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MartinGS

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Blogbeiträge von MartinGS

  1. MartinGS
    Hallo zusammen,
     
    nachdem das Thema an anderer Stelle aktuell geworden ist, widme ich mich in diesem Beitrag FAQs für das Thema Promotion im Fernstudium. Ziel ist es, die im verlinkten Beitrag gesammelten Fragen entlang meiner bisherigen Erfahrungen und den geltenden Vorgaben und Rahmenbedingungen zu beantworten. 
     
    0. An wen richtet sich dieser Blogeintrag?
     
    Mit diesem Eintrag gebe ich einen Überblick für all jene, die während oder nach einem Fernstudium mit der Gedanken einer berufsbegleitenden Promotion liebäugeln. Im Forum gab es in den letzten Monaten immer wieder Rückfragen von Interessent*innen zu diesem Thema. Auch wenn der Fokus des Forums eher auf Bachelor- und Masterprogrammen im Fernstudium liegt, möchte ich unserer Community einen Ausblick geben, was danach „on-top“ möglich ist.
     
    1. Wo ist eine nebenberufliche Promotion möglich?
     
    Grundsätzlich könnt ihr in Deutschland an jeder Universität oder Hochschule mit Promotionsrecht ein entsprechendes Vorhaben beginnen. Dabei ist es formal unerheblich, ob ihr das Forschungsprojekt in Präsenz oder berufsbegleitend absolvieren wollt. Solltet ihr eine bestimmte Hochschule im Blick haben, empfehle ich euch die jeweilige Promotionsordnung heranzuziehen.
    Zudem habt ihr die Möglichkeit, entweder direkt oder über Bildungsdienstleister an in- oder ausländischen Hochschulen mit Promotionsberechtigung ein Programm durchzuführen. Hier hat sich eine ganze Menge von Bildungsangeboten auf dem Markt etabliert, die man parallel zum Job wahrnehmen kann.
     
    Hier eine (nicht abschließende) Reihe von möglichen Angeboten für berufsbegleitende Promotionen, die man tlw. als "Fern-Promotion" absolvieren kann:
     
    Programm der FOM über die Universität Sopron und die UCAM Murcia Programm der HFH an der MATE Hungarian University of Agriculture and Life Sciences Leadership-Kultur-Stiftung, u.a. in Zusammenarbeit mit dem KIT Karlsruhe PhD-Programm des IfM mit der Mendel-Universität in Brünn (Brno) European Centre of Research der University of Gloucestershire (ehem. IHP-Online) Programm der Vienna International Studies mit der UNIBIT Sofia DBA-Programm der FH Mittelstand mit der University of Worcester DBA-Programm der KMUAkademie mit der Middlesex University London PhD-Programm der HS Kempten mit der Ulster University Promotionsmöglichkeiten an der FernUni Hagen DBA-Programm der Munich Business School mit der Sheffield Hallam University DBA-Programm der SRH Hochschule Berlin mit der Liverpool John Moores University PhD-Programm der RFH Köln mit der Loughborough University  
    2. Welche Arten von Promotionsverfahren gibt es?
     
    Aus struktureller Sicht lassen sich zwei Formen der Verfahren unterscheiden.
     
    Unstrukturierte Promotionsverfahren machen in Deutschland immer noch den mit Abstand größten Teil aus. Hierbei handelt es sich um das Verfahren, das man zumeist als wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in an einem Lehrstuhl durchläuft: Hier geht man seiner wissenschaftlichen Tätigkeit nach und arbeitet parallel über einen Zeitraum X selbstständig an seinem Forschungsthema – bis einen der/ die Betreuer*in für weit genug hält, um die Ergebnisse in Schrift zu gießen und einzureichen. Dabei organisieren sich Doktorand*innen komplett eigenständig, was gleichermaßen Segen und Fluch für die Betroffenen sein kann.
    Ein strukturiertes Promotionsverfahren liegt hingegen dann vor, wenn man z.B. an einem Graduiertenzentrum in Vorbereitung der eigentlichen Forschungsarbeit eine Reihe von Kursen belegt. Typischerweise werden die Doktorand*innen in solchen Zentren in Themen wie Wissenschaftstheorie und -methodik geschult und enger während ihrer Vorhaben begleitet, sodass sie insgesamt mehr Struktur bei ihrem Forschungsprojekt erhalten. Mitunter werden diese Qualifizierungsangebote auch als Hochschulzertifikat angeboten, mit denen man ECTS-Punkte erwerben kann (wie z.B. hier).
    Die meisten der in 1. gelisteten Angebote fallen in die Kategorie der strukturierten Promotionsprogramme rein.
     
    3. Wieso wird bei Promotionen so oft mit Universitäten aus dem Ausland kooperiert?
     
    Meiner persönlichen Erfahrung nach sind strukturierte Promotionsverfahren für Fernstudierende die geeignetere Option, da sie – wie der Name verrät – mehr Struktur geben und sie sich dadurch besser organisieren lassen. Das macht sie nicht schwerer oder einfacher, aber besser beherrschbar. Klassische Promotionsprogramme an deutschen Universitäten sind zumeist nicht auf Berufstätige, sondern auf eine wissenschaftliche Vollzeittätigkeit vor Ort zugeschnitten. Als Berufstätige*r hat man nicht die gleichen Möglichkeiten wie die Mitarbeitenden an Universitäten, die tagtäglich in Präsenz und im Forschungsteam Kontakt zur Welt der Wissenschaft halten.
    Hier gehen ausländische Universitäten, insbesondere aus dem angelsächsischen Raum, einen deutlich pragmatischeren Weg. Aus diesem Grund sind bspw. DBA-Programme aus dem UK bei Bildungsdienstleistern weit verbreitet, weil sie eine für Vollzeit-Berufstätige zugeschnittene Option zur Promotion bilden. Auch klassische PhD-Programme sind strukturierter als die „deutsche Durchschnittspromotion“, wodurch sie außerhalb des akademischen Umfelds besser händelbar sind.
     
    4. Welche Arten von Promotionsabschlüssen gibt es und wie dürfen diese getragen werden?
     
    Sprechen wir von einer „echten“ Promotion, reden wir zunächst einmal immer von einem Abschluss auf der dritten Stufe des Bologna-Systems. Für Abschlüsse von inländischen Universitäten ist das kein Problem: Der Abschluss lässt sich genau in der verliehenen Form vor dem Namen tragen und als Kurzform in die Ausweisdokumente eintragen. In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Doktorgraden, zu denen u.a. gehören (nicht abschließende Auflistung):
     
    Dr. agr. Dr.-Ing. Dr. iur. Dr. med. Dr. med. dent. Dr. med. vet. Dr. oec. Dr. paed. Dr. phil. Dr. PH. Dr. rer. biol. hum. Dr. rer. medic. Dr. rer. nat. Dr. theol.  
    Auf Wikipedia findet ihr hier eine ausführlichere Übersicht.
    Üblicherweise werden all diese Abschlüsse im Alltag in der Kurzform „Dr.“ vor dem Namen geführt, z.B. auf der Visitenkarte, in E-Mails oder in sonstigem Schriftverkehr. Ob man sie in der Kurz- oder Langform trägt, ist jedem bzw. jeder selbst überlassen.
     
    5. Und wie sieht es mit ausländischen Abschlüssen aus?
     
    Für ausländische Abschlüsse gelten bestimmte Vorgaben der KMK. Demnach gilt der Grundsatz: Wird ein ausländischer Grad von einer staatlichen oder einer nach dem jeweils geltenden Recht staatlich anerkannten Hochschule erworben, so darf dieser in der Originalform oder in der geläufigen Abkürzungsform inklusive Herkunftszusatz getragen werden. Hat man also einen DBA an der Middlesex University London erworben, so wäre die korrekte Grundform:
     
    Max Mustermann, Doctor of Business Administration (Middlesex University) oder
    Max Mustermann, DBA (Middlesex University)
     
    Bei Hochschulen der EU, des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) sowie einigen weiteren Staaten kommen begünstigende Regelungen für die Führung von akademischen Graden inkl. Doktorgraden zu tragen. Diese begünstigenden Regelungen sind auch in die jeweiligen Vorgaben der Länder (ggf. in unterschiedlicher Formulierung, aber alle mit den gleichen Grundaussagen) überführt worden. Gemäß dieser dürfen Doktorgrade wahlweise auch in der Originalform bzw. der Kurzform ohne Herkunftszusatz, oder auch als „Dr.“ vor dem Namen und ohne Fachzusatz getragen werden.
    Für Herrn Mustermann, der seinen DBA an der Middlesex University erworben hat, wären also auch die folgenden Formen zulässig:
     
    Max Mustermann, DBA oder
    Dr. Max Mustermann
     
    Wichtig: Es dürfen nicht beide möglichen Formen gleichzeitig getragen werden (also hier: Dr. Max Mustermann, DBA). Dies wäre unzulässig.
     
    Als „Randphänomen“ aus Tschechien und der Slowakei gibt es neben der Promotion auf der dritten Stufe des Bologna-Systems noch die sog. kleinen Doktorate. Diese sind zumeist deutlich kürzer (Regelstudienzeit meistens 12 Monate), befähigen formal nicht zum selbstständigen wissenschaftlichen Arbeiten und dürfen nicht als „Dr.“ vor dem Namen getragen werden. In der Vergangenheit gab es den einen oder anderen Politiker, der ein kleines Doktorat absolviert, es aber als "großes" Doktorat verkauft hat. Das macht sie nicht automatisch wertlos (Bildung zahlt bekanntlich immer die besten Zinsen), jedoch sind sie weniger verbreitet und haben demnach mglw. weniger Renommée.
    Folgende kleine Doktorate gibt es u.a. – die übrigens auch von einigen Bildungsdienstleistern im deutschsprachigen Raum angeboten werden (siehe etwa hier):
     
    JUDr. – Doktor der Rechte PaedDr. – Doktor der Pädagogik PharmDr. – Doktor der Pharmazie PhDr. – Doktor der Philosophie (Betriebs-, Geistes-, Sozial-, Bildungs- und Erziehungswissenschaften) RNDr. – Doktor der Naturwissenschaften  
    Hat Herr Mustermann z.B. ein solches kleines Doktorat erworben, so wäre die korrekte Führung:
     
    PhDr. Max Mustermann
     
    Ein absolutes No-Go – insbesondere bei ausländischen Hochschulgraden – sind käuflich erworbene „Ehrendoktorgrade“ von unseriösen Titelmühlen. Darunter versteht man Doktorgrade, die man ohne wissenschaftliches Promotionsverfahren, jedoch käuflich gegen eine Gebühr erwerben kann. Eine kurze Suche bei Google zeigt euch dutzende Möglichkeiten auf, um an vermeintlichen Hochschulen einen Dr. h.c. in Freundschaft oder Esoterik zu erwerben. Das mag als witziges Geburtstagsgeschenk vielleicht noch taugen. Das unzulässige Tragen von akademischen Abschlüssen ist jedoch eine Straftat gemäß § 132a StGB dar und kann euch im schlimmsten Fall eine Gefängnisstrafe einbringen. Lasst die schlechten Scherze also auf Geburtstagen und druckt sie euch bloß nicht auf die Visitenkarte. Wirklich nicht.
     
    6. Wie läuft ein Promotionsstudium grundsätzlich ab?
     
    Unabhängig ob strukturiert oder unstrukturiert – am Anfang stehen eine Idee und die Suche nach einem geeigneten Betreuer/ einer geeigneten Betreuerin. Meistens bietet es sich an, unabhängig von der Universität ein Research Proposal zu verfassen, d.h. eine Themenskizze mit Titel, Problemdarstellung, methodischem Vorgehen, Zeitplan und einer ersten Liste an Literatur. Mittlerweile bieten viele Universitäten Handlungsempfehlungen zur Verfassung von Research Proposals an (z.B. Exeter oder Gloucestershire), die man als Anhalt nutzen kann.
    Hat man ein gutes Research Proposal und damit eine „gute“ Vision, wohin die Reise gehen soll, hängt es im weiteren von der Strukturierung des Programms und von jedem einzelnen Lehrstuhl bzw. jedem/ jeder Betreuenden ab, wie ein Promotionsprojekt ablaufen kann.
    An einer deutschen Universität ohne Struktur könnte der Ablauf wie folgt aussehen:
     
    Einreichen des Proposals beim bzw. bei der jeweiligen Professor*in Positives Feedback des/ der Betreuer*in und Aufnahme in die Promotionsliste der Universität Selbstständige Erarbeitung des Forschungsthemas, beginnend bei der Literaturrecherche und der Methodik Durchführung von Doktorandenseminaren am Lehrstuhl, dabei: Einholen von Feedbacks Einarbeiten von Feedback und Wiederholung von Schritt 3) + 4) Wenn bei Schritt 5) eine ausreichende Reife durch den/die Betreuer*in festgestellt wird: Beginn der Forschungsphase (z.B. Durchführung Experiment, Experteninterviews, Entwicklung eines Prototypen etc.) Analyse und Auswertung der Forschungsdaten Validation und fortlaufende Diskussion mit dem/ der Betreuer*in zum Thema Ggf. Wiederholung von Schritt 7) und 8), bis das Forschungsergebnis „rund genug“ ist Durchführung eines Oberseminars, bei dem die Zwischenergebnisse der Fakultät vorgestellt werden Wenn das Ergebnis des Oberseminars positiv ist: Erstellung einer v1 der Dissertation mit Lektorat Einreichen der Arbeit Verteidigung vor einer Prüfungskommission (Defensio/ Rigorosum), die aus einem/ einer Vorsitzenden sowie Erst-& Zweitbetreuer*in besteht  
    Demgegenüber läuft es z.B. an meiner Universität im UK wie folgt:
     
    Vorlage der v1 des Proposals Feinabstimmung des Proposals mit dem zukünftigen Supervisor Vorlage des finalen Proposals bei der School und Bewilligung durch den Dean of School Durchführung von Pflichtseminaren zum Thema Forschungstheorie und wissenschaftliches Arbeiten, dabei: Erstellung von Modularbeiten zu den Seminaren Nach Abschluss der Seminare: Verleihung eines postgradualen Zertifikats in Forschungsmethoden (Postgraduate Certificate/ PGCert in Research Methods) Erstellung der Project Approval Form (PAF), um das Forschungsthema final bei der School billigen zu lassen Nach Billigung der PAF: Erstellung der Kapitel zur Literaturrecherche, zum Fachkonzept und zur Forschungsmethodik der Arbeit Wenn die drei Kapitel feinjustiert und mit dem Supervisor abgestimmt sind: Beginn der Forschungsphase (wie oben) Analyse und Auswertung der Forschungsdaten (wie oben) Validation und fortlaufende Diskussion mit dem Supervisor (wie oben) Parallel zu Schritt 9. und 10.: Verfassen der Kapitel zur Analyse/ Auswertung der Forschungsdaten sowie zur Validation der Ergebnisse Sobald der Supervisor einen ausreichenden Fortschritt (= d.h. die Dissertation ist kurz vor Abschluss) sieht: Stellen eines Request for Submission bei der School, bei dem die Einreichung gegenüber dem Dean of School angekündigt wird und letzte Formalismen geklärt werden. Sobald der Request for Submission gebilligt und die Dissertation abgeschlossen ist: Finalisieren und Einreichen der Arbeit Durchführung der Viva Voce vor einer Prüfungskommission, in der Mitglieder der School, aber nicht die Supervisors sitzen.  
    Jede Universität ist beim Ablauf im Detail ein wenig anders – so oder ähnlich kann es jedoch aussehen.
     
    7. Was sollte bei der Erstellung beachtet werden?
     
    Bei der Durchführung der Forschungsarbeit kann man zahlreiche Dinge aufzählen, auf die man achten könnte - je nach Hochschule, Betreuungsperson, Umfeld und persönlicher Situation. Meine vier wichtigsten Punkte, die ich bisher als Lessos Identified mitgeben kann, sind folgende:
     
    Eine Doktorarbeit ist kein Sprint, sondern ein Marathon: Entscheidet man sich für diesen Weg, wird euch dieses Projekt für die nächsten Jahre zusätzlich zum Job, zu familiären und sozialen Verpflichtungen begleiten. Ihr könnt dabei nicht ständig durchsprinten, sondern müsst auch Pausen machen. Ansonsten brennt ihr aus und macht euch kaputt – das ist kein Projekt dieser Welt wert.
     
    Es gibt keine einfachen Abkürzungen bei der Promotion: Auch wenn uns smarte Recherche-, Analyse- und Auswertungstools die Arbeit heutzutage erheblich leichter machen, ist eine Promotion weiterhin Knochenarbeit. Hier möchte ich niemanden entmutigen diesen Schritt zu gehen - wichtig ist es aber ein klares Erwartungsmanagement zu betreiben. Mein akademischer Mentor sagt passend hierzu immer: Wissenschaft sind 5% Inspiration und 95% Transpiration – das kann ich nur dreimal dick unterstreichen. Versucht auch gar nicht erst aufgrund eines Motivations-Tals der Tränen einen Ghostwriter einzukaufen, denn der kann euch zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr weiterhelfen. Wer den Doktorgrad haben möchte, muss sprichwörtlich leiden und alle 5 Phasen der Promotion durchlaufen. Sorry, da gibt es keine Abkürzung! 😅
     
    Eine Promotion macht man aus Spaß an der Wissenschaft, nicht (nur) für die Visitenkarte: Wer glaubt, dass man „mal so eben“ eine Beraterpromotion in kürzester Zeit erledigen möchte – go for it! Ist aber meiner Meinung nach der falsche Ansatz. So ein Vorhaben scheitert erfahrungsgemäß schnell daran, wenn man das ganze nur wegen der magischen zwei Buchstaben vor dem Namen, nicht aber aus einem Mindestmaß an intrinsischer Freude an der Wissenschaft macht. Ein Stück selbstständige Forschung zu leisten ist ein Commitment, das einen für die Zukunft prägt – und nicht nur ein Hot-Wash-Up auf der Karriereleiter nach oben darstellt.
     
    Eine Doktorarbeit sollte kein Einzelkampf werden: Egal, was für ein cooler Typ/ eine coole Typin ihr seid – so eine Doktorarbeit kostet nicht nur Zeit und Aufwand, sondern benötigt auch Akzeptanz in eurem sozialen Umfeld. Ihr macht euch die Arbeit ungemein einfacher, wenn ihr Menschen um euch herum habt, die euch bei der Arbeit unterstützen. Seien es nun Freunde, die Verständnis für eure Pläne haben – oder der Arbeitgeber, der euch womöglich extra Freiräume für die Erstellung der Arbeit gibt.
     
    8. Was wird beim Thema Promotion am meisten unterschätzt?
     
    Die Rolle von Selbstmanagement und Motivation. Wie bereits oben geschrieben: Diese Art von Projekt ist ein Dauerlauf, bei dem ihr mehrere Jahre lang ein Ziel vor Augen habt und (idealerweise) nicht aufgeben könnt, wenn ihr am Ende dem Abschluss haben möchtet. Es ist dabei auch überhaupt nicht schlimm zwischendurch ein Motivationstief zu haben. Die große Kunst ist es aber immer wieder aufzustehen, die Krone zu richten und weiterzumachen. Siehe auch Phase 3 der Promotion….
     
    9. Muss ich bei einer Promotion publizieren und auf Kongresse gehen?
     
    Das kommt drauf an. Grundsätzlich hilft es einem/ einer ungemein weiter, Zwischenergebnisse zu publizieren und z.B. auf einer Konferenz vorzustellen, weil man dadurch neue Blickwinkel und Impulse zur eigenen Arbeit bekommt. Jede zusätzliche Verpflichtung zur eigentlichen Arbeit ist jedoch ein zusätzlicher Aufwand, den man in das Gesamtvorhaben einplanen muss. Möchte man seine Dissertation als Monografie schreiben, sind separate Publikationen – je nach Promotionsordnung der jeweiligen Universität - nicht zwingend erforderlich. Bei sog. kumulativen Dissertationen sind sie hingegen Pflicht, weil die Forschungsleistung als eine Art Sammelband von Publikationen dokumentiert wird (mehr Details im nächsten Punkt).
    Meine Empfehlung hierzu: Nutzt bspw. Doktorandenforen auf Forschungskongressen, um euch Ideen und Perspektiven von außen einzuholen – aber behaltet immer Aufwand und Nutzen im Blick.
     
    10. Welche Formen von Dissertationen gibt es und wie lang sind diese?
     
    Gerade eben wurde das Thema schon angeschnitten: Es zwei Formen von Dissertationen, in denen man die Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit in einer Promotion dokumentiert.
    Monografien stellen ein in sich geschlossenes, logisches Einzelwerk im Sinne eines einzelnen "dicken Buchs" dar. Je nach Fach können die Inhalte unterschiedlich sein, oftmals finden sich aber die folgenden Gliederungspunkte in einer Monografie :
     
    Einleitung Literaturrecherche Darstellung Forschungsmethodik Analyse der Forschungsdaten Vorstellung des Ergebnisses Validation und Diskussion der Inhalte Zusammenfassung und Ausblick Literaturverzeichnis ggf. Anlagen  
    Eine kumulative Dissertation hingegen ist eine Samlung von mehreren eigenständigen Publikationen, die durch eine Synopse am Anfang und eine Diskussion bzw. Zusammenfassung am Ende "eingerahmt werden". Dadurch, dass der/die Forscher*in die Inhalte der Publikationen über die Jahre hinweg erstellt und publiziert, ergibt sich dadurch ein tendenziell geringerer Aufwand beim Runterschreiben der Arbeit, weil die wichtigsten Inhalte schon vorliegen. Eine solche kumulative Dissertation könnte bspw. die folgende Struktur haben:
     
    Einleitung Synopse der Forschungsbeiträge Publikation 1..n Diskussion der Kerninhalte Zusammanfassung und Ausblick Literaturverzeichnis  
    Beide Formen haben jeweils ihre Vor- und Nachteile. Eine Monografie ist ein einzelnes, logisches Werk, an dem man als einziges Dokument (sofern nicht durch weitere Publikationen flankiert) arbeitet. Idealerweise hat es einen durchgängigen roten Faden, den man sukzessive aufbauen und weiterspinnen kann. Diese Form der Dissertation erfordert meiner persönlichen Meinung mehr Selbstmanagement, weil es hier nicht nötig ist im laufenden Verfahren bereits zu schreiben. Das führt bei manch Promovierend*en dazu, dass er/sie die gesamte Schreibarbeit auf einmal am Ende durchführt - was ziemlich aufwendig sein kann.
    Kumulative Dissertationen haben den offenkundigen Vorteil, dass man - weil man seine Paper im laufenden Verfahren produziert - den Schreibaufwand über die Zeit der Promotion tendenziell eher verteilt und am Ende weniger Schreibarbeit als bei einer Monografie hat. Auf der Haben-Seite stehen dafür die zusätzlichen Aufwände, die bei einer Publikation auftreten (Peer Review-Verfahren, Zuschnitt der Paper-Inhalte auf bestimmte Konferenzen/ Journals, administrative Abwicklung zur Veröffentlichung der Paper), und die Herausforderung einen geeigneten roten Faden für die Paper zu spinnen, obwohl diese womöglich in unterschiedlichen Publikationsformaten mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten hinterlegt sind.
     
    Die Gesamtlänge einer Dissertation kann dabei sehr unterschiedlich ausfallen. Meiner persönlichen Erfahrung liegen Dissertationen in Deutschland häufig zwischen ca. 150 und 250 Seiten, jedoch kann man hier keine Pauschalaussage machen. Aufällig ist beim Thema Länge, dass diese auch international sehr stark variiert. An meiner Uni im UK sind z.B. an der Business School Arbeiten mit 400 Seiten+ keine Seltenheit, während z.B. in den USA eine PhD-Thesis oftmals nur den Umfang einer deutschen Masterarbeit (ca. 80-100 Seiten) hat.
     
    11. Was heißen die Begriffe Disputation, Rigorosum und Kolloquium?

    Diese drei Begriffe stehen für unterschiedliche Formen der mündlichen Abschlussprüfungen, die (abgesehen von den Formalismen) nach der Einreichung der Dissertation folgen und hier in Deutschland üblich sind. Je nach Hochschule und Promotionsordnung ist eine dieser Formen zu absolvieren:
     
    Eine Disputation ist ein wissenschaftliches Streitgespräch. Der/ die Promovend*in hält einen Vortrag über die Inhalte der Arbeit und muss danach die eigene Leistungen vor dem Promotionsausschuss verteidigen. Ziel dieses Formats ist es aufzuzeigen, dass sich der/ die Promovend*in der wissenschaftlichen Kritik der Prüfenden stellen und seine Ergebnisse im Diskurs verteidigen kann.
     
    Ein Kolloquium kann als eine Art "abgeschwächte" Form der Disputation gesehen werden. Statt eines kritischen Streitgesprächs handelt es sich hier eher um einen Gedankenaustausch: Nach dem Vortrag zum Promotionsthema steigt der/ die Promovend*in in ein Diskussion über die Inhalte der Arbeit und z.B. mögliche Folgeuntersuchungen ein und wird gegenüber einer Disputation eher weniger "in die Mangel genommen".
     
    Ein Rigorosum unterscheidet sich von der Disputation und dem Kolloquium dadurch, dass in der Abschlussprüfung nicht ausschließlich das Promotionsthema, sondern ein ganzer Fächerkanon abgefragt wird. D.h. der/ die Promovend*in muss belegen, dass er/sie über das Thema der Disseration hinaus eine bestimmte Wissenschaftsdisziplin kompetent vertreten kann.
     
    Weitere Informationen zu diesen Prüfungsformen findet ihr auf hochschulkompass.de. Sie sind zwar durch die HRK normiert, jedoch sind die Übergänge bspw. zwischen Disputation und Kolloquium fließend. Auch kann es sein, dass bei der Prüfung - abhängig vom Prüfungsort - formale Abweichungen z.B. zur Teilnahme Externer bestehen. So kann eine Disputation an einer Hochschule A hochschulöffentlich, an der Hochschule B wiederum unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.
     
    Im internationalen Kontext hängt die Form der Abschlussprüfung stark vom jeweiligen Staat ab. Da auf dem Markt der Fernstudienanbieter häufig britische Angebote zu finden sind, hebe ich die sog. Viva Voce vor (meistens nur Viva genannt). Während die o.g. Prüfungsformen in Deutschland tendentiell 45-60 Minuten lang sind, dauert eine Viva durchschnittlich ca. zwei Stunden. Sie verfolgt dabei zwei Ziele:
     
    Der/ die Promovend*in weist durch ihr/ sein Wissen nach, dass die Arbeit wirklich die eigene ist, indem er/ sie ein umfassendes Detailwissen über das Forschungsprojekt vorweist, und er/ sie weist nach, dass er/ sie eine kompetente Forschungsperson sind.  
    Ganz nach dem Motto "Vom Groben ins Feine" fängt man bei dieser Prüfung mit Einstiegsfragen an, anschließend "wühlen" sich die Prüfenden durch die einzelnen Inhalte der Arbeit - von der Literatur bis hin zum Beitrag für die Scientific Community. Sobald die Prüfung abgeschlossen ist, folgt die Bewertung, die nicht nur aus Bestanden/ Nicht bestanden besteht. Es ist sehr unüblich, dass die geprüfte Person als "immediate pass" oder "immediate fail" bewertet wird (Bezeichnungen können je nach Uni abweichen, sind inhaltlich aber identisch). In den meisten Fällen lautet das Ergebnis "Pass - minor changes" (man muss vor der finalen Einreichung einige kleine Details innerhalb der nächsten Wochen nacharbeiten) oder "Pass - major changes" (man muss einige größere inhaltliche Anpassung über mehrere Monate hinweg durchführen). Auch gibt es je nach Uni die Möglichkeit, dass - wenn die Arbeit nach Ansicht der Komission nicht das Niveau eines PhD erreicht - mit einem Master of Philosophy (MPhil) ein sog. Opt Out-degree verliehen wird.
    Weitere Details zum Thema Viva Voce findet ihr u.a. hier.
     
    12. Wie schnell kann der Abschluss erreicht werden?
     
    Eine Promotion ist gemäß Bologna-Vorgaben äquivalent zu einer dreijährigen Vollzeittätigkeit in der Forschung. Üblicherweise kann man bei den meisten o.g. Promotionsprogrammen seine Dissertation nach frühestens drei Jahren einreichen, tlw. auch früher. Die durchschnittliche Dauer für ein Promotionsprojekt in Deutschland lag zuletzt bei ca. 4,5 Jahren. Je nachdem, welches Thema ihr untersucht und an welcher Universität ihr seid, kann die Länge variieren.
    Übrigens: Ich finde es reichlich unseriös, wenn Bildungsdienstleister z.B. mit einer "möglichst effizienten Promotion in kürzester Zeit" werben. Jeder und jede ist aufgrund der persönlichen Rahmenbedingunge, daher muss man sein eigenes Tempo entwickeln. Wirbt ein Dienstleister damit, trotz aller privaten und beruflichen Verpflichtungen z.B. in 1,5 Jahren fertigzusein, dann zeugt das meiner Ansicht nach nicht unbedingt vom Niveau des Programms.
     
    13. Ab wann darf man die magischen Buchstaben "Dr." tragen?
     
    Das hängt von der jeweiligen Universität ab. Grundsätzlich gilt: Sobald ihr eine beurkundete Bescheinigung hierfür habt - entweder in Form einer vorläufigen oder der offiziellen Promotionsurkunde. Meistens ist es für die Ausstellung der Urkunde erforderlich, dass die Dissertation in geeigneter Weise, z.B. durch die Bibliothek der Universität, in einem Verlag oder auf dem Portal der Deutschen Nationalbibliothek publiziert sind. Manche Universität bietet zudem die Möglichkeit, nach der Promotionsprüfung, aber noch vor der Verleihung der Promotionsurkunde den vorläufigen Grad Dr. des. (für doctor designatus) zu führen.
    An dieser Stelle empfehle ich nochmals nachdrücklich den Blick in die jeweilige Promotionsordnung, weil jede Hochschule eigene Vorgaben dazu stellen kann.
     
    14. Welchen Nutzen kann eine Promotion bringen?
     
    In erster Linie öffnet man mit einer abgeschlossenen Promotion das Tor zur Welt der Wissenschaft. Hat man zudem berufliche Erfahrungen gesammelt (was für die meisten Fernstudierenden gilt), kann man bspw. meist problemlos als HAW-Professor*in an einer Hochschule anfangen. Auch hat man damit die Option, sich als Dozent*in an einer Hochschule bzw. einer Universität ein zweites Standbein aufzubauen.
    Davon abgesehen können – sowohl in der Industrie, als auch im öffentlichen Dienst – die magischen zwei Buchstaben „Dr.“ vor dem Namen einen Karriere-Boost bewirken. Wer eine Promotion abgeschlossen hat, dem/ der wird oftmals Durchhaltefähigkeit, analytisches und ganzheitliches Denken, sowie die Fähigkeit für das Managen komplexer Projekte nachgesagt. Dadurch hebt man sich von anderen Bachelor- und Masterabsolvent*innen nochmals ab. Und auch, wenn alternative Wege nach oben bspw. mit einem MBA-Abschluss möglich sind, so stellt ein Doktorgrad in vielen Bereichen immer noch den Goldstandard dar.
    Das strahlt bis ins Zivile hinein, wo ein Doktorgrad trotz aller Plagiatsfälle immer noch etwas Ehrwürdiges, fast schon Aristokratisches hat. Manch eine*r vergleicht den Grad mit einem Adelstitel – und spätestens wenn man beim Arzt vom Chef als „Lieber Kollege“ angesprochen wird, weiß man, was damit gemeint ist. Auch wenn ich selbst reichlich wenig von dieser Art Standesdünkel halte: Ein Doktorgrad stellt in unserer Gesellschaft eine gewisse Ehrenwürde dar, die den Absolvent*innen nicht nur akademisches, sondern auch gesellschaftliches Prestige bringt.
     
    15. Wo und wie kann ich mich seriös zum Thema berufsbegleitende Promotion informieren?
     
    Einen seriösen Ansprechpartner findet ihr bei eurem jeweiligen Bildungs-/Kultusministerium sowie beim Sekretariat des KMK. Speziell für Fragen zu ausländischen Abschlüssen (und die haben wir bei Bildungsdienstleistern für berufsbegleitende Promotionen oft vorliegen) gibt es mit der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen eine eigene Ansprecherstelle, die unter der Adresse zabservice@kmk.org zur Verfügung steht.
    Darüber hinaus haben wir neben mir noch weitere Promovierende, die euch mit euren Fragen oder Anliegen unterstützen können. Gerne seid ihr auch eingeladen, Fragen unter diesen Blogeintrag zu schreiben.
     
    Cheers,
    Martin
  2. MartinGS

    Monats-Update
    Hallo zusammen,
     
    2024 ist schon ganze 42 Tage alt - dennoch habe ich mich bislang vor einem Monats-Update erfolgreich gedrückt. Und erneut gelobe ich - wenn auch schon zum wiederholten Mal - Besserung 😅
     
    Der Januar und Februar standen - wieder - ganz im Zeichen der Sisyphus-Arbeit aKa Transkription. Mittlerweile bin ich bei Proband #9 von #45 (yiha, endlich bald zweistellig!) angekommen. Einerseits sind das 201 bereinigte Seiten - andererseits stehen noch knapp 1150 Seiten aus. Ich habe mir dazu eine kleine Excel Chart gebastelt, um den Überblick bei der Arbeit nicht zu verlieren. So sieht der Stand aktuell aus:
     

     
    Manch eine*r mag sich jetzt fragen: Warum dauert das denn so lange, wenn er seine Transkripte schon mit f4x vorverarbeitet hat? Die Antwort ist einfach: Weil ich mich (mehr oder minder) bewusst dafür entschieden habe den schweren Weg zu gehen. Und weil ich dabei zugegebenermaßen etwas naiv war.
    Wie in meinem Beitrag von Juni '23 dargestellt, ist mir das Feedback meiner Probanden aus Integritätsgründen wichtig. In meinem Fall ist das Vorgehen ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ermöglicht das den Teilnehmenden im Nachgang z.B. zusätzliche Inhalte hinzufügen oder ggf. falsch oder irreführend beschriebene Inhalte im Nachgang zu korrigieren.
    Andererseits erhöht das Einholen von Feedback den händischen Aufwand für Nacharbeiten enorm, weil die Transkripte für solch ein Feedback in geeigneter Form aufbereitet sein müssen. "Geeignet" heißt, dass die geäußerten Inhalte verständlich und nachvollziehbar zu digitalem Papier gebracht werden. Da das gesprochene Wort meistens nicht grammatikalisch und orthografisch korrekt ist, sondern neben Füllwörtern wie "Äh" auch Wiederholungen, Gedankensprünge, unverständliche Passagen, etc. enthält, müssen die Inhalte ggf. angepasst werden. Das bedeutet, dass sie z.B. zu grammatikalisch korrekten Sätzen oder Aussagen umgestellt werden müssen, um die Lesbarkeit und Nachvollziehbarkeit zu erhöhen. Das ist eine besondere Herausforderung, weil man die Bedeutung jedes Satzes und jeder Aussage als Forscher*in keinesfalls ändern darf, um die Authentizität der Forschungsdaten zu erhalten. Damit ist ein sehr gewissenhaftes Durcharbeiten jedes Transkripts von Anfang bis Ende nötig, um den Spagat zwischen Nachvollziehbarkeit und Verständlichkeit auf der einen, und Authentizität auf der anderen Seite zu erhalten. Hier haben mir die Bücher von Brinkmann & Kvale (2018) und von Bell et al. (2022) eine gute Guidance gegeben. Wie bei Kvale und Brinkmann (2018) sinngemäß steht: Es gibt keine "richtige" und keine "falsche" Transkription - nur eine "nützliche" oder "weniger nützliche" Dokumentation, um das Forschungsprojekt voranzubringen.
     
    In meinem Fall heißt das: Ich gebe mich weiterhin der mühseligen Sisyphus-Arbeit hin. "Slow and steady", wie eines meiner persönlichen Vorbilder in der Populärkultur sagen würde. Und dafür setze ich mir gleich den nächsten Kaffee auf.
     
    In diesem Sinne,
    Cheers!
     
    Martin
     
     
  3. MartinGS

    Monats-Update
    Hallo zusammen,
     
    der vergangene Monat stand ganz im Zeichen von "Mühsam nährt sich das Eichhörnchen". Seit dem letzten Mal arbeite ich schwerpunktmäßig an der Evaluation in meinem Arbeitsumfeld weiter, während die anderen Baustellen eher in den Hintergrund getreten sind. Aber eins nach dem anderen:
     
    Das Interview-Konzept zu der Evaluation ist mittlerweile gut "durchgeschliffen", die Erhebungssystematik hat bis heute noch diverse Prüfschleifen durchlaufen, bis wir innerhalb der Autorenschaft zufrieden waren. Neben der Harmonisierung von Inhalten aus der vorhandenen Literatur standen wir vor allem vor der Herausforderung, die Systematik pragmatisch und realistisch umsetzbar zu gestalten. Abgefragte Aspekte (die wir in der Literatur identifizieren konnten) haben wir aufgrund der Anzahl an vielen Stellen verdichtet bzw. zusammengefasst, damit die Erhebung bei den Proband*innen nicht zu langwierig, sondern ein guter Kompromiss zwischen Informationsbreite und Detaillierungstiefe wird. So haben wir die ursprüngliche Anzahl an Fragen von über 200 auf (Stand Heute) knapp 80 heruntergebrochen bekommen, wovon etwa 40% mithilfe von Likert-Skalen und ca. 60% durch Freitextfelder beantwortet werden sollen. Hier hat es sich einmal mehr bewährt, dass ich mir mit mit Bryman et al. (2019), Saunders et al. (2019), Creswell & Creswell (2018) und Oates et al. (2022) eine breite Basis an forschungstheoretischer Grundlagenliteratur zum Nachlesen zugelegt habe 😅 
    Als Nächstes werden wir bei dieser Baustelle in die internen Beteiligungsgremien gehen, um (so der Plan) dann in Richtung Ende Mai/ Juni in die erste Phase der Erhebung zu gehen. Der weitere Fahrplan sieht wie folgt aus (hier haben wir uns v.a. an Bryman et al., den Konzepten aus dem Requirements Engineering gemäß IREB CPRE sowie der Double Diamond-Theorie - siehe bspw. hier - orientiert):
     
    Phase 1 der Erhebung: Online-Befragung mit dem entwickelten Konzept + Dokumentation/ Transkription der Daten Analyse der Ergebnisse aus Phase 1 und Erstellung eines Zwischenberichts Phase 2 der Erhebung: Durchführung von Live-Interviews entlang dem entwickelten Konzept in Form eines semi-strukturierten Interviews (diese dienen vor allem dazu, die ansonsten statisch erhobenen Ergebnisse aus der Phase 1 zu vertiefen und bei Bedarf tiefer bei den Interviewees nachzubohren). + Dokumentation/ Transkription der Daten Analyse der Ergebnisse aus der Phase 2 Zusammenführung der Erkenntnisse aus den Phasen 1 und 2 und Aufbereitung als interner Ergebnisbericht Parallel zu 5.: Entwicklung/ Erstellung des Publikationstexts als Proceedings- (ggf. auch Journal-)Beitrag  
    Rechnet man entsprechende Bearbeitungs- und Pufferzeiten zusammen kommen wir (hoffentlich) Ende des dritten Quartals bei der abschließenden internen Bearbeitung raus. Merke: Das (wie mein Supervisor liebevoll meinte) "mini project" wird dann aller Voraussicht nach doch nicht so klein wie ursprünglich erwartet. Im Gegenzug sollte der Stoff mindestens für eine Publikation ausreichen - was uns im Team deutlich mehr anspornt, als man es in so einem stark anwendungsgeprägten Kontext erwarten würde. Immerhin zählen in der Praxis die Ergebnisse (im besten Fall "Speed Boats", "Low-hanging fruits", "Quick Wins"... [setze hier ein beliebiges, anderes Berater Buzzword]) und nicht die schnöde Theorie 🙃
     
    Wie oben angeklungen, hat sich währenddessen im Methodik-Kapitel der Diss nicht allzu viel Neues getan. So arbeite ich mich aktuell (in kleineren Schritten, als mir lieb wäre) durch Yin (2018) und Oates et al. (2022) durch. Bis ich diese Inhalte sinnvoll im Kapitel untergebracht habe, wird wegen der Evaluation (siehe oben) noch ein wenig Zeit vergehen.
    Gleiches gilt auch für das Theorie-Kapitel und das Interview-Konzept für die Diss: Sobald die aktuelle Baustelle abgearbeitet ist, werde ich erstere wieder verstärkt angehen.
     
    Zum Abschluss dieses Eintrags gibt es noch ein kleines Schmankerl zu vermelden. Nachdem letzten Monat der Project Approval-Prozess abgeschlossen wurde, habe ich vor zwei Wochen Post aus England bekommen:
     
     

     
    Mit diesem Postgraduate Certificate (siehe auch hier) ist nicht nur die erste Phase des Promotionsprogramms formell abgeschlossen, der/ die Promovierende hat zudem eine "vorzeigbare" Qualifikation mit einem Umfang von 30 ECTS-Punkten (bzw. im UK: 60 CATS-Punkten) erworben. Ein toller, motivierender Bonus, wie ich finde 😎
     
    In diesem Sinne, schönen Abend noch an alle und Cheers!
    Martin
     
    P.S. Wir hatten hier im Forum vor nicht allzu langer Zeit die Diskussion darüber, ob Urkunden wegen potentieller Fake-Hersteller als Bilder öffentlich geteilt werden sollten. Hier hat die Universität gleich doppelt vorgesorgt: Neben den beiden Sicherheitsmerkmalen (siehe u.a. Hologramm und Reactive Hot Spot) wird für jedes Zertifikat eine eindeutige Referenznummer vergeben, die genau einer Person (= dem/ der Absolvent*in) zugeordnet ist. Das hindert zwar dreiste Urkundenfälscher*innen nicht daran, Fake-Dokumente zu erstellen - jedoch kommt man Leuten mit solchen Dokumenten spätestens mit der internen Referenznummer schnell auf die Schliche. Daher sehe ich die Angelegenheit eher entspannt.
  4. MartinGS

    Wissenswertes
    Hallo zusammen,
     
    … und noch ein frohes neues Jahr an all diejenigen, die durch Zufall über diesen Blog gestolpert sind! 😉
    Im heutigen Beitrag dreht es sich um die ProfiLehrePlus, also ein Zertifikatsangebot der bayrischen Universitäten für die Professionalisierung der Hochschullehre.
     
    Warum Professionalisierung in der Hochschullehre?
    Möchte man eine Hochschulkarriere einschlagen, braucht es neben der wissenschaftlichen Qualifikation auch methodisch-didaktische Fähigkeiten sowie Kenntnisse zu hochschulbezogenen Rahmenbedingungen (Verwaltungsvorgaben bei Prüfungen, gesetzliche Grundlagen etc.) – gute Forschende sind nunmal nicht automatisch gutes Lehrpersonal und umgekehrt. In der Vergangenheit war man (und ist man teils bis heute) in deutschen Hochschullandschaft oftmals auf sich gestellt und hat sich Hochschullehre nach dem Prinzip „Learning by doing“ selbst beigebracht. Zwar erhält man an Universitäten mit einer Habilitation formal die Qualifikation zur selbstständigen Lehre, aber machen wir uns nichts vor: bis heute besteht ein Großteil der Habilitationsverfahren vor allem daraus, nach der Promotion ein zweites dickes Buch zu produzieren. Außerdem ist man heutzutage bereits deutlich früher aktiv in der Lehre eingebunden: Während Vorlesungen noch vor nicht allzu langer Zeit den grauen Eminenzen einer Fakultät vorbehalten war, werden diese heute sowohl an Unis, als auch an HAW’s teilweise schon von erfahrenen Masterabsolvent*innen oder jungen Promovierten verantwortet.
     
    Was ist die ProfiLehrePlus?
    An dieser Stelle knüpft das Programm ProfiLehrePlus in Bayern an. Ziel ist es, Doktorand*innen und junge Promovierte an bayrischen Universitäten frühzeitig für eine gute Lehre zu qualifizieren. Für Angehörige der jeweiligen Unis wird hierfür eine kleine Selbstbeteiligung fällig, sodass das Zertifikat „E13-freundlich“ ist. Alle durchgeführten Seminare werden unter den teilnehmenden Unis gegenseitig anerkannt, sodass man bspw. als Mitglied einer Münchener Uni regelmäßig auch mit Kolleg*innen aus Bamberg, Bayreuth oder auch Passau zusammensitzt.
     
    Wie ist die ProfiLehrePlus aufgebaut?
    Sobald die Voraussetzungen erfüllt sind, wird durch jeweilige Uni das Zertifikat in drei möglichen Stufen ausgestellt: Grundstufe (60+ Unterrichtseinheiten/ UE), Aufbaustufe (120+ UE) und Vertiefungsstufe (200+ UE). Die Seminare werden jeweils fünf unterschiedlichen Themenfeldern zugeordnet:
     
    A Lehr-/ Lernkonzepte: Hier geht es um die zielorientierte Konzeption und methodisch sinnvolle Umsetzung von Lehrveranstaltungen sowie um die Unterstützung von Lernprozessen und die Motivation Studierender. B Präsentation und Kommunikation: Hier geht es um die Ausgestaltung von Lehrformaten unter rhetorischen und methodisch-didaktischen Gesichtspunkten. Dazu gehören die Verwendung geeigneter Medien, Kommunikations- und Moderationstechniken. C Prüfen: Hier geht es um die regelkonforme Planung, Durchführung und Kontrolle von Prüfungen. Das bedeutet, dass Prüfungen nicht nur rechtlich einwandfrei sind, sondern auch auf die jeweiligen Lernziele der Studierenden zugeschnitten sind. D Reflexion und Evaluation: Bei diesem Themenfeld dreht es um die Reflektion des eigenen Lehrverhaltens und der kritischen Auseinandersetzung der Lehrperson mit sich selbst. Dazu werden Methoden vermittelt, wie die eigene Lehre evaluiert werden kann, sowohl aus studentischer als auch aus kollegialer Sicht. E Beraten und Begleiten: Hier geht es darum, Coaching-Kompetenzen mithilfe verschiedener Beratungs- und Betreuungstechniken aufzubauen und sich so als guter Sparring-Partner für die Studierenden bei Rückfragen oder auch im wissenschaftlichen Diskurs zu fungieren.  
    Auf der Grundstufe muss Grundlagenwissen aus allen fünf Bereichen nach Vorgabe der jeweiligen Hochschule erbracht werden. In der Aufbaustufe braucht man dann in allen Bereichen eine erfüllte Mindestzahl an UE, die zentral vorgegeben sind. In der Vertiefungsstufe schließlich wird der Schwerpunkt auf Lehrprojekte, Lehrberatung und Hospitationen an anderen Hochschulen gelegt. Auf diese Weise fördert die Teilnahme an der ProfiLehrePlus auch das Networking im akademischen Umfeld.
     
    Wie läuft die Teilnahme genau ab?
    Auf der Seite der ProfiLehrePlus wählt man sich aus dem Katalog aller Seminare die für sich passenden Veranstaltungen in den jeweiligen Themenbereichen aus und bucht diese auf dem Portal. Anschließend erhält man eine Bestätigung mit ggf. Zahlungsmodalitäten per E-Mail. Auch wenn die Corona-Pandemie mittlerweile kaum mehr eine Rolle spielt, finden die meisten Seminare weiterhin virtuell via Zoom statt - das ist sehr dankbar, gerade wenn man das Zertifikat berufsbegleitend und von einem anderen Standort aus absolviert.
    Nach dem jeweiligen Seminar und je nachdem, ob noch weitere Leistungen zur bloßen Anwesenheit gefordert sind, trägt der/die Trainer*in dann die geleisteten UEs in das Portal ein. Sobald man genug Punkte insgesamt sowie aus allen Themenfeldern zusammen hat. kann man (ebenfalls über das Portal) die Ausstellung des Zertifikat bei Universität beantragen. 
     
    Wie sieht das Zertifikat am Ende aus?
    Hierzu habe ich ein Foto angehängt 😉
     
    Was bringt die ProfiLehrePlus formal?
    Durch die Teilnahme an dem Programm erhält man ein Universitätszertifikat, das hochschuldidaktische und weitere hochschulbezogenen Kompetenzen nachweist. Die ProfiLehrePlus ersetzt nicht eine erfolgreiche Habilitation, sondern stellt ein ergänzendes Qualifizierungsangebot dar.
     
    Warum habe ich mich für das Zertifikat entschieden?
    Da ich einen britischen PhD absolviere, falle ich später aus dem deutschen Promotions-/ Habilitationsschema heraus, weil man im UK mit dem Abschluss der Promotion auch die Befähigung zum selbstständigen Lehren an Universitäten erhält. Auch, wenn ich neben dem Berufsleben bereits einige Zeit im akademischen Umfeld unterwegs bin, ist es mir wichtig, mich für die Lehre gezielt fortzubilden. Dadurch, dass die Seminare der ProfiLehrePlus zu großen Teilen virtuell stattfinden, kann man diese auch relativ gut berufsbegleitend absolvieren, sodass das Zertifikat mit einem Vollzeitjob kompatibel ist.
     
    Was ist mein Fazit?
    Wenn ihr mit dem Gedanken spielt, in die akademische Lehre zu gehen, kann ich euch so ein Angebot nur wärmstens empfehlen. Selbst wenn ihr bereits, bspw. durch Inhouse-Schulungen in eurer Firma oder durch andere Trainings rhetorisch geschult seid, vermitteln Angebote wie die ProfiLehrePlus gezieltes Wissen, um eine gute Lehre durchzuführen und Studierende bei ihrer Arbeit kompetent zu betreuen. Neben Bayern gibt es vergleichbare Angebote bspw. auch in Niedersachsen oder auch in NRW. 
     
    Wie geht es weiter?
    Nachdem ich das Zertifikat in der Grundstufe absolviert habe, liegt der Fokus in 2023 eindeutig auf der Diss. Sobald ich wieder mehr Freiraum habe, plane ich die Aufbaustufe draufzusetzen, um meine Lehrkompetenzen weiter zu vertiefen.
     
    In diesem Sinne,
    Cheers!
    Martin

  5. MartinGS
    Hallo in die Runde!
     
    Dies ist der erste Eintrag, den ich über mein berufsbegleitendes Promotionsvorhaben an der University of Gloucestershire in England verfasse.
     
    Zunächst ein paar Worte zu meiner Person:
    Ich bin (Stand heute) 30 Jahre alt, verheiratet, wohne in München und bin als IT-Offizier in der Bundeswehr tätig. In meiner aktuellen Verwendung bin ich seit Anfang 2018, in der ich mittlerweile ein Team an der Schnittstelle zwischen fachdienstlichen Vorgaben und der Realisierung von IT-Projekten leite.
     
    Von 2011 bis 2015 habe ich an der Universität der Bundeswehr München Wirtschaftsinformatik (B.Sc.) und Technologiemanagement und Wirtschaftsinformatik (M.Sc.) studiert. Für mich war schon früh klar, dass es damit nicht enden sollte und dass ich gerne noch ein Promotionsvorhaben anstoßen wollte. Daher bin ich auch bis heute eng mit der Professur verbunden, an der ich seinerzeit meine studentischen Arbeiten - quasi vom ersten Studienprojekt bis hin zur Masterarbeit - absolviert habe.
    Mein ursprünglicher Plan war es, nach dem Masterstudium unmittelbar dort anzuknüpfen - doch aus vielerlei Gründen klappte das nicht: Das Forschungsprojekt aus meiner Studienzeit lief aus, es fehlten die organisatorischen Rahmenbedingungen, die passende Stelle an der Professur gab es nicht und daneben verschlug es mich in eine ziemlich arbeits- und reiseintensive Verwendung. So blieb (und bleibt) es bis heute lediglich bei einer Nebentätigkeit, dessen Inhalte jedoch nicht für eine Promotion in Frage kämen.
     
    Vor dem Hintergrund wurde mir Stück für Stück klar, dass mein Plan nicht mehr realistisch war. Jedoch wollte ich die Zeit nicht ungenutzt lassen, bis ich mich inhaltlich neu orientiert und sich neue Rahmenbedingungen ergeben hatten. Nachdem ich mich im Erststudium v.a. auf die Informatik- und Informatik-nahen Inhalte konzentriert hatte, fiel der Entschluss, diese 'Zwischenphase' für eine betriebswirtschaftliche bzw. Management-Weiterbildung zu nutzen. Und so kam ich nach einiger Zeit der Marktsichtung und Abwägung der Alternativen zur WBH, wo ich bis zum März diesen Jahres Engineering Management (MBA) studiert hab (das ist zwar nicht Gegenstand diese Blogs - aber wer Fragen und Anmerkungen zu dem Studium hat, kann mich gerne via PN anschreiben).
     
    Parallel zum Fernstudium an der WBH informierte ich mich dann über berufsbegleitende Promotionsmöglichkeiten in Deutschland. Hierbei bin ich auch auf die Blogs von @SebastianL, @Frantic oder @DerPate gestoßen, die einen individuellen und für sie passenden Weg gefunden hatten. Wie die drei Mit-Blogger auch, habe ich die Landschaft der anbietenden Hochschulen und Bildungsanbieter gesichtet. Welche Überlegungen hatte ich dabei?:
     
    Mit Hinblick auf die hohe Arbeits- und Reisebelastung war es mir wichtig, ein strukturiertes Format mit einer intensiveren Betreuung zu wählen. Leider habe ich in der Vergangenheit immer wieder Fälle erlebt, in denen Leute (sowohl berufsbegleitend, als auch in Vollzeit als WiMi vor Ort) viel zu lange an der jeweiligen Universität gesessen und über viele Jahre hinweg keinen oder nur sehr schwer einen Griff an ihren Promotions-Henkel bekommen haben. Seien es nun Mehrfachbelastungen (Drittmittelprojekt, Lehre, eigene Forschung) oder eine unzureichende Betreuung durch einen Mentor - solch widrigen Umständen wollte ich mich parallel zum Job nicht hingeben. Auf dem Markt gibt es hierzu eine Menge Alternativen, die schon @Frantic in seinem Blog aufgeführt hat. Jedoch konnten mich viele einschlägige Anbieter nicht überzeugen.
    Insbesondere die DBA-Programme kamen aufgrund meiner geplanten thematischen Ausrichtung (--> Wirtschaftsinformatik mit deutlich höherem IT- und Fachanteil) nicht infrage. Auch die stark wirtschaftswissenschaftlich ausgelegten Programme der HFH mit der Universität Kaposvár, die FOM mit der UCAM oder das IFM mit der Mendel-Universität waren damit raus. Am Ende waren im süddeutschen Raum die Hochschule München (Koooperation mit der University of Plymouth) und eben IHP-Online mit der University of Gloucestershire übrig, wobei beide Anbieter mit dem Standort München passten.
    Einerseits ist das Angebot der University of Plymouth gegenüber dem der University of Gloucestershire preislich deutlich attraktiver (mit aktuell 2700 GBP pro Jahr gegenüber 8700 GBP). Andererseits sprachen die konsequente Ausrichtung auf Berufstätige, z.B. mit dem Flying Faculty-Konzept (d.h. die Präsenzseminare werden vor Ort im Münchener Büro durchgeführt - außer im Falle einer Pandemie 😉), sowie einige Erfahrungsberichte aus meinem Bekanntenkreis für IHP-Online.  
    Nach einer Informationsveranstaltung im Februar, der Auswahl eines geeigneten Supervisors, der Ausarbeitung eines zwölfseitigen Proposals bis Ende Juni und den ersten Meetings über Skype und MS Teams dann stand für mich die Entscheidung fest, an die UniGlos zu gehen.
    Natürlich wird der/ die geneigte Leser*in sich jetzt fragen: "Waaaaaaas?! PhD in England?! Und was ist mit dem Brexit??"
    Hierzu habe ich mir zwischenzeitlich von der KMK ein Info geben lassen - nach dem Ende der Übergangsfrist zum 01.01.21 wird es ein Äquivalenzabkommen zwischen Deutschland und dem UK geben, sodass der britische Abschluss auch weiterhin als "Dr." hierzulande getragen werden darf. Abgesehen davon wird das UK weiter im Bologna-Raum bleiben, sodass britische Abschlüsse z.B. an deutschen Hochschulen ebenfalls anerkannt bleiben.
     
    Diese Info ist natürlich nicht rechtsverbindlich und kann sich je nach Stimmung des Premiers auch kurzfristig ändern - allerdings bin ich mir sehr sicher, dass die zahlreichen Absolvent*innen britischer Abschlüsse im deutschsprachigen Raum genügend Lobby für die Angelegenheit haben. Falls ich hierzu eine Neuigkeit haben sollte, werde ich sie natürlich gerne hier teilen!
     
    Wie geht es nun weiter?
    Bereits Ende September fand das Webinar zum ersten PhD Module statt. Dies und die zugehörigen Erfahrungen bis heute werden Gegenstand des nächsten Eintrags werden.
     
    Bis dahin, bleibt gesund!
    MartinGS
     
  6. MartinGS

    Monats-Update
    Hallo zusammen,
     
    das kommende Forschungsmodul MR402 lässt auch weiter auf sich warten. Wie ich vor kurzem von unserem Course Lead erfahren habe, wird das zugehörige Seminar erst wieder Ende Juni angeboten. Demnach wird sich der Abschluss des Moduls auch auf etwa Ende September/Anfang Oktober hinziehen. Allerdings will ich die Zeit bis dahin nicht vergeuden, sondern sie so gut wie möglich nutzen.
     
    Seit dem letzten Blogeintrag fanden zwei Supervision Meetings mit meinem Erstbetreuer statt. Während der Austausch mit dem Doktorvater/der Doktormutter ind Deutschland erfahrungsgemäß stark von dem bzw. der jeweiligen Betreuer*in abhängt, wird der Punkt an britischen Universitäten deutlich strukturierter durchgeführt. Je nach Bedarf finden die Meetings in einem zwei- bis vierwöchigen Turnus statt, hier bespricht man die aktuellen Arbeitsschritte, holt sich Feedback zum aktuellen Sachstand ein und legt den weiteren Way Ahead fest. Um den Zeitraum bis zum MR402-Seminar zu überbrücken, arbeite ich an zwei Baustellen:
     
    Bis zum Stichtag 31.05.2021 will ich auf Basis der Ergebnisse aus dem Assignment zu MR401 eine erste Publikation einreichen, in der ich auf den aktuellen Stand der Wissenschaft und Praxis in meinem Themenumfeld eingehe. Der/die geneigte Leser*in wird schnell erahnen, dass es sich hier um eine Literature Review handeln wird. Diese werde ich wie folgt durchführen: Rechercheplattformen (in meinem Fall: Google Scholar, ScienceDirect, IEEExplore, AISEL, ProQuest, JSTOR, Springer Link und PubMed) werden mithilfe einer bestimmten Kombination von KeyWords durchsucht. Um die Aktualität der zu untersuchenden Inhalte sicherzustellen, wird die Suche auf Publikationen mit einem Alter <= 10 Jahren eingegrenzt. In einem ersten Schritt werden die Suchergebnisse einer ersten Filterung anhand der Titel und der Key Words unterzogen. Danach folgt ein zweiter Durchgang, in dem die Abstracts gelesen und anhand dessen die Anzahl der relevanten Publikationen weiter eingegrenzt wird. Im dritten Durchgang schließlich werden die übrigen Publikationen jeweils von vorne bis hinten durchgearbeitet (an diesem Punkt hänge ich aktuell 😅). Hieran entscheidet sich dann auch, was es am Ende in die Literature Review schafft und was nicht. Die Ergebnisse, die bei diesem Vorgang am Ende zusammen kommen, werden kritisch gewürdigt und in ein Conceptual Framework gegossen. Das bedeutet, dass die bekannten Inhalte aus der Wissenschaft debattiert und mit Hinblick auf das übergreifende Thema miteinander in Kontext gesetzt wird, sodass die jeweilige Forschungslücke nachvollziehbar wird. Zum Schluss des Conceptual Frameworks steht die Forschungsagenda, in der anhand der gegenüber gestellten, ausgewerteten Literatur Untersuchungslücken für das mögliche weitere Vorgehen aufgezeigt werden. Je nach Autorenschaft und thematischer Ausrichtung des Papers kann diese Agenda unterschiedlich ausfallen. Denkbar ist es beispielsweise, dass 3-5 Themenfelder stichpunktartig dargestellt und mit einem Rational begründet werden. Meine zweite Baustelle ist die Project Approval Form (PAF). Hierbei handelt es sich um eine weiterentwickelte Form des initialen Proposals, in der das Forschungsprojekt in einer stark eingedampften, auf den Punkt gebrachten Fassung beschrieben wird. Hierbei spielen neben einer fokussierten Darstellung des Forschungsdesigns (im Falle von empirischen Erhebungen oder bei allen möglichen Formen von Experimenten, an denen Menschen beteiligt sind) ethische Aspekte im Umgang mit Probanden einen wichtige Rolle: Hier müssen die Guidelines der Hochschule sowie Handlungsleitfäden der jeweiligen Wissenschaftsdisziplinen eingebracht werden.
    Insgesamt wird sich die PAF auf etwa 8-10 Seiten belaufen, wobei ein Großteil durch ein Template der Hochschule vorgegeben ist.  
    Mein Plan ist es, das Template der PAF laufend durch die Erkenntnisse aus der Literature Review anzufetten und damit zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Von den Zeitlinien her ist es zwar ambitioniert, das Paper bis Ende Mai fertig zu kriegen (aktuell hänge ich wie gesagt noch daran, die vorhandenen Quellen von A bis Zink durchzuarbeiten), aber insgesamt sollte das machbar sein.
     
    In der Zwischenzeit ist das Infektionsgeschehen wieder fast so schlimm wie zu Weihnachten, sodass wir in der Dienststelle auch weiter im Schwerpunkt aus dem Home Office arbeiten sollen. Nach acht Wochen Abwesenheit muss ich aber in der kommenden Woche wegen einen Pflichttermin in Präsenz vor Ort sein. Die Gelegenheit werde ich auch gleich dazu nutzen, (privat und dienstlich) die Post zu leeren und den üblichen OrgBesorg eines Wochenendpendlers zu erledigen. Drei Monate nach Bezug der Wohnung sollte ja irgendwann der berühmte GEZ-Brief kommen 🙃
     
    Bis dahin, bleibt gesund!
    Martin
  7. MartinGS

    Monats-Update
    Hallo zusammen,
     
    nach den ersten zwölf Interviews aus dem vergangenen Eintrag habe ich pünktlich bis Mitte vorletzter Woche 40 Durchgänge geschafft. Damit habe ich den Großteil meiner Rohdaten vorliegen und kann mit der Bearbeitung der Transkripte und der weiteren Arbeit anfangen. Bislang bin ich bei einer Gesamtlänge von 70:29 Std. raus gekommen, die mit f4x vorverarbeiteten Transkripte haben einen Gesamtumfang von ca. 1700 Seiten.
    Ich würde ja gerne "Ich habe fertig mit Interviews" sagen, allerdings haben sich noch einige Nachzügler*innen ab Mitte kommenden Monats angemeldet, sodass ich vrstl. bei einer Gesamtzahl von 45-49 Probanden kommen werde. Ausgehend von den bisherigen Erfahrungen wird sich die Gesamtlänge der Rohdaten um ca. 7 bis 14 Stunden und Umfang der Transkripte dann um ca. 130-180 Seiten erhöhen. Das sollte aus meiner Sicht dann endgültig genug sein, um eine fundierte Ausgangsbasis zu bilden. Falls ihr hierzu Vergleichswerte habt, sagt gerne Bescheid - ich freue mich auf eure Impressionen 😉
     
    In den nächsten Wochen stehen noch die Terminvereinbarungen mit den Nachzügler*innen und die Überarbeitungen der Transkripte an. Mein Ziel ist es, unter der Woche nach der Arbeit eine Aufnahme pro Tag zu schaffen und mit den vorliegenden Entwürfen bis ca. im August fertig zu werden. Anschließend schicke ich diese zurück an die Interviewees (sofern sie dies gewünscht haben), damit sie das Transkript absegnen können. Dieser Punkt ist mir nicht nur aus Integritätsgründen wichtig - zudem hoffe ich darauf, dass den Probanden weitere Dinge einfallen, die sie dann nachträglich hinzufügen bzw. etwaige Unklarheiten ausbügeln können. 
     
    Die größte Herausforderung dabei wird sein, dass ich seit dieser Woche auf zwei Laufbahnlehrgängen meiner Firma in Hamburg bin und die Temperaturen nicht unbedingt dazu motivieren, sich nach einem Arbeitstag bis ultimo auf den Hosenboden hinzusetzen. Das umfangreiche Freizeitangebot der Hafenmetropole tut dabei das übrige. Drückt mir die Daumen, dass der Wille stark genug bleibt 😅
     
    Cheers,
    Martin
     
  8. MartinGS

    Monats-Update
    Hallo zusammen, 
     
    das Wetter schlägt Kapriolen, im Rheinland gab es die Tage teils 20 cm Neuschnee und für nächste Woche sind in München 18° angesagt - das kann nur eines heißen: dass der Frühling naht und es Zeit für einen neuen Blogeintrag wird 🤓
     
    Und nachdem sich die letzten Monate wirklich wie Kaugummi gezogen haben, gibt es gleich zwei Erfolgsmeldungen zu verbuchen:
     
    Die Literature Review und damit Kapitel 2 ist als v1 ist abgenommen: Die letzte Arbeitsversion mit 50 Seiten Umfang und 164 Quellen ging im Februar an meinen Supervisor und hat (endlich!) eine Reife erreicht, um sie als Basis für die weitere Arbeit heranzuziehen. Zwar gibt es jetzt schon einige absehbare Stellen, an denen ich später erneut in medias res gehen werden muss- das ist aber erst einmal zweitrangig. Der rote Faden steht und (bis zum Finalisieren der Thesis) und damit werde ich auch ins Rennen gehen. 
    Ein wichtiger Punkt, den man sich in solchen Situationen als Verfasser*in einer wissenschaftlichen Arbeit vor Augen vorhalten muss: Irgendwo und irgendwann muss man einen Cut setzen. Da sich die Welt weiter dreht und sich täglich potentiell neue Erkenntnisse zu einem Forschungsthema ergeben können, wird man nie die eine "Goldrandlösung" bekommen, sondern sollte hier nach dem Pareto-Prinzip arbeiten. Natürlich muss der Status Quo eine hinlängliche Qualität haben, aber unter dem Strich wird er immer ein Status Quo bleiben und nach schon geringer Zeit ggf. inhaltlich veralten. Meine Expert*inneninterviews sind nach schlappen sechs Monaten Bearbeitungszeit nunmehr auch durch das letzte Beteiligungsgremium genehmigt worden, sodass der Weg frei für die empirische Datenerhebung ist. Ich sage euch, der Satz

    "Im Rahmen der 223. ordentlichen Sitzung hat das Gremium hierüber beraten und dem Vorgang zugestimmt."

    geht nach der Zeit des Hinterherlaufens, Erklärens, Nachjustierens und der anderen administrativen Hürden runter wie Butter 🥳  
    Was steht als Nächstes an?
    Mit dem Haken an der Literature Review geht es unmittelbar weiter mit dem Conceptual Framework (siehe für Details meinen Eintrag von August/ September'22) und dem Methodik-Kapitel. Da sich ein Conceptual Framework inhaltlich gut aus einem entsprechenden Stand der Literatur ableiten lässt, habe ich im Februar bereits eine erste Version an meinen Supervisor vorgelegt. Zwar erfordert sie noch einige Verfeinerungen (hier gibt es kein "Richtig" und "Falsch", sondern nur ein "Zweckmäßig" vs. "Unzweckmäßig"), jedoch sehe ich das bei einem Umfang von ca. 5 Seiten Netto-Text eher als Durchlaufposten an. 
    Das nächste dicke Brett ist das Methodik-Kapitel, bei dem ich bisher mit folgender Grobgliederung arbeite:
     
    Erkenntnistheoretische Grundlagen: Hier geht es darum, die eigene Methodik entlang der "Research Onion" nach Saunders et al. (2019) strukturiert abzuleiten und damit die Durchgängigkeit der Methodik vom Erkenntnisinteresse bis hin zu den konkreten Erhebungsmethoden zu gewährleisten. Design Science Research für Informationssysteme: Hier geht es um die Grundlagen und die Einordnung sowie das (grundsätzliche) Tooling der Wissenschaftsdisziplin Informations Systems Research (ISR) bzw. Wirtschaftsinformatik, bei der die Entwicklung und Anwendung von entwickelten Ergebnisartefakten (z.B. Modellen, Tools, Demonstratoren etc.) in einem soziökonomischen Kontext im Fokus steht. Das bedeutet, dass Informationssysteme wie bspw. digitale Plattform nicht losgelöst als technische Artefakte, sondern immer in Zusammenhang mit der jeweiligen betrieblichen und organisatorischen Rahmenbedingungen untersucht werden.  Vorstellung des Anwendungsfalls: Da ich die empirische Datenerhebung für die Primärforschung in einem bestimmten Anwendungsfall durchführe, stelle ich hier entlang der Grundlagen zur Case Study Research nach Yin (2018) und Runeson et al. (2012) meinen Handlungskontext und die konkreten Methoden sowie den Ablauf der Erhebung  vor. Auch wird hier (kurz) darauf eingegangen, welche Analysemethoden bei den erhobenen Daten genutzt werden. Gestaltungsmethoden für das Ergebnisartefakt: In diesem Kapitel stelle ich dar, mit welchen Methoden ich mein Ergebnisartefakt entlang der Erkenntnisse aus meinem Anwendungsfall entwickle. Validation des Ergebnisartefakts: Hier werde ich - analog zu Punkt 4 - darstellen, mit welchen Methoden ich mein Ergebnis validiere Ethische Aspekte: Last but not least ist es für die wissenschaftliche Integrität wichtig darzustellen, welche ethischen und ggf. rechtlichen Aspekte bei der Bearbeitung berücksichtigt/ eingebunden worden sind. Da sich das Thema Integrität querschnittlich über das gesamte Vorhaben streckt, bietet sich ein entsprechender Passus hier an.
    Ich habe mittlerweile viele Arbeiten gelesen, in denen dieses Thema entweder gar nicht oder nur sehr oberflächlich behandelt wird. Nach den Plagiatsaffären der letzten 12 Jahre sollte jede forschende Person für dessen Zweck sensibilisiert sein und es angemessen in eigenen Ausarbeitungen (insbesondere in Monographien wie einer Thesis) berücksichtigen.  
    Natürlich kann ich das Kapitel noch nicht "fertig" schreiben, weil z.B. die genauen Inhalte und  die Form der Validation zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht bekannt sind und auch nicht bekannt sein können. Mein Ziel ist es aber, bis auf den Punkt 5. alle Inhalte soweit "vorzeigbar" vorzubereiten und damit das Go für die weitere Arbeit einzuholen. Nebenher gilt es, den zugehörigen Interviewleitfaden und Einladungsschreiben mit Informed Consent vorzubereiten sowie in der kommenden Zeit Probanden zu identifizieren, Termine zu vereinbaren und diese Termine auch durchzuführen. Dazu kommen noch die Transkription der Interviews sowie deren Auswertung mit CAQDAS (Computer-Assisted Qualitative Data Analysis Software). Wie man sieht, werde ich bis zum Jahresende bei einem geplanten Umfang von ca. 25-30 Interviews gut zu tun haben.
    Aber first things first: Erst die Methodik, dann die Grundlagen, dann die Durchführung. Das ist auch der Handlungsschwerpunkt der ca. nächsten drei Monate, in denen ich mit den Interviews selbst fertig werden will. Da ich im Modul MR402 bereits viele Grundlagen zur den o.g. Punkten erarbeitet habe, sollte die Fleißarbeit mit dem Methodik-Kapitel 'straight-forward' in den kommenden Wochen erfolgen, sodass ich im April und Mai mit den eigentlichen Interviews fortsetzen will. In dieser heißen Phase stehen auch alle anderen Nebenbaustellen zur Promotion (inklusive "Nicht-mehr-Mini-Projekt", weitere Publikationen etc.) erst einmal on hold.
     
    Cheers,
    Martin
  9. MartinGS

    Monats-Update
    Hallo Community!
     
    Wie in meinem letzten Blogeintrag angekündigt, werde ich heute über meine Erfahrungen berichten, die ich zum Start in das PhD-Progranm gemacht habe. 
     
    Bevor ich jedoch zum eigentlichen Verlauf komme, möchte ich nochmals auf die Proposal-Erstellung eingehen. Mein Mentor aus dem Erststudium sagte passend dazu immer: "Zeig mir deinen Projektplan und ich sage dir, wie das Projekt endet".
    Eine ähnliche Philosophie verfolgt auch das Team der UniGlos bei der Erstellung des Proposals: Während man für die Zulassung zum DBA-Programm deutlich weniger Aufwand investieren muss, ist für das PhD-Programm eine deutlich elaboriertere Ausarbeitung notwendig gewesen. So wird hier bereits vorausgesetzt, dass man bezüglich forschungstheoretischer Ansätze nicht nur den berühmten Schuss ins Blaue setzt, sondern eine schon relativ deutliche Strategie für das Vorgehen bei dem Projekt darlegt - ganz nach dem obigen Motto.
     
    Glücklicherweise konnte ich hier von den Erfahrungen aus meinem Erststudium profitieren, sodass ich keine großen Probleme hatte (damals setzten wir uns u.a. auch intensiv mit Forschungsmethoden und Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens auseinander). Für den/ die eine*n oder andere*n könnte das abschreckend wirken, insbesondere wenn man ein eher anwendungsorientiertes Studium absolviert hat. Allerdings kann ich auch hier sagen: Nur keine Panik, ein Proposal ist keine Rocket Science! Die Lecturers und Advisors unterstützen einen schon vor der Zulassung mit wertvollen Tipps, worauf man bei der Verfassung zu achten hat. Abgesehen davon werden auch genügend Hinweise auf einschlägige Grundlagenliteratur gegeben, die man zur Rate ziehen kann. Beides natürlich unter der Prämisse, dass man sie anschreibt und um Unterstützung bittet (was meiner Erfahrung nach problemlos klappt).
     
    Die Gliederung einer solchen Themenskizze könnte dann bspw. am Ende so aussehen (natürlich ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit, dies dient nur als Anhalt):
     
    Einführung/ Problemumfeld: Was ist der thematische Scope bzw. das Forschungsumfeld? Und was in diesem Umfeld stellt eine konkrete Forschungslücke bzw. eine Klasse von noch nicht ausreichend untersuchten Problemen in der Wissenschaft (und Praxis) dar? Gesamtziel: Was ist - in einem oder zwei kurzen Sätzen - die übergreifende Zielsetzung, die man mit dem eigenen Forschungsprojekt avisiert? Teilziele: Welche Zwischenschritte sind geplant, um dieses übergreifend formulierte Ziel zu erreichen? Sachstand aus Forschung und Praxis: Was ist der derzeitige Status Quo in der Literatur in dem Themenumfeld? Welche Erkenntnisse gibt es aus wissenschaftlichen Publikationen und welche Lücken weisen diese möglicherweise auf? Forschungsmethodik: Welche grundsätzliche Philosophie verfolgt das Projekt und welches Forschungsdesign bzw. welche Vorgehensweise soll genutzt werden, um die oben genannten Ziele zu adressieren? Zeitplanung: In welchen Monats- und Jahresscheiben mit welchen Projektphasen ist die Durchführung des Forschungsprojekts geplant (bspw. als Gantt-Chart)?  
    Sobald man einen ersten Draft des Dokuments abgefasst und abgeschickt hat, geht dann das Feedback-Pingpong los: Je nach Qualität und Reife der Inhalte erhält man Rückmeldung von den Supervisorn zur Einarbeitung, anschließend geht das ganze von vorne los. Sobald das Proposal einen ausreichenden Reifegrad erreicht hat, geht es für den PhD an den Course Lead der jeweiligen School, in der man thematisch am nächsten ist - in meinem Fall war das noch die School of Business and Technology (Mittlerweile wurde sie in Business School und School of Computing& Engineering aufgeteilt).
     
    Das "Go" des Course Leads war schließlich der Startschuss zum Einschreiben. Gegenüber Hochschulen in Deutschland lief das erfrischend modern - anstatt überall beglaubigte Kopien in n-facher Ausfertigung hinzuschicken, konnte ich alles auf einem Portal im PDF-Format hochladen. Etwa zwei Wochen später bekam ich dann die Zusage zum Programm via Email. Kurz darauf erhielt ich auch die Zugänge zum Studienportal, Uni-Mail und den anderen IT-Ressourcen. Trotz zwei Masterabschlüssen in der Vergangenheit war es ein echtes Highlight für mich, die neue Mailadresse nutzen zu können 😄
     
    Ende September war es schließlich soweit, das erste Modul stand an. Aufgrund der andauernden COVID-19 Pandemie und der zuletzt wieder steigenden Fallzahlen (die im UK nochmal deutlich schlimmer sind, als bei uns), fand das entsprechende Seminar als Webkonferenz in MS Teams statt. Hierbei hatte ich die komfortable Situation, dass wir gerade mal mit eineinhalb Leuten drin saßen - eineinhalb deswegen, weil der zwei Kommoliton parallel zu dem Modul beruflich gebunden war und deswegen nicht durchgängig in der Konferenz dabei sein konnte. Das stellte jedoch kein Problem für die Lecturer dar, die ihr Thema routiniert und viel Motivation durchgezogen haben und den Kommoliton immer wieder ins Boot geholt haben.
     
    Thema des Moduls waren dabei:
     
    Methodological Fundamentals - An Introduction to Research Philosophy: Hier ging es um forschungstheoretische Grundlagen sowie um Grundsätze von verschiedenen, methodischen Ansätzen (Realist vs. Interventionist vs. Constructivist, Qualitative vs. Quantitative vs. Mixed& Multi Methods, Cross-sectional vs. Longitudinal Research) Research Methods and Analysis: Gegenstand dieses Blocks waren die verschiedenen Forschungs- und Analysemethoden und -instrumente, um primäre Forschungsdaten zu erhalten und auszuwerten (Beispiele: Surveys, Fallstudien, Interviews, Focus Groups, Observations etc.).  
    Aufgrund der sehr kleinen Lerngruppe sind wird deutlich schneller mit den Inhalten des Moduls durchgekommen, sodass wir zwei statt drei Tage (Donnerstag-Samstag war geplant, Freitag waren wir durch) benötigten. Zum Abschluss erhielt ich auch die Deadline für das erste einzureichende Paper, das bis kurz vor Weihnachten vorliegen muss.
     
    Was hat sich in den dreieinhalb Wochen seitdem getan? Leider musste ich die Arbeit an dem Paper bisher zurück stellen, nachdem es aktuell zwei weitere Baustellen gibt. So hat einerseits in diesem Monat eine sechsmonate Weiterbildung begonnen, andererseits fand diese Woche eine zweitägige Schulung statt. Beschweren, dass mir bis zum Jahresende langweilig wird, kann ich mich jedenfalls nicht 😉
     
    Damit ist der Blog auf dem letzten Stand der Dinge (Augenringe! Höhö. Ok, pardon.). In der nächsten Woche steht der Induction Day - also das Einführungsevent - für die Teilnehmer*innen des PhD-Programms an der UniGlos an, der auch wieder virtuell abgehalten wird. Auch wenn es zuletzt nicht mit dem Essay für das Modul vorangegangen ist, freue ich mich auf die Veranstaltung und werde von ihr - und natürlich auch von den neuesten Entwicklungen bei mir - im nächsten Eintrag berichten.
     
    Cheers!
    Martin
  10. MartinGS

    Monats-Update
    Hallo zusammen,
     
    wie im April und Mai auch, steht der laufende Monat erneut im Zeichen von Org und Besorg. Der Start für das Evaluations-"Mini Projekt" verschiebt sich leider wieder nach hinten, da entgegen der bisherigen Pläne nun doch das ganz große Verwaltungsfass geöffnet wird und ein relativ umfangreicher Bewilligungsprozess durchlaufen werden muss. Dieser bürokratischen Aufwand muss zwar abgearbeitet werden, aber nach den bereits umfassenden Vorarbeiten der letzten Monate mache ich drei Kreuze, wenn das Thema erledigt ist. Deutschland und seine Liebe zur Bürokratie können manchmal echt frustrierend sein, ich sag's euch - von einem "Mini" Projekt werde ich in Zukunft jedenfalls nicht mehr sprechen😅
     
    Als überzeugter Wintermensch tun der Sommer und die knackigen Temperaturen draußen ihr Übriges zur Motivation für das Promotionsprojekt. Bei allen Inhalten, die bereits vorliegen und bis zur Primärdatenanalyse "nur noch" zusammengeführt werden wollen, bewahrheitet sich die Weisheit meines akademischen Mentors erneut, der immer zu sagen pflegte (und es immer noch tut):
     
     
    Bleibt mir also nur übrig, die Zähne zusammenzubeißen und für den Erfolg fleißig weiter zu schwitzen - in der Hoffnung, dass es in den kommenden Tagen zwischendurch mal ein bisschen abkühlt 🤓
     
    Bis ich jedoch ernsthaft inhaltlich an der Thesis weiterarbeiten und die eigentliche Primärdatenerhebung weiter vorantreiben kann, wird es sich aller Voraussicht nach bis in den Juli hinein ziehen. Ende Juni haben wir in der laufenden Projektarbeit eine Deadline für einen Meilenstein, für den noch diverse Punkte zu erledigen sind. Hinter diesem stehen nunmehr drei Jahre intensive Vorarbeiten, die es bis zum 30.06. zusammenzuführen und in eine Gesamtdokumentation (+ diverse Anlagen, Workflows etc.) zu überführen gilt, mit der es dann in die breite Abstimmung geht. Bis es aber soweit ist, werden wir jedoch intern noch die ein oder andere Überstunde leisten und die ein oder andere Kanne Kaffee abends in produktive Arbeit umsetzen.
     
    Um mich für die Zeit danach zu motivieren, habe ich es mir trotz aller guten Vorsätze für dieses Jahr nicht nehmen lassen und mir nach der digitalen Version doch noch eine Hard Copy von Oates et al. (2022) zugelegt. Bei allen Möglichkeiten, die moderne Tools und Apps via Tablet bieten (ob jetzt via Kindle App, Acrobat Reader oder auch MS Edge + Surface Notizfunktion), komme ich für das tiefgehende Einarbeiten, Auswerten und Nachschlagen von Informationen immer noch am besten mit analogen Medien zurecht. Bis ich mit der Thesis durch bin, werde ich diese Gewohnheit auch voraussichtlich nicht mehr ablegen...
     
    Zu guter Letzt noch ein Update zur ProfiLehrePlus: Wie im letzten Blogeintrag angekündigt, ist der letzte größere Schub an Seminaren für das Zertifikat in der Grundstufe erledigt. Jetzt fehlt nur noch ein Doppelblockseminar Mitte Juli und Mitte September, dann ist diese Baustelle erfolgreich abgeschlossen (und nein, das hat nichts mit dem guten Doppelbock aus Einbeck zu tun 🍺). 
     
    In diesem Sinne, Cheers!
    Martin
  11. MartinGS

    Monats-Update
    Hallo zusammen,
     
    die letzten Wochen standen ganz im Zeichen der anderen Baustellen, die parallel zum Promotionsvorhaben liefen oder noch immer laufen.
    Mit Blick auf den Kalender steht bei den meisten im Büro der Sommerurlaub vor der Tür, sodass in vielen Projekten Zwischenstände vorzulegen sind, letzte ActionItems abgesprochen oder aber letzte Klärungsbedarfe vor dem nahenden Interbellum erledigt werden. Gerade in den letzten zwei Wochen wurde es im Büro nicht nur einmal später , sodass ich auf die kulinarischen Rafinessen via Lieferdienst zurück greifen "durfte". Wenn das noch länger so weiter geht, dauert es nicht mehr lange, bis ich alle Auswahlmöglichkeiten eines bekannteren Liefer-App Dienstes mit der orangen Gabel vor Ort durch habe.🤓
     
    Daneben hatte bzw. habe ich noch noch zwei Fortbildungen auf der Agenda, von denen ich mit dem Public Health Kurs einen  vor kurzem von der Bucket List streichen konnte (siehe unten - in Zeiten wie diesen muss man auch die kleinen Fortschritte zu würdigen wissen 🥳). Weil die Prüfung bei der zweiten Fortbildung spätestens zum 30.11. abzulegen ist, werde ich diese noch einige Zeit nach hinten schieben.
    In den kommenden Wochen werde ich den Rückstand aus den vergangenen zwei Monaten anfangen aufzuholen. Trotz dem (immer noch) ausstehendem Forschungsmodul habe ich mir relativ straffe Zeitlinien auferlegt: Auch wenn es in der aktuellen Projektphase auf der Arbeit gerade auf einen langen Abend nach dem anderen aussieht, will ich noch in diesem Quartal die erste Publikation auf einer Konferenz einreichen und gleichzeitig meine PAF vorantreiben. Die Voraussetzungen hierfür liegen vor, sie müssen "nur noch" in Form gegossen werden. Wie Wolfgang Petry zu singen pflegt: Augen zu und durch.
     
    In diesem Sinne, cheers!
    Martin
     
     
     

  12. MartinGS

    Monats-Update
    Hallo Community!
     
    Das Jahr neigt sich morgen dem Ende zu - passend dazu setze ich heute zum letzten Update in 2020 an.
     
    Wie bereits im letzten Eintrag angeklungen, war am 21.12. Deadline für das Assignment zum ersten Forschungsmodul MR401 (Klick mich). Dieses habe ich zwar fristgerecht einreichen können, allerdings war es bis dahin ein ziemlich langer und steiniger Weg. Die verfügbare Zeit habe ich bis zum Ende (fast) vollständig ausschöpfen müssen.
     
    Wie bei jedem anderen Projekt zeigte sich hier einmal mehr, dass aller Anfang schwer ist. So musste ich mich zurück auf die altbekannte akademische Fleißarbeit besinnen: Lesen, lesen und (richtig erraten!) nochmal lesen. Obwohl ich bereits eine erste Eingrenzung von relevanter Grundlagenliteratur vornehmen konnte, stellte es sich zwischenzeitlich wie eine unfassbar mühselige Sisyphusarbeit dar, die nötigen Informationen zusammenzutragen - nicht zuletzt auch deswegen, weil sich ständig z.B. durch Querverweise neue, potentiell relevante Quellen ergeben haben.
    Neben der Motivation, das ganze Vorhaben wirklich mit Nachdruck durchzuziehen, wurde hier ein zweite Sache besonders relevant: Eine strukturierte und nachvollziehbare Vorgehensweise, bei der man den Überblick behält und das eigentliche Ziel der Arbeit nicht aus den Augen verliert. Da es sich bei der Aufgabenstellung für das Essay um eine Literature Review handelt, konnte ich hier auf einschlägige Standard-Vorgehensweisen zurück greifen, wie sie für die Wirtschaftsinformatik z.B. bei vom Brocke et al. (2009) zu finden sind (Klick mich). Vereinfacht dargestellt, besteht dieses Framework aus folgenden Schritten:
     
    Scope der Literatur Review definieren, Konzeptualisierung der relevanten Themen, z.B. via Mindmap, Durchführung einer strukturierten Literaturrecherche, z.B. nach Webster& Watson (2002) (vgl. hierzu letzten Eintrag) Analyse und Synthese der Erkenntnisse aus der relevanten Literatur, Entwicklung einer Forschungsagenda zum weiteren Vorgehen.  
    Im Rahmen meines Assignments tat ich mir vor allem mit der Analyse und Synthese der relevanten Informationen schwer. Vielleicht klingt es für den/ die eine(n) oder andere(n) etwas altbacken, allerdings half es mir hier ungemein, parallel zum Entwurf des Essays ein Food-for-Thought Paper zu pflegen, in dem ich zu jeder potentiell nutzbaren Quelle die wichtigsten Bullet Points notiert habe. Mit dieser Gedächtnisstütze fiel es mir deutlich einfacher, eine in sich geschlossene Argumentationskette als roten Faden für die eigene Arbeit zu entwickeln.
    Aufgrund der Größenbeschränkung von 5000 Wörtern konnte ich die volle Breite der (zumindest gefühlt) relevanten Theorie nicht in das Dokument pressen. Damit stellte es eine weitere Herausforderung dar, einen geeigneten Punkt für ein Zwischen-Resumé festzulegen und ausstehende Arbeiten in einem Way Ahead zu skizzieren.
    Am Ende der Bearbeitungszeit konnte ich - auch dank einiger guter Inputs meines Supervisors - einen vorzeigefähigen Stand erreichen, den man als Grundlage für das weitere Vorgehen heranziehen kann. Die Rückmeldung inkl. Mitteilung über das Ergebnis soll Ende Januar kommen - jedoch teilte mir mein Supervisor noch vor Weihnachten mit, dass ich mir hier keine Sorgen machen bräuchte. Insofern konnte ich pünktlich zum Start in die Weihnachtsfeiertage ausspannen 😎
     
    Im nächsten Quartal steht das zweite Forschungsmodul MR402 an, das nach der forschungstheoretischen Ausrichtung des laufenden Moduls vor allem Forschungsmethoden zum Gegenstand hat (für weitere Infos siehe hier). Nachdem eine Bessereung der aktuellen Situation und eine damit einhergehende Lockerung der Pandemie-Maßnahmen auch in der kommenden Zeit nicht absehbar ist, gehe ich davon aus, dass auch das nächste Seminar wieder virtuell stattfinden wird. Parallel dazu geht die Operation "beruflich bedingter Standortwechsel" weiter - aber so, wie es aussieht, könnte ich schon bald eine Zusage zu einer passenden Pendler-Wohnung erhalten.🥳
     
    Einige abschließende Worte noch zum Thema Brexit: Wie die meisten mittlerweile mitbekommen haben sollten, scheint (Stand heute, 30.12.2020, 23:09 Uhr) ein Abkommen zwischen Großbritannien und der EU zu stehen. Leider scheidet GB damit zum einen auch aus dem EWR, zum anderen aus dem Erasmus-Austauschprogramm aus. Es stellt sich die berechtigte Frage, wie anerkannt britische Abschlüsse ab 2021 in Deutschland sind und ob man z.B. diese auch regulär tragen darf. Zu genau dieser Thematik werde ich im nächsten Blogeintrag weitereführende Infos geben. Falls ihr hierzu ganz bestimmte Fragen haben solltet, kann ich diese auch als Alternative in den Kommentaren beantworten.
     
    Damit wären wir auch am Ende angekommen. In diesem Sinne wünsche ich euch allen einen guten Rutsch in das neue Jahr, viel Erfolg, das nötige Quäntchen Glück und vor allem viel Gesundheit in 2021!
     
    Cheers,
    Martin
     
  13. MartinGS
    Hallo zusammen,
     
    in diesem Beitrag geht es um ein Thema, das für die Forschungstätigkeit enorm wichtig ist, aber gerade bei berufsbegleitenden Promotionsformaten (meiner Meinung nach häufig) kurz bzw. zu kurz kommt: Die Auseinandersetzung mit Publikations-Plattformen und das Einbringen der eigenen Arbeit in die Scientific Community.
     
    Damit meine ich nicht nur die abschließende Veröffentlichung der Dissertation, sondern das Präsentieren und Publizieren von Erkenntnissen und (Teil-)Ergebnissen, die unter Umständen auch als Nebenprodukt der eigenen Untersuchungen anfallen und inhaltlich aus dem Scope des Promotionsthemas (im engen Sinne) fallen. So handelt es sich bei solch einem Projekt um einen mehrjährigen Dauerlauf, der nicht nur vom Gesamtergebnis ganz am Ende lebt. Vielmehr kommt es darauf an, sich auf dem Weg zur fertigen Thesis Zwischenziele zu stecken und diese zu erreichen, um die gewonnenen Erkenntnisse immer wieder kritisch zu hinterfragen, den eigenen Horizont offen zu halten und sich nicht zuletzt selbst zu motivieren. Denn sind wir mal ehrlich: Bei einem (im Schnitt) vier- bis fünfjährigen Projekt ohne Zwischenergebnisse kann es schnell dazu kommen, dass man die eigenen Scheuklappen anlegt, betriebsblind wird und über die Zeit die Motivation für das Vorhaben verliert. Vor allem letzteres erscheint mir nochmal schwieriger als bei einem Bachelor- oder Masterstudium, weil der Fortschritt einer Promotion nicht bspw. durch die Anzahl bereits erreichter ECTS-Punkte gemessen werden kann. Insofern können Publikationen auch dazu dienen, den eigenen Fortschritt besser greifbar zu machen.
     
    Ob und in welcher Form man Publikationen veröffentlicht, hängt natürlich von den eigenen Zielen, Ansprüchen sowie den Rahmenbedingungen des jeweiligen Promotionsprogramms ab. Dissertationen können im Allgemeinen in zwei Formen abgefasst werden, die den Output zu gesonderten Anlässen wesentlich beeinflussen:
     
    Bei Monographien handelt es sich um das klassische "eine dicke Buch", das der bzw. die Promovierende im Laufe der Zeit abfasst und am Ende einreicht. Es handelt sich also um ein einzelnes, in sich logisch geschlossenes Gesamtwerk, das mit der Zeit aufwächst und "in einem Schwung" vorgelegt wird. Je nach Universität und je nach Anspruch eines Lehrstuhls bzw. einer Professur kann es sein, dass bei Monographien keine zusätzlichen Paper zu veröffentlichen sind oder das Thema ergänzende Publikationen nur eine untergeordnete Rolle spielt. Diese Dokumentenform lässt sich in seiner Beschaffenheit (jedoch nicht in seinem Umfang und Anspruch) mit (ebenfalls in sich geschlossenen) Bachelor- und Masterarbeiten vergleichen. Kumulative Dissertationen sind demgegenüber eine Zusammenführung von mehreren Publikationen, die zum jeweiligen Forschungsthema bereits vor der eigentlichen Einreichung der Schrift auf Konferenzen oder in Form von Journalbeiträgen veröffentlicht worden sind. Man schreibt also im Laufe seiner Forschungstätigkeit mehrere Paper, die am Ende - vereinfacht formuliert - um eine Einleitung/ Synopse und Zusammenfassung mit Ausblick ergänzt und in ein Gesamtdokument zusammengegossen werden.  
    Je nachdem, für welches Format sich der/ die Promovierende zu Beginn ihres/ seines Projekts entscheidet, ergibt sich logischerweise auch der Bedarf, die eigenen Erkenntnisse und (Zwischen-)Ergebnisse in geeigneter Weise zu publizieren. In meinem Fall habe ich mich etwa dafür entschieden, eine Monographie zu erstellen und diese mit weiteren Publikationen zu flankieren. Allerdings gibt es bspw. auch Promovierende, die Zeit ihres gesamten Vorhabens keine einzige Veröffentlichung schreiben und sich "nur" darauf beschränken, ihre Thesis anzufertigen. Am Ende des Tages ist dieser Punkt eine individuelle Design-Entscheidung, die jede*r für sich entscheiden muss.
     
    Doch was kann man sich genau darunter vorstellen, "etwas zu publizieren"? Hier gibt es unterschiedliche Formen und Formate, die der/ die Promovierende je nach individuellem Ziel nutzen kann. Beispiele für Formate sind etwa:
     
    Forschungskonferenzen und -tagungen: Hier werden schriftliche Beiträge mit einem Umfang ca. 6-12 Seiten eingereicht und im Nachgang als Tagungsbänder (sog. Proceedings) publiziert. Hier werden die Ergebnisse üblicherweise auf der Veranstaltung präsentiert und zur Diskussion freigegeben. Oftmals wird dabei nach sog. Full Papern (--> die Publikation ist eine in sich geschlossene, "fertige" Arbeit und tendenziell umfangreicher) und Work-In-Progress/ Short Paper (--> die Publikation ist eher kürzer und stellt tendenziell eher Zwischenergebnisse oder Zwischenstände dar) unterschieden. Um die Qualität der Beiträge sicherzustellen, werden diese häufig einem sog. Peer Review-Verfahren unterworfen (vergleiche auch hier). Doktorand*innenforen: Große, etablierte Konferenzen und Tagungen halten häufig sog. Doctoral Tracks ab, auf denen Promovierende schriftliche Beiträge zu ihren Forschungsthemen einreichen (typischerweise auch mit einem Umfang von ca. 8-12 Seiten) und zur Veranstaltung vorstellen. Bei den Beiträgen handelt es sich in der Regel um weiterentwickelte Research Proposals (vgl. als Anhalt meinen Eintrag hier) oder um eine Form von Zwischendarstellungen, in denen bspw. erste Erkenntnisse aus dem Promotionsprojekt vorgestellt und eingeordnet werden. Die Qualität von Beiträgen auf Doctoral Tracks ist (meiner Erfahrung nach relativ) häufig gut mit der von peer-reviewed Beiträgen vergleichbar, auch wenn sie einen thematisch anderen Scope esitzen. Poster Sessions: Ebenfalls häufig parallel zur eigentlichen Konferenz bieten viele Formate die Möglichkeit an, Themen nicht nur in Form von schriftlichen Beiträgen, sondern in Poster Sessions vorzustellen. Solche Sessions kann man sich ähnlich wie einen Besuch auf einer Industriemesse vorstellen: Die Promovierenden eentwickeln auf einem Poster einen verständlich dargestellten Gesamtüberblick über ihr Untersuchungsthema, das durch Besucher*innen der Session diskutiert wird. Solche Poster Sessions sind tendenziell eher dazu geeignet, Untersuchungsthemen zu präsentieren, die sich noch ganz am Anfang befinden. Journal-Beiträge: Forschungsthemen, die qualitativ besonders hochwertig auf Konferenzen und Tagungen präsentiert werden, erhalten oftmals die Möglichkeit, in erweiterter und ergänzter Form -  oder aber auch als Stand Alone -  in wissenschaftlichen Journals publiziert zu werden. Journal-Artikel sind tendenziell nochmal länger (üblicherweise 15-30 Seiten - je nach Thema und Journal) und stellen für viele Forschende den Goldstandard der Publikation dar. Wer es mit den eigenen Ergebnissen in renommierte Journals schafft (möglicherweise auch in mehrere hintereinander), empfiehlt sich tendenziell für eine wissenschaftliche Karriere (auch wenn das kein Garant ist). Fachzeitschriften: Abgesehen von den genannten Formaten kann es auch eine Option sein, Beiträge zum eigenen Untersuchungsthema in (nicht-wissenschaftlichen) Fachzeitschriften zu verfassen. Diese erreichen zwar nicht den wissenschaftlichen Standard eines Journal-Beitrags oder eines Full Papers auf einer renommierten Konferenz, kann jedoch (je nach Thema und Zielsetzung) bspw. als Door Opener mit Hinblick auf ein bestimmtes Expert*innenpublikum erwendet werden.  
    Und wie lassen sich schriftliche Beiträge inhaltlich ausgestalten? Eine sehr gute und berechtigte Frage! Typischerweise haben Publikationen die folgende (oder ähnliche) Struktur: (1) Einleitung mit Problemdarstellung, (2) Darstellung der Ausgangslage, (3) Darstellung der gewählten Methoden/ des methodischen Vorgehens, (4) Vorstellung der Ergebnisse, (5) Diskussion der Ergebnisse, und (6) Zusammenfassung und Ausblick. Je nach Forschungsfrage können die Beiträge unterschiedlich ausgestaltet werden, bspw. als:
     
    (Stand-Alone) Literature Review, Darstellung eines Forschungsdesigns, Vorstellung/ Beschreibung eines Ergebnisartefakts (bspw. eines Modells), Darstellung von (Expert*innen-)Interviews und deren Ergebnisse, Evaluation von (Zwischen-)Ergebnissen, Workshop-Ergebnis, [....]  
    Hier kommt es darauf an (wie in der Forschung sonst auch), aus dem methodischen Werkzeugkoffer eine für ein bestimmtes Problem bzw. für ein bestimmtes Ziel geeignete Methode auszuwählen, diese konsequent anzuwenden und die eigene Tätigkeit sowie die Ergebnisse und Erkenntnisse von der Erhebung von Daten bis hin zur Diskussion durchgängig zu dokumentieren - denn nur auf diese Weise werden wissenschaftliche Ergebnisse nachvollziehbar und somit robust.
     
    Des weiteren stellt sich neben dem "Was gibt es zu publizieren?" und dem "Wie ist zu publizieren?" die Frage nach dem "Wo wird publiziert?". Und genau so, wie es auf dem freien Markt gute und weniger gute Anbieter für bestimmte Produkte und Dienstleistungen gibt, existieren auch für die Scientific Community gute und eher weniger gute Adressen.
    Ein Anhalt darüber, wie seriös eine Konferenz oder ein Journal ist, ist zum einen die Indexierung der Inhalte in wissenschaftlichen Datenbanken wie EBSCOHost, Scopus, Google Scholar, PubMed oder WebOfScience. Ein zweiter Anhalt wiederum sind Rankings für Journals und Konferenzen und Tagungen wie bspw. der Impact-Faktor, mit dem die wissenschaftliche Relevanz und die Qualität von Publikationen messbar gemacht werden sollen (kleiner Exkurs: In der Wirtschaftsinformatik existiert etwa der AIS Senior Scholar's Basket of Journals als Gradmesser für qualitativ hochwertige Journals). Ein weiterer Anhalt sind z.B. Erfahrungsberichte mit Konferenzen und Tagungen - hier kann Dr. Google an vielen Stellen ausführlich unterstützen.
     
    Keiner dieser Punkte bietet jedoch einen vollständigen Schutz vor betrügerischen Plattformen und Formaten, den sogenannten predatory journals and publishers. Hier kommt es darauf an, sich in der jeweiligen Fachdisziplin einzuarbeiten und sich mit der entsprechenden Wissenschafts- und Medienkompetenz ein (soweit wie möglich) objektivierbares Gesamtbild zu machen. Denn es kann bspw. auch der Fall sein, dass für die eigene Tätigkeit relevante Publikationen nicht in großen Journals, sondern auf eher kleinen Konferenzen zu finden sind - genau so, wie nicht automatisch jeder vermeintliche predatory publisher auch tatsächlich betrügerisch ist. In der Vergangenheit hat sich mit Beall's List eine Liste potentiell betrügerischer Publisher entwickelt. Diese sehe ich jedoch nur als einen Eingangspunkt zu möglichen schwarzen Schafen auf den Markt - und ich empfehle hier im Einzelfall kritisch zu hinterfragen, wie gut oder weniger gut eine Publikationsplattform ist, weil aus meiner Sicht auch eine Reihe falschpositiver Einträge auf der Übersicht zu finden sind.
     
    Zusammenfassend ist festzuhalten: Das Thema Publikationen und Publikationsformen ist keine Rocket Science - aber es lohnt sich als angehende*r Forschende*r, sich eingehend mit der Thematik auseinanderzusetzen, wenn man neben der eigentlichen Thesis noch Konferenzbeiträge o.ä. veröffentlichen möchte oder muss. Diese bieten meiner Meinung nach ein wertvolles Werkzeug, um die eigenen Erkenntnisse sowie "Beiwerk" aus der Forschung zur Diskussion zu stellen und somit auch die Qualität der eigenen Arbeit zu verbessern. Darüber hinaus ermöglichen sie es, eigene Meilensteine im Promotionsvorhaben zu umreißen und sich dadurch fortlaufend für die Forschung zu motivieren. Und wer würde sich nicht freuen, wenn der Name im Programm einer prominenten Konferenz stehen würde? Ich zumindest habe mich auf dem Wissenschaftsforum letztes Jahr wie ein Schnitzel gefreut 😁
     
    In diesem Sinne, Cheers!
    Martin
  14. MartinGS

    Monats-Update
    Hallo zusammen,
     
    seit meinem letzten Eintrag im November sind schon wieder fast drei Monate vergangen. Umso mehr wird es also Zeit für das erste Update in 2022!
    Zuallererst möchte ich an der Stelle nochmal meinen besten Dank bei @Markus Jung für das Interview aussprechen - ich hoffe, dass ich allen einige Einblicke in das Promotionsprogramm liefern konnte. Die wichtigste Erkenntnis von meiner Seite: Abgesehen von der inhaltlichen Vorbereitung werde ich mir beim nächsten Mal etwas mehr Schlaf gönnen und rhetorisch vorüben, um die bisher absurd hohe Anzahl an 'Äh', 'Ähm', 'Ja' und sonstigen Füllwörtern nach unten zu drücken. Für die Zukunft gelobe ich Besserung, versprochen! 😅
    Abgesehen davon stand die Zeit nach Weihnachten ganz im Zeichen der Project Approval Form (PAF). Nachdem ich im Dezember urlaubsbedingt kürzer getreten bin, war im Januar die Weiterentwicklung der Inhalte aus MR401 und MR402 ganz oben auf der Agenda, um diese dann eingedampft in die PAF zu überführen (vgl. auch Update 04/2021). Die Kerninhalte der PAF gliedern sich ähnlich wie das initiale Research Proposal in vier Bereiche: 
    Forschungsziel: Die Formulierung eines übergreifendes Ziels für das eigene Forschungsziel in einem bis maximal zwei Sätzen. Zwischenziele: Die Festlegung von Zwischenzielen (Research Objectives), um das übergreifende Forschungsziel Schritt für Schritt zu adressieren. Diese Zwischenziele stellen im Wesentlichen den Gegenstand der Forschungsfragen der finalen Thesis (jedoch als Statement und nicht als Frage formuliert) dar. Relevanz und Originalität der Forschung: Diese Passage baut im Wesentlichen auf den Inhalten von MR401 auf und stellt eine stark eingegrenzte, fokussierte Übersicht der bestehenden Literatur dar, um das Handlungsumfeld bzw. die Problemklasse zu identifizieren, mit dem sich der bzw. die Forscher*in auseinandersetzt. Vorgeschlagene Forschungsmethoden: In dieser Passage schließlich lassen sich die Inhalte aus dem Modul MR402 heranziehen und verfeinern, um eine sauber abgeleitete Forschungsmethodik und Forschungsmethoden festzulegen, die auf das zuvor definierte Problemumfeld und Beschaffenheit der identifizierten Forschungslücke zugeschnitten sind. Ergänzt wird dieser methodische Part durch einen Passus über ethische Vorgaben und Richtlinien im Forschungsprojekt. Für die Natur- oder Ingenieurwissenschaftler*innnen unter euch mag solch eine Passage eventuell trivial klingen. Sobald jedoch der Faktor Mensch in das Forschungsdesign eingebracht wird, ist die Einhaltung dieser ethischen Richtlinien immanent wichtig, um u.a. die Vertrauenswürdigkeit und Integrität der Forschungsarbeit sicherzustellen. Ergänzt werden diese Kerninhalte um ein Literaturverzeichnis (das typischerweise 20-30 Publikationen umfasst), mehrere Checklisten über ethische Richtlinien (hierzu mehr im Update 08/2021) und einen ausgearbeiteten Zeitplan (typischerweise eine Gantt-Chart, der sich über den gesamten Projektzeitraum erstreckt; in meinem Fall ist eine Dauer von ca. 4,5 Jahren, d.h. bis Mitte/ Ende 2024 geplant).
     
    Nach einigen Überarbeitungen in Zusammenarbeit mit meinem Supervisor habe ich Anfang diesen Monats schließlich die aktuelle Version der PAF eingereicht. Diese liegt aktuell beim Postgraduate Lead der School of Comupting and Engineering vor. Wie bereits im Interview mit @Markus Jung dargestellt, wird das Dokument mindestens einem internen Double-Blind Peer Review unterzogen, bevor das offizielle 'Go' für das weitere Vorgehen erfolgt.
     
    In der Zwischenzeit bin ich an drei Baustellen parallel dran:
     
    Auch wenn die PAF noch nicht formell bewilligt ist, habe ich angefangen, die Inhalte aus MR401, MR402 und der PAF  in eine erste Grobgliederung für die finale Thesis zu überführen und diese weiterzuentwickeln. Während MR401 nach dem Einleitungskapitel die Grundlage für die Literaturübersicht bildet, hat man mit MR402 bereits einen gut ausgearbeiteten Fundus, auf dem man im Methoden-Kapitel weiterarbeiten kann.
    Leider rächt es sich an der Stelle, dass ich im Oktober '20 für die Verweise in MR401 noch keine  Literaturverwaltung genutzt habe und diese nun aufwendig nachziehen muss. Das ist einerseits ärgerlich und zeitintensiv (ich bin aktuell bei ca. 200 Quellen im Repository angekommen), andererseits zwingt es einen dazu, die Quellenlage nochmal auf Vollständigkeit, Aktualität und Konsistenz zu prüfen. Quasi begleitend zur Zusammenführung entwickle ich für die Primärdatenerhebung das Interviewkonzept, um inhaltliche und strukturelle Anforderungen für die Entwicklung meines Ergebnisartefakts zu erhalten. Das bietet sich insofern gerade jetzt an, als das eine solche Datenerhebung konsequent (1) an den inhaltlichen Vorgaben und Lücken in der Literatur, und (b) an der Forschungsmethodik und den zugrundeliegenden, erkenntnistheoretischen Grundlagen ausgerichtet sein muss, um das Vorhaben durchgängig und konsistent zu gestalten. Als 'Bonbon' hat sich in meinem beruflichen Umfeld die Möglichkeit ergeben, eine interne Evaluation in Zusammenhang mit meinem Forschungsthema durchzuführen. Nach Rücksprache mit meinen Vorgesetzten und Arbeitskolleg*innen soll diese Evaluation auch strukturiert aufbereitet werden, was sie zu einem Kandidaten für eine wissenschaftliche Publikation macht. Einerseits ist die Veröffentlichung von praxisorientierten Themen u.a. aus Compliance-Gründen häufig eine Herausforderung - andererseits geben es mein Arbeitsumfeld und das Thema her, dass (natürlich wenn alles klappt) wertvolle Einblicke zu dem Thema einem größeren Publikation gegenüber zur Verfügung gestellt werden können.  
    Ich bin mir einerseits natürlich im Klaren, dass alle drei Themen dicke Bretter sind, die es zu bohren gilt. Andererseits habe ich mir jetzt nach der Einreichung der PAF ein günstiges Fenster geschaffen, um Geschwindigkeit bei dem Vorhaben aufzunehmen und wichtige Schritte noch in diesem Jahr zu machen. Auf wenn es in 2021 nicht so gelaufen ist wie ursprünglich geplant (siehe vor allem Update 05-06/2021), will  ich es in 2022 besser machen - in der aktuellen Situation gehe ich wieder mit viel Zuversicht an die Sache ran 🤓
     
    Cheerio, 
    Martin
  15. MartinGS

    Monats-Update
    Hallo zusammen,
     
    diesen Monat gibt es nur ein kleines Update. Nach dem diversen OrgBesorg der letzten Monate sind alle Hausaufgaben für das Evaluationsprojekt erledigt und eingereicht. Neben der Gesamtkonzeption der Evaluation und dem Fragebogenkonzept der Phase I ist auch der Interviewleitfaden für die Phase II fertig (für einen Gesamtüberblick zur Methodik siehe Update 04/2022), sodass alle Unterlagen finalisiert sind. Nun heißt es: Abwarten und zügig reagieren, falls jemand eine Rückfrage hat, um so schnell wie möglich den berühmten grünen Haken zu bekommen und loszulegen.
    Und zum Verwaltungsgott beten, dass die Mühlen des öffentlichen Dienstes dieses Mal ein wenig schneller arbeiten als die Klischees erahnen lassen 😅
     
    Zurück zum eigentlichen Thema, der Diss: Hier habe ich vor kurzem wieder Mails mit meinem Supervisor ausgetauscht und ihm die Info gegeben, dass das oben genannte Nicht-mehr-Mini-Projekt soweit administrativ vorbereitet ist und ich mich damit wieder der Arbeit an der Thesis und den Vorbereitungen für die Primärforschung widmen kann. Hierzu habe ich das Interview-Konzept für die Phase 1 meines Projekts in einer ersten Arbeitsversion fertig und werde dies zum Monatsende eingehend absprechen und rund schleifen. Bis  dahin will ich auch endlich an dem Theorie- und Methodik-Kapitel weiterkommen, um mit den geplanten Experteninterviews bald loslegen zu können. Das Ziel bleibt es auch weiterhin, bis Jahresende diesen Meilenstein abgeschlossen zu haben, um die Weichen für die weitere Arbeit zu setzen. Durch die interne Evaluation ist leider jetzt viel Wasser die Isar runtergeflossen, sodass dieser Zeitansatz allmählich sportlich wird. Und neben der eigentlichen Durchführung steht beizeiten auch hier noch eine ganze Reihe von Genehmigungen aus, die es durchzuboxen gilt - Trotzdem gehe ich hier optimistisch an die Sache ran! Immerhin kann man in fünf Monaten eine ganze Menge reißen 😎
     
    Parallel dazu lief in der letzten Woche das vorletzte Seminar für das Hochschulzertifikat der ProfiLehrePlus. Mit der letzten Veranstaltung Mitte September ist diese Baustelle (vorerst) erledigt, sodass ich mich auch hier wieder verstärkt auf das "Kerngeschäft" meiner Promotion konzentrieren werden kann.
     
    Unterm Strich: 
    Nach den letzten Monaten, die eher schleppend verlaufend sind, ist das Licht am Horizont der Wissenschaft wieder etwas deutlicher zu sehen.
     
    In diesem Sinne, Cheers!
    Martin
     
  16. MartinGS

    Monats-Update
    Hallo zusammen,
     
    kurz vor knapp vor dem Ende des Monats schaffe ich es doch noch, ein (eher kurzes) Update zu liefern. Kommen wir auch gleich und ohne Umschweife zum Thema:
     
    Beim Evaluations-Nicht-mehr-Mini-Projekt hat es *trommelwirbel* - wieder Verzögerungen gegeben. Allmählich wird die administrative Arbeit im Hintergrund wirklich lästig, weil sich neben der ohnehin langatmigen Beteiligung durch den zuständigen Personalrat und weitere Beteiligungsgremien drei Stellen kurz vor knapp aus der Befragung heraus gezogen haben und das Vorhaben aufgrund des Verwaltungsoverheads im Vorfeld von mehreren Seiten zwischenzeitlich sehr kritisch beäugt wird. Einerseits scheint sich die Historie mittlerweile länger als jeder Hubba-Bubba-Kaugummi zu Schulzeiten langzuziehen, andererseits habe ich bis jetzt so viel Arbeit und Herzblut in das Thema gesteckt, dass ich es  nicht aufgrund von Befindlichkeiten abbrechen will, sondern es in jedem Fall durchziehen möchte. Ich sage nur wieder: Oh Deutschland, deine Bürokratie (ich habe gerade ein Déjà Vu...)!
     
    Parallel hierzu ist das letzte Seminar der ProfiLehrePlus kurz nach dem letzten Blog-Eintrag von August/ September zu Ende gegangen, ich habe jetzt die erforderlichen Unterrichtseinheiten (UEs) für das Zertifikat zusammen und warte nur noch darauf, dass die UEs für die Beantragung auf dem Portal eingetragen werden. Wie angekündigt, werde ich diesem Thema einen ausführlicheren Beitrag widmen - sobald ich das Zertifikat auch offiziell in den Händen halte 🤓
     
    Trotz des eher ernüchternden Standes bei diesen beiden Themen ist es bei der Diss erfreulich gut seit dem letzten Mal vorangegangen. So habe ich mein Conceptual Framework mit zwei weiteren Doktorandinnen an der Uni ausführlich diskutiert, nachdem ich in den Wochen davor inhaltlich auf der Stelle trat. Der Termin hat mir einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, die eigene Forschungsarbeit nicht nur im stillen Kämmerlein vor sich hin zu basteln, sondern diese immer wieder kritisch zu hinterfragen und auch hinterfragen zu lassen. Auf diese Weise erhält man wertvolle Impulse und neue Perspektiven auf das Thema, die einem vielleicht sonst nicht ersichtlich geworden wären und mit denen neuen Ideen und Denkanstöße für die Arbeit geliefert werden.
    Daneben bin ich dazu übergegangen, die bisherigen Inhalte der Literature Review grundlegend auf Vordermann zu bringen und die Inhalte aus MR401 nochmal von vorne bis hinten zu überarbeiten und zu erweitern. So sind gestern die ersten zwei (von aktuell sechs) Unterkapiteln an meinen Supervisor in einer "vorzeigbaren" Qualität zur weiteren Besprechung raus gegangen. Zudem habe ich den bisherigen "Dokumenten-Elefanten" in seine einzelnen Teile geschnitten und mir zu jedem Kapitel der Diss eine eigene Datei angelegt, damit ich mich bei der Bearbeitung genau darauf konzentriere und nicht ständig zwischen Literatur, Methodik und co. hin und her springe.
    Auch ansonsten habe ich mir meine Planung so zurechtgelegt, dass ich (fast) jeden Tag konsequent mindestens zwei Stunden einplane und mich beständig für das Vorhaben auf den Hosenboden setze. In dem Zusammenhang gehen übrigens Kudos an @Markus Jung raus: Ich habe mir kürzlich sein Buch How To Fernstudium zugelegt, welches ich bislang (hab es aktuell etwa zur Hälfte durch) absolut empfehlen kann. Auch wenn ich nicht erst seit gestern in der Fernstudien-Community unterwegs bin, lässt sich die Selbstorganisation mit den beschriebenen Methoden und Tools hervorragend nachschärfen. Tolle Sache, Daumen hoch 👌
     
    Zusammenfassend gab es also diesen Monat eine bunte Mischung aus einigem Schatten, aber auch einigem Licht. Dadurch, dass ich mir das wissenschaftliche Arbeiten zur (fast) täglichen Routine gemacht habe, scheint die Arbeit an den Inhalten nach den letzten (teils ziemlich demotivierenden) Monaten wieder spürbar anzuziehen. So, wie es sich anfühlt, habe ich das absolute Tal der Tränen in Murphy's Phase durchschritten (Phase Drei von Fünf einer Doktorarbeit) - ich hoffe, die Datenzombie-Phase kommt möglichst bald. Bis dahin lautet das Credo: Inhalte weiter schnitzen und hoffen, dass die Mühlen der Verwaltung schneller mahlen.
     
    Cheers,
    Martin
  17. MartinGS

    Monats-Update
    Hallo zusammen,
     
    nachdem der letzte Eintrag ein gutes Quartal her ist, wird es wieder einmal Zeit für ein Update.
     
    Bereits Ende Januar erhielt ich den grünen Haken meines ersten Supervisors für das Assignment zum Modul MR401. In den beiden Forschungsmodulen ist es üblich, dass zunächst nur der erste Supervisor die Ausarbeitung bewertet und der Zweite erst bei Bedarf hinzugezogen wird.
    Abgesehen von "Pass"/ "Not Pass" erhält man als Feedback zum Assignment eine Bewertungsmatrix mit mehreren Kriterien, die je nach Qualität mit:
     
    Distinction: Eine weit über das Anforderungskriterium hinaus gehende, herausragende Arbeit, Merit: Eine über das Anforderungskriterium hinausgehende, gute Arbeit, Pass: Eine dem Anforderungskriterium entsprechend befriedigende Arbeit, Refer: Eine dem Kriterium entsprechend ausreichende Arbeit, jedoch mit einigen Mängeln, Fail: Eine dem Anforderungskriterium entsprechend ungenügende Ausarbeitung  
    bewertet werden.
     
    Unterschieden wird in den Modulen nach einem übergreifenden Bewertungskriterium erster und fünf Kriterien zweiter (also nachgeordneter) Ordnung. Diese lauten:
    Argument/ Internal consistency (Dies ist das Bewertungskriterium erster Ordnung: Wie hoch ist insgesamt die Konsistenz des Assignments unter Berücksichtigung aller nachgeordneten Faktoren?), Research problem (Ist das Forschungsproblem adäquat und mitsamt dem zugrunde liegenden Rational umrissen worden? Und ist diese Darstellung auf den Punkt gebracht?), Use of theory (Bis zu welchem Grad erfolgt die zugrunde liegende Einordnung in das Themenumfeld mit Hinblick auf das formulierte Forschungsproblem und inwieweit wurde diese Einordnung kritisch analysiert und ausgewertet?), Literature review (Welcher Literaturumfang wurde in das Assignment eingebracht, wie weit wurde dieser mit Bezug auf das Forschungsproblem ausgewertet und welcher Grad an unabhängiger wissenschaftlicher Arbeit ergibt sich daraus?), Research methodology (Sind die methodischen Grundlagen und deren Einschränkungen deutlich herausgearbeitet worden? Wird die initial ausgewählte Methodik zur [zukünftigen] Sammlung von Forschungsdaten adäquat begründet? Ist sie geeignet, um das aufgezeigte Forschungsproblem zu lösen bzw. zu seiner Lösung beizutragen?), und Presentaton and expression (Wie gestalten sich die Form des Assignments, der gewählte Sprachstil und die Referenzierung der verwendeten Quellen?).  
    Insgesamt kam ich bei "Merit" raus, mein Supervisor war also zufrieden 😉
     
    In der Zwischenzeit gehen die internen Umstellungen an der University of Gloucestershire weiter voran. Im letzten Jahr teilte sich die bisherige School of Business and Technology in eine Business School und eine School of Computing and Engineering auf. Da ich mit der Wirtschaftsinformatik (bzw. Business Informatics/ Business Information Systems) an der Schnittstelle zwischen beiden Schools unterwegs bin, muss ich mich auf der einen Seite mit dem Course Lead der Business School (die Wirtschaftsinformatik wird im angelsächischen Raum traditionell dort aufgehängt) und auf der anderen Seite mit meinen beiden Supervisors (die zur School of Computing and Engineering gehören) laufend abstimmen. Dies ist vermutlich auch der Grund, warum aktuell noch kein Termin zur Durchführung des nächsten Moduls MR402 steht (Und deswegen kommt der aktuelle Blog-Eintrag erst jetzt 😅). Nicht zuletzt das Ende der Übergangsfrist vom Brexit scheint hier sein Übriges zu tun - jedoch bin ich mehr als zuversichtlich, dass es bald weiter geht!
     
    Da wären wir auch schon bei dem Thema, das ich beim letzten Mal in Aussicht gestellt habe: Der Frage, welche Auswirkungen der Brexit auf mein Promotionsverfahren bzw. generell auf britische Promotionen aus unserer Perspektive heraus hat.
    Auch nach dem Austritt aus der EU ist Großbritannien weiter Mitglied des sogenannten Bologna-Raums, wie er mit der gleichnamigen Bologna-Erklärung definiert ist (der Wikipedia-Artikel liefert dazu weitere Informationen). Insofern sind britische Hochschulabschlüsse in Deutschland auch weiterhin formell anerkannt, sofern sie von einer akkreditierten bzw. staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule des jeweiligen Landes vergeben sind (da gibt es auch genügend schwarze Schafe auf dem Markt, Stichwort Titelmühle). Man kann also weiter mit bspw. einem britischen Bachelor-Abschluss ein deutsches Masterstudium nach Maßgabe der jeweiligen Hochschule anschließen. Inwieweit Arbeitgeber*innen die Abschlüsse anerkennen, hängt (wie es auch zuvor war) vom jeweiligen Unternehmen ab.
     
    Davon abzugrenzen ist die Führung ausländischer Hochschulgrade als Namenszusatz (bspw. in der Email-Korrespondenz oder auf Visitenkarten). Hierzu gibt es einen Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK), der übergreifende Vorgaben macht. Demnach dürfen ausländische Hochschulgrade grundsätzlich in der durch die jeweilige Hochschule verliehenen Form oder in der nachweislich gängigen Abkürzung sowie unter Angabe der verleihenden Hochschule getragen werden.
    Als Inhaber bspw. eines norwegischen Bachelor-Abschlusses der Universität Oslo wäre eine zulässige Führung des Hochschulgrades demnach:
     
    Max Mustermann, B.Sc. (Universität Oslo)  
    Zusätzlich dazu gibt es begünstigende Regelungen für die Führung ausländischer Hochschul-, inklusive Doktorgrade. Diese betreffen unter anderem auch die Führung britischer Doktorgrade, wobei der PhD oder der DBA die Bekanntesten sind. Demnach dürfen diese auch weiterhin (ohne fachlichen Zusatz und ohne Herkunftsangabe) als "Dr." vor dem Namen in Deutschland getragen werden. Diese Grundsätze werden jeweils durch Landesregelungen umgesetzt, etwa durch die in Bayern. Hiernach gilt:
     
    Britische Hochschulgrade (exklusive Doktorgrade - also Bachelor- und Masterabschlüsse), die vor dem 31.12.2020 verliehen wurden, dürfen weiterhin ohne Namenszusatz der verleihenden Hochschule getragen werden, Britische Hochschulgrade (exklusive Doktorgrade), die ab dem 01.01.2021 verliehen wurden bzw. werden, müssen mit Namenszusatz getragen werden (bspw. Max Mustermann, BSc. [University of Edignburgh]), Britische Doktorgrade dürfen sowohl in der Originalform mit, ohne Herkunftszusatz oder alternativ als "Dr." ohne Fach- und Herkunftszusatz getragen werden.  
    So! Das war es aus wissenschaftlicher Sicht auch schon wieder. Wie ich beim letzten Eintrag ebenfalls anklingen ließ, stand in diesem Quartal die Versetzung auf den neuen Dienstposten an. Nachdem es in den ersten paar Wochen im Februar anstregend war, jede Woche knappe 1000 km mit dem Auto zu fahren (u.a. um die Pendelwohnung einzurichten und das neue Büro zu beziehen), geht es seit knapp zwei Wochen schwerpunktmäßig wieder ins Home Office. Angesichts der wieder steigenden Fallzahlen sind wir natürlich alle gespannt, wie lange diese Situation noch andauert - diese Frage stellen sich in der Republik aber sicher auch genügend andere Leute 😅
     
    In diesem Sinne:
     
    Cheers!
    Martin
     
  18. MartinGS

    Monats-Update
    Hallo zusammen,
     
    morgen endet der August - und wie beim letzten Mal auch verfasse ich dieses Monats-Update wieder kurz vor von knapp. Ich gelobe Besserung, aber machen wir uns nichts vor: versprechen kann ich es nicht. 😅
     
    Auf beruflicher Seite neigt sich der erste Lehrgang in Hamburg Ende zu, kommenden Mittwoch geht die Zeit im Norden nahtlos in den zweiten Laufbahnlehrgang über. Auch nach der Sommerpause ging es ohne Prüfungsdruck, aber dennoch mit hoher Schlagzahl weiter. Neben einigen administrativen Dingen macht in dieser Woche eine Reihe von Fachvorträgen den Abschluss, die in die Kategorie "Zurücklehnen, genießen und mitarbeiten auf Sparflamme" fallen. 🤓
     
    An der Promotions-Baustelle hat sich derweil - gefühlt - nur wenig getan. Die Transkriptionen ziehen sich wie im Juli weiter sehr lang, beinahe schon quälend. Jedoch merke ich, dass ich allmählich Routine in dieser Fleißarbeit sammle und es (wenn auch nur in sehr kleinen Schritten) vorangeht. Ohne in Euphorie auszubrechen: Das ist immerhin schon mal was!).
    Zudem habe ich von zwei noch ausstehenden Nachzügler*innen ein Interview in der vergangenen Woche durchgeführt. Ich sage euch, eine Befragung zwischen 18:00 und 20:00 Uhr via Videokonferenz durchzuführen, wenn auf der Gegenseite das Abendessen gekocht wird, die Kinder Hilfe bei den Hausaufgaben brauchen und der Hund ebenfalls quengelt, war wirklich eine Erfahrung! Umso dankbarer bin ich dieser Probandin, dass sie trotz allem Zeit dafür gefunden hat. Mir graut es jedoch schon vor der Qualität der Tonaufnahme und der Transkription 🥲
    Eines muss ich an der Stelle mal loswerden: Auch insgesamt bin ich sehr dankbar für meine Proband*innen, dass sie so zahlreich und bereitwillig an der Erhebung teilgenommen haben bzw. noch teilnehmen. Immerhin reden wir von 45 Personen aus hochspezialisierten Arbeitsfeldern meiner Fachdomäne, die sich "mal so eben" zwei bis drei Stunden Zeit für dieses Thema genommen haben bzw. noch nehmen. Gegenüber anderen Promovierenden, die ihr Proband*innenkollektiv kaum zusammenbekommen und die versuchen, die nötigen Leute teils über Monate in z.B. sozialen Netzwerken zu rekrutieren, habe ich (bei allem Aufwand zu Beginn der Erhebung) fast schon paradiesische Zustände. An der Stelle (und später auch in der Danksagung, wenn es so weit ist) kann ich einfach nur demütig "Danke!" sagen.✌️
     
    Auch die kommende Zeit wird ganz im Zeichen der Fleißarbeit stehen. Insofern kann ich schon jetzt und ohne Blick in die Glaskugel sagen: Bis zum nächsten Mal wird sich weiterhin inhaltlich nicht viel tun. Macht aber nichts, denn auch solche Phasen gehören zu so einem Promotionsvorhaben einfach dazu!
     
    In dem Sinne,
    Cheers!
    Martin
  19. MartinGS

    Monats-Update
    Hallo zusammen,
     
    das Jahr neigt sich allmählich dem Ende zu und es wird Zeit ein Zwischenfazit zu ziehen - so, wie es vermutlich jede*r ein Stück weit für sich macht.
     
    Zunächst zur aktuellen Lage:
    Seit Anfang des Monats ist meine Zeit in Hamburg zu Ende, der Laufbahnlehrgang ist erfolgreich abgeschlossen. Unterm Strich war es eine sehr lehrreiche und fordernde Zeit, in der ich nicht nur oftmals bis zum späten Abend an Vorträgen, Ausarbeitungen oder vor diverser Lektüre saß, sondern auch tolle Menschen kennenlernen durfte. So habe ich nicht nur inhaltlich eine Menge aus den letzten Monaten mitnehmen können, sondern auch neue Bekannte und neue Freunde aus allen Winkeln der Republik gefunden.
    An der Promotions-Baustelle geht es nach diesem langen Abschnitt erwartungsgemäß nur schleppend wieder los. Vor den Feiertagen ging es für eine Woche wieder ins Büro, die erste Urlaubswoche half ich bei einem Umzug in der Familie aus und die zweite Urlaubswoche lag ich - wer hätte es gedacht - standesgemäß mit Männerschupfen flach. Dementsprechend habe ich die lange Transkriptions-Durststrecke (obwohl man von der Sisyphus-Arbeit gar nicht durstig sein kann 😅) gestern überwunden und mich wieder an das letzte Interview gesetzt, bei dem ich stehen geblieben bin.
    Und wie bei den letzten Malen auch, empfinde ich es nicht nur als lästige Fleißarbeit, sondern auch sehr spannend sich in die Welt meiner Proband*innen wieder hineinzudenken und die Gedankengänge und Argumente meiner Gegenüber zu rekapitulieren. Der vor mir liegende Berg, den ich im September in Zahlen gefasst habe, wird zwar nur in sehr kleinen Schritten weniger - aber wäre es einfach, wäre es auch irgendwo langweilig. Hier muss ich mich  immer wieder dazu überwinden, die Skripte konzentriert durchzuarbeiten und nicht irgendwo gedanklich hängen zu bleiben - bei den Daten von 45 Proband*innen verliert man sonst immer wieder wertvolle Zeit. Ehrlicherweise gelingt mir das zwischen den Feiertagen eher so semi - aber ihr wisst ja: Die ersten Schritte sind immer die schwierigsten 😉 
     
    Wie fällt mein Resümee für das Jahr 2023 aus?
    Es war ein arbeitsintensives Jahr, das in der ersten Hälfte durch viel administrative Vorarbeiten und die Sammlung meiner Forschungsdaten gekennzeichnet war. Unterm Strich habe ich Personen innerhalb meiner Domäne von Hamburg bis nach Niederstetten und von knapp vor der luxemburgischen Grenze bis kurz vor Polen interviewt. Die zweite Jahreshälfte stand demgegenüber ganz im Zeichen Hamburgs, wo ich mein Promotionsvorhaben aus Zeitgründen hinten anstellen musste. Den Aufwand auf dem Laufbahnlehrgang habe ich vorher deutlich geringer eingeschätzt, sodass ich in diesen sechs Monaten wissenschaftlich kaum voran kam. Nachdem ich bereits in 2021 durch Verzögerungen beim Modul MR402 einige Zeit verloren habe, liege ich gegenüber meinem ursprünglichen Zeitplan etwa zwölf Monate zurück. Will damit sagen: Statt der anfangs geplanten vier werde ich voraussichtlich erst nach insgesamt fünf Jahren berufsbegleitender Promotion fertig. Natürlich ärgert mich das einerseits, weil ich mir das Vorhaben anders zurechtgelegt hatte. Andererseits zeigt der Blick in einschlägige Literatur, dass die durchschnittliche Zeit für ein Promotionsprojekt in Deutschland bei rd. 4,5 Jahren liegt. Für berufsbegleitende Formate gibt es meines Wissens nach keine zuverlässigen Statistiken, allerdings geben gängige Portale (siehe z.B. hier) ebenfalls eine Dauer von 3-5 Jahren an. Insofern sehe ich den aktuellen Verzug nicht als kritisch an.
     
    Umso mehr steht es für das Jahr 2024 in meinem Lastenheft, die vor mir stehenden Dinge konzentriert und zügig abzuarbeiten. Wenn mir das gelingt, ist eine Abgabe bis ca. Mitte 2025 durchaus realistisch. Das gibt auch mein Forschungsdesign her, nachdem ich für die jetzige Phase der Primärdatenerhebung von vornerein mit Abstand am meisten Zeit und Aufwand vorgeplant hatte und mit Abschluss dieser Phase ein Großteil der Fleißarbeit bei der Diss abgedeckt ist 🥸
     
    In diesem Sinne wünsche ich euch allen weiterhin geruhsame Tage nach den Feiertagen, einen guten Rutsch in das neue Jahr 2024 - und vor allem viel Gesundheit, Erfolg sowie das nötige Quäntchen Glück für eure weitere Zukunft! 🍀
     
    Cheers,
    Martin
     
  20. MartinGS

    Monats-Update
    Hallo zusammen,
     
    der vergangene Monat hat sich ähnlich wie der April gestaltet und war vor allem durch Hausmeister-Arbeiten im Hintergrund gekennzeichnet. Das Interview-Konzept zur internen Evaluation steht (vgl. meinen letzten Beitrag), hier haben wir die adressierte Proband*innengruppe nach diversen Abstimmungen nochmal deutlich erweitert, um die organisationsinterne Expertise zu dem Thema so breit wie möglich abzugreifen. Ohne hier zu sehr ins Detail zu gehen: Zuvor hatten wir die Zielgruppe eher klein gehalten, um den Auswertungsaufwand beherrschbar zu halten und möglichst wenig fachfremde Antworten zu bekommen, da die Befragung neben methodisch-technischen auch bestimmte Fachkenntnisse über interne Geschäftsprozesse erfordert. Geschieht so eine Erhebung über mehrere Geschäftsbereiche, steht man vor der Herausforderung, einerseits das querschnittliche technische Know-How vorliegen zu haben, ohne dass jedoch (genügend) Kenntnisse über die internen Fachabläufe bestehen. 
    Das ist ein Spannungsfeld, das man kaum auflösen kann, mit dem ich jedoch arbeiten und das Beste draus machen muss. Wer schon mal größere Umfragen in der eigenen Firma oder Organisation gemacht hat, wird wissen, dass in solchen Situationen oftmals Fingerspitzengefühl bei den jeweiligen Stakeholdern gefragt ist, um die verschiedenen Erwartungshaltungen zu erfüllen und sich selbst keine Stolpersteine in den Weg zu legen. Unterm Strich gilt es dann, aus dem Setting das bestmögliche (wissenschaftliche) Ergebnis herauszuarbeiten, das dann auch gleich noch praktische Erkenntnisse für die weitere Arbeit liefert. 
    Klingt verdächtig nach eierlegender Wollmilchsau, oder? Jep, ist es auch. Aber wenn die Durchführung der gesamten Befragung daran hängt, ändert man natürlich gerne nochmal kurz vor knapp die Zielgruppe *zwinkersmiley* 😅
     
    Abgesehen von der inhaltlich-methodischen Ausgestaltung der Erhebung steht mit der letzten Stelle der zu beteiligenden Gremien nur noch eine Station aus, die wir im Kollegium abarbeiten werden. Hier hoffe ich, dass wir kommende Woche ein Update bekommen, um dann bald loslegen zu können. In der Zwischenzeit habe ich im Hintergrund die Vorbereitungen begonnen, indem ich die Umfrage in SoSci aufgesetzt und die Einladungsschreiben (in Deutsch und Englisch) abgefasst habe, um die Proband*innen im Vorfeld abzuholen. Darüber hinaus werde ich in Rücksprache mit meinem Chef noch einen Einweisungstermin zu der Erhebung für alle Beteiligte via Online-Videokonferenz vorbereiten, sodass mögliche Fragen oder Anmerkungen zur Befragung noch im Vorfeld abgeklärt werden können und unnötige Rückfragen von vornerein (so weit wie möglich) reduziert werden.
     
    Ansonsten trat die Arbeit an den Kapiteln der Dissertation selbst, insbesondere am Methodik-Kapitel, wie im letzten Monat auch eher in den Hintergrund. Zwar habe ich Yin (2018) und Oates et al. (2022) regelmäßig analog und digital dabei, kam aber neben der Evaluation wegen diverser Dienstreisen in den letzten Wochen kaum dazu, an der Baustelle weiterzuarbeiten. Hinzu kommt aktuell das Weiterbildungszertifikat Hochschullehre in Bayern, das ich seit einigen Monaten absolviere und für das in den letzten Wochen mehrere Seminare gelaufen sind. Diese laufen zwar nur tages- oder stundenweise, erfordern oftmals aber zusätzliche Arbeiten in Blended-Learning-Phasen, sodass ich mit dem o.g. Workload zuletzt schlichtweg ausgelastet war. Kommende Woche sind aber bis Mitte Juli die letzten größeren Seminare, sodass ich hier wieder ein wenig mehr Luft habe (zumal ich die erforderliche Zahl an Unterrichtseinheiten für das Zertifikat auch bald voll habe 😎).
     
    Direkt dazu eine persönliche Einschätzung: Auch wenn die ProfiLehrePlus nichts unmittelbar mit der Diss oder auch generell mit einem Promotionsverfahren zu tun hat, kann ich jedem und jeder nur empfehlen, solch eine Weiterbildung zu absolvieren, wenn man die Chance dazu hat, mit dem Gedanken einer akademischen Karriere spielt oder auch bereits akademisch tätig ist. Gerade didaktische Kenntnisse sowie das Wissen über die Hochschullandschaft und das Wissenschaftsmanagement bringt man sich nur allzu häufig nach dem Learning-by-doing-Prinzip selbst bei, ohne dabei die verschiedenen Themen strukturiert zu erlernen. Insofern stellen die Inhalte eines solchen Zertifikats ein klasse Add-On für den eigenen Methodenkasten dar, den man (gerade beim Thema Methodik/ Didaktik) auch in vielen anderen Lebenslagen privat oder auf der Arbeit gut gebrauchen kann.
     
    Damit verabschiede ich mich auch schon wieder und setze mich an den nächsten Blended-Learning-Teil für die ProfiLehrePlus. Bis morgen früh habe ich noch etwa drei Stunden Arbeiten vor mir, die erledigt werden wollen🤓
     
    Cheers,
    Martin
  21. MartinGS

    Monats-Update
    Hallo zusammen,
     
    dieser Blogeintrag wird etwas kürzer als gewohnt ausfallen.
    Nachdem ich bis Ende April mit der geplanten Publikation auf dem Wissenschaftsforum der WBH sowie mit meiner Project Approval Form (PAF) gut im Zeitplan lag (vgl. letzten Blog-Eintrag), haben mich die letzten fünf Wochen krankheitsbedingt zurück geworfen. Zwar konnte ich bis Anfang Mai noch die Anzahl der (möglicherweise) relevanten Quellen von 2145 auf ca. 95 Publikationen reduzieren (davon werden es nach aktuellem Stand ca. 60-70 in die Review abschließend schaffen), allerdings reicht die Zeit bis zur Deadline in Darmstadt realistisch nicht mehr aus, um ein gutes Stück wissenschaftliche Arbeit zu liefern.
    Davon abgesehen hat der o.g. krankheitsbedingte Ausfall auch die übrige Planung der vergangenen (und kommenden Wochen) ein wenig durcheinander gebracht. Einerseits steht Ende diesen Monats voraussichtlich das Forschungsmodul MR402 mitsamt dem Assignment an (endlich!), andererseits läuft bei mir seit Ende letzten Jahres im Hintergrund noch ein Zertifikatskurs Public Health, für den ich bis zum Beginn von MR402 zwei Einsendeaufgaben zu bearbeiten und einzureichen habe. Man hat ja sonst nichts zu tun 😅
    Vor diesem Hintergrund werde ich die Publikation nach Rücksprache mit meinen Co-Autoren voraussichtlich auf eine Konferenz zum Ende des Jahres hin verschieben, sodass ich bis zur Einreichung genügend Zeit für die inhaltliche Ausarbeitung des Papers habe. Hier habe ich auch schon diversen Input von meinem Supervisor erhalten, welche Möglichkeiten für eine Einreichung geeignet wären.
    Auch wenn der vergangene Monat einen Schritt zurück bedeutet, zeigen mir das Feedback meines Betreuers und aus meinem Umfeld, dass ich die nötige Rückendeckung für mein Vorhaben habe. Insofern kann man hierzu nur eines sagen:
     
    Hinfallen - Aufstehen - Krone richten - Weitermachen.
     
    An der Stelle hinterlasse ich besondere Grüße an @SebastianL, der aktuell in der heißen Abschlussphase seiner Diss steht: Durchbeißen, das Ende ist am Horizont zu sehen! 🤞
     
    In dem Sinne,
     
    Cheers,
    Martin
  22. MartinGS

    Monats-Update
    Hallo zusammen,
     
    es ist endlich soweit: Ende letzten Monats ging es mit den Expert*inneninterviews für meine Arbeit los. Nachdem ich seit dem letzten Mal noch einige Details nachgeschärft habe, konnte ich kurz nach dem letzten Blogeintrag mit den Erhebungen loslegen. Hier hat es sich also gelohnt, erste Termine "im vorauseilenden Gehorsam" vereinbart zu haben ✌️
    Von den ursprünglich geplanten 25-30 Interviews habe ich mittlerweile zwölf durchgeführt, für acht weitere einen Termin festgelegt und zwölf zusätzliche Rückmeldungen, für die eine Terminvereinbarung noch aussteht. Das macht unter dem Strich insgesamt 32 Personen, die ich bisher (und natürlich, wenn alles klappt) verbuchen und bis Ende des Monats erledigen kann - so zumindest der Plan.
    Auf den ersten Blick könnte ich jetzt einen gedanklichen Haken an das Thema machen und mich darauf konzentrieren, sie "nur noch" runzuspulen - jedoch stehe ich vor der Herausforderung, dass ich in zwei von insgesamt sieben Themenfeldern, die ich für mein Forschungsdesign abdecken will, bislang noch überhaupt keine Probanden habe und die Resonanz in anderen Bereichen größer als erwartet war. Hier habe ich bereits unseren internen Aufruf zur Teilnahme wiederholt und gehe dazu über, gezielt Expert*innen aus den fehlenden Bereichen anzusprechen. Noch warte ich auf ein Feedback, dass bis Mitte kommender Woche kommen soll - sofern alles gutgeht, ist dieses Action Item bis dahin aber auch erledigt. Als Summenzug werde ich dann (hoffentlich) auf ca. 36-40 Interviews kommen.
     
    Im Hintergrund habe ich mit der Transkription der bereits abgeschlossenen Interviews angefangen. Hier habe ich für das Preprocessing zunächst mit NVivo Transcription und auch mit Nuance Dragon experimentiert, jedoch sind beide Produkte nichts für mich gewesen (siehe auch hier). NVivo Transcription ist schlichtweg zu teuer (hier würde ich auf ca. 1400-1600€ insgesamt kommen, wenn ich 50-60 Stunden Interviewmaterial veranschlage) und Nuance Dragon hat sich für meine Arbeit als untauglich erwiesen. Das liegt daran, weil es sich hierbei um eine Diktier-, jedoch nicht um eine Transkriptionssoftware handelt, die u.a. keine Zeitstempel bei den Interviews setzt und keine automatische Erkennung von mehreren Stimmen, Pausen etc. hat. Daneben war auch die übrige Fehlerrate viel zu hoch.
    Am Ende bin ich bei f4x herausgekommen, das zum einen ein viel besseres Handling bietet und zum anderen (bis auf einige Fachbegriffe) eine sehr gute Erkennungsrate hat. Zudem ist das Tool für Promovierende verhältnismäßig erschwinglich: Für ein Kontingent von 15 Stunden Interviewmaterial zahlt man 75€, d.h. bei 60 Stunden komme ich insgesamt bei 300€ raus. Zwar ist das immer noch viel Geld - aber bei der Ersparnis an Zeit und Aufwand ist es mir das auch wert.
    Als kleine Aufstellung der Opportunitätskosten: Wenn man von einer Bearbeitungszeit von 5 Minuten händischer Transkription pro einer Minute Audio ausgeht und man pro Tag drei Stunden Zeit veranschlagt, würde man über drei Monate lang ohne Pause jeden Tag mit der Transkription beschäftigt sein. Demgegenüber brauchte ich mit Preprocessing für das erste Interview (Länge ca. 1:20 Std.) nur noch ca. 1,5h Nachbearbeitung (statt der ursprünglichen ca. 6:40 Std.).
    Es lohnt sich also🤓
     
    Ab morgen geht es dann weiter, für kommende Woche sind sechs Interviews geplant - vier davon in Präsenz und zwei via Videokonferenz. Hoffen wir, dass ich bis Ende der Woche auch meine letzten ausstehenden Interview-Schäfchen ins Trockene bekomme. Ich berichte im kommenden Blogeintrag, wie es bis dahin gelaufen ist 😉
     
    Cheers,
    Martin
     
  23. MartinGS

    Monats-Update
    Hallo zusammen,
     
    die letzten Wochen sind ziemlich schnell vorbeigegangen - wo ist bloß die Zeit geblieben? Der Lehrgang im Norden war bislang ziemlich arbeits- und zeitintensiv, aktuell befinde ich mich in einer vierwöchigen Sommerpause. Bevor es Mitte August weiter geht, pendle ich wieder die reguläre Strecke zwischen Zuhause und Büro, um im Tagesgeschäft mitzuarbeiten.
     
    Im krassen Gegensatz zur ursprünglichen Planung, bis Ende nächsten Monats alle Transkripte durchzuhaben, ist heute gerade mal das dritte Interview fertig geschrieben worden. Auch wenn f4x hervorragende Vorarbeiten geleistet hat und ich (wenn ich mich konzentriert hinsetze) jeden Tag ein Interview abhaken könnte, haben die vergangenen Monate Arbeit non-stop ihren Tribut eingefordert. Seit Beginn der o.g. Sommerpause bin ich nach dem regulären Arbeitstag im Büro restlos bedient, auch am Wochenende ging bei mir zuletzt bis auf Ausschlafen, Haushalt sowie ein wenig Sport und Freizeit gar nichts mehr. Allerdings habe ich (meiner persönlichen Einschätzung nach) das Tal in diesem Arbeitstief mittlerweile durchschritten. Die letzten Tage ging es wieder bergauf mit dem Transkribieren, und nachdem ich Buch von Brinkmann und Kvale (2018) im Hintergrund durchgearbeitet habe (siehe auch meinen Beitrag von April '23), habe ich mir den Flick (2018) zugelegt, der sich speziell mit Triangulationsmethoden und Mixed Methods Research auseinandersetzt und den ich für den zweiten Teil meiner Arbeit angefangen habe zu lesen. Zusammen mit den anderen Werken, u.a. von Bell et al. (2022), Oates et al. (2022), Saunders et al. (2019) und Creswell & Creswell (2018) sollte ich mit den querschnittlichen Basics zu Forschungsmethoden nunmehr so breit aufgestellt sein, dass es bis zum Abschluss der Promotion reichen sollte.
     
    Der Ausblick auf die kommenden Wochen ist im Prinzip der Gleiche wie im letzten Monat: Weiterkommen mit der Transkription und die übrigen Interviews nachziehen, um endlich einen Haken an die Primärdatenerhebung zu machen. Heißt also: Augen zu und durch!
     
    In diesem Sinne,
    Cheers ✌️
    Martin
  24. MartinGS

    Monats-Update
    Hallo in die Community!
     
    Nachdem schon wieder ein Monat rum ist, möchte ich euch mit folgenden Inhalten ein Update zum Sachstand im November geben.
     
    Um ehrlich zu sein, hat sich inhaltlich noch gar nicht so viel getan. Jeder Fernstudierende kennt es (manche mehr, manche weniger): Das Gefühl, wenn das Berufsleben wie gehabt weiter geht, nach der anfänglichen Euphorie des Studienstarts die Ernüchterung im Alltag einsetzt und dank der zunehmend kurzen Tage jetzt im Herbst die Motivation zum Recherchieren und Analysieren abends nach einem langen Arbeitstag unter die Decke gekrochen ist, um sich zu verstecken. Das angekündigte Induction Event an der Uni (siehe meinen letzten Eintrag: Klick mich) wurde aufgrund der Pandemie leider abgesagt, sodass der Start im Alltag eines Postgraduate Research Students aus akademischer Sicht noch trister ausfiel.
    In einer ähnlichen Situation befand ich mich schon im Herbst 2018, nachdem ich erst kurz zuvor mit dem Fernstudium an der Wilhelm Büchner Hochschule anfing und der Jahresabschluss-Blues vor Weihnachten so langsam einsetzte. Das zeigt mir einmal mehr, wie wichtig es ist, beständig dran zu bleiben und sich immer wieder aufs Neue zu motivieren, um in der Sache voranzukommen.
     
    Aber nun genug der Jammerei! Zu Beginn des Monats führte ich zwei längere Telefonate bzw. hatte diverse Email-Korrespondenz mit meinem Senior Advisor bzgl. der genaueren Ausrichtung des ersten PhD Essays, das bis Ende Jahres einzureichen ist. Hierbei stehen drei Aufgabentypen zur Auswahl, von der man eine mit einem Zeitansatz von knappen drei Monaten und einem Umfang von 5000 Wörtern netto bearbeitet. Diese lauten (sinngemäß):
     
    Darstellung des Forschungsziels und Kontextualisierung in Hinblick auf die wissenschaftlichen Schlüsselausrichtungen (realistisch, interventionistisch, konstruktivistisch) und der theoretischen Grundlagen zum betrachteten Forschungsgegenstand.
    (Schwerpunkt also: die wissenschaftstheoretische Einordnung des geplanten PhD-Projekts) Darstellung und Aufbereitung des Umfelds, in dem das Forschungsprojekt durchgeführt werden soll, und Darstellung, inwieweit dieser Abriss aus Theorie und Praxis analytisch in das Projekt einbezogen werden soll.
    (Schwerpunkt: Die Darstellung des Forschungsumfelds anhand einer strukturierten Literaturrecherche sowie die Entwicklung einer Argumentationskette mit Hinblick auf die zu identifizierende Forschungslücke) Vergleich bzw. Abgrenzug von zwei unterschiedlichen Forschungsansätzen bzw. forschungstheoretischen Ausrichtungen mit Hinblick auf die Verwendbarkeit für das geplante Forschungsvorhaben.
    (Schwerpunkt: Der forschungstheoretische Vergleich - Welcher Forschungsansatz ist grundsätzlich am besten geeignet, um ein identifiziertes Problem bzw. einen Handlungsbedarf hinreichend zu adressieren?)  
    Entscheidend ist bei der Auswahl, welche grundsätzliche Richtung man mit seinem Projekt einschlagen möchte - und mit dem Essay hinterfragt bzw. reflektiert man diese kritisch. Aufgrund meines (geplant) konstruktivistischen Ansatzes (d.h. ich möchte zu einem bestehenden, in der Forschung und Praxis nicht gelösten Problem ein Referenzmodell anhand von wohldefinierten Anforderungen entwickeln und dieses im Anschluss validieren) habe ich mich für Option 2 entschieden.
    Damit will ich das fachliche Fundament für meine Anwendungsdomäne und somit auch die Ausgangsbasis für eine evidente Anforderungsentwickung schaffen, um mein Forschungsartefakt zu designen.
    Glücklicherweise musste ich hierbei nicht in Gänze bei 0 anfangen. Dadurch, dass ich mich in der Zeit an der WBH mit einem verwandten Thema in der Masterarbeit auseinander gesetzt habe, kann ich den hiervon verhandenen Wissenspool aufgreifen und in meine Literaturanalyse einfließen lassen. Mit einer weiteren, strukturierten Literaturrecherche (hier halte ich mich aktuell an Webster und Watson, 2002) habe ich zusätzliche 49 Quellen identifiziert, die zusätzlich auszuwerten sind.
     
    Als nächstes werde ich mich ranmachen, die Recherche nochmal ausweiten (bisher habe ich nur WebOfScience abgegrast - EBSCOHost, Google Scholar, Microsoft Academic und einige andere Datenbanken stehen noch aus) und die für die weitere Arbeit relevanten Quellen in das Paper einbringen. Hierzu will ich bis Ende des Monats einen ersten Wurf schreiben, den ich im Anschluss meinem Advisor zur weiteren Besprechung schicke - der 21.12. kommt schneller, als man denkt. Der größte Stolperstein wird neben der Masse an vorhandenen Quellen der Umstand sein, dass die Projekte auf der Arbeit zum Jahresende nochmal in die heiße Phase gehen und bis Weihnachten eine ganze Menge offene TBD's zu erledigen waren bzw. noch zu sind: Projektdokumentationen schreiben bzw. qualitätssichern, Modellierungskonventionen (weiter-)entwickeln ( @SebastianL: Darüber können wir gerne mal fachsimpeln - Ob es bspw. sinnvoll ist, UML mit BPMN für ein Projekt unbedarft in einen Topf zu werfen 🤨), Way Aheads und Vorgaben für das kommende Jahr entwickeln, diverse (mehr oder minder zielführende) Arbeitsmeetings abwickeln... und ganz nebenher noch mit der Wohnungssuche zum Start in 2021 zwecks Versetzung im März anzufangen.
    Leider platzt mein Überstunden- und Urlaubskonto aus allen Nähten, sodass ich im Anschluss an die kommenden zwei Wochen bis zum Jahresende für den Abschluss des Essays frei nehmen werde 😇
     
    Ein letztes Stichwort möchte ich an der Stelle aufgreifen, auch wenn es überhaupt nicht mit der Promotion zusammenhängt (sorry @Markus Jung):
     
    Letzten Donnerstag fand die virtuelle Feierstunde für den Absolventenjahrgang 2020 an der WBH statt (erneut schiele ich auf @SebastianL - warum nur?😏). Auch wenn mein Abschluss im März diesen Jahres schon eine Weile her ist, hat die @Wilhelm Büchner Hochschule einen sehr schönen Punkt damit gesetzt - inklusive Abschlusssekt und Signet (siehe unten). Dazu bleibt mir nur noch zu sagen: Danke!
     
    Cheers,
    Martin
     
     

  25. MartinGS

    Monats-Update
    Hallo zusammen,
     
    nach dem letzten Mal, das etwas ausführlicher war, halte ich mich für den Monat März kurz.
    12 von 45 Probanden sind mittlerweile geschafft - viel mehr als im Februar ist es nicht, aber wie es so schön heißt: Nichts ist immer noch besser als gar nichts!
    Aktuell gibt es neben dem Promotionsvorhaben gut im eigentlichen Job sowie in einem weiteren Projekt zu tun. Darüber hinaus läuft das Evaluationsvorhaben, über das ich zuletzt im Juli 2022 berichtet habe (zum Ablauf der Untersuchung siehe hier), seit nunmehr eineinhalb Monaten. Bei dem Gewusel der letzten Zeit ist das hier im Blog glatt untergegangen 😅
    Der Anteil Online-Umfrage läuft noch bis Mitte April, danach geht es in die Auswertung mit anschließenden Experteninterviews. Bis Ende Juni soll das Vorhaben abgeschlossen sein, den internen Abschlussbericht werde ich bis September diesen Jahres liefern. Mein Plan ist es, diese Baustelle so leichtgewichtig wie möglich abzuarbeiten und die Erkenntnisse weiterzuverwerten, wenn das "Dickschiff Diss" erledigt ist. Da bis zum nächsten Jahr in speziell diesem Themenumfeld keine bahnbrechenden Erkenntnisse absehbar sind, halte ich diese Zeitlinie auch für machbar 🥸
     
    Über diese nächsten paar Tage genieße ich die Oster-Pause im Kreise der Familie, anschließend geht es wieder an die Arbeit. Macht euch alle bis dahin einige erholsame Tage und genießt das (hoffentlich?) gute Wetter!
     
    Cheers,
    Martin
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