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Woran bemessen sich Qualität und Ansehen eines (Fern-)Studiums?


Gast

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Nachdem ich mich gerade durch meine Bachelor-Thesis arbeite, habe ich mich zuletzt auch mit möglichen Master-Optionen beschäftigt. Dabei gibt es an meiner Hochschule für meinen Studiengang einen konsekutiven aber dennoch nur einjährigen Master, mit dem ich am Ende mit 240 ECTS den M.Sc. hätte. Zunächst einmal abgesehen davon, was für mich persönlich das Richtige wäre, sehe ich in der Debatte in Deutschland, auch in vielen Diskussionen hier im Forum, jedoch folgende Tendenz:

  1. ECTS sind wichtig, 300 dürfen es dann schon sein, um ernstgenommen zu werden.
  2. Apropos ernstgenommen werden: Abschlüsse von Universitäten werden grundsätzlich höher gewertet als solche von Hochschulen. Das gilt insbesondere für viele auch in unserem Umfeld hier, in dem die FU Hagen als das Maß der Dinge erscheint und angenommen wird, dass das Niveau per se höher ist als anderswo.

Wenn ich mich nun frage, was für mich wichtig ist, dann kann ich als jemand, der sich seine (erfolgreiche) Karriere bislang als Autodidakt aufgebaut hat, festhalten:

  • Ich möchte meine Lebenszeit nicht mit schlecht aufbereiteten Lehrmaterialien verschwenden. Wenn Sachverhalte, die auf einer halben DIN A4-Seite prägnant zusammengefasst werden können, auf ein x-faches durch sprachliche Grausamkeiten aufgeblasen werden, dann verdient derjenige, der sich da durcharbeitet, für mich Respekt für seine Ausdauer und seine Beharrlichkeit, aber inhaltlich ist das deshalb noch lange nicht wertvoller als eine knappere Ausführung.
  • Ich schätze Aktualität der gelehrten Inhalte. Das Wissen dieses Planeten ist heute größtenteils kostenfrei im Internet verfügbar. Ich kann mir jederzeit Vorlesungen aus Harvard usw. online ansehen – dann möchte ich bitte nicht Dinge lernen, die bereits seit 10 Jahren veraltet sind. 
  • Ich schätze guten Service und Flexibilität.

Zu 2.: Meine Anforderungen gegeben, bin ich nun auf diese Bewertung eines möglichen Studienganges an der Fernuni gestoßen. Sicher, es ist nur eine einzelne Erfahrung und Sichtweise, ähnliche Aussagen finden sich andernorts aber auch. Und da frage ich mich dann: Wie um alles in der Welt kommt die FU zu ihrem Ruf? Und wieso werden private (Fern-)Hochschulen im gleichen Atemzug abgewertet?

 

Zu 1.: Ausnahmen bestätigen die Regel, aber offenbar scheint es in UK und auch in Benelux gang und gäbe zu sein, 60er Master zu machen. Besonders interessant ist da die Geschichte dieser jungen Physikerin. Laut ResearchGate hat sie in zwei Jahren ihren Bachelor, in einem Dreivierteljahr ihren Master und in knapp vier Jahren ihren PhD gemacht. Gut möglich, dass sie den Bachelor mit 240 ECTS gemacht hat, aber bei der Geschwindigkeit würde ich da mal ein Fragezeichen dransetzen. Und ich denke nicht, dass ihr mit dieser Vita irgendjemand irgendwann irgendwo einmal vorwerfen wird, dass sie doch nur ein Schmalspur-Studium absolviert hat.

 

Kurzum: Mein Bauch sagt mir, dass ich (wenn überhaupt) den 60er Master machen sollte. Mein Kopf sagt: Die sicherere Investition in diesem Land wäre aber der 120er ... und am besten noch an einer staatlichen Uni. 🙄

 

Wie seht ihr das? Woran bemisst sich für euch Qualität und Ansehen der akademischen Ausbildung?

Bearbeitet von Gast
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Soweit ich informiert bin, kann man an der IUBH auch einen Master in Wirtschaftsinformatik mit 120 ECTS machen.

 

Zur Fragestellung: Ich finde es ohne weiteres nachvollziehbar, wenn für potentielle Arbeitgeber Umfang und Dauer einer Ausbildung eine Rolle spielen.

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Eine sehr interessante und angesichts der teilweise veralteten Denkmuster durchaus wichtige Frage.

 

Es kommt Arbeitgebern in erster Linie auf das anwendbare Wissen und den damit verbundenen Nutzen für die zu besetzende Stelle innerhalb des Unternehmens an. Da kann das Papier in der Theorie noch so viel versprechen, wenn der Inhaber der Urkunden das vermeintlich in der Theorie vermittelte Wissen nicht in die Praxis umgesetzt bekommt und dieser Absolvent auch von der Persönlichkeit her nur wenig praxistauglich ist. Natürlich gibt es in bestimmten Bereichen Universitäten oder Fachhochschulen, deren spezialisierte Abschlüsse bei Arbeitgebern sowohl besonders positiv als auch negativ bekannt sind, was das vermittelte Wissen und die Praxistauglichkeit betrifft. Dazu gibt es bei uns zum Beispiel spezielle Assessments und Praxisworkshops. 

 

Ich denke daher, dass es viel wichtiger ist mit den erworbenen Abschlüssen, einer vernünftigen und realistischen Selbsteinschätzung sowie mit einem gesunden Selbstbewusstsein (keine Überheblichkeit) zu überzeugen. Es gibt kein Schmalspur-Studium einer staatlich zugelassenen und akkreditierten Hochschule. Das ist auch die Einstellung der meisten Arbeitgeber, da wird kaum noch ein Unterschied gemacht. Macht in einer globalisierten Wirtschaft mit all den ausländischen Abschlüssen, den überfüllten Universitäten und dem daraus resultierenden erhöhten Bedarf an privaten Hochschulen auch wenig Sinn. Diesen „Luxus“ kann und will sich kaum noch ein Unternehmen leisten. Das gilt natürlich nicht für Forschungseinrichtungen o. ä., dort ticken die Uhren bekanntlich anders um nicht zu sagen um einiges langsamer. Wobei hier wahrscheinlich Uniabsolventen auch besser aufgehoben sind.

 

Es gibt selbstverständlich auch Arbeitgeber und öffentliche Institutionen (wenn auch immer seltener), welche Absolventen bestimmter Unis bevorzugen, ohne dies jedoch -aus den bekannten Gründen- öffentlich zu thematisieren. Aber wenn man da rein will, weiß man das und richtet sein Studium danach aus. 

 

Wir führen regelmäßig Experten-Assessments durch bevor wir Mitarbeiter für unsere Kunden vorbereiten. Die Ergebnisse sind manchmal mehr als ernüchternd. Das betrifft sowohl Uni- als auch FH-Absolventen.

 

Zur Einordnung meiner Meinung. Wir beschäftigen mehr als 10.000 Mitarbeiter in Europa. Schwerpunkt technische und infrastrukturelle Dienstleistungen für die Industrie. Kunden sind u. a. Automotive, Versorgung, Zulieferindustrie, Elektronik, Pharma (aber wenig) und Chemie.    

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Dass die ECTS irgendwo und -wann mal ein Rolle spielen könnten, kann man meiner Ansicht nach nicht leugnen. Trotzdem würde ich das Thema entspannt angehen.

1. 180 ECTS = 3 Jahre Regelstudienzeit + 60 ECTS = 1 Jahr = 4 Jahre Regelstudienzeit. Damit hat der Master als Äquivalent des früheren Uni-Diploms mit mindestens 4 Jahren Studiendauer nach wie vor den ursprünglichen Diplomumfang einer klassischen Unikarriere.

2. Du musst darüber hinaus ja auch noch eine Eignungsprüfung ablegen, wie schwer die auch immer in Wirklichkeit ist, aber sollte man jemals darauf angesprochen werden, muss man sich halt richtig verkaufen können.

3. Irgendwas ist halt immer. Es wird nach wie vor Personalverantwortliche geben, für die es nur „Ihre“ Vorstellung von richtiger Qualifikation gibt. Ohne Uni-Diplom hat man grundsätzlich bestenfalls einen Berufsschulabschluss und Privat-HS Grade sind ohnehin gekauft. Daran werden 60 ECTS Punkte nichts ändern. Ist selten, aber gibt es.

4. Normalerweise haben Fernstudierende bereits einiges an beruflicher Vita zu bieten, der Punkt „akademische Ausbildung“ ist da irgendwann nur noch einer von vielen im Lebenslauf. Es ist wahrscheinlich, selten dass man dann auf diesen einen Punkt reduziert wird.

5. Der Menge an ablehnenden Personalern (wegen 240 Privat-ECTS) steht mindestens eine genau so große (wenn nicht größere) Menge an bewundernden Personalern (wegen nebenberuflichem Master) gegenüber. 

Ich sehe daher kein (kaum ein) Problem in der Gesamtpunktzahl, solange dir die Inhalte des Studiums zusagen. Die Flexibilität der IUBH ist jedenfalls unerreicht und es wird auch nicht im mindesten durch die FU versucht in Konkurrenz zu treten (persönliche leidvolle Erfahrung).

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Der grundsätzliche Unterschied ist die Tatsache, dass die FU Hagen eine Universität ist und die Privaten alles Fachhochschulen sind.

 

Und natürlich gibt es Qualitätsunterschiede - bei den staatlichen Hochschulen ebenso wie bei den Privaten. Allerdings kenne ich keine vergleichbaren Rankings für private Fernhochschulen wie es sie für die staatlichen Präsenzhochschulen gibt.

 

Nicht jede Hochschule hat auch für jedes Fach den gleichen guten Ruf. Das hängt auch davon ab, wer die Lehrstühle inne hat. Und ein Anbieter, der ein Fach ganz neu im Angebot hat, hat auch nicht die entsprechenden fachspezifischen Lehrerfahrungen, vielleicht auch nicht das entsprechende Personal auf allen Ebenen. Ich erinnere an dieser Stelle an den Bericht von Vica über ihr erstes Präsenzseminar, bei dem die eingesetzte Dozentin inhaltlich und methodisch wohl heillos überfordert war.

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vor 2 Stunden, KanzlerCoaching schrieb:

Und natürlich gibt es Qualitätsunterschiede - bei den staatlichen Hochschulen ebenso wie bei den Privaten. Allerdings kenne ich keine vergleichbaren Rankings für private Fernhochschulen wie es sie für die staatlichen Präsenzhochschulen gibt.

 

Das Interessante ist doch, dass – wenn mich meine Wahrnehmung nicht trügt – insbesondere im Fernstudien-Bereich die FUH grundsätzlich höher angesehen ist als all die privaten Hochschulen. Da fragt sich: Woher kommt das? 

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Wahrscheinlich oute ich mich hier in diesem Forum als Banausin, aber ich habe bei der Sichtung von Bewerbungsunterlagen noch nie bewusst ECTS Punkte gezählt. Wenn es wichtig war, dass ein bestimmter Abschluss vorhanden war (Bachelor, Master, was auch immer), dann habe ich danach geschaut. Aber alleiniges Kriterium war das bisher nie. Bei der Vielzahl an Studiengängen und Anbietern ist es aus meiner Sicht auch nahezu unmöglich, Qualität und Niveau der einzelnen Hochschulen und Zertifikate im Kopf zu haben, um das in die Bewertung einfließen zu lassen. Letztendlich muss man im Gespräch und dann im Job überzeugen. Aber das ist jetzt eine Binsenweisheit. ;)

 

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vor 31 Minuten, thb schrieb:

Das Interessante ist doch, dass – wenn mich meine Wahrnehmung nicht trügt – insbesondere im Fernstudien-Bereich die FUH grundsätzlich höher angesehen ist als all die privaten Hochschulen. Da fragt sich: Woher kommt das? 

 

Der Ruf einer Hochschule hängt ja meist eher mit der Forschungsleistung als mit der Lehre zusammen. Ich weiß nicht, was für Forschung an privaten FHs gemacht wird, aber man hört selten von prestigeträchtigen Forschungsgruppen und -ergebnissen von solchen Einrichtungen.

Über die Qualität der Lehre sagt das natürlich nichts aus (abgesehen vielleicht von der wissenschaftlichen Aktualität der Inhalte) und auch den meisten Arbeitgebern kann es eher egal sein, zu wie viel Forschung der Prof seines zukünftigen Mitarbeiters beigetragen hat. Möglicherweise ist ein Studium an privaten FHs auch tatsächlich mehr an den Erfordernissen des Marktes bzw. von Arbeitgebern orientiert. Aber der Ruf speist sich eben vor allem aus der Forschung.

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vor 19 Minuten, kurtchen schrieb:

Frau Kanzler hat ja darauf hingewiesen, dass die FUH eine Universität ist. Die mir bekannten privaten Anbieter sind FHs. Es gibt zwischen Uni und FH Unterschiede in der Ausrichtung gleichlautender Studiengänge.

 

Ja. Das erklärt nun aber nicht einmal im Ansatz, wie die unterschiedliche Wahrnehmung zur Wertigkeit entsteht. Ich kann mich durch veraltete und didaktisch schlecht aufbereitete Unterlagen an der FUH arbeiten, oder aber das Angebot einer privaten Fernhochschule nutzen und ggf. effizienter zeitgemäßere Inhalte studieren – und werde dann dennoch im Ansehen vieler den "schlechteren" Abschluss haben.

Bearbeitet von Gast
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Gast
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