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Machbarkeit der Präsenz-Blöcke in Klinischer Psychologie


Vica

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Beim klinischen Schwerpunkt gilt an der PFH Anwesenheitspflicht. Das bedeutet, dass man für alle 4 Blöcke zwischen 5 und 7 Tagen nach Göttingen anreisen muss. Ich weiß, dass viele noch damit hadern, ob man das tun solle.

Dem Thema stand ich wie einige andere zunächst kritisch gegenüber, weil fast alle von uns als Fernstudenten gestartet sind (der klinische Schwerpunkt im Fernstudium wurde dann aber plötzlich ausgesetzt). Dass wir Fernstudenten sind, hat natürlich einen guten Grund. Bei meinen Kommilitonen ist es so, dass sie ein ziemliches forderndes Berufsleben haben (viele davon übrigens in Psychiatrien oder psychologischen Ambulanzen). Dazu kommen natürlich auch nicht selten familiäre Verpflichtungen - einige haben noch Kinder dazu. 
Schwierig an der Sache ist, dass es 4x im Jahr eine Woche ist

Das bedeutet konkret, dass in diesem Jahr der Jahresurlaub drauf geht (wenn man überhaupt so viel hat). Klingt harmloser als es ist, da es ja im Grund nur 4 Wochen sind. Dennoch ist Urlaub ein sehr begrenzter Zeitraum und man möchte ja schon noch die Möglichkeit, um mal etwas mit der Familie/Beziehung zu machen, für die eigene Rekonvaleszenz oder aber in besonders kritischen Phasen, z.B. beim Schreiben der Master-Arbeit. Außerdem müssen wir auch noch ein Pflichtpraktikum absolvieren, welches ebenfalls in die Arbeitszeit gequetscht werden muss - auch dafür könnte Urlaub anfallen!

Bei mir war es so, dass meine Kinder zu dem Zeitpunkt noch keine Kindergartenbetreuung hatten, da wir keinen Platz bekommen haben (hier: 30 Kindergartenplätze, ca. 300 Bewerbungen). Großelternbetreuung ist keine Option, die wohnen zu weit weg/sind berufstätig. 

Auf das zeitliche Dilemma kommt das finanzielle Dilemma, denn so ein Block kostet 300€. 150€ je Block werden glücklicherweise nach Ende des Studiums zurückgezahlt und sind nur so eine Art Schutzgebühr. Aber mit den Präsenzphasen verbunden sind auch die gewöhnlichen Studiengebühren, die 300€ bis 700€ betragen, je nach Modell (früher oder später müssen die 700€ pro Monat gewählt werden, weil man sich mit dem klinischen Schwerpunkt im Campusstudium befindet). 
Ein Präsenzmonat kostet euch zunächst demnach günstigstenfalls 600€, schlimmstenfalls 1000€, je nach Vertrag (noch im Fernstudium? Teilzeit? Vollzeit?). Das war natürlich nicht alles, denn man muss den Aufenthalt in Göttingen bestreiten. Je nachdem, welches Hotel man bucht, kommen diese Kosten auch mit drauf (im Schnitt so 200€ herum bei vielen).

Das klingt auf den ersten Blick kaum machbar als Nicht-Topverdiener. 

Wie das immer so ist, gibt es aber doch häufig einen Königsweg!  

Zeit & Urlaub: 
Tatsächlich hatten wir viele Leute, die ihren Jahresurlaub genommen haben. Da das Arbeitsfeld Psychiatrie oder Ambulanz häufig eines mit Unterbesetzung ist, ist es natürlich günstig, wenn man den Urlaub so früh wie möglich nimmt. Einige Leute haben es aber so gemacht, um ihren Urlaub zu retten: Überstunden abstottern. Sie hatten im Vorfeld viele angesammelt (kommt ja auch schnell zustande, wo Unterbesetzung ist). Andere haben bewusst auf Minusstunden gesetzt, die sie dann später auf der Arbeit wieder aufholen würden, also genau umgekehrt. 
So genannten Bildungsurlaub hat keiner genutzt, mit dem ich gesprochen habe, von einer aktiven Freistellung wüsste ich auch nichts. 

Kinderbetreuung:
Zu Beginn der Blocks hatten wir noch Eltern, die die Kinder nach Göttingen mitbrachten und sie bei Tageseltern, die sie vorher kontaktierten, betreuen ließen. Wie dieser Kontakt zustande kam, weiß ich nicht mehr im Detail, es war aber wohl ein Tip von einer anderen Kommilitonin, die das früher so gemacht und Kontakt zu der Familie hatte. Die meisten setzten bei der Kinderbetreuung auf die Großeltern, die entweder mit anreisten oder (Mehrzahl) zu Hause blieben. Bei vielen (mir auch) war der andere Elternteil dann mit den Kindern zu Hause. (Ich hatte durch das Pendeln das Glück, dass ich noch ein wenig den Abend mit ihnen gestalten konnte). Kurzzeit-Horts scheint es in Göttingen in dem Sinne nicht zu geben. Eine Kinderbetreuung wie durch die FernUni Hagen gibt es an der PFH nicht. 

Finanzierung:
Wie geht man mit der finanziellen Belastung um? Über das Thema wurde natürlich etwas weniger offen gesprochen. Ich weiß aber, dass einige Studis aus dem Ausland vorübergehend zu anderen Kursteilnehmern gezogen sind, die viel näher dran wohnen, und zwar bis zum Ende aller Blöcke (andere Ausgewanderte wohnten in der Zeit bei ihren Eltern). 
Bei einigen zahlte der Arbeitgeber das gesamte Studium, inklusive der Blöcke und des Semestertickets - selbst die PP-Ausbildung würden einige Arbeitgeber noch übernehmen. Das ist also natürlich eine großartige Sache und riesen Entlastung, wenn man das so mit dem AG aushandeln kann. Einige haben auch Verwandte angepumpt. Ist ein unangenehmes Thema in einem gewissen Alter, aber es ist super, wenn man eine nette Oma/einen netten Onkel etc. hat, die/der unter die Arme greift. Ob sie dabei das Seminar finanzieren oder nur den Aufenthalt oder ein Zugticket - alles hilft. Wenn man Sorge hat, da vielleicht zu unverschämt rüberzukommen, kann man auch fragen, ob Sachgüter okay wären - da man in der Seminarwoche viel Geld ausgegeben hat, kann man vielleicht den Rest des Monats zu Oma zum Essen kommen. Vielleicht finanzieren sie auch lieber einen neuen Rucksack (<- Mangelware bei vielen, bei mir auch), etwas Literatur oder den Laptop als das eher nichtssagende Seminargeld. 
Ansonsten bleibt aber auch die Möglichkeit eines familieninternen Darlehens, wenn die Verwandten das mitmachen. 
Einen Bankkredit hat meines Wissens nach keiner genutzt, was aber auch eine gute Möglichkeit ist - der Kredit ist nicht sooooo hoch wie z.B. für ein Auto oder ein Haus und die Bank lässt da (vor allem bei Einkommen) bestimmt mit sich reden. Das Thema Bildungskredit fiel ein paar mal und sollte man mal bei seiner Hausbank abklären.
Richtig geschröpft sind die, die die ganzen Kosten privat tragen. Mir hat es geholfen, dann vermehrt im Alltag zu sparen. Dazu gibt's super Sparmethoden, wozu man sich auch auf YouTube usw. ein paar Channel anschauen kann. Oder Dinge wie das 'Arm aber Glücklich"-Kochbuch usw.


Fazit: 
Es gibt Kommilitonen, die sich wegen der genannten 3 Punkte bewusst gegen den klinischen Schwerpunkt entschieden haben und den Gesundheits bzw. Betriebsschwerpunkt gewählt haben, obwohl der PP das Ziel sein soll. 
Hilfreich für die Motivation finde ich es, dass man sich das ganze vom Ende her denkt und beherzigt, dass dies mal für 1 Jahr eine Ausnahmesituation darstellt - aber auch schnell wieder beendet sein wird, sobald die Blöcke abgeschlossen sind! Das war sozusagen mein Mantra. Es ist besser, die Blöcke so schnell wie möglich durchzuziehen. Verpasst man einen, verlängert sich das Studium um 1 Jahr (-> alles wird teurer). 
Letztlich waren die Blöcke das Beste am ganzen Studium. Ich habe tolle Leute kennengelernt aus dem ganzen Land, die Lehrmethoden sind etwas ganz anderes als immer nur Fernlehrbriefe lesen (gehen auch sofort in Fleisch und Blut über) und das Studentenleben fühlt sich real an.
Vorausgesetzt, einem sind solche Punkte überhaupt wichtig - nicht jeder möchte das ja. 

LG

Feature Foto: Pixabay 
 
 

8 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Super Zusammenfassung!

Blockunterricht ist im Fernstudium schon heftig. Respekt wer das so durchzieht!

 

Wir haben im Schnitt einmal im Monat am Freitag/Samstag Präsenzen gehabt. Das ließ sich noch gut einrichten, auch für die Kommilitonen mit Kindern. Anfangs wurden die Klausuren gesondert geschrieben, das wurde dann aber geändert und mit einem Präsenzwochenende zusammen gelegt. So musste keiner mehr für 1,5 h Klausur, 4-5 h anreisen. Eigentlich eine ideale Lösung, aber ich hatte es auch nur 25 Minuten zur Hochschule, mir war eh alles egal. 😂

 

Würde mich mal interessieren wie viele Arbeitgeber das Studium der Studierenden hier auf der Plattform (finanziell) unterstützen. @Markus Jung, gab es eine solche Erhebung schon einmal?

 

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Toller Bericht, sehr interessant welche Hürden da noch zu meistern sind bzw. waren. Da hat man direkt noch mehr Respekt vor dem Studium.

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Danke für deinen Bericht. Die Kosten sind ja echt heftig... vor allem, wenn man danach auch noch 10-20k in die PT-Ausbildung investieren möchte...

Ich bewundere nach wie vor deine Entschlossenheit. Du wirkst trotz der Hürden immer sehr positiv und optimistisch. Und mit den Präsenzblöcken ist jetzt ja ein sehr wichtiger Meilenstein geschafft. Viel Erfolg und Optimismus weiterhin!

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vor 20 Stunden, Jacka schrieb:

Würde mich mal interessieren wie viele Arbeitgeber das Studium der Studierenden hier auf der Plattform (finanziell) unterstützen. @Markus Jung, gab es eine solche Erhebung schon einmal?

 

Ja, zur Finanzierung des Studiums gibt es tatsächlich schon eine Umfrage:

 

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Ich bin nochmal über deinen Beitrag hier gestolpert.

Muss man sich für die Präsenzblöcke schon ins Campusstudium einschreiben? Dachte bisher, dass alles als Fernstudent absolviert werden kann und man nur im letzten Semester um die Masterarbeit zu schreiben sich in das teurere Campusstudium umschreibt... 

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Zitat

Beim klinischen Schwerpunkt gilt an der PFH Anwesenheitspflicht. Das bedeutet, dass man für alle 4 Blöcke zwischen 5 und 7 Tagen nach Göttingen anreisen muss. 

 

Ich sehe für mich da keine Möglichkeit mit meinen Hunden. ☹️

Eine ist eine Angsthündin mit Angst vor Menschen. Meine eine Tochter und ich können mit ihr raus gehen, sonst niemand. Die Tochter macht eine Ausbildung weiter weg. Ich kann nicht erwarten oder verlangen, dass sie sich Urlaub nimmt und kommt, wenn ich eine Präsenzveranstaltung habe.

Von daher würde die PFH bei mir nicht in Frage kommen.

 

Ich bekomme zur Not 3-5 Tage am Stück in Hamburg hin, aber nur, wenn es wirklich sein muss.

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@Niciru: Wie da der genaue Ablauf ist, hat Vica vor längerer Zeit mal in einem Blogbeitrag erläutert. Ich denke, dass es immer noch so ist, kann es aber nicht genau sagen:

 

 

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