Sehnsuchtstag ... oder: wie normal ist eigentlich die Normalität?
Heute ist er endlich gekommen! Der Sehnsuchtstag. Wie habe ich mich Tage... Wochen... Monatelang darauf gefreut wenn er endlich da ist - der 01.07.2012.
Wie bei so vielen Dingen im Leben kommt so ein Wunsch entweder besonders schnell oder besonders unspektakulär. Letzteres ist bei mir eingetreten. Nachdem die letzten 8 Wochen wie im Rausch vergangen sind war es plötzlich da, das Ende. Inzwischen habe ich die ersten Rückmeldungen der Post erhalten, dass die Briefe ausgeliefert sind, die HFH hat mir auch schon den Eingang meiner CD bestätigt. Offiziell bin ich weiterhin Fernstudent - für mein Umfeld bin ich es nicht mehr so recht ... und wo ordne ich mich ein?
Der Untertitel meines Blogs hat einen einfachen Hintergrund. Vor einigen Monaten schrieb ich: "Ich will mein Leben zurück!". Ja, in dieser Frustphase fühlte es sich so an, aber eigentlich war es gar nicht weg. Wie so oft im Leben misst man Dinge natürlich am schlechten Beispiel. Das habe ich erst bei einer Unterhaltung mit meiner Frau festgestellt. Die Dinge die sie an meinem Studium am meisten störten sind schon 3 Jahre her und wenn ich so aus dem Handgelenk Resümee ziehe, dann fallen mir die harten Kämpfe mit mir selbst ein.
Aber ich war die letzten Jahre dennoch Herr meines Lebens. Denn ich wollte es so und ich habe es so bekommen. Vor einiger Zeit sagte einer meiner Kunden zu mir, der mich mit massiven Reklamationen konfrontierte und die Kündigung androhte "Herr chillie, dass ist Ihr Job, den Sie sich ausgesucht haben. Das ist jetzt sicher nicht angenehm, aber Sie müssen das lösen". Wahre Worte (im übrigen habe ich das ganze 1A gelöst ) und genau so war und ist es im Fernstudium. Ich hab mir den ganzen Spaß doch ausgesucht.
Darum bleibt die Frage die normal die Normalität sein kann? Denn normal war die letzten 4,5 Jahre, dass ich in den allermeisten Wochen 8-10 Stunden direkt für das Studium und nochmal ein paar zusätzlich für FI.de, Frustwarten, Motzen, Lesen, Gucken... alles rund ums Studium eben.
Somit bleibt festzuhalten heute am 01.07. ist erst mal nichts mehr normal, denn meine Studiennormalität ist erstmal weg. Was ich sehr genieße ist, die Freiheit mal NICHTS zu tun ohne schlechtes Gewissen. Einfach mal rumsitzen, einfach mal Ordnung schaffen, einfach mal irgendetwas tun ohne Hintergedanken. Diese Unnormalität ist wirklich 1A. Der gestrige Tag war wie Urlaub. Einfach traumhaft.
Aber was bleibt ist eben nicht normal. Ich habe anfangs etwas und je mehr Anforderungen von außen auf mich eingeprasselt sind immer mehr meiner Hobbys und Ausgleichsmöglichkeiten aufgegeben um das Studium durchzuziehen. Die letzten 1-2 Jahre waren deswegen auch nur noch ein Kampf mit mir selbst. Seitdem ich im Job aufgestiegen bin wurde es noch schlimmer. Die letzten 6-9 Monate hatte ich tatsächlich gar keinen Ausgleich mehr, sprich die Zeit in denen ich etwas für mich tat war beinahe auf dem Nullpunkt.
Von diesem Nullpunkt aus geht es jetzt wieder los. Oft habe ich über die Resozialisation der Fernstudenten gelacht, aber das was ich in dieser Zeit aufgeopfert hatte kostet eben auch etwas. Einerseits habe ich beinahe ohne Motivation das Studium zu Ende gebracht. Teilweise mit absolutem Widerwillen und inneren Widerstand.
Andererseits habe ich die vielen Ideen, was ich so machen könnte nach dem Studium nicht weiter verfolgt. Und so habe ich mich die letzte Woche doch hin und wieder dabei ertappt, mich zu fragen, was ich jetzt eigentlich machen soll... wenn mir doch langweilig ist. Ich muss sagen... IRRE!??!?!
Aber bevor mich hier die Blogleser nun für einen total isolierten Spinner halten ... das ganze absolut zu betrachten wäre Schwachsinn.
Mein Sohn hat von meinem Studium ja fast nichts mitbekommen (wenn er vllt. in seinem Leben 10 Stunden seiner wachen Zeit auf mich deswegen verzichten musste, ist es viel) aber ich bin jetzt nicht mehr so müde. Und mit meiner Frau rede ich inzwischen auch wieder vor 22 Uhr ... was so eine Beziehung irgendwie doch leichter macht
Bleibt nur noch ein Lückenfüller für das Studium? Ja, den gibt es auch schon ... oder wenigstens teilweise. Wenn ich die letzten Jahre etwas gelernt habe, dann wohl, dass ich so gut wie alles erreichen kann was ich will und das mir Dinge, die mir unmöglich erscheinen, nur dann unmöglich sind wenn ich sie nicht versuche.
Während der DA-Schreibzeit hatte ich derartig den Drang Sport zu treiben, dass ich nun einfach damit angefangen habe. Statt einem E-Bike habe ich also in ein Paar Laufschuhe, neue Kopfhörer und eine Running-App und einem dailymile-Account investiert und bin diese Woche an 3 Tagen meine ersten 12 KM gelaufen (ich kann es einfach nicht lassen ... an irgend einem Punkt muss ich mich selbst einfach quälen *g*)
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