Und ja, meine Kerngruppenmädels hatten eh recht: wenn man sich einmal überwunden hat, läuft's fast von allein. Ich hatte meinem Interviewpartner auf dessen Wunsch die Fragen vorab geschickt, entsprechend war er vorbereitet und hat fast 40 Minuten lang gesprochen. Ich musste kaum Zwischenfragen stellen, oder das Gespräch lenken. Es war wirklich angenehm und gar nicht schrecklich - nur im Vorfeld, ich war ein nervliches Wrack und völlig durchgeschwitzt, bevor ich Zoom auch nur gestartet hatte. Jetzt muss ich nur noch hinkriegen, mich daran zu erinnern, dass es nicht schrecklich war, wenn ich zu meinem nächsten Interview schreite: #2 findet am kommenden Montag statt, #3 am Dienstag. Das schriftliche Interview habe ich auch schon zur Bearbeitung weggeschickt und #A1 steht auch schon in den Startlöchern, um von mir mit meinen Fragen gelöchert zu werden. Ich würde sagen, das läuft ganz gut im Moment. :)
Ich bin am Abend auch gleich zur Transkription geschritten. Von der letztsemestrigen Übung habe ich noch sehr schlechte Erinnerungen an diese Art von Arbeit: langweilig, extrem langwierig, mühselig. Ich glaube, ich bin an dem 10-minütigen Übungsinterview über 3 Stunden gesessen, bis ich es fertig transkribiert hatte. Ich habe mich auf ähnliches eingestellt: bei 40 Minuten Interview wären das nach Adam Riese 12 Stunden Transkriptionsarbeit!!!
Aber mitnichten!!! Es gibt schließlich Transkriptionssoftware in unterschiedlichsten Ausführungen - das wusste ich nur nicht, als ich das Übungsinterview zu transkribieren hatte. Gelandet bin ich gestern beim völlig kostenlosen oTranscribe und ich möchte es an dieser Stelle auch gleich wärmstes weiterempfehlen, falls ihr es nicht ohnehin aus eigener Erfahrung schon kennt. Man arbeitet in einem Texteditor im Browser, in den man auch das Audio-, oder Videofile hineinzieht. Der unschlagbare Vorteil: man muss nicht mühselig zwischen 2 Programmen (z.B. Word und Quicktime) herumhüpfen, sondern spielt das Interview direkt im Browser ab und startet/stoppt per Esc-Taste. Das geht wunderbar im Schreibfluss, man muss kaum dabei absetzen. Weiters kann man die Stimmen auch bequem verlangsamen, nach einer Pause wird die Aufnahme automatisch um ein paar Sekunden zurückgespult, und man kann per Knopfdruck einfach Zeitstempel einfügen. Das Ganze lässt sich dann bequem in ein .txt File exportieren und von dort nach Belieben in ein Word-Dok einfügen und formatieren.
Resultat: Ich habe 20 Minuten Interview in ca. 1,5 Stunden runtergetippt.
(Um seine eigene Stimme nicht nur im Normalmodus, sondern um ein Vielfaches verlangsamt zu ertragen, braucht es allerdings schon eine gewaltige Portion an Selbstironie. Es ist kaum auszuhalten! So stoned klinge ich nicht einmal, wenn ich tatsächlich stoned bin... lol.)
Ich lese auch gerade Philipp Mayring's "Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken", um mich mit den notwendigen Analysemethoden vertrauter zu machen... denn in Wahrheit habe ich noch gar keinen blassen Schimmer, wie ich die gemachten Interviews dann sinnvoll und wissenschaftskonform weiterverwurschten soll. Aber langsam kommt Bewegung in die Sache... immerhin habe ich mein Proposal mittlerweile auch schon offiziell abgegeben. :)
(image credit: giphy, Fotolia)
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