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psycCGN

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Beiträge von psycCGN

  1. vor 3 Stunden schrieb Conny@SH:

    Du bringst mich durch deinen Post zur Frage: ah, Moment mal, was genau meinst du mit therapeutischer Arbeit im Bereich der Sozialen Arbeit ?

     

    Generell bedeutet pädagogisch-therapeutisches Arbeiten, dass die Umgebung und Beziehungen so gestaltet werden, dass eine förderliche kognitive und emotional-soziale Entwicklung ermöglicht wird. Hauptanliegen ist es dabei aber nicht, den Menschen selbst zu therapieren und zu heilen. Es gibt Strömungen in der Pädagogik, die infrage stellen, ob so eine medizinische Sichtweise überhaupt zuträglich ist, also dass es DEN Index-Patienten gibt, der geheilt werden muss, um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. In dieser Hinsicht wird auch die psychologische Diagnostik kritisch gesehen, da ihr Etikettierung und Stigmatisierung vorgeworfen wird. Ich glaube, dass die Wahrheit dabei wieder irgendwo in der Mitte liegen mag.

     

    Viele psychische Erkrankungen haben ihren Ursprung in der Kindheit und Jugend. Deshalb wäre es gerade hier wichtig, mit Interventionen und Präventionen auch auf pädagogischer Ebene anzusetzen. Unsichere und desorganisierte Bindungsmuster spielen dabei eine wichtige Rolle. Solche Bindungsmuster werden als Anpassungsleistungen des Kindes gesehen, weshalb von einigen beispielsweise eine Pathologisierung maladaptiver Bindungsmuster abgelehnt wird. 

     

    Eine pädagogische Intervention unter bindungsgeleiteten Aspekten, für die ein Pädagoge speziell ausgebildet sein soll, hat beispielsweise H. Julius mit dem CARE-Programm der bindungsgeleiteten Pädagogik entwickelt. Hier spielen Beziehungen eine zentrale Rolle, um korrigierend auf maladaptive Bindungsmuster zu wirken. Anders als bei Kindern mit unsicheren Bindungsmustern werden bei traumatisierten Kindern therapierelevante Bereiche berührt, da auf einer symbolischen Interaktionsebene Traumata reinszeniert werden. Die pädagogische Fachkraft hat hier aber die Aufgabe, das Trauma in einen positiven Ausgang zu transformieren. Da dies eine tiefe, sichere Bindungserfahrung darstellt, ist dieser Umgang mit dem Trauma ein pädagogischer Aspekt. Denn entwicklungsfördernde und professionelle Beziehungen aufzubauen und aufrechtzuerhalten wird als genuin pädagogische Aufgabe angesehen. Dabei kann ein therapeutischer Nebeneffekt entstehen, und zwar dass das Trauma vom Stress-System entkoppelt wird. In einer Therapie wird das Trauma allerdings nicht in einen positiven Ausgang transformiert, sondern traumatische Erfahrungen sollen mit den verknüpften Gefühlen exploriert und zu integrieren versucht werden. Die durch Traumata entstandenen abgetrennten Systeme sollen in einer Therapie aufgelöst werden und wieder schrittweise ins Bewusstsein integriert werden, damit das traumatische Potenzial genommen werden kann. Das Beispiel soll zeigen, dass nicht nur der psychotherapeutische Weg wichtig ist, sondern auch das Potenzial der Pädagogik, jedoch nicht im Sinne einer heilenden Therapie. Und dieses Beispiel soll auch zeigen, dass es ebenfalls in der Pädagogik mehr gibt, als Bastelnachmittage, etc. zu organisieren und durchzuführen (wenngleich dies auch relevante Tätigkeiten sind, um entwicklungsfördernd tätig zu sein). 

     

    Was die therapeutische Arbeit mit Erwachsenen angeht, da hoffe ich auf andere User hier im Forum. Da habe ich einfach keine Ahnung. Erwachsene sind nicht mein Klientel. Mir fällt gerade die Suchttherapie ein. Ansonsten leider nichts.

  2. vor 55 Minuten schrieb Alanna:

    Da die SRH nun scheinbar auf noch größere Flexibiltät und Auswahlmöglichkeiten setzt, wüsste ich gerne, ob da evtl. auch mal ein MAS nach dem Prinzip "design your individual degree" geplant ist.

     

    Mich würde interessieren, ob solche Certificates of Advanced Studies, diese kombiniert zu Diploma of Advanced Studies und diese dann kombiniert zu Master of Advanced Studies überhaupt eine Option für die SRH wären, unabhängig, ob dies nun mit "design your individual degree" kombiniert sein soll oder nicht.

     

    Falls das Konzept des "design your own degree" auf mehrere Studiengänge ausgeweitet wird, hätte ich noch die Frage, ob das Modulangebot dann auch erweitert wird. Ich schaue mir ja gerne an, was es an Angeboten für Pädagogik und Psychologie gibt. Das sind die beiden Bereiche, die mich am meisten interessieren und auf die ich mich immer stark fokussiere (seht es mir bitte nach 🙈). Nun gibt der pädagogische Bereich an der SRH für meine Interessen nicht viel her. Könnte das Angebot etwas aufgestockt werden? Das gleiche gilt auch für den Master in Psychologie. Nachdem der Psychologiebachelor eine schöne Erweiterung an Wahlmöglichkeiten für den Schwerpunkt bekommen hat, fehlt mir das im Psychologiemaster. Hier denke ich an Module wie beispielsweise Schulpsychologie, Notfallpsychologie, Entwicklungspsychopathologie, Kinder- und Jugendlichenpsychologie. Auch für den Wahlpflichtbereich fände ich Module, die in Richtung Pädagogik gehen sehr interessant, beispielsweise zu Themen wie (Heil-/Allgemein)pädagogische Interventionen bei emotional-sozialen, körperlich-motorischen Entwicklungsstörungen oder bei geistiger Behinderung, oder auch eine Einführung in die allgemeine/inklusive Didaktik oder Pädagogik. In einem Telefonat mit der SRH habe ich erfahren, dass wohl vermehrt nach dem Bereich Schulpsychologie gefragt wird. Gerade dafür wäre es sehr vorteilhaft, wenn Psychologen über den eigenen Tellerrand hinausblicken und auch die pädagogische Perspektive stärker in den Blick nehmen können.

  3. vor 11 Stunden schrieb DerLenny:

    Sozialarbeiter und Pädagoge würden gehen.

    Was nicht gehen würde ist "Staatlich anerkannte Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin," da diese Begriffe geschützt sind.

    Psychologe setzt Bachelor und Master Psychologie voraus, so rein mit nem Bachelor ist da eh nichts.

     

    Ja, das ist schon klar, aber dann muss man sich mit der Frage beschäftigen, ob es sinnvoll ist, sich irgendwie zu betiteln, was der Name des Studiums aber nicht hergibt. Ich bin davon ausgegangen, dass es sich nicht in diese Richtung der Willkür entwickeln sollte. Das ist meine ganz persönliche Meinung. Darüber hinaus gibt es Stellen, in denen ganz klar gefordert wird, dass der Studiengang so heißt, was auch als Stelle gesucht wird. In dem Fall wird der Sozialwissenschaftler ausgesiebt, obwohl sein Studium voll war mit pädagogischen Inhalten.

    Andererseits stelle ich mir vor, dass sich beispielsweise jemand als Pädagoge bezeichnet, ich schaue in die Vita und sehe aber, dass derjenige Sozialwissenschaften studiert hat. Das passt in meinem Kopf dann erstmal nicht zusammen und es ergeben sich Fragezeichen.

    Ich persönlich hätte Probleme, mich irgendwie zu betiteln, was nicht in der Bezeichnung des Studiengangs vorkommt. Deshalb würde ich mich nach so einem Studium der IU als Sozialwissenschaftler (BA) bezeichnen. Und was den Psychologen angeht, so habe ich auch schon in einem offiziellen Gutachten vom SPZ gelesen, dass eine Psychologin (BA) diagnostische Untersuchungen durchgeführt hat.

     

    Ich bin der Meinung, dass auf einer Verpackung das draufstehen sollte, was sich im Endeffekt darin befindet. Wenn ich Kekse haben möchte, bestelle ich ja auch nicht Süßigkeiten. Am Ende bekomme ich Gummibärchen geliefert und kloppe sie dann unzufrieden in den Müll 😅

  4. vor 8 Minuten schrieb Lukas:

    Allerdings unterstelle ich jetzt der IU auch einfach mal, dass sie sich im Vorfeld sicher genau überlegt, wie sie einen Studiengang benennt, damit er für möglichst viele Interessierte attraktiv klingt.

     

    Hmm, aber sich für möglichst viele interessant anhören ist nicht unbedingt das gleiche wie "sinnvoll" sein. Auf eine Stelle für einen Sozialarbeiter kann sich wohl kein Sozialwissenschaftler bewerben, vor allem nicht, wenn die staatliche Anerkennung Voraussetzung ist. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich an Schulen hier in NRW keine Sozialwissenschaftler bewerben können, wenn Stellen für Heilpädagogen oder Kindheitspädagogen ausgeschrieben sind. Die Begrifflichkeit muss im Titel deutlich erkennbar sein. Auf eine Psychologenstelle wird man sich wohl auch schwerlich als Sozialwissenschafter erfolgreich bewerben können.

     

    Und warum sollte ich in Sozialwissenschaften (BA) bespielsweise 60 ECTS zur sozialen Arbeit reinballern, wenn ich stattdessen direkt soziale Arbeit studieren kann und mir damit das volle Beschäftigungsspektrum in diesem Bereich offen steht?

     

    Ich sehe aber auch ein, dass es andere Jobs gibt, in denen es nicht so sehr an der Bezeichnung hängt. Hinsichtlich koordinatorischer oder verwalterischer Aufgaben dürfte es wohl egal sein, ob da ein wie auch immer gearteter Sozialwissenschaftler sitzt, ein Bildungswissenschaftler, Soziologe, Pädagoge, Politologe oder was auch immer 🙈

     

    vor 3 Minuten schrieb Alanna:

    Beim Master sehe ich das schon deutlich entspannter.

     

    Ja, ich eigentlich auch 😅

  5. Die IU hat nun auch einen Bachelor sowie einen Master Sozialwissenschaften im Angebot, welche nach dem Konzept "Design your Degree" aufgebaut sind.

     

    Generell finde ich so ein Konzept ja total innovativ und super. Ich sehe diese Spezialisierungstracks allerdings etwas kritisch, beim Bachelor mehr als beim Master. Beispielsweise kann man sein Bachelorstudium auf Soziale Arbeit auslegen, man ist aber kein Sozialarbeiter. Mit den Tracks "Bildung und Didaktik", "Pädagogik und Kinderschutz" und "Medienpädagogik und Medienwirkung" kann man sich schwer Pädagoge nennen, wenn der offizielle Titel "Sozialwissenschaft" lautet. Und mit dem Track "Psychologie, Coaching und Beratung" kann man sich nicht Psychologe nennen. 

     

    In meiner Vorstellung bin ich davon ausgegangen, dass ein Studiengang eingerichtet wird, der zum Beispiel "Pädagogik" heißt. Innerhalb dieses Studiums hätte man neben den verpflichtenden Modulen die freie Auswahl der übrigen Module aus all den bisherigen Pädagogikstudiengängen. Die vorgeschlagenen Spezialisierungstracks hätten dann so heißen können, wie die zur Zeit verfügbaren Pädagogikstudiengänge. Und je nach gewähltem Track hätte man dann vielleicht "Pädagogik mit Schwerpunkt Soziale Arbeit (BA)" oder "Pädagogik mit Schwerpunkt Heilpädagogik (BA)", etc. studiert. Stellt man sein Studium jenseits der vorgeschlagenen Spezialisierungstracks zusammen, so hätte der Abschluss einfach "Pädagogik (BA)" heißen können. Für die Schwerpunkte Soziale Arbeit und Heilpädagogik müsste dann natürlich auch die staatliche Zulassung drin sein. In dieser Form wäre aber jedem klar, dass man Pädagogik studiert hat. 

     

    So wie es bei der IU gerade der Fall ist, kann man sich nicht wirklich reinen Gewissens Sozialarbeiter nennen, auch nicht Heilpädagoge, Medienpädagoge, Psychologe, Sozialmanager, Bildungswissenschafter oder was auch immer. Kann so ein Studiengang zukunftsfähig sein? Wie seht ihr das? Bin ich vielleicht einfach nur zu kritisch?

  6. vor 3 Stunden schrieb Conny@SH:

    Weiss jemand hier, ob es möglich ist, mit dem Psychotherapie-Studium nach der neuen Ordnung (mal unabhängig ob Fernstudium oder Präsenzstudium) genauso wie ein Arzt nach dem Studium eine Privatpraxis zu eröffnen. Also auf eine Richtlinienverfahren-Ausbildung zu verzichten und sich in einer oder mehreren der x anderen Psychotherapieverfahren auszubilden und eine Selbstzahlerpraxis hochzuziehen ?

     

    An sich kann man eine Selbstzahlerpraxis hochziehen, ja. Dafür benötigst du nicht unbedingt ein Psychotherapiestudium. Je mehr Qualifikationen du vorweist, einen umso kompetenteren Eindruck kannst du natürlich vermitteln. Und da es hier um eine Selbstzahlerpraxis geht, meine ich, sind Qualifikationen und Kompetenzen ebenso wichtig, wie in jeder anderen Praxis auch. Ich muss gestehen, dass ich lieber zu einem Therapeuten in eine Selbstzahlerpraxis gehen würde, der beispielsweise Psychologie studiert hat, ausgebildeter systemischer Therapeut ist und über Berufspraxis verfügt als in eine Praxis mit einem Heilpraktiker als Therapeut, der irgendwelche "nebulösen" Therapieausbildungen besucht hat (Mal ganz davon abgesehen, dass viel passieren muss, damit ich überhaupt in eine Selbstzahlerpraxis gehe). Ich glaube allerdings, der Titel des HP ist wichtig, um eine psychotherapeutische Praxis zu eröffnen, die sich eben so nennen darf. Trotzdem darf man sich selbst wiederum nicht Psychotherapeut nennen. Und mit dem HP kann man wohl mit einigen privaten Krankenkassen abrechnen.

     

     

    vor 3 Stunden schrieb Conny@SH:

    Bleibt dann noch die Frage nach der Zukunft der Heilpraktiker beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie ? Welchen Grund gibt es noch für den Gesetzgeber diese Heilpraktiker Psych aufrechtzuerhalten, wenn das neue Psychotherapiestudium die Erlaubnis zum Heilen durch die Approbation beinhaltet ?

     

    Hier habe ich folgenden Link gefunden: https://medwatch.de/2021/07/28/heilpraktiker-beruf-abschaffen-gutachten-berufsfreiheit/

    Das ganze Thema ist zur Zeit ergebnisoffen.

  7. Zum Film "Phantastische Tierwesen 3"

     

    Ich hatte gestern eine Kritik gelesen, die mir zu großen Teilen aus der Seele gesprochen hat, aber irgendwie finde ich sie nicht mehr. Ich versuche mal, ohne zu spoilern wiederzugeben, wo ich für mich Kritikpunkte sehe.

     

    Wer sich den Film noch anschauen möchte und es sich durch Kritik nicht vermiesen lassen möchte, sollte das hier nicht lesen.

     

     

    - eine Verschiebung des Schwerpunktes der Reihe

    - der eigentliche Hauptdarsteller rückt zugunsten eines neuen in den Hintergrund

    - Neubesetzung einer der Hauptrollen (zwar sehr gute schauspielerische Leistung, aber anders)

    - der Titel entspricht nicht wirklich dem, was im Film geboten wird

    - ein Supreme Leader der gesamten magischen Gemeinschaft...im Ernst?

    - die phantastischen Tierwesen sind marginalisiert... das Phantastische fehlt mir... Tierwesen auch

    - der Film ist sehr düster und fängt bereits grausam an... mir fehlt der Gegenpol dazu

    - ein wichtiger Handlungsstrang der letzten beiden Filme wird lautlos zum Abschluss geführt 

    - Dumbledore: allwissend und jedem Duellanten überlegen... keine Entwicklung mehr notwendig

    - ein bereits im letzten Teil gelüftetes Geheimnis wird lieblos abgefrühstückt

     

  8. vor 16 Minuten schrieb KanzlerCoaching:

    "Überwiegend" mit Primärliteratur zu arbeiten, kann sicher nicht das Ziel sein, zumindest nicht in den ersten zwei Semestern, in denen es um Grundlagen geht. Aber Querverbindungen selbst herauszufinden, das halte ich schon für wichtig. Alles andere wäre ja, sich die Erkenntnis anderer Leute zu eigen zu machen, die u.U. mit einem ganz anderen Erkenntnisinteresse an das Thema herangegangen sind.

     

    Es darf auch über die ersten 2 Semester drüber hinaus gehen. Grundlagenwissen ist nicht innerhalb eines Jahres erworben. Psychologie ist beispielsweise ein so breit gefächertes Gebiet, sodass es im Bachelor zunächst darum geht, Überblickswissen zu erhalten. All das lässt sich nicht innerhalb eines Jahres als Grundlage vermitteln.

     

    Und ich habe auch deutlich gemacht, dass es mir nicht darum geht, dass Studierende keine Querverbindungen selbst erkennen brauchen. 

     

    Und ich stimme nicht zu, dass sich die Erkenntnis anderer zu eigen gemacht wird, wenn innerhalb von Studienbriefen und Lehrbüchern Querverbindungen aufgezeigt werden. Dafür gibt es das wissenschaftlichen Arbeiten mit Quellenangaben, Literaturverzeichnis und einem entsprechend formulierten Text. Und Querverbindungen können doch auch hergestellt werden, selbst wenn der Autor einer bestimmten Studie beispielsweise ein anderes Erkenntnisinteresse hatte. Hier ist dann die fachliche Kompetenz des Professors gefragt, der das Lehrbuch oder das Skript verfasst. Diese fachliche Kompetenz muss vorhanden sein, wenn jemand den Titel des Professors führt.

  9. vor 32 Minuten schrieb KanzlerCoaching:

    Man sollte sich diese unterschiedlichen Ansätze auch aus der Literatur selbst erarbeiten können - und dazu muss man dann eben durch diverse Pflichtlektüren durch.

     

    Ich stimme zu, dass dies eine Niveaustufe ist, zu der Studierende im Laufe ihres Studiums zunehmend befähigt werden sollen. Allerdings sorgt die Vorlesung im Präsenzstudium bzw. sorgen Lehrbücher oder Skripte im Fernstudium dafür, dass Grundlagenwissen vorhanden ist. Aufbauend auf diesem Grundlagenwissen kann dann beispielsweise eine Hausarbeit oder eine Einsendeaufgabe dazu dienen, das eigenständige und kritische Denken anzuregen, Wissen vertieft anzuwenden und einen Transfer herzustellen. 

     

    Hier und da ein Artikel aus der Primärliteratur schadet ja nicht, aber wenn wir in die Anspruchshaltung hinein kommen, dass auch in Bachelorstudiengängen überwiegend mit Primärliteratur gearbeitet werden soll und Studierende sich das relevante Wissen in der Hinsicht selbst erarbeiten sollen, dass sie beispielsweise Querverbindungen stets selbst herausfinden, so würde der Wissenserwerb recht ineffektiv gestaltet werden. Zum Glück sind wir Menschen in der Lage, Gedankengänge von anderen nachzuvollziehen und Informationen zusammenzufassen. Dieser Fähigkeit darf man sich ruhig auch im Hochschulbereich bedienen, gerade weil sich der Forschungsstand immer weiter entwickelt und sich relevantes Wissen vermehrt. Trotzdem möchte ich nochmals betonen, dass es mir hierbei aber nicht darum geht, dass alles Wissen nur noch zusammengefasst und komprimiert zur Verfügung gestellt werden soll ;)

  10. Ich finde sowohl Pflichtlektüre in Form von Büchern als auch kürzere Studienbriefe in Ordnung.

     

    Nach dem Lesen, Zusammenfassen und Lernen ganzer Bücher hat man selbst ein ziemlich gutes Gefühl, Überblickswissen zu besitzen.

     

    Manchmal bieten sich aber Studienbriefe einfach besser an. In Psychologie erinnere ich mich an das Thema Diagnostik, das von mir aus gerne in einem Studienbrief hätte zusammengefasst sein können. 60 Seiten zu Persönlichkeitsdiagnostik war schon ziemlich langweilig. Die Studienbriefe zum Modul Statistik fand ich super. Das wesentliche wurde gut erklärt und mit passenden Beispielen veranschaulicht. Die dicken Bücher zu Statistik wecken nicht unbedingt meine Freude 🙈

     

    Ich hatte auch schon mehrfach Module mit 2-3 Studienbriefen. Jeder Studienbrief hatte etwa eine Länge von 100 Seiten. Bei 2-3 Studienbriefen pro Modul kommt dann locker der Umfang eines Buches zustande. Ganz fürchterlich fand ich Entwicklungspsychologie. Hier musste ich Bücher im Umfang von 800 Seiten lesen. Ich wurde mit so vielen Fakten zugeballert, bei denen ich mich ständig gefragt habe, wer das denn alles wissen muss. Zudem gab es haufenweise Studien aus dem US-amerikanischen Raum, die sich nicht so leicht auf die Lebensverhältnisse in Deutschland übertragen ließen. Und oft genug hat sich der Autor beim rezitieren verschiedener Studien sogar mehrfach selbst widersprochen. Also viel Literatur kann auch kontraproduktiv sein. 

     

    Meiner Meinung nach sollte geschaut werden, wo es gerade Sinn macht Bücher zu nutzen oder "komprimierte" Studienbriefe. Genau so, wie man nicht selbst immer wieder das Rad neu erfinden muss, kann man sich auch gerne auf zusammenfassende Studienbriefe verlassen. Die Qualität ist entscheidend, nicht zwingend die Quantität.

  11. vor 23 Minuten schrieb BB8.8:

    Ich habe jahrelang während dem erstem Studium Foren betreut. Sowas wie hier ist mir selten untergekommen - der Ton macht die Musik. Ich hatte leider die wohl "romantische" Vorstellung, dass hier Studierende der IU auf einem angemessem Niveau diskutieren. Dann traf ich auf diesen sinnbefreiten Chat samt einem aggressivem Kommentar und sinnlosen Antworten. 

     

    Fazit: Ich melde mich ab und geb die Erfahrungen zum MA AI wo anders wieder. 

     

    Ich verstehe deine gereizte Stimmung gerade nicht. Niemand hat sich dir gegenüber aggressiv geäußert.

  12. vor 7 Stunden schrieb DerLenny:

    Allerdings ist dieser, aus den den gleichen Gründen, eben keine Grundlage für eine sachliche Diskussion.

     

     

    Eine Grundlage für eine sachliche Diskussion kann das schon sein. Wenn keine objektiven Daten über die letzten Jahrzehnte vorliegen, kann trotzdem über individuelle Erfahrungen, Wahrnehmungen und Einstellungen gesprochen werden. Verschiedene Perspektiven können eingenommen werden und so besteht die Möglichkeit, innerhalb einer solchen sachlich geführten Diskussion die eigenen Einstellungen im Austausch mit anderen zu reflektieren. Ziel kann ja eine multiperspektivische Betrachtungsweise sein, um den eigenen Horizont zu erweitern.

     

    Und einen Perspektivenwechsel möchte ich hier noch einbringen. Ich kann zum Teil verstehen, dass der Autor der Ansicht ist, die Qualität nehme ab. Aber andererseits steigt das Bildungsniveau der Gesellschaft. Ich denke, für besonders begabte Studenten lassen sich trotzdem noch Möglichkeiten finden, diese zu fördern. Und vom Rest der Studenten kann der Professor ja denken, was er will, solange er seinen Job gut macht. 

     

    Ich sehe gerade... der Autor hat einen Lehrstuhl in Bildungswissenschaften inne und ist am Zentrum für Lehrerbildung tätig. Gerade die Ausbildung von zukünftigen Lehrern empfinden manche Professoren als lästig. Lehrer gehen i.d.R. nunmal nicht in die Forschung und sie brauchen in ihrer Ausbildung Inhalte, die sie wirklich auf ihre Tätigkeiten vorbereitet. Und hier behaupte ich mal, dass es noch eine Lücke gibt zwischen Ausbildung und späterer Tätigkeit. Und abhängig davon, ob man beispielsweise Lehramtsstudenten vor sich hat, die Mathematik und Physik studieren, kann nicht zwingend davon ausgegangen werden, dass eben diese Studenten auch Profis sind, Texte der historischen Erziehungswissenschaft so zu analysieren und zu verstehen, wie es sich ein Bildungswissenschaftler wünscht, der selbst Germanistik, Philosophie und Geschichte studiert hat 🙄

  13. vor 2 Minuten schrieb Vica:

    Ansonsten hängt die Akzeptanz solcher Studiengänge alleine von den Landesprüfungsämtern ab, denn die entscheiden darüber, wer approbiert, nicht die iu, auch nicht die Institute oder die Akkreditierungsbehörde.

     

    Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser 😅 Aber ich würde erst einmal sagen, dass sich die IU sicher kundig gemacht hat, was benötigt wird, um die Studierenden zur Approbation zu führen. Ihr Master der sozialen Arbeit ermöglicht Sozialarbeitern zumindest in NRW ja auch, die KJP-Ausbildung nach altem Psychotherapeutengesetz zu machen.

  14. Als ich letztes Jahr schrieb, dass es eine Fachhoschule geben soll, die in diesem Jahr einen Psychotherapie-Master anbieten möchte, meinte ich damit die IU 😊 Schön zu sehen, dass es mit den Planungen anscheinend gut geklappt hat. 

     

    Damals wurde mir gesagt, dass jede FH beantragen kann, solch einen Master anzubieten, um zur Approbation zu führen. Die FH müsse dann aber wohl 5 Jahre warten, glaube ich. Für den Master nach dem neuen Psychotherapeutengesetz benötigt die FH allerdings Kliniken als Kooperationspartner und entsprechende Professoren. Ich weiß nicht mehr, ob auch von Instituten als Kooperationspartner gesprochen wurde. Bei der DIPLOMA sagte man mir, es wäre möglich einen Psychotherapie-Master anzubieten, wenn mit einer Universität kooperiert werden würde. Es gibt also Möglichkeiten für eine FH, selbst wenn sie keinen Universitätsstatus hat. Mal schauen, vielleicht ziehen andere FHs in den nächsten Jahren nach.

     

    Ich verstehe immer noch nicht, weshalb die Ausbildung so sehr limitiert wird. Es muss ja nicht jeder approbierte Psychotherapeut zwingend eine Kassenzulassung haben. Wenn sie statt in Kliniken oder Praxen in Unternehmen oder Verbände unterkommen, wird die Behandlung aus dem Gesundheitssystem ausgelagert und somit würde es Geld sparen 😅 "Geld sparen"... sind das nicht magische Worte für alle Politiker? 🙈

  15. Ich kann @Silberpfeil gut nachvollziehen. Es geht ja gar nicht darum, dass Studenten ihre Komfortzone nicht verlassen sollen. Es geht auch nicht darum, dass Dozenten nun für jeden ein individualisiertes Material bereitstellen sollen. Aber es gibt Möglichkeiten, dass Hochschullehrende ihre Veranstaltungen an den Studierenden orientieren. Ein Beispiel gibt der Kommentar unter dem Text, der verlinkt wurde. Genau das macht ja eine qualitativ hochwertige Lehre aus: sie geht auf die Lernenden ein, fordert aber überfordert nicht. Es gibt definitiv noch weitere Aspekte aber bei den beiden genannten scheint im Leitartikel das Problem zu liegen. 

     

    Es ist ganz lustig. Ich würde den Artikel im Moment in Bezug auf Studierfähigkeit gar nicht so ernst nehmen, sondern vielmehr, um über die Qualität von Schulunterricht und Hochschullehre zu reden und damit auch über die Herausforderungen durch eine veränderte Gesellschaft.

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