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Erfahrungsbericht CopyrighX


Martin Macke

Empfohlene Beiträge

Letzte Woche ist die diesjährige Präsentation des CopyrightX Kurses der Harvard Universität zu Ende gegangen. Da das Konzept doch etwas anders als bei herkömmlichen MOOCs ist, möchte ich hier meine Erfahrungen teilen.

 

Der Kurs wird einmal im Jahr durch Professor William T. Fisher von der Harvard Law School angeboten. Er findet gleichzeitig mit dem Kurs auf dem Kampus statt. Prof Fisher hatte den Kurs ursprünglich als MOOC konzipiert, dann aber auf Grund der sehr schlechten Bestehensquote das Konzept geändert.

 

Bewerbung

Man muss sich mit einem 2000 Wörter langen Begründungsschreiben für einen Platz im Kurs bewerben. Laut dem Tutor wird bei der Auswahl der Kandidaten darauf geachtet, dass diese den Inhalt des Kurses verwenden können und in jeder Gruppe unterschiedliche Interessen zum Thema vorhanden sind. 

 

Kursstruktur

Der Kurs findet über zwölf Wochen verteilt statt. In der dreizehnten Woche wird das Examen geschrieben. In jeder Woche gibt des dazu auf youtube verfügbare Vorlesungen von ca. 90 Minuten Länge. Dazu kommen Readings, meistens aus dem US Case Law, einige Gesetze aber auch normative Texte, insgesamt je Woche ca. 25-150 Seiten. Der wirkliche Unterschied zu MOOCs ist, dass jeder Student in eine Gruppe eingeteilt wird und es jede Woche ein ca. 2 stündiges Tutorium gibt. Außerdem gibt es ein Online Forum, in dem alle Teilnehmer teilnehmen und diskutieren. Es gibt weiterhin verschiedene Universitätskurse in diversen Ländern, die gleichzeitig Kurse abhalten und das Material von Prof Fisher nutzen und mit eigenem, landesspezifischen Material ergänzen.

 

Zusätzlich gibt es zwei Events, die sowohl on campus aber auch virtuell stattfinden und bei denen man online Fragen stellen und mitdiskutieren kann. Das erste Event über Copyright und Literatur fand mit Akhil Sherma (Autor) und Ron Suskind (Journalist, Pulitzer Preisträger) statt, beim zweiten Event über internationales Copyright was Shira Perlmutter (Chief Policy Officer and Director for International Affairs at the USPTO) unser Gast. Diese Events empfand ich als Highlights des Kurses.

 

Am Ende des Kurses findet dann das Examen statt, 96 Stunden open book. Das Examen kann hier (http://copyx.org/files/2016/04/CopyrightX_Exam_2016-Instructions_Final.pdf) eingesehen werden.

 

Online Tutorien

Meine Onlinetutorien fanden immer Samstag nachmittags statt. Am Anfang des Kurses musste ich mich für eine feste Gruppe entscheiden. Bestehen kann man den Kurs nur, wenn man an mindestens 10 der 12 Tutorien teilgenommen hat. Ich war in der Gruppe von  Saptarishi Bandopadhyay, einem Doktoranden von Prof. Fisher. Unsere Gruppe hatte 21 Teilnehmer und alle Teilnehmer haben bis zum Ende des Kurses durchgehalten. Die Bandbreite war dabei sehr groß: Ein Photograph aus New York, eine Filmrechtehändlerin aus Dänemark, ein Museumsdirektor aus Buenos Aires, der für IP Verantwortliche Staatsrat Nigerias, eine Patenanwältin aus der Ukraine, die Direktorin der Stadtbücherei von Sarajevo oder ein Softwareingenieur aus den Niederlanden um nur ein paar zu nennen. Die Zusammensetzung der Gruppe war sehr fruchtbar, da sowohl Produzenten, Konsumenten und andere Beteiligte am Copyright System beteiligt waren, mit ihren unterschiedlichen Meinungen und Sichtweisen.

 

Die Tutorien waren sehr intensiv und man konnte sich definitiv nicht verstecken. Technisch wurden sie mit AdobeConnect realisiert. In quasi jeder Lektion fand Gruppenarbeit in Gruppen mit 4-5 Personen statt. 

 

Inhalt des Kurses

Acht der zwölf Lektionen gehen um Copyright Recht, vier der Lektionen gehen um Theorie des IP, also um Rechtsphilosophie zum Copyright. Basis der Vorlesung sind die sogenannten Maps, die sich hier (http://copyx.org/maps-of-intellectual-property/) finden. An diesen Maps orientieren sich die Vorlesungen und auch die Onlinetutorien.

Zum Copyright Recht wird mit internationalen Verträgen und Grundlagen gestartet, dann geht es weiter mit den unter Copyright stehenden Werken, Autorenschaft, Mechanik des Copyright, den verschiedenen Rechten der Inhaber, Fair Use, Sekundärhaftungen und am Ende Rechtsmittel bei Verletzungen. Der Bereich normative Theorien wird durch Fairness- und Persönlichkeitstheorie, Gemeinwohltheorie und Kulturtheorie abgedeckt. 

 

Kosten

Das Beste am Ganzen: Der Kurs ist absolut kostenfrei! 

 

Fazit

Es ist ein sehr intensiver Kurs, der einiges an Arbeit verlangt. Durch die Bewerbung und die Onlinetutorien wird lt. Homepage eine Bestehensquote von 85%, gemessen an startenden Studenten, erreicht. Ich persönlich fand das Konzept normalen MOOCs überlegen, es ist aber eben definitiv nicht Open und die Kosten für die Tutorien wird sich nicht jede Uni leisten können. Inhaltlich kann ich den Kurs uneingeschränkt empfehlen.

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