Zum Inhalt springen

"Nur ein Fernstudium..."


Silberpfeil

5.287 Aufrufe

Mitten in meine Freude über die Abgabe der Bachelorarbeit platzte jemand aus meinem beruflichen Umfeld mit der Bemerkung: "Klar, das ist ein tolles Ereignis, auch wenn es nur ein Fernstudium ist."

 

Im ersten Moment wusste ich vor Empörung nicht, ob ich ein- oder ausatmen soll. Eigentlich wollte ich ganz viel argumentieren, aber dann war mir doch die Luft zu schade. Natürlich ist mir klar, dass so ein Satz mehr über den Sender aussagt, als er inhaltliche Aussage hat. Es ist nichts anderes als ein akademischer Penislängenvergleich, und unter Pädagogen scheint das ein besonders beliebter Austausch zu sein.

Eigentlich ist es zum Lachen, und im Grunde regt es mich auf, dass es mich aufregt. Aber es regt mich nun mal auf. 

 

Dass man sich mit den Studiengebühren den Abschluss "kauft", scheint sich als Gerücht hartnäckig zu halten. Und das ist ziemlich traurig, wenn ich zurückblicke auf die vielen Stunden Arbeit, die ich ins Studium gesteckt habe. Und diese Stunden lassen sich wiederum abbilden in Kompetenzen.

 

Was soll`s... es bringt ja nichts, sich darüber zu ärgern. Was zählt ist ja, was man selbst darüber denkt. Für mich hat gerade das Setting Fernstudium sehr meinen Horizont erweitert, auch was meine eigenen Methoden bzw. die Gestaltung meines Unterrichts betrifft. 

Lernen ist eben nicht nur das, was in der Institution Schule / Hochschule stattfindet.

Das erleben die Auszubildenden, die ich unterrichte, täglich, weil sie erleben, dass sie in der Praxis mindestens genau so viel lernen wie in der Schule, sozusagen "im Vorbeigehen". Weil sie sich dort mit Inhalten beschäftigen, die gerade unmittelbar relevant sind, oder weil sie sich mit dem beschäftigen können, was sie gerade interessiert. Dafür ist in der Institution Schule oft zu wenig Platz.

Auch in Bezug auf mein Bachelorthema E-Learning hat mir die eigene Lernbiographie sehr geholfen. E-Learning und Fernstudium sind nicht so weit voneinander entfernt, und die Schulen und Ausbildungsorte könnten gerade in der jetzigen Pandemiesituation sehr profitieren von den Methoden und didaktischen Aufbereitungen der Fernhochschulen.

Aber scheinbar ist es immer noch wichtiger, sich aufs hohe Ross zu setzen.

 

Einatmen... Ausatmen... 🙂🙄

 

 

Viele Grüße

Silberpfeil

atmen.PNG

Bearbeitet von Silberpfeil
Wort vergessen

49 Kommentare


Empfohlene Kommentare



vor 10 Stunden hat Forensiker geschrieben:

Kenne ich auch... aber etwas anders... Mein M.Sc. - da machte sich letztens eine Kollegin drüber lustig. Welches Kreuzfahrtschiff ich denn fahren würde... das war auch eine gezielte Abwertung. Nach meiner Antwort - Ja, willkommen zu Traumreisen auf der MSc Forensiker - wir buchen, sie fluchen, war dann Stille.

 

Und das Beste: Bei Researchgate gibt sie mit ihrem Dipl.-Psych selbst "Master of Science" an, weil das Diplom ja eher unbekannt ist... muahahaha...

 

Moment, macht sich da die Kollegin über den Titel MSc an sich lustig oder über das Erlangen des Titels über ein Fernstudium?

Link zu diesem Kommentar

Bezüglich des Fernstudiums hatte ich, wissentlich um ihre Einstellung, vorher schon die Luft rausgenommen. Da blieb dann nur noch das MSc, um wenigstens irgendwas abzuwerten... 😉

 

Bearbeitet von Forensiker
Link zu diesem Kommentar
vor einer Stunde hat Forensiker geschrieben:

Bezüglich des Fernstudiums hatte ich, wissentlich um ihre Einstellung, vorher schon die Luft rausgenommen. Da blieb dann nur noch das MSc, um wenigstens irgendwas abzuwerten... 😉

 

Finde ich sehr interessant, dabei ist ja der MSc der gängigere Titel (vor allem auch international).

Das scheint ja dann wirklich nur eine böse Message ohne Inhalt zu sein.

Link zu diesem Kommentar
vor 16 Stunden hat Lee001 geschrieben:

Außerdem hatte die Fächer damals mehr CP.

Im Prinzip lieferst du da direkt die Erklärung für das Problem mit! Mehr CP bedeuten, dass man sich in einem höheren zeitlichen Umfang mit der Thematik befasst (1 CP entspricht in der Regel 30 Arbeitsstunden) - also mehr in die Tiefe gehen kann.

In einem "Doppelstudium" wie Wirtschaftsinformatik können Wirtschaft und Informatik nur an der Oberfläche kratzen, weil man nicht zwei komplette Studiengänge in 6 Semester/ 180 CP quetschen kann.

 

Wenn man sich also mit bestimmten Themen oder Schwerpunkten tiefer befassen möchte, müsste man vor dem Studium das Curriculum auseinander nehmen und sich die CP-Verteilung anschauen - und darauf basierend eben die Hochschule auswählen.

 

Umgekehrt gedacht: wären die fehlenden Herleitungen und Beweise in Mathe existenziell wichtig für deinen Abschluss (und deine fachliche Kompetenz) oder ist der gelehrte Umfang an der IUBH (mit Schwerpunkten in anderen Bereichen) eventuell sogar zielführender?

Link zu diesem Kommentar
vor 53 Minuten hat sasa geschrieben:

 

 

Wenn man sich also mit bestimmten Themen oder Schwerpunkten tiefer befassen möchte, müsste man vor dem Studium das Curriculum auseinander nehmen und sich die CP-Verteilung anschauen - und darauf basierend eben die Hochschule auswählen.

 

Umgekehrt gedacht: wären die fehlenden Herleitungen und Beweise in Mathe existenziell wichtig für deinen Abschluss (und deine fachliche Kompetenz) oder ist der gelehrte Umfang an der IUBH (mit Schwerpunkten in anderen Bereichen) eventuell sogar zielführender?

 

Das würde ja im Umkehrschluss bedeuten, dass man sich tiefer mit einer Thematik befasst, wenn man mehr Zeit investiert. Und was genau erreicht man dann damit und wie bildet man dieses Wissen ab? Eigentlich wird Wissen sichtbar durch eine Kompetenz, die man daraus entwickelt hat. Wenn ich also berufsbegleitend studiere und das erlernte Wissen in der Praxis erprobe und anwende, zählt die Zeit dann zur Lernzeit?

Link zu diesem Kommentar
vor 3 Stunden hat sasa geschrieben:

Im Prinzip lieferst du da direkt die Erklärung für das Problem mit! Mehr CP bedeuten, dass man sich in einem höheren zeitlichen Umfang mit der Thematik befasst (1 CP entspricht in der Regel 30 Arbeitsstunden) - also mehr in die Tiefe gehen kann.

In einem "Doppelstudium" wie Wirtschaftsinformatik können Wirtschaft und Informatik nur an der Oberfläche kratzen, weil man nicht zwei komplette Studiengänge in 6 Semester/ 180 CP quetschen kann.

 

Wenn man sich also mit bestimmten Themen oder Schwerpunkten tiefer befassen möchte, müsste man vor dem Studium das Curriculum auseinander nehmen und sich die CP-Verteilung anschauen - und darauf basierend eben die Hochschule auswählen.

 

Umgekehrt gedacht: wären die fehlenden Herleitungen und Beweise in Mathe existenziell wichtig für deinen Abschluss (und deine fachliche Kompetenz) oder ist der gelehrte Umfang an der IUBH (mit Schwerpunkten in anderen Bereichen) eventuell sogar zielführender?

Korrekt, allerdings war das nur hier der Fall. Auch die 5 CP Fächer waren schwerer...

Link zu diesem Kommentar
vor 3 Stunden hat Silberpfeil geschrieben:

Wenn ich also berufsbegleitend studiere und das erlernte Wissen in der Praxis erprobe und anwende, zählt die Zeit dann zur Lernzeit?

In die Berechnung der CP zählt hochschulrechtlich alles rein, was du für ein Modul tust. Lehrmittel beschaffen, Vorlesungen besuchen, zuhause vor- und nachbereiten, Prüfungslernen, die Prüfung selber, Übungen, usw.

Was in einem bestimmten Modul alles berücksichtigt wurde, steht im Modulhandbuch. Und wenn dort z.B. ein Labor, eine komplexe Übung, Praxiserfahrung / Praktikum oder ähnliches drin steht oder das Modul vielleicht tatsächlich berufsbegleitend konzipiert ist (z.B. durch Einbeziehen einer Praxisreflektion oder Diskussion), dann ja, dann bilden die CP das entsprechend ab.

 

Diese CP (und die Bologna Reform) dienten aber nur dazu, Module bezüglich Zeitaufwand und Umfang vergleichbar zu machen. Nur weil du irgendwo CP gesammelt hast, bedeutet das nicht automatisch, dass du die gewünschten Kompetenzen des Moduls tatsächlich hast oder gar Transfer leisten kannst! Die große Kunst ist es, Studiengänge zu konzipieren, die die tatsächliche Kompetenzentwicklung sicherstellen (und das möglichst unabhängig von individuellen, persönlichen Engagements der Studierenden). WIE GUT du letztendlich bist, soll in unserem Bildungssystem dann die jeweilige Note zeigen. Aber das würde jetzt eine Grundsatzdiskussion starten 🤣

Link zu diesem Kommentar
vor 2 Stunden hat Silberpfeil geschrieben:

Davor schrecken auch Pädagogen, Psychologen und Muttis nicht zurück. 

 

Sind alle samt auch nur Menschen 😉

Link zu diesem Kommentar

Liebes Silberpfeil, ja es von sich abprallen zu lassen erfordert leider viel Übung und man wird auf eine Art desillusioniert. Desillusion von der Art, dass man glaubte, Menschen informieren sich gründlich, bevor sie urteilen, ver-urteilen.  Oder die Desillusion, dass Menschen  einander mit "weitem Herzen" ansehen. Einander barmherzig und gönnend gegenüber treten. Man wird nach solchen Erlebnissen sicherlich vorsichtiger und zurückhaltender. Doch das Gute (!) an solchen Erlebnissen: man besinnt sich auf seine Stärken, die man in sich trägt und die unkaputtbar sind!!

Konkurrenz und Neid kommen, so mein Eindruck nach Erlebnissen, oft aus einer Mischung aus Angst und Wut. Angst zu kurz zu kommen, in welchen Bereichen auch immer, eventuell seniger wert als der Andere zu sein und dann diese unbändige Wut darüber, die zu solch gehässigen Bemerkungen führt. Sei stolz auf Dich und Deine Stärke solch ein Fernstudium durchzuziehen. Ich habe an einer Präsenzhochschule studiert und kann nun sagen: das Fernstudium fordert mehr ... und gekauft ist hier gar nix, man bezahlt, dass man keinen  NC hat, mehr nicht. Bachelor und Master sind überall gleichwertig, das ist in den Köpfen noch nicht angekommen. Zur Ermutigung: Kopf hoch! Rücken gerade! Du gehst Deinen Weg und was die Anderen denken: Anyway! (Sei's drum!) 

Bearbeitet von luigia.lsw@gmail.com
Link zu diesem Kommentar
Gast

Geschrieben (bearbeitet)

vor 8 Stunden hat Vica geschrieben:

Ich glaube nämlich fest, dass diesen Konflikte andere Ursachen zugrunde liegen; nicht jeder A
Ich beobachte schon länger interessiert, wohin die Gesellschaft bei immer besseren Weiterbildungsmöglichkeiten, kombiniert mit Stress (da Mehrfach-Rollen) so driftet :wink:. Ich persönlich erwarte das leider als Stück Normalität. Überall wo man langgeht sind die Ellenbogen ausgefahren. Es betrifft wirklich alle Schichten und Bereiche. 

 

 

Die Gesellschaft driftet nirgendswo hin. Das gab es schon immer und wird es auch in 200 Jahren noch geben. Letztendlich stinkt der Fisch vom Kopf her. Wenn die Unternehmenskultur, die Leiter etc. pp. das nicht vorleben/dafür sensibilisieren und entsprechend hervorheben bzw. nicht einschreiten, passiert o.g. Beiträge. Ich kann für meine Umgebung sprechen, dass jegliches Engagement gerne gesehen bzw. nicht torpediert oder abgewertet wird. Auch nicht von Dipl. Trägern oder sonst wen. Paar weitere Bereiche sieht das aber schon wieder anders aus. Es steht und fällt mit den Führungskräften. Wer was in der Birne hat und das Team nach vorne bringt ist bei uns willkommen, mit oder ohne Msc., Bsc, WC, ABC oder YXZ.

 

Aber wir wollen auch etwas bewegen und nicht die Zeit damit verschwenden unsere Stengel immer wieder zu vergleichen ;-) .

Bearbeitet von Muddlehead
Link zu diesem Kommentar

Wow, so viele Beiträge vielfältiger Art :)

 

Sollte ich auch etwas in der Richtung erleben, so weiß ich schonmal ein paar clevere Antworten. 

 

Wer sich mit negativem Feedback und einer versuchten Abwertung konfrontiert sieht, und die für sich gesehen nicht sofort mit dem Zucken seiner Schulter oder einem Wimpernschlag pulverisieren kann, dem empfehle ich diese coolen Bücher:

 

Arthur Schopenhauer - Aphorismen zur Lebensweisheit

 

Hier der Link zur Beschreibung. Dort gibt es einen weiteren Link zu den Archivserver der Deutschen Nationabibliothek um das Buch im Original zu lesen:

https://de.m.wikiversity.org/wiki/Schopenhauer_Aphorismen_zur_Lebensweisheit

 

Sebastian Brant - Das Narrenschiff

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Narrenschiff_(Brant)

 

Beide Bücher liebe ich sehr...und zu den Weihnachtsfeiertagen werde ich mir wieder eines der beiden gönnen.

Link zu diesem Kommentar
vor 17 Stunden hat Davy42 geschrieben:

 

Hilft übrigens auch wenn man als Papa in der Krabbelgruppe schief angeschaut wird ^^

Was mir in der Kinderkrippe seltsamerweise gar nicht passiert. Da bin ich nicht nur geduldet sondern sogar geschätzter Papa und mir wird gezeigt wie toll es ist, wenn ich meine Prinzessin hinbringe und abhole.

 

Kindergärten und Schulen sind für mich die Ausgeburt der Hölle. Ich habe großen Respekt wieviel Schwachsinn und Dummheit die Erzieher täglich aushalten können. Was ich da manchmal beim Hinbringen/Abholen etc. an Szenen mitbekomme...Gott lass Hirn vom Himmel regnen. ;-) Mir grauts schon vor den Elternabenden @ Schule.

 

Link zu diesem Kommentar

@stehk3 "...klassisch dabei der Stolz auf "Staatsexamen" ..." ist den so Urteilenden bei solchen Aussagen nicht bewusst, dass es sich um ein Staat-Examen handelt? Ein Examen, dass eben nur im entsprechenden Staat gelten kann? Sollte man mal im Ausland/Europa arbeiten wollen, dann wird es schwierig. Apropos Staatsexamen: hier finde ich ein Modell in der Schweiz sehr gut: dort gibt es einen Bachelor und Master für Medizin. Die Schweizer setzen um, was bei uns fast noch ein Sakrileg ist. Kein Staatsexamen, dafür nützlicher Bachelor und Master. Pragmatismus vor elitärer Abgrenzung. 

Link zu diesem Kommentar
Am 13.12.2020 um 13:54 hat Muddlehead geschrieben:

 

Kindergärten und Schulen sind für mich die Ausgeburt der Hölle. Ich habe großen Respekt wieviel Schwachsinn und Dummheit die Erzieher täglich aushalten können. Was ich da manchmal beim Hinbringen/Abholen etc. an Szenen mitbekomme...Gott lass Hirn vom Himmel regnen. ;-) Mir grauts schon vor den Elternabenden @ Schule.

 


Wir brauchen hier unbedingt generell noch einen Eltern-Selbsthilfe-Faden ;-) 

LG 

Link zu diesem Kommentar

Die ehem. österreichische Arbeitsministerin hat gerade wirklich eindrucksvoll demonstriert, dass man sich alle Abschlüsse an staatlichen Präsenzeinrichtungen „besorgen“ kann.

 

Insofern könnte man jeden Abschluss hinterfragen.

Link zu diesem Kommentar

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden



×
  • Neu erstellen...