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Warum Studenten ihr Studium abbrechen


KanzlerCoaching

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Im Artikel geht es um Präsenzstudien, aber das Thema ist ja auch für Fernstudenten relevant, nicht wahr? Hier in den Foren lesen wir ja vor allem von den Überlegungen, bevor jemand sich für eine Fernweiterbildung/ein Fernstudium entscheidet. Und dann in den Blogs vom Kampf und - letztendlich - vom Triumph des Bestehens. Diejenigen, die irgendwo auf dem Weg aufgeben, gehen in der Wahrnehmung verloren. 

 

Warum eigentlich?

 

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hoch-schule/spaete-auslese-fast-ein-drittel-der-studenten-bricht-das-studium-ab-15815287.html

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Artikel zu diesem Thema interessieren mich grundsätzlich sehr. Dieser hier ist stellenweise provokant formuliert, gibt aber durch ungewöhnliche Perspektivwechsel auch Denkanstöße.

 

Zunächst einmal glaube ich durchaus, dass mangelnde Befähigung eine große Rolle beim Studienabbruch spielen kann. Das muss nicht unbedingt mangelnde Befähigung zum Studium an sich sein, aber mangelnde Befähigung für ein bestimmtes Fach schon. Ich denke dabei besonders an hohe Abbrecherquoten in mathelastigen Studiengängen.

 

Interessant war für mich der Befund, dass ca. ein Drittel der Studierenden Leistungsprobleme als Grund für den Studienabbruch angeben. Und dabei besonders häufig endgültig nicht bestandene Prüfungen. Vielleicht haben die Studierenden dann tatsächlich ein Fach gewählt, mit dem sie überfordert waren.

 

Andererseits habe ich im Bekanntenkreis Leute, die ihr Studium aus genau diesem Grund abgebrochen haben. Und bei denen ich doch den Eindruck hatte, die Prüfungen wären zu schaffen gewesen, wenn man nur ein Mal ernsthaft dafür gearbeitet hätte. Hinter "endgültig nicht bestanden" kann trotzdem stehen, dass man kein echtes Interesse und kein echtes Ziel hatte. Überforderung wird von anderen - Eltern, Arbeitgebern - vermeindlich gnädiger aufgenommen als Lustlosigkeit. Insofern ist der genannte Grund "Leistungsprobleme" zwar durchaus interessant, muss aber nicht immer die ganze Geschichte erzählen.

 

Die Studienbedingungen an überfüllten Uni können meiner Meinung nach sehr wohl ursächlich für viele Studienabbrüche sein: Wenn Vorlesungen so überfüllt sind, dass Studierende im Flur vor einem Lautsprecher sitzen müssen, wenn während der Vorlesung die Fassade des Hörsaals mit Presslufthämmern bearbeitet wird, so dass man trotz Beschallungsanlage kein Wort versteht, wenn man Pflichtseminare nicht belegen kann, weil der Professor statt 20 Studierenden schon 60 aufgenommen hat und trotzdem noch die Hälfte abweisen muss, dann kann das eine anfangs durchaus vorhandene Studienmotivation aushöhlen. Natürlich gibt es trotzdem Studierende, die sich auch unter solchen Bedingungen durchbeißen. Aber ich halte es dann schon für möglich, dass unter den Abbrechern der eine oder andere ist, der tatsächlich eine dringend benötigte Fachkraft hätte werden können.

 

Etwas missfallen hat mir der Gegensatz, der an manchen Stellen des Artikels aufgebaut wurde. Also die Formulierung, wenn mangelnde Eignung ein Grund für Studienabbruch sei, müsse man konsequenterweise das Studium zu einem langgezogenen Aufnahmetest erklären. Natürlich soll hier provokant zugespitzt werden. Aber es gibt eben nicht nur die beiden Alternativen Leistungsanforderungen senken oder heben. Es könnte ja auch sein, dass die Leistungsanforderungen ganz in Ordnung sind und man an anderen Schrauben drehen müsste. Bildungspolitik und -management haben mehr Optionen als Niveau rauf oder runter.

 

Hier nicht formuliert aber vor mir immer wieder gehört ist die Forderung, die Hochschulen müssten besser über ihre Studiengänge informieren. Dazu meine ich, dass es nie so einfach war, umfangreiche Informationen über Studiengänge zu bekommen wie heute. Die meisten Jugendlichen, die ich kenne, wollen studieren. Die wenigsten haben sich schon einmal näher damit befasst, was damit auf sie zukommt. Dabei beobachte ich durchaus, dass sie in der Lage sind, sich selbstständig Informationen zu Themen zu beschaffen, die für sie relevant sind: Schauspieler, Serien, Games, Promis...

 

Ich glaube, ein wesentlicher Punkt ist dieser: Schule und Hochschule haben unterschiedliche Lern- und Arbeitskulturen. Ein Schüler macht, was man ihm sagt. Und dann in der Regel gerade so viel, dass es für die gewünschte Note reicht. An der Hochschule muss man selbst "in die Puschen" kommen.

 

Das ist allerdings etwas, an dem ich nichts ändern möchte. Ich finde die Studiengänge schon jetzt verschult genug.

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vor 5 Stunden, kurtchen schrieb:

Aber es gibt eben nicht nur die beiden Alternativen Leistungsanforderungen senken oder heben. Es könnte ja auch sein, dass die Leistungsanforderungen ganz in Ordnung sind und man an anderen Schrauben drehen müsste. Bildungspolitik und -management haben mehr Optionen als Niveau rauf oder runter.

 

Noch als Ergänzung dazu: Eigentlich hat sich die Bildungspolitik in das Niveau der Lehre an Hochschulen gar nicht einzumischen. In Deutschland gilt Forschungs- und Lehrefreiheit, daher können Professoren selbst entscheiden, was und auf welchem Niveau sie lehren. Die Bildungspolitik kann das höchstens indirekt beeinflussen, z.B. indem das Niveau der Schulbildung oder die Anzahl von Studienplätzen und damit die "Selektionsquote" verändert wird. Auf Studienbedingungen (Anzahl der Studienplätze, Geld für Lehre und Ausstattung...) hat die Politik viel mehr Einfluss.

Deshalb bin ich immer etwas irritiert, wenn in solchen Artikeln suggeriert wird, die Politik könnte das Niveau von Studiengängen quasi willkürlich rauf- und runterschrauben.

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"Eigentlich" haben Sie recht, Clarissa. Was aber tatsächlich passiert ist: Die Eingangsqualifikationen der Studienanfänger haben sich massiv verändert durch die Schulpolitik der Bundesländer. Man wollte mehr Abiturienten und man hat sie gewissermaßen "produziert", indem man das Abitur leichter bestehbar gemacht hat. Ok, das ist von Bundesland zu Bundesland verschieden, aber wir wissen alle, dass die Anforderungen der Gymnasien nicht im bundesschnitt einheitlich sind.

 

Damit kommen zumindest die Universitäten in Druck, wie sie denn mit den Abiturienten umgehen sollen, die einerseits den NC packen, denen aber auf der anderen Seite Grundkenntnisse fehlen.

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Bitte einmal dor Studien dazu anschauen, dann wirkt das alles nicht mehr so "gewichtig" aich wird deutlich, dass gar nicht von einer tatsächlichen Abbruchquote gesprochen werden kann, da es nur ein Abbruch ist, wenn danach das Studium nie mehr wieder fortgesetzt oder ein anderes aufgenommen wird.

 

Die meisten Analysen gehen dazu ja auf Heublein et al. zurück. Wenn man dan  aber auch schaut, wer überhaupt gefragt worden ist, fällt auf wie eingeschränkt die Gruppe ist. Ich habe mich für die Thesis mit den bis dahin dazu veröffentlichten Studien befasst. Es lohnt sich da mehr sich die direkt anzuschauen😉

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Das sehe ich anders, Polli. Als "Abbruch" definiere ich erst einmal, wenn jemand sein begonnenes Studium nicht beendet, also keinen Abschluss erreicht. Dabei ist es für mich erst mal egal, aus welchen Gründen er das tut. Das muss man dann in einem zweiten Schritt untersuchen.

 

Unter dem Gesichtspunkt "Studienplätze so vergeben, dass die Kapazität bestmöglich genutzt wird" ist es doch egal, ob jemand aufhört, weil er nach drei Semestern meint, dass ihm das Fach doch nicht liegt oder ob er eine Prüfung endgültig nicht besteht oder ob die Motivation (und die geistigen Fähigkeiten) für ein Studium nicht ausreichen.

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vor 15 Minuten, KanzlerCoaching schrieb:

Das sehe ich anders

Dürfen Sie, ist nur fachlich in dem Fall falsch :) und das ist reichlich diskutiert.

 

Aber das ist ja eine andere Diskussion und im Moment gehöre ich auf jeden Fall zur Gruppe Studienabbruchintention weil wegen gibt  es in einem Blog.

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"Falsch" ist ein großes Wort. Ich gehe ganz pragmatisch von der Tatsache aus, dass da jemand etwas anfängt, das er nicht mit den ursprünglich angedachten Vorstellungen beendet. Wie man das nennt, wenn er das erst mal tut und vielleicht zwei Jahre später wieder mit dem Studium oder einem anderen anfängt, das finde ich erst mal nebensächlich. 

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vor 18 Minuten, KanzlerCoaching schrieb:

"Falsch" ist ein großes Wort. Ich gehe ganz pragmatisch von der Tatsache aus, dass da jemand etwas anfängt, das er nicht mit den ursprünglich angedachten Vorstellungen beendet. Wie man das nennt, wenn er das erst mal tut und vielleicht zwei Jahre später wieder mit dem Studium oder einem anderen anfängt, das finde ich erst mal nebensächlich. 

Ja und jein und nein :).

 

Das Problem ist bei dem Vorgehen, dass Hochschulwechsler, die nahtlos weitermachen nur an einem anderen Ort aber im gleichen Studiengang auch erfasst werden. Die haben aber nie abgebrochen außer für die Statistik der Hochschule. Es macht also schon einen Unterschied und wirkt sic auf auf die Zahlen aus, weil solche fälle ebenso wenig berücksichtigt werden wie z.B. zeitweise Unterbrechungen, z.B. wegen Heirat und Kind, die dann aber vielleicht nach einem Umzug geplant so anders weiter machen. Es verzerrt das Eegebnis zu denen, die tatsächlich und endgültig abbrechen. Und somit sind diese ganzen Zahlen einfach nur relativ aber alles andere als aussagekräftig/repräsentativ. Aber wie so oft, dürfen wir ja gerne andere Meinungen haben, sonst wäre das diskutieren ja langweilig.

 

Die Mitte wäre kann man so oder so sehen, kommt auf die genaue Fragestellung an ;).

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