

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vor 49 Minuten schrieb Markus Jung:

Du holst Dir ja das Feedback von den Personen ein, die selbst die Texte gesprochen haben. Würden diese die Transkription ihrer Inhalte nicht vielleicht doch auch so verstehen?

 

Erstaunlicherweise wissen die meisten nach relativ kurzer kaum mehr, wie umfangreich die Interviews waren. Mein erster Proband von Mitte April '23 etwa hat vier Wochen später sein Transkript erhalten und war völlig perplex, wie viel Inhalte er dargestellt hat.

Insofern gehe ich das ganze so serviceorientiert wie möglich an, weil die Probanden auch so wenig Aufwand wie möglich haben sollen. Das erhöht auch die Akzeptanz und insgesamt die Chance verwertbares Feedback zu erhalten.

 

vor 52 Minuten schrieb Markus Jung:

Hast Du hochgerechnet, wie lange Du voraussichtlich benötigen wirst, um durchzukommen und ob das für Dich akzeptabel und machbar erscheint?

 

Wenn ich es schaffe mich konzentriert hinzusetzen, brauche ich trotz aller Vorarbeiten etwa vier bis fünf Stunden (ohne Pausen), um eine Stunde Material abschließend durchzuarbeiten. Würde ich dieses Pensum bei den noch ausstehenden ca. 65:30 Std. Material jeden Tag schaffen, wäre ich nach etwas mehr als zwei Monaten durch. Realistisch ist das aber bei Wochenenden, privaten und beruflichen Verpflichtungen etc. nicht. Insofern ist es eher wahrscheinlich, dass ich einen Großteil des laufenden Halbjahres für die Fleißarbeit benötigen werde.

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Probiere doch mal mit fiverr das transkribieren outzusourcen - vielleicht hilft das.

Ansonsten mal das Ergebnis der automatischen Transkription durch ChatGPT laden.

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Am 13.2.2024 um 08:56 schrieb SebastianL:

Probiere doch mal mit fiverr das transkribieren outzusourcen - vielleicht hilft das.

Ansonsten mal das Ergebnis der automatischen Transkription durch ChatGPT laden.

 

Habe tatsächlich mehrfach daran gedacht, die Transkription outzusourcen. Das würde bei meinem Volumen und dem günstigsten Angebot immer noch über 7500€ kosten - das ist finanziell unattraktiv. Zumal ich zudem durch spezifische Fachbegriffe, Akronyme und Abkürzungen einen erheblichen Aufwand für die Nacharbeit hätte - da ist mein dienstlicher Mikrokosmos etwas speziell 😅

 

Und was die Nutzung von ChatGPT angeht: Habe ich mehrfach mit meinen vorverarbeiteten Transkripten probiert, da sind zu großen Teilen Kauderwelsch oder völlig verzerrte Inhalte rausgekommen. Da ist das Tool schnell an seine Grenzen bekommen.

 

Heißt unterm Strich weiterhin Fleißbiene sein...

Bearbeitet von MartinGS
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So wie Du es beschreibst, geht es ja weniger um die sehr textnahe Transkription, sondern Du möchtest, dass gute Texte dabei herauskommen. Da benötigt es vermutlich Deine Expertise, auch wenn es viel Lebenszeit ist, die da reingeht. Aber Du hast ja auch einen Anspruch, das wird deutlich. 😉 Also weiter viel Erfolg und Durchhaltevermögen.

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