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kurtchen

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Alle Inhalte von kurtchen

  1. Nein. In Studiengängen der sozialen Arbeit und der Pädagogik ist die Fähigkeit zur kritischen Reflexion eigener Praxis eine Kernkompetenz. Wer seine Praxis nicht reflektiert, bleibt da stehen, wo er ist. Schlechte Praxis gepaart mit Reflexionsfähigkeit entwickelt sich mittelfristig zu guter Praxis. Interessant als künftige Mitarbeiter sind Praktikanten, die Misserfolge erkennen und verwerten können.
  2. Zur Rolle des Moduls im Studium Das Modul "Electronic Business" ist bei Springer Campus ein Pflichtmodul für Studierende im Studiengang "B.Sc. Wirtschaftsinformatik". Dort wird es dem Studienbereich "BWL" zugeordnet. Empfohlen wird die Belegung im 5. Fachsemester. Als inhaltliche Voraussetzungen werden die Module BWL2, Geschäftsprozess-Management und Web-Programmierung empfohlen. Meiner Meinung nach lässt sich das Modul auch ohne dieses Vorwissen gut bearbeiten. Studierende im Studiengang "B.Sc. Web- und Medieninformatik" können das Modul im Wahlpflichtbereich belegen. Das habe ich getan, weil ich es für sinnvoll hielt, die durch das Studium vermittelten Kenntnisse in serverseitiger Programmierung auch mal in einen betriebswirtschaftlichen Rahmen einzuordnen. Denn am Ende wird eine Web-Anwendung programmiert, weil jemand Kosten senken, Prozesse optimieren und schlicht Erträge erzielen möchte. Manche Studierende belegen dieses Modul auch, weil es als nicht so umfangreich gilt. Von dieser Strategie würde ich abraten. Auch ein nicht so dickes Lehrbuch kann lang werden, wenn das inhaltliche Interesse fehlt. FH-Studiengänge sind traditionell stärker verschult. Es gibt vergleichsweise wenige Wahlmöglichkeiten. Ich würde daher empfehlen, hier nicht die Aufwandsminimierung in den Mittelpunkt zu stellen, sondern aus dem Angebot etwas zu wählen, dass man auch interessant findet. Das Lehrbuch Das Buch "Basiswissen E-Business" von Dr. Tilo Hildebrandt hat einen Umfang von ca. 250 Seiten. Die Schriftgröße ist relativ klein, so dass die Lektüre ein bisschen länger dauert, als man zunächst vermuten würde. Insgesamt würde ich den Stoffumfang des Moduls trotzdem mit unterdurchschnittlich beschreiben. Kapitel 1 - Rahmenbedingungen Kapitel 1 "Rahmenbedingungen des Web-Business" war für mich am interessantesten, weil der Autor hier viele Schritte zurück geht. Es gibt z.B. einen kleinen Ausflug in die Medientheorie, wenn betrachtet wird, wie mündliche Überlieferung, schriftliche Kommunikation und in Abgrenzung dazu elektronische Medien die Art der Informationsaufnahme und -Verarbeitung beeinflussen. Das geht in die Richtung von Marshall McLuhans "Das Medium ist die Botschaft". Schließlich wird die Entwicklung des E-Business auch wirtschaftshistorisch eingeordnet. Theoretischer Rahmen hierfür ist Kondratieffs Theorie der langen Wellen. Diese sind zyklische Schwankungen der Konjunktur mit deutlich längerer Periode als die bekannten Konjunkturzyklen. Sie werden laut Kondratieff angestoßen durch Basisinnovationen, die die Rahmenbedingungen des Wirtschaftens grundsätzlich verändern, zu großen Investitionstätigkeiten führen, aber auch bisherige Geschäftsmodelle ersetzen. Beispiele für solche Basisinnovationen sind Erfindungen wie die Dampfmaschine oder die Eisenbahn. Die These des Autors ist, dass das Internet eine solche Basisinnovation sein könnte, und somit der Beginn eines weiteren Kondratieffzyklus. Das passt zur allgemeinen Erwartung eines umfassenden gesellschaftlichen Wandels durch die Digitalisierung. Informationstechnologien senken dabei vor allem Transaktionskosten. Sie machen es z.B. schneller möglich, günstige Preise oder neue Lieferanten zu finden. Sie ermöglichen es auch, Produktionsprozesse noch stärker arbeitsteilig zu gestalten, weil der damit steigende Aufwand zur Koordination und Überwachung von Prozessen durch sie handhabbarer wird. Das führt z.B. zu einer immer stärkeren Spezialisierung. Dieses Kapitel hätte für mich sehr interessant sein können, denn eine allgemeine historische und gesellschaftliche Perspektive auf die Entwicklung meines Feldes hätte ich mir im Studium manchmal gewünscht. Auch in manchen BWL-Studiengängen wird ja inzwischen Wirtschaftsgeschichte oder Wirtschaftsethik gelehrt. Leider ist das Kapitel doch recht komprimiert geschrieben und könnte mir daher eher als Orientierung dienen, falls ich solche Themen durch eigene Lektüre einmal vertiefen wollte. Die folgenden Kapitel sind doch wieder aus einer betriebwirtschaftlichen Perspektive geschrieben. Aber immerhin schön, dass der Autor hier mal einen breiteren Rahmen skizziert hat. Kapitel 2 - Ertragsmodelle Im zweiten Kapitel "Ertragsmodell" geht es um direkte und indirekte Ertragsmodell im Web-Business. Sicher ist es sinnvoll, diese einmal explizit vorzustellen und die verschiedenen Geschäftsmodelle zu kategorisieren. Nun ist es so, dass seit vielen Jahren jedermann kostenlose und kostenpflichtige Dienste im Internet nutzt. Etwas bislang unbekanntes wird man hier also kaum erfahren. Immerhin kennt man die Beispiele für Ertragsmodelle so aus eigener Anschauung und ordnet sie in einen übergreifenden begrifflichen Rahmen ein. Kapitel 3 - Struktur des Web-Business Das dritte Kapitel "Struktur des Web-Business" stellt schließlich ein theoretisches Werkzeug oder Modell vor, mit dem sich verschiedene Aspekte des Web-Business untersuchen lassen: Die Web-Business Pyramide. Diese ist für das Modul wichtig, denn sie bildet eine Art Klammer, die alle folgenden Kapitel zusammenhält. Immer wieder wird dort der Bezug zur Web-Business Pyramide hergestellt und sie stiftet auch einen Zusammenhang zwischen den Kapiteln. Die Pyramide hat vier Seiten, die in den folgenden Kapitel näher betrachtet werden. Die erste Seite ist dabei die Konversionsseite. Sie beschreibt die Rollenwechsel vom noch anonymen Besucher einer Web-Präsenz zum Stammkunden, der sich mit geringerem Aufwand ansprechen und motivieren lässt. Jede Rolle entspricht einer Stufe der Pyramide. Der Besucher wird zum Interessenten, indem er auf der Seite verweilt und sie erkundet. Er wird zum Kaufwilligen, indem er etwas in den Warenkorb legt und persönliche Informationen preisgibt. Er wird zum Käufer, indem er eine Bestellung ausführt. Und im besten Fall wird er zum Stammkunden, der die Seite künftig gezielt und mit Kaufabsicht aufsucht. Die Pyramidenform soll dabei verdeutlichen, dass jeweils nur ein kleiner Teil der Nutzer die nächste Stufe der Pyramide erreicht. Bildet man den Quotienten aus den Nutzerzahlen zweier aufeinanderfolgender Stufen, so erhält man eine Konversionsquote, eine Maßzahl dafür, wie gut der Übergang von einer Stufe zur anderen gelingt. Ziel des Betreibers einer Präsenz ist, Konversionsquoten zu steigern. Die folgenden Kapitel beschäftigen sich damit, wie dies geschehen kann. Eine gute Suchmaschinenoptimierung soll z.B. nicht einfach nur mehr Besucher auf die eigene Web-Präsenz lenken, sondern solche, für die das eigene Angebot relevant ist. Sonst verlassen die Besucher die Seite nach dem ersten Eindruck wieder. Interessieren sich die Besucher für die dargebotenen Inhalte, so wird die Usability der Seite wichtiger, damit sie auch dort bleiben. Die anderen Seiten der Web-Business Pyramide beschäftigen sich mit den Kostenarten, mit dem Marketing und mit den Prinzipien, die Entscheidungen des Webseiten-Betreibers leiten. Diese sind jeweils auf Stufen der Konversionsseite bezogen. Auf jeder Stufe gibt es also korrespondierende Kostenarten, Marketingschwerpunkte und leitende Prinzipien. Das Modell Web-Business Pyramide fand ich interessant. Leider ist das Buch ziemlich komprimiert geschrieben. Neben allgemein bekanntem Wissen stehen Formulierungen, die wohl eher für BWL-affine Leser verständlich sind. Kapitel 4 - Aufbau der Web-Präsenz Im Kapitel "Aufbau der Webpräsenz" werden Hinweise zur Gestaltung einer Web-Präsenz gegeben. Hier geht es nicht darum, wie so etwas technisch umgesetzt wird, sondern um Dinge wie Zielgruppenausrichtung, Corporate Identity, Arten der Führung durch die Seite und verschiedene Arten der inhaltlichen Ausrichtung. Die vermittelten Begrifflichkeiten fand ich zum Teil nützlich und interessant. Auch diese Kapitel waren aber für meinen Geschmack sehr dicht geschrieben. Von einem langsameren und expliziteren Vorgehen mit mehr Fallbeispielen hätte ich als Leser profitiert. Schlagworte dieses Kapitel sind z.B. der Primacy-Effekt oder der Halo-Effekt. Die restlichen Kapitel Die restlichen Kapitel "Verkauf im Web-Business", "Vertrieb im Web-Business", "Marketing im Web-Business" und "Potentiale im Web-Business" nehmen immer wieder Bezug auf das Modell Web-Business Pyramide. Das ist gut. Leider sind auch sie recht dicht geschrieben. Von Kapitel zu Kapitel werden oft ähnliche Konzepte wiederholt, wobei sich der Blickwinkel ändert. Das ist an sich kein schlechtes didaktisches Konzept. Leider wirkt die Umsetzung auf mich eher repetitiv und kann die gedrängte Darstellung innerhalb der Kapitel nicht ausgleichen. Insgesamt lässt mich das Lehrbuch unbefriedigt zurück. Viele Themen werden mir zu knapp vorgestellt. Natürlich wäre es empfehlenswert, eigenständig weitere Fachliteratur zu lesen, auf die im Lehrbuch auch verwiesen wird. Aber die Darstellung ist hier z.T. so knapp, dass es zumindest mir schwer fällt, zu erkennen, welche der angegebenen Quellen für mich lesenswert wären. Vielleicht macht sich hier bemerkbar, dass dies ein Lehrbuch für Studierende aus dem Studiengang Wirtschaftsinformatik ist, denen eine betriebswirtschaftliche Perspektive vertrauter ist. Sehr gut gefallen hat mir, dass im ersten Kapitel eine Einordnung in einen weiteren gesellschaftlichen und historischen Kontext versucht wurde. So etwas würde ich mir auch von anderen Autoren und in anderen Modulen wünschen. Tests und Aufgaben Die Tests waren für mich zum Teil hilfreich, mein Verständnis des Stoffes zu entwickeln. Leider waren die Lösungen spärlich kommentiert, so dass mir bei einem Fehler nicht immer klar war, warum ich falsch gelegen hatte. Mittlerweile halte ich kommentierte Testergebnisse für wünschenswert, auch wenn manche Autoren der Ansicht sind, unkommentierte Lösungen seien förderlicher für eigenständiges Denken. In einer Lehrveranstaltung würde ein Dozent zwischendurch Fragen stellen. Die Antworten würde er üblicherweise nicht nur mir "richtig" oder "falsch" bewerten, sondern inhaltlich darauf eingehen. Diese Art von Interaktion in einer Vorlesung fehlt im Fernstudium. Tests mit Verständnisfragen zum Stoff könnten die Nachfrage des Dozenten simulieren, gut kommentierte Lösungen seine Rückmeldungen. Die Aufgaben zielten mir zu sehr auf Reproduktion des Stoffes, z.B. durch Erklären von Konzepten und Begrifflichkeiten. Ein gewisser Transfer kam dadurch ins Spiel, dass man immer wieder konkrete Beispiele nennen sollte. Da konnte man dann auf bekannte Web-Präsenzen verweisen, auf denen dieses oder jenes Prinzip (hoffentlich gut) umgesetzt ist. Im Vergleich zu Modulen der Softwaretechnik oder Programmiermodulen kam mir aber hier das aktive Problemlösen zu kurz. Präsenzklausur Die Präsenzklausur war gutmütig gestellt, weil sich Art und Inhalte der Aufgaben z.T. recht eng an den Einsendeaufgaben orientierten. Wer alle Aufgaben macht und die erhaltenen Rückmeldungen verwertet, sollte gut vorbereitet sein. Fazit Dieses Modul wäre für meinen Studiengang nicht zwingend gewesen. Ich habe es belegt, um meine eher technische Sicht auf Web-Anwendungen um eine betriebswirtschaftliche Perspektive zu ergänzen. Das Modul ordnet viele Phänomene in einen begrifflichen Rahmen ein, die eigentlich jedem Nutzer des Webs bekannt sein sollten. Daher meine ich, man hätte an einigen Stellen tiefer schürfen dürfen. Nicht gut zurechtgekommen bin ich mit der sehr dichten Darstellung. Mehr Seiten hätte man z.B. nutzen können, um Aussagen durch mehr Fallbeispiele zu verdeutlichen. Interessant wäre z.B. gewesen, bei mehr Themen mehrere Web-Präsenzen gegenüber zu stellen und diese zu vergleichen. So etwas wäre auch eine schöne Einsendeaufgabe gewesen. Die Aufgaben hätten stärker den Aspekt Wissenstransfer und Problemlösung betonen dürfen. Statt bestimmte Prinzipien zu beschreiben und zu erklären, hätte man doch auch Konzepte für Web-Präsenzen entwickeln können, in denen sie umgesetzt werden. Aufgaben dieser Art gab es z.B. im Modul "Web-Design und -Ergonomie". Rückblickend betrachtet würde ich mich heute lieber für ein anderes Wahlpflichtmodul entscheiden, z.B. für das technischere Modul "ERP-Systeme". Gleichwohl bin ich nach diesem Modul nun "scheinfrei" und das ist natürlich ein schönes Gefühl. Weitere Module werde ich in diesem Blog nicht mehr vorstellen. Für diejenigen Leser, die sich für den Studiengang "Wirtschaftsinformatik" bei Springer Campus interessieren: Mein Blog deckt zwar recht viele Pflichtmodule dieses Studiengangs ab, aber es fehlen auch einige: - Grundlagen BWL - Strategisches Mangement und Controlling - Human Resources - Grundlagen Wirtschaftsinformatik - ERP-Systeme Vielleicht werden diese Lücken einmal von anderen Bloggern geschlossen. An diesem Punkt meines Studiums blicke ich nun zurück auf insgesamt 39 Präsenz-Klausuren und ähnlich viele Online-Abschlussklausuren und -Tests, auf hunderte Einsendeaufgaben und eine in jedem Fall vierstellige Zahl von Online-Tests. Ich bin nun froh, diesen Abschnitt meines Studiums hinter mir zu lassen. Ab nächste Woche werde ich mich auf meine Bachelorarbeit konzentrieren. Nun heißt es, "ohne Stützräder fahren" und "selbst die Balance halten", auch wenn im Hintergrund noch jemand steht, der meine Fahrversuche kritisch beobachtet und begleitet.
  3. Ich wäre schon gerne schneller gewesen. Aber gegen Ende blieben ein paar Module übrig, die mir nicht so lagen, und die ich vor mir hergeschoben hatte. Ich habe unterschätzt wie sehr sich das auswirken würde. Aber egal, das ist jetzt geschafft. Der Blick geht nach vorne auf die Bachelorarbeit. Hab heute eine Kommilitonin getroffen, die schon total weit ist mit ihrer. Immer interessant, zu hören, wie's bei den Mitstreitern läuft.
  4. Heute habe ich in Heidelberg meine letzte Prüfung im Modul "Electronic Business" abgelegt. Da ich mir ziemlich sicher bin, bestanden zu haben, kann ich sagen: "Ich bin scheinfrei." Das ist ein gutes Gefühl, denn obwohl mir mein Studium große Freude gemacht hat, so habe ich - zumindest im Moment - keinen Appetit mehr auf Module, Einsendeaufgaben und Klausuren. Scheinfrei heißt natürlich nicht fertig. Die Bachelorarbeit steht noch an. Angemeldet ist sie inzwischen. Ein bisschen geschrieben habe ich auch schon. Die Zeit zur Erstellung einer Latex-Vorlage war gut investiert. Ich kann mich gut auf's Schreiben konzentrieren und das erzeugte PDF sieht ganz gut aus. Jetzt freue ich mich auch darauf, mit der Bachelorarbeit ein eigenes Thema erkunden zu dürfen und meinen Lernprozess selbstständig zu gestalten. Aber das geht erst nächste Woche wieder los. Ich gönne mir jetzt Kaffee und Kuchen in der Kantine. Ein paar Kommilitonen schreiben noch die nächste Prüfung, aber für mich beginnt nun mein Wochenende. Ein Modulbericht zu "Electronic Business" folgt noch, könnte diesmal aber etwas knapper ausfallen.
  5. Witzigerweise geht es bei dem verlinkten Thema ja darum, dass den Schülern Anwendungsaufgaben zu schwer waren. Die sind bei Schülern nämlich oft unbeliebt, weil mit einer Transferleistung verbunden.
  6. Das Erlebnis, Dinge zu verstehen, bei denen man das nicht für möglich gehalten hätte, stelle ich mir ziemlich motivierend vor. Die Sache ist ja die: Man versteht irgendeine Kleinigkeit, aber fühlt sich noch gar nicht wie ein Erfolg an. Dann versteht man mit viel Mühe die nächste Kleinigkeit. Und so weiter. Aber wenn man nach einer Weile zurückschaut, stellt man manchmal fest, dass man doch ganz schön weit gekommen ist. Das ist wichtig.
  7. @roth Ich könnte mir vorstellen, dass der Zusammenhang zwischen Mathematik und Elektrotechnik doch inniger ist als der zwischen Mathematik und Informatik. Die meisten meiner Mitstudierenden nennen jedenfalls Mathematik als den Teil des Studiums, der ihnen schwer gefallen ist. So berichten es mir auch Studierende anderer Hochschulen, egal ob nun Fern- oder Präsenzhochschule, FH oder Uni. In den meisten Informatik-Studiengängen wird in Mathematik ein Schwerpunkt auf lineare Algebra und Analysis gelegt. Das dürfte daran liegen, dass die Informatik in ihren Anfängen noch näher an der Elektrotechnik war, und man daher eher Mathematik für Ingenieure vermittelt hat. Relevant für die meisten Entwickler sind vergleichsweise grundlegende Kenntnisse in Logik, Mengenlehre und evtl. Graphentheorie. Wer in irgendeiner Form mit Datenanalyse zu tun hat, findet Statistik nützlich. Meiner Meinung nach wäre es durchaus eine Überlegung wert, die in Mathematik behandelten Themen zumindest in manchen Informatik-Studiengängen anders zu gewichten. Ein bisschen weniger Analysis und lineare Algebra, dafür mehr Statistik, Graphentheorie oder Grundlagen der Kryptographie. Theoretische Informatik ist natürlich noch mal ein Gebiet für sich. Ich kenne wenige Informatiker, die sich dafür interessieren. Man könnte sagen, dass das der "philosophische" Teil der Informatik ist. Den meisten Informatikern, die ich kenne, ist das zu "abgehoben". Die sind eher Macher und wollen konkrete Probleme lösen.
  8. @SvenJJ Noch ein Tipp, für den Fall, dass die Luft doch noch nicht so ganz raus ist. Der Manning Verlag bringt bald das Buch "Math for Programmers" raus. Inhaltlich deckt es Bereiche der Mathematik ab, die in jedem Fall zum Curriculum eines Informatik-Studienganges gehören. Also z.B. Dinge wie Vektoren, lineare Algebra und affine Abbildungen, die Grundlage für Vektorgrafik sind. Diese Kapitel sind schon fertig. Aber auch Analysis, z.B. um Dinge wie Bewegung und Beschleunigung zu simulieren. Hier ist bislang erst ein Kapitel fertig, aber es kommen nach und nach neue hinzu. Im letzten Teil des Buches soll es um mathematische Grundlagen künstlicher neuronaler Netze gehen. Davon ist noch nichts fertig, aber ich würde annehmen, dass z.B. Matrizenrechnung eine Rolle spielt. Der besondere an dem Buch: Mathematik wird hier nicht mit Papier und Bleistift betrieben sondern "in Code". Alle vorgestellten mathematischen Sachverhalte werden als kleine Programme realisiert, in diesem Fall am Beispiel der Sprache Python, die ja für Einsteiger auch recht zugänglich ist. Auch Visualisierung spielt früh eine Rolle. Dazu benutzt man z.B. die Bibliothek PyGame. Die Übungsaufgaben sind meist kleine Programmieraufgaben. Vielleicht wäre das ja motivierender für dich? Du würdest Dich mit relevanter Mathematik beschäftigen, aber eben durch die Brille der Programmierung und indem du programmierst. Es gibt also mittlerweile durchaus andere Zugänge zur Mathematik eines Informatikstudiums an der FH, auch wenn Du für eine Klausur trotzdem lernen und üben müsstest, den Kram auch mit Papier und Bleistift zu können. Aber zumindest wäre bei diesem Ansatz klar, was Mathematik mit Informatik zu tun hat. Voraussetzung ist natürlich die Fähigkeit, Englisch lesen zu können, aber das lässt sich in der Informatik ja ohnehin nicht vermeiden. Man erwirbt solche Vorabveröffentlichungen als PDF zu einem reduzierten Preis, erhält automatisch Benachrichtungen, wenn neue Kapitel verfügbar sind und natürlich auch die endgültige Version, wenn es fertig ist. Für so etwas könnte man sich ja mal ein Jahr lang Zeit nehmen, um zu testen, wie nachhaltig das Interesse an Informatik ist. Ohne den Druck, dass in bestimmter Zeit etwas fertig sein muss. Habe ich übrigens ähnlich gemacht. Ich habe das Buch "Java lernen mit BlueJ" durchgearbeitet, auch die ganzen Übungen und kleinen Programmierprojekte gemacht, um zu schauen, ob mir so etwas überhaupt Spaß machen könnte. Hat ungefähr ein halbes Jahr gedauert, aber das hat mir bei meiner Entscheidung für das Studium sehr geholfen.
  9. Mathe-Vorkurse sind an den meisten Hochschulen didaktisch eher zur Auffrischung grundsätzlich vorhandener aber länger zurückliegender Kenntnisse aus der schulischen Ober- und Mittelstufe gedacht. D.h. sie decken oft Stoff aus 2 bis 4 Schuljahren ab. Sie waren früher auch für viele männliche Studienanfänger mit Abitur sinnvoll, die durch Wehr- oder Zivildienst ja meistens schon ein Jahr Abstand zum Stoff hatten. Auf der anderen Seite gibt es mittlerweile gar nicht so wenige Studierende ohne (Fach-)Abitur, die sich auch ohne die höchst sinnvolle Grundlage Oberstufenmathematik durch die entsprechenden Pflichtmodule ihres Studienganges beißen. Das dauert oft länger als geplant und erfordert manchmal auch mehrere Anläufe. Mathematische Begabung scheint dabei nicht unbedingt die entscheidende Rolle zu spielen. Zumindest nicht bei der eher anwendungsbezogenen Mathematik vieler FH-Studiengänge.
  10. Wenn ich mich recht erinnere, war der Vorkurs auch als "Testballon" gedacht. Insofern hat die Sache ein Ergebnis, wenn auch nicht das erhoffte. Ich vermute, du hast etwas darüber gelernt, wie so ein Fernstudium aussehen könnte, aber auch etwas über dich selbst. Das ist eigentlich gut, auch wenn es im Moment erst mal enttäuschend ist. Die Hefte langsam und ohne Zeitdruck durchgehen, Schulmathematik auffrischen - das schadet wohl nicht. Ich meinte, aus deinen Beiträgen zu lesen, dass dir in deiner Tätigkeit Entwicklungsmöglichkeiten fehlen. Vielleicht fallen dir ja andere Möglichkeiten ein, für dich weiter zu kommen. Das fände ich wichtiger als die Vorkurshefte. Insbesondere hast du ja sogar erwogen, für die Vereinbarkeit mit dem Studium dein Tätigkeitsfeld zu wechseln. Und hast mit deinem Vorgesetzten verhandelt, der ja dann auch bereit war, dir entgegen zu kommen. Das spricht für einen Wunsch nach Veränderung. Und auch für ein berufliches Umfeld, dass diesem Wunsch zumindest mit einer gewissen Kompromissbereitschaft begegnet. Es wäre natürlich durchaus auch ein schönes Ergebnis, wenn du nach deinem Experiment sagen könntest, du hast neue Motivation und Wertschätzung für deinen Job und bist zufriedener. Sozusagen dein persönliches "Oh wie schön ist Panama". Aber ich vermute, so einfach wird es nicht. Aber vielleicht entdeckst du ja Entwicklungsmöglichkeiten, an die du bislang noch nicht gedacht hast. Und vielleicht gibt es dazu ja auch andere Wege als ein (Fern-)Studium.
  11. In meinem Studiengang hat funktionale Programmierung kaum eine Rolle gespielt, aber das Thema hat mich interessiert. Ich will ebenfalls in meiner Bachelorarbeit etwas dazu machen und freue mich, einen Betreuer gefunden zu haben, der für dieses Thema offen war. Ob ich einen Master machen will, weiß ich noch nicht. Ich will erst mal sehen, ob ich mit dem Bachelor einen Einstieg finden kann. Falls nicht, dürfte mir ein Master wohl auch nicht weiterhelfen Aber falls ich einen Master mache, wird mir wahrscheinlich die inhaltliche Ausrichtung wichtiger sein als die Frage Uni oder FH. Letztlich ist es wichtig, nach einem Arbeitstag noch hinreichend Studienmotivation aufbauen zu können. Das funktioniert für mich besser, wenn mich die Studieninhalte (zumindest überwiegend) interessieren. Ich würde also darauf setzen, dass ein Studium bei einem weniger renommierten Anbieter, das dich fachlich interessiert und das du deshalb abschließt, mehr Ansehen genießt als ein abgebrochenes Studium an einer Hochschule mit erstklassigem Ruf.
  12. Ich arbeite in einem (sozial-)pädagogischen Beruf. Mein Wunsch wäre, nach dem Studium einen Einstieg als Softwareentwickler zu finden. Ich verbinde das nicht mit der Hoffnung auf eine Gehaltssteigerung. Eher erwarte ich, zumindest anfangs kleinere Brötchen backen zu müssen. Ich wäre froh, einfach irgendwo "mitmachen" zu dürfen, um Erfahrungen zu sammeln. Aber ein Schritt nach dem anderen... Vielleicht finde ich ja über's Forum Tipps und Erfahrungen für den (Quer-)Einstieg, wenn es denn konkret wird. Um noch mal zur Ausgangsfrage zurück zu kehren: Ich interessiere mich ein bisschen für den Master Praktische Informatik der FUH. Es stimmt, dass die Materialien nicht immer aktuell sind. Mich interessieren vor allem ein paar ältere Module, die leider bald rausfliegen. Zum Beispiel ein Modul über logische und funktionale Programmierung. Nicht weil ich glaube, dass Sprachen wie Prolog und Scheme beruflich relevant sind. Sondern weil ich mir erhoffe, durch das Kennenlernen anderer Programmierparadigmen mein Verständnis für Programmierung insgesamt zu erweitern. Was ich damit sagen will: Nicht immer ist Aktualität oder Praxisrelevanz das Auswahlkriterium. Ich meine, dass es an Unis eher möglich ist, Dinge unter einen fachlich interessanten aber nicht unbedingt anwendungsbezogenen Blickwinkel zu untersuchen. Mir gefällt, dass es Unis und FHs gibt, mit jeweils eigenen Stärken. Was wo das höhere Ansehen genießt, kommt durchaus drauf an. Die anwendungsbezogene Ausrichtung von FHs kann sehr geschätzt werden.
  13. Ich kenne beides und meine, dass die Studienform eine Rolle spielt. Nicht umsonst werden bestimmte Fächer gar nicht oder nur unter engen Voraussetzungen als Fernstudium angeboten. Man kann aus einem Fernstudium viel machen, aber es stellt auch besondere Herausforderungen an die eigene Lernpersönlichkeit. Meine Partnerin, die ein naturwissenschaftliches Studium abgeschlossen hat, meint, dass sie kein Fernstudium schaffen würde. Ich glaube ihr das auch. Sie braucht einen äußeren sozialen und zeitlich strukturierten Rahmen, um gut lernen und arbeiten zu können, und das trifft auf viele Menschen zu. Insgesamt meine ich, dass jede Studienform Vor- und Nachteile hat. Die Frage nach Wertigkeit und Ansehen zielt allerdings auch auf die Wahrnehmung durch Dritte ab. Und da haben wir bislang die Lage, dass das Präsenzstudium das normale Studium ist, dass die meisten Beschäftigten und Arbeitgeber aus eigener Anschauung kennen. Das Fernstudium ist die Ausnahme. Die Leute wissen, wie sie im Präsenzstudium gelernt haben und können sich nicht ohne weiteres vorstellen, wie ein vergleichbarer Kompetenzaufbau ohne Seminare, Tutorien, tägliche Kontakte zu Mitstudierenden oder klare zeitliche Strukturen möglich ist. Aus ihrer Sicht wirft das Fragen auf und das Fernstudium ist begründungsbedürftig. Was du zum Quereinstieg in die Informatik schreibst, klingt für mich plausibel. Leider ist es genau das, was ich versuchen möchte. Blauäugig ist es meiner Meinung nach nicht, weil mir bewusst ist, dass ich ein hohes Risiko eingehe, mein Studium am Ende beruflich nicht verwerten zu können. Aber ich habe mir das ein gutes Jahr lang überlegt und am Ende entschieden, dass ich es wenigstens versuchen will.
  14. @thb Im Bezug auf den Beitrag von beijing überzeugt mich Dein "q.e.d." nicht. Ich fasse seine Aussage etwas anders auf. Fernstudierende studieren in der Regel berufsbegleitend und haben oft einschlägige Berufserfahrung. Das kann in den Augen von Arbeitgebern Nachteile der Studienform Fernstudium ausgleichen. Natürlich werden sich manche Arbeitgeber wundern, wie man neben dem Beruf und ohne Präsenz eine vergleichbare Beschäftigungsfähigkeit aufbauen kann. Das Präsenzstudium ist den meisten Arbeitgebern aus eigener Anschauung bekannt, die Variante Fernstudium eher selten. Bei einer Fern-FH kommt hinzu, dass das Studium berufsbezogen sein soll. Ein berufsbezogenes Studium ohne nennenswerte Präsenzen und relevante Beruferfahrung wird bei vielen Fragen aufwerfen. Vermutlich mehr als bei einem Studium an der Uni, bei dem der Berufsbezug per se weniger ausgeprägt ist. So jedenfalls verstehe ich die Aussage von beijing und nicht als grundsätzliche Abwertung von Fern-FHs. Ich halte das für einen wichtigen Punkt, mit dem ich mich noch werde auseinandersetzen müssen. Ich rechne nicht damit, dass mein Bachelor einer Fern-FH ohne einschlägige Berufspraxis in den Augen von Arbeitgebern die gleiche Wertigkeit hat wie ein Präsenzstudium.
  15. Es kommt auch stark auf das Fach an. Der Berufseinstieg dürfte sich für einen Sozialpädagogen von der FH meist problemloser gestalten als für einen Erziehungswissenschaftler von der Uni. Das grundsätzlich hohe Ansehen eines forschungsorientierten Uni-Abschlusses nutzt in dem Fall nicht viel. Viele Absolventen sozial- und geisteswissenschaftler Studiengänge müssen sich mit vergleichsweise bescheidenen Gehältern in eigentlich fachfremden Tätigkeiten begnügen. Da kann ein B.Eng. von der FH deutlich bessere Aussichten haben. Insofern kann man nicht pauschal sagen, dass ein Uni-Abschluss gegenüber einem FH-Abschluss nur Vorteile hat. Es kommt darauf an, was man mit dem Abschluss machen will. Wenn man sich die Option für eine wissenschaftliche Tätigkeit offen halten will, dann sollte man einen Uni-Abschluss anstreben.
  16. Das Studium an einer Uni hat im allgemeinen eine wissenschaftliche Ausrichtung.
  17. Frau Kanzler hat ja darauf hingewiesen, dass die FUH eine Universität ist. Die mir bekannten privaten Anbieter sind FHs. Es gibt zwischen Uni und FH Unterschiede in der Ausrichtung gleichlautender Studiengänge.
  18. Soweit ich informiert bin, kann man an der IUBH auch einen Master in Wirtschaftsinformatik mit 120 ECTS machen. Zur Fragestellung: Ich finde es ohne weiteres nachvollziehbar, wenn für potentielle Arbeitgeber Umfang und Dauer einer Ausbildung eine Rolle spielen.
  19. In meinem Erststudium habe ich auch gerne Mindmaps eingesetzt, um den Stoff für mich zu "verdichten". Bunt waren sie auch, aber nicht so schön wie diese. Bei den Bildern werde ich ein bisschen nostalgisch. Zeitweise habe ich übrigens auch mal mit einer Software experimentiert. Aber am Ende hat es sich als effektiver erwiesen, Mindmaps von Hand zu zeichnen. Es dauert ein bisschen länger, aber es bleibt auch mehr hängen. Ich finde das toll, hier etwas darüber zu lesen, wie andere Studierende lernen. Würde mir gut gefallen, wenn so etwas auch in anderen Blogs mehr thematisiert würde. Viele Lerntechniken sind ja nicht an ein bestimmtes Fachgebiet gebunden. Darum sind solche Inhalte potentiell für viele Leser relevant.
  20. Vor ein paar Jahren wurden ja die sogenannten MOOCs als zukunftsträchtige Form der Bildung gefeiert. Seitdem ist es ein bisschen ruhiger geworden. Natürlich ist es toll, wenn z.B. Universitäten Vorlesungen online stellen, so dass diese einer großen Zahl von Menschen zugänglich werden. Allerdings ist Bildung mehr als die reine Bereitstellung von Information. Zu einem Fernstudium gehört für mich auf jeden Fall auch die Anregung zu eigener Auseinandersetzung mit dem Stoff in Form von didaktisch sinnvoll gewählten Einsendeaufgaben oder sonstigen studienbegleitenden Leistungen, die von einem fachlich qualifizierten Menschen korrigiert werden und für die der Lernende ein Feedback erhält. Das ist naturgemäß eine individuelle Leistung, die auch entsprechende Kosten verursacht und sich bis auf weiteres nicht gut automatisieren und skalieren lässt. Aber ich denke, dass hier ein wichtiger Punkt angesprochen wurde. Transferleistungen, die meiner Meinung nach unbedingt das gesamte akademische Studium begleiten sollten, sind viel aufwendiger zu kontrollieren und korrigieren. Eigentlich müssten die Studierenden einfordern, dass die Hochschulen sich weiterhin diese Mühe machen.
  21. Die Aussage, dieses oder jene Fach sei anspruchsvoll oder anspruchslos, scheint mir wenig über das Fach zu sagen. Mir fällt mein gegenwärtiges Studium der Informatik leichter als mein pädagogisches Erststudium. In meinem Umfeld erlebe ich dagegen regelmäßig Erstauen, dass ich als Pädagoge so etwas anspruchsvolles wie Informatik studieren kann. Ich glaube dagegen nicht, dass es mir gelingen könnte, ein Studium der BWL abzuschließen. Das sagt in erster Linie etwas über mich aus und nicht über die Fächer.
  22. Heute kam das Ergebnis der Wiederholungsklausur. Es gab ja einige Aufgaben, bei denen ich mir meiner Sache ziemlich sicher war, weil ich vorher geübt hatte. (Zeichnen von CPM-Netzplänen) Bei anderen wusste ich, dass ich Wissenslücken hatte. Außerdem hätte mein Zeitmanagement in der Klausur besser sein können. Ich habe mich sehr auf die "Punktebringer" konzentriert, und hier auch alles noch einmal kontrolliert, um einen Punktesockel sicher zu holen. Bei den Aufgaben, wo ich mir weniger sicher war, wurde es dann zeitlich knapp. Insgesamt habe ich diesmal ganz gut einschätzen können, wie ich abschnitten habe. Ich bin mit dem Ergebnis ganz zufrieden und bereue auch nicht, beim ersten Mal das "leere Blatt" abgegeben zu haben. Damit ist das Modul "IT-Projektmanagement" abgeschlossen. Ich bearbeite nun nur noch das Modul "Electronic Business", das wieder eher ein BWL-Modul ist. Mir fehlt noch eine Einsendeaufgabe. Dann könnte ich die Online-Klausur bearbeiten. Für die Präsenzklausur im Mai habe ich mich schon angemeldet. Das wird dann - so hoffe ich - meine letzte Klausur in diesem Studium. Die Anmeldung der Bachelorarbeit zieht sich leider noch ein bisschen hin. Aber langweilig ist mir nicht. Ich habe mein Projekt noch ein bisschen weitergeführt und die Sache wird allmählich rund. Außerdem spiele ich ein bisschen mit React rum. Dieses Framework hat mich schon länger interessiert, aber irgendwie fehlte neben Beruf und Studium immer die Zeit. Also auch mal ganz schön, wenn weniger zu tun ist.
  23. Also mit Klausuraufgaben aus der Philosophie wird's so bald nix. Ich finde keine Unterlagen mehr und vermute, das lagert in meiner Heimatstadt auf dem Dachboden Was Frau Kanzler skizziert hat, ist keine übliche Aufgabenstellung im Studium der Philosophie. Ich erinnere mich z.B. an ein Proseminar zur Wissenschaftstheorie, bei dem es schwerpunktmäßig um Poppers "Logik der Forschung" ging. Scheinerwerb lief per Referat. In diesem Fall ging es um Grade der Prüfbarkeit wissenschaftlicher Theorien. Aus dem Referat entwickelte sich eine Diskussion, was Falsifikationismus bedeutet, wenn eine wissenschaftliche Theorie lediglich statistische Aussagen macht. Denn dann kann eine Einzelbeobachtung eine Theorie logisch nicht widerlegen. Der Statistiker geht damit um, indem er Wahrscheinlichkeiten berechnet. Den Philosophen treibt erkenntnistheoretisch um, dass hier aus Widerlegung etwas "unscharfes" geworden ist. Was bedeutet es, dass etwas "wahrscheinlich" widerlegt ist? Wie legen wir fest, welchen Grad an Sicherheit wir verlangen? Wie verhindert man einen Rückzug auf Zufall und Ausnahmen, um einer Widerlegung zu entgehen? Das Ringen um solche Fragen erscheint mir jedenfalls typisch für Seminare in der Philosophie. Ich würde sagen, in den ersten Semestern geht es vor allem um fünf Dinge: 1. Sich einen Überblick verschaffen, was für Antworten überhaupt zu typischen philosophischen Fragestellungen gefunden wurden. 2. Die Fähigkeit entwickeln, sich anspruchsvolle philosophische Texte zu erarbeiten. Dazu gehört zum Beispiel nicht nur über Kant sondern Kant zu lesen, gerade weil man mit jedem Absatz ringt. 3. Die Fähigkeit entwickeln, auch Sichtweisen und Argumentationen, die man spontan für abwegig, widerwärtig oder moralisch verwerflich hält, aus einer Innenperspektive zu erkunden, um diese Art der Argumentation wenigstens vollständig zu verstehen. 4. Die eigene Fähigkeit zur Argumentation entwickeln, indem man gegensätzliche Positionen abwägt. Dabei hilft es zum Beispiel, Positionen argumentativ zu verteidigen, die man nicht teilt, oder der Versuch, Positionen zu widerlegen, die man für unbedingt richtig hält. Es geht dabei aber nicht darum, rhetorisch geschickt darin zu werden, irgend etwas zu vertreten. Sondern eher darum, bisherige Grenzen des eigenen Denkens zu erweitern. 5. Für die eigene seelische Gesundheit erscheint mir noch wesentlich, eine Art professionellen Abstand zu entwickeln, um sein restliches Leben auf die Reihe zu kriegen, nachdem man den ganzen Tag systematisch sinngebende persönliche Gewissheiten zertrümmert hat. Nur Punkt 1 hat mit der Reproduktion von Wissen zu tun.
  24. Ich kann versuchen, ob ich später mal ein paar Klausurfragen aus dem Fach Philosophie, 1. Semester einstellen kann.
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