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Vica

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Blogbeiträge von Vica

  1. Vica

    Psychotherapie Ausbildung
    Unser liebes, tolles, unkonventionelles und manchmal etwas schräg-schrulliges (aber dadurch liebenswürdiges) Ausbildungsinstitut wird schließen. Das wurde schon länger gemunkelt, nun ist es offiziell. Der Mitarbeiterstab wird bereits reduziert. Ebenfalls aussortiert wurden Karteileichen. Ja! Es gibt tatsächlich Ausbildungsteilnehmer/innen, die einen begehrten Ausbildungsplatz bekommen, und niemals, zu !keinem einzigen! Kurs jemals antanzen - und das von Anfang an nicht. Sogar zahlenderweise.
    Aussortiert wurden ebenfalls einige Leute, die etwas zu lange den Vertrag pausiert haben - z.B. durch Elternzeit, die immer weiter verlängert wurden oder wegen sonstiger Pausen. 

    Eigentlich ist die Ausbildung ja so auf 3 bis 5 Jahre ausgelegt. Andererseits sagt auch keiner was, wenn's länger dauert. Früher konnte man jahrelang problemlos pausieren, theoretisch zwischendrin was anderes studieren oder mal ein paar Jahre arbeiten. Viele sind auch finanziell in die Bredouille gekommen oder haben einfach ewig keinen Klinikplatz für PT1 und 2 gefunden. Das sind Gründe, warum lange Ausbildungspausen oder -verzögerungen geduldet werden und das finde ich auch gut so. Ich habe neulich mit zwei Kursteilnehmern einen Plausch gehabt, die 2012 gestartet sind und noch nicht fertig sind.

    Aber wie auch immer: Theoretisch hätte man nach der Reform der Ausbildung ja noch bis 2032, längstens (Härtefallregelung!) aber bis 2035, Zeit, in Ruhe auf dem alten Weg zu approbieren. 

    Die Realität ist leider anders: Vielen PiAs ist es zu unsicher, ob sie die Ausbildung auf dem alten Weg noch abschließen werden können. Und so tun sie, was ihnen sinniger erscheint: Sie machen gleich den neuen Psychotherapie-Direktstudiengang. Und nicht mehr die Ausbildung an den Instituten. Genau das wird finanziell nun zu einem Fallstrick für viele.

    Die Institute werden natürlich auch nach den neuen Regeln noch gebraucht. Aber sie werden nur noch Fortbildungen für die Absolventen der Direktstudiengänge anbieten. Wie genau das aussieht, ist noch nicht so ganz klar...zumindest hat es niemand kommuniziert. 
    Vermutlich schließt der Laden in der alten Form und wird in neuer Form - mit neuer Leitung, Stab, Konzept etc. - zurückkehren. Statt 2035 ist nun also wohl schon um 2028 Ende Gelände.

    Mich persönlich betrifft das nicht, da ich kurz vor Ende stehe. Allerdings befinden sich alleine in meinem Ausbildungsjahrgang gerade 5 Leute in Elternzeit. Diese bekommen demnächst Post vom Institut, die lange Auszeit nochmal zu überdenken - es könnte am Ende nicht passen. 
    Immerhin ist unser Institut ausgesprochen kinderlieb. Sogar neugeborenenlieb. 

    Übrigens ist das kein Einzelfall: Auch von anderen Instituten deutschlandweit habe ich davon gehört. 

    Wer also die Ausbildung noch auf dem alten Weg anstreben kann, sollte unbedingt mit einbeziehen, dass die Institute sich vor der Deadline umstellen KÖNNEN, oder eben schließen.

     Gute wäre dann, das ganz genau durchzusprechen mit dem Wunsch-Institut. 

    Bleibt gesund und haltet zusammen,

    LG

    Feature Foto: Jan van der Wolf/pexel.com
  2. Vica
    Würde ich nochmal Psychologie studieren? 
    Das Psychologiestudium war für mich ein wenig wie eine Heldenreise - man geht als völlig unbeschriebenes Blatt hin und kommt zernarbt in Rüstung zurück und hat einen völlig anderen Blickwinkel auf das Leben. Es hat mir die Sicht auf vorher als selbstverständlich wahrgenommene Dinge geöffnet, die vielen Menschen in ihrem Leben so immer verborgen bleiben werden. Vor allem war es eine Ressource für Inspiration, Kreatives und Wachstum - alle Dinge entwickelten sich gleichzeitig und nebeneinander her, griffen aber auch ineinander. Es ist nicht, wie viele immer denken, dass etwas an der Empathie verändert wird - daran hakte es bei mir nicht. Aber die mit dem Studium verbundene Empirie war letztlich auch eine Möglichkeit, einen rationaleren Blick auf viele Sachverhalten zu haben und nicht zu urteilen. Das war mir auch in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichern sehr hilfreich. Außerdem lernte man auch, Kompromisse zu machen und sich mal unterzuordnen, sich mit seinen ungefragten Ratschlägen zurückzahlten und nicht nur seine Sicht der Dinge durchzuklopfen. Psychologie wird NIE als Alleingang funktionieren, ohne mit anderen Menschen zu kommunizieren und auch deren Bedürfnisse zu sehen. 

    Unsere Dozenten waren nicht einfach nur Tutoren, sondern richtige Mentoren, die Leidenschaft für ihr Fachgebiet hatten und uns damit ansteckten. Blind konnte man jede Buchempfehlung nachkaufen, und wenn die Dozenten selbst Bücher geschrieben hatten, hatte man es natürlich vor dem Ende des Semesters gelesen. Für mich sind die Dozenten noch heute Vorbilder; sowohl meine englischen von der OU, die man damals noch in Frankfurt zum Debatten-Austausch treffen konnte, obwohl dazu fast alle durch halb Deutschland reisen mussten, als auch die späteren Profs. Noch heute frage mich oft: "Was für Prof XY tun?". Das Zusammentreffen mit diesen Kommilitonen habe ich als besonders wertvollen Austausch in Erinnerung. Überhaupt waren Kommilitonen damals noch richtig enge Strukturen. So weit, wie man das zulassen wollte natürlich. 
    Natürlich ist man nicht immer im Gleichklang mit Dozenten. Und die Enttäuschung, wenn es schlechte Noten gab und man das gar nicht glauben konnte, so dass man extra zur Klausureinsicht gefahren ist. Um dann festzustellen, dass man wirklich so schlecht war. Mitunter schmerzliche Erfahrungen waren das, aber sie waren hilfreich im Bezug darauf, dass man sich auch irren kann. Und muss. Die Einsicht in die eigene Fehlbarkeit ist eine der wichtigsten Dinge im Leben, die man lernen kann. Wer das aushält, der ist für vieles gewappnet. 

    Das Psychologiestudium lehrte aber auch, dass alles zwei Seiten hat: Einerseits die Störungsbilder mit psychischen Erkrankungen, andererseits aber was Gesundheit bedeutet, und mit welcher Methodik man daran arbeitet, sie herzustellen. Auf diese Weise wird einem klar, was für ein fragiles, wertvolles Gut Gesundheit ist und wie wichtig im Leben Dinge wie Achtsamkeit, Dankbarkeit und ein Bewusstsein dafür ist, dass nichts wirklich selbstverständlich ist. Im psychologischen Alltag wird man dazu gezwungen, kreativ, innovativ und gleichzeitig auch logisch Probleme unter hohem Druck zu lösen. Die Verbindung dieser 3 Kernpunkte ist einer der Hauptpunkte, die diese Arbeit so spannend machen. Tagtäglich neue Herausforderungen - und manchmal erreicht man nicht den Weg, den man einschlagen will. Entweder weil das Team, der Chefarzt oder falsche Ansatz dir einen Strich durch die Rechnung machen. Hier hilft mir die Einsicht in die Fehlbarkeit, die ich im Studium gelernt habe. 

    Damals war ich so stolz auf meine Uni + die Hochschule, dass ich Tassen und Sweater bestellt und sie im Alltag durch die Gegend trug. Lange Jahre hingen Bachelor und Master an meiner Wand. Von meinen Kommilitonen erhalte ich noch heute Weihnachtskarten. Die Studiengebühren waren immens. Aber die habe ich ,,gerne" gezahlt, finanziert durch Studijobs in denen man wiederum andere Studenten traf. Diese Jobs waren nicht die Welt - Regale in der Drogerie einräumen, kellnern, Kaffeekochen etc. Zu mehr reichte die Zeit ja nicht, aber sie reichten aus, um das Studium zu tragen. Auch hier lernte man unheimlich viel fürs Leben. Wer zum Beispiel einmal in der Nachtschicht von Samstag auf Sonntag die Toilette bei Mäckes reinigen darf, lernt das Putzen mal aus einer anderen Perspektive als bei Muttern zu Hause 😀  

    War es deswegen eine Freude, sich jedes Mal an die Lernsachen zu setzen? Mit Sicherheit nicht. Klar lernt man was Neues und mit der Zeit hat man das Gefühl, einem wächst ein zweiter Kopf. Es war zum Teil auch ein Kampf gegen Selbstzweifel, Sorge und vor allem: Wenig Streit. Ein ständiger Struggle Privatzeit vs. Studienzeit. Oft habe ich gedacht: Hoffentlich ist es bald zu Ende. Und das war wichtig, denn davon zehrt ein Studium, dessen Inhalte man schnell ins Berufsleben umsetzen will. 

    In einer Zeit, in der einige ihre Hochschule nun als Quelle für Beschwerden sehen, merke ich generell, wie mir das Verständnis abgeht. Man bucht, statt sich  rückzumelden. Man ist Kunde, statt Student. Zur Einschreibung gibt's: Tablets, Handys, Rabatte oder je nachdem auch mal ein Auto. Klar, es hat Vorteile: Im Prinzip könnte man sagen, bietet man seinen Studis tatsächlich etwas an. Dafür ist mein Eindruck aber auch, dass die Ansprüche grenzenlos gewachsen sind. Und leider so viel unfassbar Pessimistisches daraus erwächst: Ich sehe viele Themen, die sich nicht mit spannenden Inhalten auseinandersetzen, sondern nur noch den ewigen Kampf gegen Dozenten, Hochschule, Qualisicherung etc. Etwas, das sich immer und immer wieder wiederholt und offenbar kein Ende mehr nimmt.
    Der Kreis wird dabei nicht durchbrochen, denn trotz Alternativen bleiben manche dort, wo man am Unglücklichsten ist. 
    Das ist schade. 
    Gerade diese ewige Wiederkehr der immer gleichen Querelen macht aber leider etwas mit mir als Leser und ich muss mich manchmal echt fragen, wie ich damit so umgehen will. Aber vielleicht müssen auch lediglich die Zufriedenen etwas lauter werden. Eigen kleinen Beitrag dazu wollte ich leisten. 🌈
     
    Ich wünsche allen: Eine schöne Studienzeit, spannende Herausforderungen, interessante Aspekte und Mentoren :-)

    LG

    Feature Foto: Pixabay 
  3. Vica

    Alumna - Dasein
    Jedes Jahr im November ist Jahrestag meines Masterabschlusses. Dieses Jahr sogar schon der dritte. An jenem Master-Kolloquiumsmorgen im November 2020 war es ein unglaubliches Gefühl, nach insgesamt 6 Jahren einen Haken hinter das Psychologiestudium setzen zu können 😁. Ein bisschen Gelingdruck gab es ja damals auch, schließlich hatte ich meine erste Stelle als Psychologin schon, ebenso wie den Vertrag mit dem Ausbildungsinstitut - und die standen natürlich unter der Prämisse, dass das mit Master auch klappt.  
    Es klappte auch, und der Rest des Lebens konnte beginnen. Mit etwas Pathos gesagt. 

    Tja, nun sind ein paar Jahre ins Land gezogen. Zwischenzeitlich habe ich die superschicke Bachelor- und nicht ganz so schmucke Masterurkunde längst wieder abgehängt und ihnen ein neues Zuhause zwischen den Ordnern für die Steuer beschert. Eine Weile, vor allem am Anfang des Weges, haben sie mich voller Stolz daran erinnert, was möglich ist. Heutzutage muss ich sagen, dass beruflich mittlerweile andere Zwischenziele erreicht habe, von denen ich nun etwas mehr zehre: Etwa meine beiden Klinikjahre. Spontan würde ich lieber zweimal hintereinander bei den Hunger Games mitmachen, als das zu wiederholen 😐. Aber bereuen tue ich es auch nicht, denn es geschafft zu haben, verleiht mir Rückendeckung und in gewissen Dingen auch Chuzpe, welchen ich vorher nicht hatte 😄. Außerdem schaden solche Erfahrungen ganz und gar nicht, unter schwierigen Bedingungen einen Weg für sich gefunden zu haben. Vor allem die diagnostischen und medizinischen Erfahrungen dort sind unendlich kostbar und ein großer Vorteil gegenüber anderen Kollegen, wie ich immer wieder merke. 

    Aber kurzum, hat mir der Master gebracht, was ich wollte?

    Das ist klar wie Kloßbrühe, zumal er der Türöffner für die Weiterbildung war. Bei Bewerbungen um Psychologenstellen (egal, in welchem Bereich) benötige ich den Master natürlich noch immer. Dass der Master eine klinische Ausrichtung hat, ist für die Stellen in Kliniken und Praxen natürlich ein Vorteil. Aber dort werden z.B. auch Psychologen mit Gesundheits- oder Pädagogik-Master eingestellt. Auch in Forschungsteams ins das so. Wer klinisch arbeiten möchte, kann das also durchaus auch mit seinem nicht-klinischen Master versuchen. Der Bachelor im Fach Psychologie ist bei diesen Bewerbungen übrigens nur noch Kosmetik, bei der Einstellung wird er nicht mehr verlangt (nur das beglaubigte Masterzeugnis). 
    Der Bachelor wird allerdings von meinem Ausbildungsinstitut noch verlangt und auch das Landesprüfungsamt hat ihn einer Äquivalenzprüfung unterzogen, obwohl nur der klinische Master im Endeffekt ausschlaggebend ist (nicht jeder PPler hat einen Psychologie-Bachelor). 

    Besonders überraschend finde ich auch heute noch die allgemeine Wertschätzung für diesen Abschluss, auch bei den Chef- und Oberärzt:innen bzw. generell den leistungsorientierten Kolleg:innen.
    Das Ganze war so vorurteilsfrei und voller Anerkennung, dass ich es kaum glauben kann. Dabei interessiert man sich vor allem dafür, wie man das denn mit Kindern, über die Entfernung und mit Job so wuppen kann, ohne direkte Kollegen. Ganz besonders viel Interesse an der Stelle erzeugt da der Bachelor aus England. Ich selber hänge das übrigens gar nicht so gerne an die große Glocke. Zu groß nach wie vor die Sorge vor Vorurteilen 😶Aber wie eine Kollegin neulich meinte: Leider gaslighted man sich hier selbst ziemlich. 

    Und die Zweifler? Die, die genau wissen, dass mit einem (Fern)Studium ja nichts erreicht werden kann? Geben sie Ruhe, wenn man mit einem Abschluss plötzlich doch einen Job mit viel Verantwortung in guter Position erhält?  Natürlich nicht. Die eine Hälfte tut so, als hätte sie nie was gesagt. Die andere Hälfte betreibt so eine Art "Abwertungs-Verlagerung": Es gibt seltsamerweise Mitleid für Dinge, die eigentlich toll oder völlig normal sind. "Och Gott, du leitest ein Team? Du Ärmste."; ,,Och, nur 10 Minuten von zu Hause weg der Arbeitsplatz? Du Ärmste.", etc. 
    Das Medium ist hier egal: Die negative  Sicht ist die Problematik. 🙃 

    Aber es gibt auch andere Veränderungen. In den 3 Jahren hat sich eine Menge verändert. Mittlerweile ist für viele dieser Art Weg zum PP verschlossen; die neuen Direktstudiengänge wurden eingeführt.  Viel hat sich getan. Die heutigen Direktstudenten, die ich kenne, können sie unseren Master gar nicht mehr gut vorstellen. 

    Und ansonsten? In meinem Umfeld mache ich das Berufliche generell wenig zum Thema, über Abschlüsse wird hier natürlich nicht gesprochen. Dafür sind Arbeitskollegen und Weggefährten da. Die Freizeit gehört der Family und den Hobbies. Darum sind wir auch nicht für unsere Berufe bekannte, sondern für unsere spektakulären Kinder-Parties 😁. Die meisten Nicht-Arbeitskollegen in meinem Umfeld denken, dass ich entweder Künstlerin oder Kinderbuchautorin bin. Über den echten Job sind sie dann meistens erstaunt. Den Schluss finde ich interessant - aber für mich ist das okay so. Immerhin scheine ich weniger den üblichen Klischees zu entsprechen  😁

    Bleibt gesund und haltet zusammen,

    LG

    Feature Foto: The Lazy Artist Gallery/pexel.com
  4. Vica
    Passend zu Halloween heute eine interessante Beobachtung aus der KiJu-Psychiatrie über ein Störungsbild, das jüngere Kinder extrem stark belastet und von den Eltern häufig bagatellisiert wird. Ich hatte das große Glück, dass im Fernstudium darauf eingegangen wurde. Ich glaube aber nicht, dass das die Norm ist. 

    Gibt es denn eine Störung, bei der Kinder im Vor- und Grundschulalter am liebsten selbst einen Termin in unserer Kinderpsychiatrie ausmachen würden, wenn sie könnten (statt, wie sonst, von den Eltern eher gegen ihren Willen gebracht zu werden)? 
    Eindeutig ja, denn viele haben eine extreme Angst vor Monstern, Geistern und Gespenstern in der Nacht, die sie kaum schlafen lässt und manchmal zu echten Schlafdefiziten führen kann. Die wiederum führen dazu, dass sie in der Kita oder in der Schule und im sozialen Miteinander in Probleme kommen, da sie oft erschöpft und überreizt sind, womit viele Untersucher beim Verdacht auf ADHS sind. Die Problemlösekompetenzen sind mit Müdigkeit auch nicht mehr die besten, darum kann ein Kind schneller zuschlagen oder sich umgekehrt schneller vermöbeln lassen. Auch kann es zu Einnässen kommen. 

    Man kann sie sogar als eigene Erkrankung codieren, wenn sie sehr ausgeprägt ist: 
    F93.1 Phobische Störung des Kindesalters

    Wer kommt denn zum ungebetenen Besuch?
    Ungeheuer sämtlicher Varianten sind ganz schön gewitzt. Sie warten natürlich immer, bis die Erwachsenen weg sind und kommt dann heraus: Aus dem Schrank, vom Dachboden, Keller, dem Erdboden, manche gehen durch Wände, manche kommen aus anderen Dimensionen. Wiederum andere Spukgestalten kommen von außen ins Haus, wenn die Erwachsenen schlafen. Die Kinder sind dann überzeugt, dass sie den Geist die Treppe hochkommen hören. Stufe für Stufe. Manche wohnen auch in Häusern, die solche Überzeugungen stärken, in dem sie recht geräuschevoll sind: Die Fensterläden ächzen, der Wind heult, das Holz knarzt, die Mäuse tippeln auf dem Dachboden. Das Monster verwischt alle Spuren.
    Es gibt das aber auch in anderer Ausführung: Einige Monster sind in der Toilette versteckt und warten darauf, zuzubeißen, sobald ein Kind draufsitzt. Folglich wird die Toilette gemieden. Es wird lieber nochmal nach einer Windel gefragt. Den Grund möchte das Kind nicht sagen. Viele Monster verbieten dem Kind ja auch, darüber zu reden. Eltern denken dann oft unnötigerweise in die Richtung, dass das Kind Entwicklungsschritte rückwärts macht.  Auch Außerirdische, die versuchen, das Kind nachts zu entführen, sind weit verbreitet. Bei religiösen Kindern ist es mehr Furcht vor dem Teufel, der sich nachts meldet, aber auch Angst vor Engelserscheinungen oder Angst vor dem Erscheinen verstorbener Verwandte gehören dazu. 

    Verständnis gibt's nicht immer.
    Manche Kinder flüchten nachts ins Elternbett. Dennoch werden die Ängste oft abgetan mit "Monster gibt's doch gar nicht!", was nur dazu führt, dass die Kids sich unverstanden fühlen, denn die Angst bleibt. Einige werden nachts auch wieder zurückgeschickt. Am nächsten Tag bekommt man dann auch ein Fernseh- oder Medienverbot reingedrückt, daran muss es nach Auffassung mancher Eltern liegen (ist aber Quatsch mit Soße und führt wohl kaum dazu, dass ein Kind sich öffnen kann). 
    Interessanterweise nehmen einige erwachsenen Kinder die verweigerte Hilfe damals ihren Eltern heute noch krumm. Fast alle meine  (erwachsenen) Ambulanz-Patienten berichten dies. 

    Ich kann mich daran erinnern, dass ich diese Spukängste in der Nacht als Kind auch hatte. Ein uraltes Haus aus dem 18.Jahrhundert kann sich nachts auf dem Dorf in ein Spukschloss verwandeln. Gleichzeitig war da eine gewisse Scham vor dem Problem.

    Was mache ich mit den Kids?
    Validieren: Ich versetze mich in seine Lage. Es muss fürchterlich anstrengend sein, die Nacht so zu bewältigen, statt in Ruhe zu schlafen. Und dass mir das sehr leid tut. Oft tritt an dieser Stelle schon die erste Besserung ein: Das Thema wird endtabuisiert.  Im Narrativ bleiben: Ich möchte wissen, wie das Kind sich das Monster vorstellt. Ist es männlich oder weiblich? Welche Farbe hat es, was macht es so bei Tageslicht? Wo schläft es, wo wohnt es, wie kam es in diese Welt, wann hat es angefangen? Welche Geräusche usw. nutzt es, um das Kind zu erschrecken?  Das Monster bekommt einen Charakter: Wir malen das Monster zusammen und es bekommt einen Namen manche Monster haben bereits Namen).  Sokratischer Dialog: Ich möchte dann gerne (interessiert!) wissen, warum das Monster bei dem Kind eingezogen ist. Ich frage das Kind auch, warum es denkt, dass das Monster nur zu diesem Kind kommt - aber nicht z.B. zu den Geschwistern, Eltern, Freunden. Kann es sein, dass das Monster irgendwie einsam ist? Denn es könnte ja nachts schlafen. Das muss doch furchtbar anstrengend sein, jede Nacht diese Spukshow zu machen? Hat das Monster vielleicht Probleme in der Schule, wird es von anderen nicht so anerkannt? Könnte das Monster vielleicht versuchen, auf diese (blöde) Weise, Kontakt aufzunehmen? Das Monster flößt ja nur Angst ein, aber es schadet dem Kind nie - kann das bedeuten, dass es vielleicht gar nicht schaden will? Welche guten Seiten hat das Monster im Alltag? Was müsste es tun, damit man es mag? Helferfigur: Falls das Monster aber bitterböse ist, implementieren wir eine Helferfigur, vor der das Monster selbst Angst hat. Z.B. ein Spiderman-Poster aufhängen, den mag es nämlich gar nicht. Oder aber sich das Monster z.B. in Herzchen-Unterhosen vorzustellen. Schmusetiere wie Teddys können auch als Wache vor der Tür oder in den Schrank oder ans Fenster gesetzt werden etc.   Akzeptanz: Wir sprechen auch ein wenig über das Gefühl Angst und dass Angst eine normale Empfindung ist, die den Menschen auch hilft. Denn die Nacht, die ist ja wirklich ein bisschen gefährlicher als der Tag. Ich will auch wissen, ob sie sich auch schonmal geirrt haben, z.B. bei Schatten, die ja oft total ähnlich aussehen können.  Rollenspiel: Ich spiele (verkleidet) das Monster, das Kind kann mich alles fragen, oder auch verbannen, bestrafen, therapieren...whatever. Viele Kinder wollen selbst in die Rolle des Monsters schlüpfen :D.   Für Zuhause empfehle ich oft die Monster AG oder Monster Uni von Disney (nicht selten ein ziemlicher Game Changer) oder Lektüre wie "Das kleine Gespenst", "Die kleine HExe" etc. Aber auch explizit Geschichten mit Gruselgestalten und mutigen Kindern, die sich selbst zu helfen wissen, z.B. Ronja Räubertochter, Harry Potter, Merida usw. Es gibt auch schöne Brettspiele mit eher positiv besetzen Gruselgestalten (Das verrückte Labyrinth, Schnappt Hubi, Geistes Blitz, Hubi). Kindgerechte Halloweenpartys sind ebenfalls eine tolle Gelegenheit, Dämonen, Geistern und Hexen eher positiv zu begegnen und mal in deren Rollen zu schlüpfen.  Elternschule: Ich mache auch separate Elterntermine, um zu erklären, dass vor allem kleinere Kinder nicht zwischen Realität und Wirklichkeit unterscheiden können und ihre Angst kein Versagen ist, weder beim Kind noch bei ihnen wegen schlechter Medienkontrolle usw. Ich erkläre auch die Ursachen von Angst, dass das eine normale Emotion ist und wie sie die obigen Schritte ganz leicht selbst durchführen können (insgesamt ist das leider der schwierigste Part und auch, der am wenigsten umgesetzt wird).  Schlussendlich: Zeit und Geduld!   
    Nicht immer, aber manchmal treten diese Ängste als Stellvertreter-Angst bei Traumata, Trennung, Streits, wichtigen Entwicklungsschritten (Schulwechsel usw.), Verlust/Tod auf. Das müssen wir immer mit beachten und mit behandeln. Denn hier kann es sonst zu einer Angstverschiebung kommen: Hat man dann die Nachtängste behandelt, treten auf einmal Zwänge oder soziale Ängste auf. 
    Aber das ist glücklicherweise nicht oft der Fall. 

    Kleiner Fact am Rande: Alle oben erwähnten Ängste gibt's NATRÜLICH auch im Erwachsenenalter und zwar häufiger, als ihr denkt. Aber das ist eine andere Geschichte :-). 

    In diesem Sinne: Fröhliches Halloween! 

    Bleibt gesund und haltet zusammen,
    LG

    Feature Foto: Jan_Van_Bizar/pexel.com

     
  5. Vica
    * Als ich am ersten Tag des Praktikums an der Anmeldung stehe und meinen Essensplan für eine Woche ausfülle, fällt mir die Dame bereits auf. Mit sehr schweren Schritten schreitet sie die Haupttreppe zur Lobby herunter, obwohl sie insgesamt zierlich ist und auch gefütterte Hausschuhe trägt. Sie zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Das liegt nicht nur daran, dass sie so groß und komplett wie eine Trauernde in Schwarz gekleidet ist. Es ist auch, als schiebe sie etwas Schweres, Undefinierbares vor sich her. Es ist unsichtbar, aber doch irgendwie wechselswirkend mit allen anderen, denn viele drehen sich nach ihr um und machen gemischte Gesichter. Ein wenig wie die Definition von Dunkler Materie: Etwas, das wir nicht sehen, aber gleichzeitig doch nachweisbar gravitativ mit der Umwelt reagiert. 
    Schwer zu sagen, wie alt sie ist. Bestimmt kaum 20, aber sie hat den Bewegungsapparat einer 80jährigen. Ich habe noch nie gesehen, dass sich jemand so bewegt, als gehöre er einer anderen Raumzeitdimension an als alle anderen. 
    Sie erinnert mich auch an eine Tim-Burton-Figur, als sich wie ein Gespenst an mir Richtung Physio-Raum vorbeischiebt.  Oder auch an eine Trauerweide, die sich mit größter Mühe aus der Erde gelöst hat.
    Passend dazu spreche ich von ihr nun als Frau T.

    Ich sehe Frau T. immer mal wieder im Verlauf der Wochen über das Klinikgelände gespenstern. Entweder beim Essen, alleine im Hof oder im Treppenhaus. Als Noch-Master-Studentin überlege ich die ganze Zeit fieberhaft, zu welchem Krankheitsbild diese Störung passen soll. Irgendwie schaffe ich es dann auch, einen Hospitationstermin bei ihrem Bezugstherapeuten zu kriegen und während der Therapiesitzungen dabei sein zu dürfen.
    Der Therapeut, selbst noch PiA, war damals ziemlich angenervt von der Patientin und verstand meinen Ehrgeiz weniger. Er sei schon der Dritte, der sich an ihr probieren würde, und der Chef habe auch keine Ideen mehr – auch medikamentös schlage alles fehl. Sie gelte als therapieresistent, hoffnungsloser Fall - und sei nur hier, damit das Schlimmste verhindert werden könne.

    Ich lernte, dass sie eine Major Depression hatte, eine schwere Form der Depression. In ihrem Fall auch eine hartnäckige Variante. Sie war nicht mehr arbeitsfähig und musste ihren Job aufgeben. Die Traurigkeit und die Antriebslosigkeit hatte sie komplett im Griff und zog sich durch alle Bereiche ihres Lebens.  Insofern brachte Frau T. nichts mehr mit, womit wir arbeiten können und was wir „Ressourcen“ nennen: Keine Hobbies, keine Freunde, keine Beziehung, keine Zukunftsvorstellungen, kein soziales Umfeld außer den komplett ratlosen Eltern.
    Deswegen bissen sich vermutlich andere Therapeuten die Zähne an ihr aus. Dass auch die Medikation nichts daran änderte, machte die Ärzte und Psychotherapeuten etwas misstrauisch. Schnell entsteht der Verdacht eines Krankheitsgewinns für den Patienten. Dass sich eigentlich nichts ändern soll, weil es Vorteile mitbringe. Z.B. dass sich alle um einen kümmern. 
    Und das kann sein.
    Dennoch finde ich sowas heikel. Es wäre ja auch pathologisch, auf diese Weise Aufmerksamkeit zu suchen. 

    Schon während der ersten Therapiesitzung, bei der ich mit etwas Abstand anwesend sein durfte, fiel mir auf, was mir später in meiner eigenen PiA-Zeit bei sehr vielen Depressiven auffällt: Der gesenkte Blick nach unten. Um Blickkontakt muss man bitten. Es scheint den Betroffenen selbst nicht aufzufallen, sie erschrecken oft ein wenig. Wenn sie den Blick heben, sieht das sehr angestrengt aus.  Als würde man aus dem Keller kommen und in die Sonne gucken. Die Mimik der Patientin ist quasi nicht vorhanden. Sie wirkt kalt, aber auch irgendwie sehr, sehr angestrengt. Erstaunlicherweise berichtet sie (mit monotoner Stimme ohne Timbre, was  ich auch sehr typisch finde bei dem Krankheitsbild), dass es ihr heute eigentlich ganz gut würde. Das bringt sie aber nicht rüber. Sowas wird man als klinischer Psychologe im Befundbericht später als „affektverflacht“ eintragen.

    Frau T. geht mit dem Therapeuten ihre Diary Card durch, eine Art Tagebuch mit Vordruck, die sie von den Ärzten bekam. Täglich muss sie ankreuzen, wie lange der Schlaf, wie hoch die Suizidgedanken, wie viele Mahlzeiten sie eingenommen hat. Daraus geht auch hervor, dass sie erneut von ihren Therapiegruppen ferngeblieben ist. Es sei zu viel Angst aufgekommen und sie hätte sich nicht motivieren können. Ich nehme ein bisschen Genervtheit beim Therapeuten wahr. Offenbar haben sie schon oft Situationsanalysen mit konkreter Hilfestellung besprochen, die die Patientin aber nicht umgesetzt hat. Auch das ist typisch bei dieser Depressionen: Fehlender Glaube, die Zukunft irgendwie positiv beeinflussen zu können. Das Schlimme ist auch: Man hält dieser Düsternis für die Realität. Häufig ist die Aussage: „Das bringt ja eh nichts.“
    Auch diese Patientin spricht ein heikles Thema an: Sie habe gehört, dass man im Team schon Witze über sie reiße. Natürlich beschwichtigt der Therapeut hier, aber es scheint mit schon zu stimmen. Wo immer man ihren Namen anspricht im Haus, überall werden die Augen über sie gerollt. Ich verstehe das weniger – sicher, einerseits ist die Reaktion authentisch, andererseits ist Ablehnung und Genervtheit bei Depressiven immer Gift und wird sie wohl kaum motivieren. Dass auch Depressive lernen müssen, dass sie bei anderen aufgrund ihres (beinflussbaren) Verhaltens unter anderem zwischenmenschliche Probleme bekommen, mag ja stimmen – aber dafür würde ich eher Phasen wählen, wo der Patient viel stabiler ist.

    Meinem Verständnis entzieht sich aber, warum alle diesem Fall so abgeneigt sind. Ich finde ihn unheimlich interessant. Das Leid der Patientin ist nachvollziehbar. Klar, ihre Sorgen entsprechen nicht der objektiven Realität - aber andererseits empfindet sie es eben so und leidet darunter. 

    Während ich im Raum sitze und zuhöre, spüre ich fast körperlich diese unfassbare Schwere, die von der Patientin ausgeht. Wie ein schwarzes Loch, das die Raumzeit anders dehnt als alle anderen Objekte im Raum. Das erzeugt eine unangenehme Stimmung. Ein wenig, als würde man einer Beerdigung beiwohnen. Sie berichtet vergleichsweise offen, was sie quält. So viel Hoffnungslosigkeit, Befürchtungen, Ängste und das Gefühl, dass die Zukunft gar nichts für sie bereit hält (nichts Positives jedenfalls). Sie kämpfe den ganzen Tag gegen den Drang, sich im Bett zu verkriechen. Zuhause tut sie das auch, manchmal tagelang. Schuldgefühle plagen sie bis in den kleinsten Lebensbereich. Dann folgt eine Abhandlung über die Überzeugung, für andere eine Last zu sein und die macht mich beim Zuhören traurig. Es ist bedauerlich, dass ein so junger Mensch so denkt.

    Mich lässt dieser Fall jedenfalls nicht los. Jeden Abend krame ich noch ein wenig in den sehr guten Studienbriefen meiner Hochschule (die sind ja von Hogrefe) und bestelle etwas über Major Depressions. Wir hatten auch sehr gute Vorlesungen zu diesem Fall, so dass ich weiß, wo ich suchen muss.
    Ich frage mich, wie es sein muss, so am Leben zu leiden. Und stelle mir vor, dass man sich vielleicht fühlt wie jemand, der durch die Dunkelheit des Weltalls schwebt. Kein Licht zu sehen. Völlig orientierungslos. Alles eher bedrohlich. Man könnte sich bewegen und kämpfen, um seine Richtung zu beeinflussen, aber es wäre sehr schwer. Erst recht würde man die Kraft nicht aufbringen, wieder auf einem Planeten zu landen und dort Fuß zu fassen. Warum auch? Man weiß ja nicht, ob es gut sein würde dort. Und in seiner Zeit im leeren All hat man vielleicht verlernt, mit den Bewohnern zu kommunizieren.

    In diesem Bild überlege ich mir, welchen Mehrwert ich da als kleiner Praktikant noch liefern kann.
    Oberarzt: Hat medikamentös schon alles ausprobiert. Ist genervt, weil langsam zu viele teure Medikamente bestellt werden müssen.
    Stationsarzt: Häufig zufällig nicht anwesend, wenn sie bei ihm klopft. Komplett ratlos.
    Chefarzt: Verliert die Geduld mit ihr. Will ein neues Bett.
    Ihr PiA-Therapeut: Genervt, hat alles ausprobiert, sie macht aus seiner Sicht nichts mit, das gilt als „nicht änderungsmotiviert“.
    Ergotherapeutin, Sporttherapeutin, Krankenschwester, Koch: Alle verdrehen die Augen.
    Allein bin ich  deutlich älter als viele Jung-Therapeuten und der übliche Praktikant. Kann ich mir dadurch mehr Geduld abringen? Und was mache ich damit?

    Wenn ich also so jemand wäre, der in der Dunkelheit schwebt, was bräuchte ich, um mich auf dem Planeten wieder zu erden? Und den Aufwand zu betreiben, dort zu landen?
    Vielleicht eine Art Guide. Einen Vermittler zwischen den beiden „Biotopen“. Sicher aber keinen, der mir Vorwürfe macht. Und auch keinen mehr, der mir sagt – direkt oder indirekt – dass ich mit meiner Depression nicht okay bin.
    Und auch dass das All, die Dunkelheit, nunmal existiert, das muss man akzeptieren.
    Aber vielleicht kann man dann ebenfalls akzeptieren, dass es außerhalb des Planeten existiert und weil es da ist, das Leben auf dem Planeten nicht direkt beeinflusst. 

    Da kommt mir die Idee der therapeutischen Spaziergänge. Der PiA-Therapeut ist nun auch langsam genervt von mir, aber hält es für eine gute Idee. Die Gespräche bringen ja eh nichts. Er hat keine Zeit, also kann ich mit ihr gehen. Und das machen wir die nächsten 4 Wochen. Immer eine ganze Stunde. Wir brauchen lange, da sie sehr langsam geht. Was mir auffällt, ist dass sie die Dinge um sich herum nie so betrachtet. Also lenke ich die Aufmerksamkeit dahin. Auf simple Dinge, wie Blätter, Blütenformen, Hunde, Spaziergänger, Geschäfte, Schaufenster. Immer wieder frage ich sie nach ihrer Meinung, um sie ins „Diesseits“ zu holen. Anfangs ist es nicht leicht, weil sie sehr in ihrer Welt ist. Wie sie sich bewegt und wie sie so in ihren dunklen Gedanken versunken ist, erinnert sie mich an einen Kriegsheimkehrer, der unglaubliche Dinge gesehen hat. Es fällt auch anderen Leuten auf.

    Und doch fällt mir ein wesentlicher Punkt auf, den alle anderen nicht berücksichtigen: Bei ihr darf nichts sein, wie es ist. Von allen Seiten gibt es Aufträge und Erwartungen. Die weiteren Qualitäten dieses Menschen mit Depressionen scheinen niemanden zu interessieren.
    Also lasse ich das Psycho-Gebabbel. Ich bringe sie stattdessen dazu, mir Dinge zu erklären, die sie gut kann (und natürlich nicht wertschätzt). Ich lobe sie nicht - weil sie kein Hund ist. Stattdessen erkläre ich, dass ich das demnächst mal so umsetzen will, wie sie es empfiehlt.

    Ich frage mich, ob das Bild mit dem Weltall vielleicht nicht so gut passt. Vielleicht ist so eine schwere Depression eher eine Mauer, die jeden Morgen droht, auf einen zu fallen. Um nicht erschlagen zu werden, muss der Erkrankte seine ganze Kraft dagegen stemmen. Links und rechts von ihm sind allerdings so viele Leute, die noch etwas von einem wollen: Medikamente, Arbeit, „Lach doch mal!“, „Du musst dies, das…du darfst nicht…du machst nicht…“ etc. Dabei geht’s nicht darum, die Mauer zu sprengen und abzubauen. Sondern mehr darum, sie zu stemmen. Entweder, indem man helfende Arme anbietet. Oder Ideen, die Mauer zum Stehen zu bringen. Auch mit einer Mauer kann man im Leben teilnehmen.
     
    In den nächsten Wochen freuen wir uns beide auf die Spaziergänge. In der Klinik ist das bald ein Running Gag. Frau T. kauft sich sogar neue Schuhe, die längeres Wandern zulassen. Ihre Depression ist natürlich immer noch da. Unter anderem.
    Ihr PiA-Therapeut zieht irgendwann Bilanz beim Chefarzt und seinem Supervisor. Er lobt dort die Entwicklungen seit der Spaziergänge. Die Patienten spreche nun mehr und gehe immerhin schon wieder zu den Gruppen.


    Doch dann ist Schluss. Der Chefarzt, der sie nicht mal mehr in den Visiten empfängt, schmeißt sie raus. Besser gesagt: Überweist sie in einer Klinik, in der sie sich einer Elektrokrampftherapie unterziehen soll. Die ist am anderen Ende des Landes. Vielleicht bringt das ja noch was, stellt er schulterzuckend fest. Den PiA-Therapeuten hört er gar nicht erst an dazu. Keiner im Kollegium versteht es, auch die Sonst-so-Genervten nicht.

    Für die Patientin ist es die ultimative Ablehnung. 5 Wochen hätten sie noch gehabt hier. Nun muss sie gehen. Und das schon recht schnell. In nur 3 Tagen muss sie gehen.
    Ich finde es höchst bedauerlich. Den Chefarzt interessiert aber nicht, was die Praktikantin zu sagen hat, das hatte ich mir vorab schon gedacht. Dass er sie jetzt kickt, wo sich ihre Lage wieder entspannt und sie auch wieder mehr teilnimmt: Bedauerlich. 
    Dass es nur "eine gute Phase" ist, ist natürlich nicht von der Hand zu weisen.
    Dennoch wird es beschlossen, nicht mit ihr abgeklärt. 
    Sie schreibt damals fleißig Briefe an alle, bei denen sie sich bedanken will. Auch an mich. Ich habe ihn sogar immer noch.

    Trotz des Ausgangs bin ich vergleichsweise froh über die Erfahrung. Heute immer noch sozusagen mein innerer Präzedenzfall im Umgang mit Depressiven.  :-)
     
    ______________

    * Dies ist eine kleine Serie über meine Ersterfahrung mit gewissen Störungsbildern aus meiner Klinikzeit, über die ich damals nicht so gerne sprechen wollte. Es sind Störungsbilder und Situationen, die viele beim Wunsch, Psycholog:in bzw. Therapeut:in zu werden, nicht so auf dem Schirm haben. Wenn du Psycholog:in werden willst, denk dran, dass du auch mal damit konfrontiert wirst und mit Patient:innen, die man nicht immer ,,heilen“ kann. Heilung ist auch nicht immer das Ziel.  In regelmäßigen Abständen stelle ich euch meine Ersterfahrung mit Störungsbildern vor. Dabei beziehe ich auch mit ein, wie mir das (Fern)studium half. Die Patienten sind dabei oft ein Konglomerat aus verschiedenen Patienten.

    Bleibt gesund und haltet zusammen 😊.

    LG

    FEature Foto: Andrea Piacuquadio/pexels.de
  6. Vica

    Theorie-Ausbildung
    Die letzten 6 Wochen war durchgehend jedes Wochenende Seminare. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie froh ich bin, dass diese nun im Sack sind. Das nächste kommt erst wieder in 6 Wochen, das übernächste Ende des Jahres. 
    6 Wochen durchweg Präsenz + Online, eigener Kurs, fremde Kurse und immer andere Dozenten haben ihre Spuren hinterlassen. Dazu gehören:
    Komplette Reizüberflutung - nix bleibt mehr hängen stofflich. (Über Sinn und Unsinn solcher Wissensbeschallung kann man da echt streiten) Rückenschmerzen, allen Yoga-Ausgleichsübungen etc. zum Trotz.   Wenig Bewegung  Mental nichts mehr los im Oberstübchen (Tank leer) Es war aber eben auch ein Nadelöhr und soll so eigentlich nicht passieren - ist es aber. Zum Glück waren immerhin die halben Freitage + Sonntage frei, so dass hier 100% Family Zeit ist. Da tanke ich Kraft. Ich glaube, ohne hätte ich nichts, was mich so sehr auf die Beine stellt und was man in so vollen Zügen genießen kann☺️. Denn unter der Woche ist natürlich Arbeit angesagt. 

    Ich freue mich unendlich sehr auf die frei werdende Zeit. Und bald ist auch Schluss mit der Klinik. Yes. Fühlt sich an, wie einen Teilmarathon gewonnen zu haben. 🥰
    An den nächsten Wochenenden sind Disneyfilme, Brettspiele, Pumpkin Spice Latte, Kürbiseintopf und Spaziergänge angesagt.

    Bleibt gesund & haltet zusammen.

    LG

    Feature Foto: Sergio Souza 
  7. Vica

    KJP - Zusatzausbildung
    Auf dieses KJP-Seminar habe ich mich am meisten gefreut und war daher froh, dass es so relativ weit am Anfang stattfand (Pandemiebedingt noch immer per Zoom, sehr zum Dozentenleid) 😁 Denn erstens finde ich dieses Alter spitze, zweitens sind Säuglinge eine schrecklich vernachlässigte Gruppe in der Psychologie, wenn es nicht gerade um Bindung geht.  Kaum einer scheint sich wirklich für sie zu interessieren, daher gelten sie als Special Interest. 
    Ich könnte mir aber wahnsinnig gut vorstellen, irgendwann mal eine Babysprechstunde anzubieten. 

    Aber was kann ich mir unter dem Konzept Psychotherapie mit Säugling nun vorstellen? Mir fiel erstmal nichts ein, was nicht eine Hebamme, Säuglingskrankenschwester, Kinderärztin oder Erzieherin nicht auch kann. Und die haben den Dreh da schon sehr schnell raus und Kinder fassen sehr schnell Vertrauen zu ihnen. Das sind auch die Berufsgruppen, die mir als Laie zuerst einfallen würden, wenn ich mir bezüglich eines Babys Hilfe suchen würde. Ob Laien da wirklich auch Psychotherapie auf dem Radar haben? Eher nicht. Insofern: Fraglich, wie gut sowas frequentiert ist.  

    Welche Ansprüche hatte ich an so ein Seminar und wo ging meine Fantasie da so hin?
    Ich merkte schnell, dass ich die Hoffnung hatte, dass es vielleicht etwas gibt, was den Selbstwert eines Säuglings wieder aufbauen kann, welcher einen nicht so guten Start ins Leben hatte...oder auch aktiv misshandelt/traumatisiert wurde.
    Auf meiner Station gibt es häufiger mal Mütter, da hat vorher entweder eine Inobhutnahme stattgefunden. Oder sie sind schwanger und Substanzabhängig. Was kann man für solche Kinder aktiv tun? 
    Das waren so Vorstellungen/Wünsche, die ich im Vorfeld hatte - häufig vermischen sie sich etwas mit den Angeboten aus der Sozialen Arbeit. 

    So war das Seminar dann wirklich:
    Zunächst hatten wir jemanden (KJP!), der nur aus der Praxis erzählte und weniger mit Studien + Fachliteratur um die Ecke kam. Das war ein sehr großer Gewinn. Nichts gegen Studien, aber bei einigen Themen ist es wichtig, sehr nah am Menschen zu bleiben. Es gab viele Videos  zu sehen, die verschiedene Beratungssituationen, aber auch Elternverhalten zeigten: Wie Eltern ihr Kind füttern, wie sie interagieren mit ihren Babys, wie sie ihre Kinder zu Bett bringen und das Verhalten des Kindes im Anschluss, ab wann gewisse Situationen kippen, oder welche Strategien ein Säugling tatsächlich schon anwenden kann. Darauf wurde dann auch hirnorganisch eingegangen. Hier war ich zum Teil wirklich überrascht; zusätzlich war das ganze recht unterhaltsam 😅
    Selbstregulationsmöglichkeiten von Babys waren ein großes Thema. 
    Und auch, dass es nicht darum geht, die optimale und ultimative Beruhigung des Kindes zu finden, weil man ansonsten zu sehr darauf ausgerichtet ist, seinen Alltag durchzustrukturieren. Bei einigen Eltern geht das wohl so weit, dass nur noch um 12:00 gegessen wird, auf keinen Fall um 12:03. Dass das Kind abends vorm Schlafengehen genau 3x gestreichelt wird, aber nicht 5x. Und sich Versagensgefühle bei den Eltern einstellen, wenn die "Strategie" dann doch nicht hinhaut. 
    Auch auf Kinder, deren Eltern selbst psychopathologisch auffällig sind, wurde dann eingegangen, was ich sehr erhellend fand. 

    Die Psychotherapie mit dem Baby war dann natürlich immer im Kontext mit den Eltern zusammen. Es ging also nicht darum, nur das Baby als Patienten zu sehen, zu validieren, zu beruhigen etc.
    Sondern: Wie gehen die Eltern auf das Kind ein und umgekehrt. Dann werden Hypothesen abgeleitet + Verbesserungsmöglichkeiten hervorgehoben. Klar, dass in so einem Kontext unheimlich viel Videofeedback zustande kommt, heißt, die Eltern werden gefilmt und können sich selbst dann anschauen (da scheint Eigen- und Fremdwahrnehmung oft Lichtjahre auseinander zu liegen). 
    Dass das alles klappt...da hatte ich so meine Zweifel!
    Aber wir haben Vorher-Nachher-Videos angeschaut und ich war verblüfft. 

    Der Vorteil von diesem Bereich ist: Man sieht den Erfolg sofort, denn das Baby wird sich nicht verstellen und sich sozial erwünscht verhalten, damit endlich die Therapiesitzung zu Ende ist 😄 
    Oft reicht schon 1 Sitzung mit Eltern aus, nur selten kommt es wohl bis zu 5 Sitzungen. Therapeutisch super; betriebswirtschaftlich für Klinik oder Praxis aber schnell eine Kostenfalle. Das war insgesamt die größte Überraschung für mich; man stellt sich das Einrichten so einer Sprechstunde oft romantischer vor, als es in der Realität ist. 

    Spannend war noch, dass unsere einzelnen Stress-Grenzen getestet wurden, indem schreiende Babys eingeblendet wurden. Gestresst davon waren überwiegend die Nicht-Eltern im Kurs. Und auch solche Gefühle waren willkommen! 

    Mein Wunsch nach der Baby-Sprechstunde wurde bekräftigt; aber ich glaube, dass ich da so 50/50 zehren würde vom Seminar-Input, aber auch meinen eigenen Erfahrungen als Mutter und generell mit Kindern, vor allem was den Draht zu Kindern angeht. Die Nicht-Eltern konnten sich dementsprechend auch nicht so gut vorstellen, Babys in ihr Programm später mit aufzunehmen. Als Begründung wurden zu hohe Stresslevel vom Schreien und wenig Selbstvertrauen in Abgrenzung zu somatischen Problemen genannt.

    Ansonsten war es schön zu sehen, dass mal wieder ein KJP-Seminar so besonders gut war. Das Wochenende werde ich jetzt aber dazu nutzen, in Ruhe zu Ende zu prokrastinieren, denn ich habe keine Lust, weiter auf Zwischenprüfungsvorbereitung zu setzen 😅

    Bleibt gesund & haltet zusammen,

    LG

    Feature Foto: Burst/pexels.com
  8. Vica

    Praktisches Klinikjahr
    Der PCR-Test der Patientin kam positiv zurück - und das nicht zu knapp von der Virenlast her.  Als das rauskam, war das Kind schon längst in den Brunnen gefallen, denn der Schnelltest war falsch negativ und das PCR-Ergebnis kam wegen einer Panne des Kuriers verspätet aus dem Labor. Glücklicherweise waren dann alle unsere Patienten alle negativ, unsere Mitarbeiter auch. 

    Das Warten auf meine PCR-Ergebnisse fand ich ziemlich unangenehm. Man kriegt ein recht unentspanntes Verhältnis zu seinem Handy. Bemerkenswerte Erfahrung auch, welche Symptome man sich so einbildet - und wie schnell die wieder weg waren, als es nach dem zweiten Test endgültigh hieß: Alles coronafrei bei dir. 

    Es gibt auch weiteres Erfreuliches. Endlich sind unsere Stellen alle nachbesetzt und ich muss nicht mehr mehrere Stationen parallel machen. Die Neuen arbeiten mit Knebelverträgen, scheinen da aber kein Problem mit zu haben. Eine der Kolleginnen kommt von der MEU und wurde durch @Forensikers Blog hier inspiriert, den klinischen Master zu machen 😁 Steckt jetzt gerade in der PT1. Die Welt der Psychologen ist wirklich sehr klein  Sie erzählte mir dann ganz begeistert von seinen Blog-Einträgen, die ich natürlich schon kenne 😁. 

    Ansonsten ist noch schön, dass ich auf der Arbeit einen Praktikanten bekomme 😊 Er kommt von der Präsenzuni und macht sein psych. Pflichtpraktikum bei uns. Hat sich auch darum bemüht, bei mir mitlaufen zu dürfen und wir haben einen Plan erstellt. Das erinnert mich daran, dass ich vor knapp einem Jahr in genau der umgekehrten Position war und auch händeringend einen Mitlauf-Platz gesucht habe 😁 
    Da ich wirklich top-Therapeuten hatte damals und auch viel gelernt hatte, hoffe ich nun, dasselbe bieten zu können.
     
    Die Theorie-Wochenend-Seminare waren gerade erst wieder in Präsenz angelaufen; sind dann aber schnell wieder auf Online umgestellt worden, wobei mir das letzte Präsenz-Seminar Samstag + Sonntag noch bevor steht. Der Dozent hatte sich nicht rechtzeitig umstellen können. Bei den aktuellen Zahlen finde ich es nicht ganz entspannt, wirklich zu pendeln; aber es wird wohl das letzte Mal diesen Winter sein, dass etwas in Präsenz läuft.  Da lehn ich mich jetzt einfach mal aus dem Fenster. 

    Euch einen hoffentlich Corona-freien Herbst.
    ...und natürlich auch allen anderen Krankheiten, die bei uns nach 1 1/2 Jahren Ruhe plötzlich wieder als Mitbringsel nach Hause eingeschleppt werden: Scharlach, Hand-Mund-Fuß, Erkältungen aller Art...

    LG
    Feature Foto: cotonbro/pexels.com
     
  9. Vica
    Oho, eine PFH-Mail! Etwa die Benachrichtigung über ein neues Klausurergebnis, auf das ich dank Verdrängung jetzt nicht gefasst war?
    Nein, der übliche Stunde-der-Wahrheits-Herzinfarkt ist schnell wieder abgesagt. Tatsächlich hat die PFH eine Rundmail geschickt, in der 3 neue Regionalzentren angekündigt wurden - die Orte, wo man dann z.B. seine Klausuren ablegen oder (wenn das Ergebnis nicht so pralle war) einsehen kann. 
    Und das schon Ende März! (26. und 27.März) Demnach also zum Start des neuen Semesters (bei mir wäre es das letzte). 

    Tatsächlich ein spannendes Thema. Zwar habe ich alle Klausuren abgelegt, aber wenn man die letzte wiederholen müsste, kann man sich dann vielleicht eine nervige Zugfahrt zum aktuell nächsten Regionalzentrum sparen. Nichts gegen Dortmund, doch leider wurde die Direktstrecke dorthin gesperrt - und das noch bis Mitte August. Dadurch kommt man nur noch durch sehr lästiges Umsteigen dort hin. 
    Das hätte ein Ende, wenn zufällig eines dieser 3 genau in meiner Stadt aufmachen würde. Das heißt ja auch, dass ihr vermutlich Kommilitonen in derselben Stadt oder zumindest im Umlauf wohnen habt und das hätte ich schon interessant gefunden. 
     
    Aber, the Oscar goes to...

    - Freiburg
    - Stuttgart
    - Leipzig 

    Weit weg von hier  Die sind also neu und ich bin ehrlich gesagt erstaunt, dass es in diesen Ballungszentren noch keine Standorte gegeben hat. 
     
    Trotzdem wäre es was gewesen, so ein Regionalzentrum in der eigenen Stadt  Einfach bequem zu Fuß oder auf dem Fahrrad zur Klausur. Natürlich nicht erst zum letzten Semester  

    Feaure Foto: analogicus auf Pixabay 
     
  10. Vica

    Theorie-Ausbildung
    Gibt es bei uns am Institut sowas wie Lehrbücher oder Pflichtlektüre, die wir können müssen? Kennt man ja zu gut aus dem Fernstudium.
    Tatsächlich ist die entspannte Antwort: Wir nutzen - zumindest bei uns - keine Kursbücher, sondern ausschließlich die Power Point Unterlagen der Dozent:innen. Mit dabei sind häufig Studien, an denen sie auch oft selbst beteiligt sind, und  manchmal wird eine Studie vorab geschickt, weil sie relevant für das Seminar sind. 

    Ansonsten ist man selbst dafür verantwortlich, welche Literatur man sich so besorgt. Natürlich auch finanziell :-) Man bekommt nichts vergünstigt oder gar finanziert, außer man ist Mitglied bei den Verbänden, da könnt ihr dann ein paar Euros rausschlagen. 

    Ich habe hier mal ein paar Bücher aufgelistet, die sich im Laufe der Zeit wirklich "herauskristallisiert" und zu Dauer-Favoriten gemausert haben, in denen ich also immer wieder lese. 



    Unter Sektion 1 ist das einzige Buch gefasst, welches ich aus der Studienzeit mit rübergenommen habe:
    Wittchen, Hoyer: Klinische Psychologie & Psychotherapie Das war unser Kursbuch für die Klinische an der PFH. Jeder klinische Psychologie kennt den Wittchen&Hoyer. Er bietet einen guten Überblick über die gängigsten Störungsbilder und wie man sie behandeln kann. Trotz seines massiven Umfang ist es jedoch immer nur ein kleiner Abschnitt; eben sehr "basic", darum kann es auch von Laien aus Interesse gelesen werden. Im Berufsalltag bringt es mir nichts, aber ich schaue manchmal ganz gerne rein, wenn ich noch kurze und knappe Infos für Power Point Folien etc. brauche. Ansonsten verwende ich es gerne, um den Laptop draufzustellen, es hat die optimale Höhe für bessere Kameraperspektiven. 😄 

    Unter Sektion 2 sind sämtliche Bücher, die über den Tellerrand hinaus zum Nachdenken anregen.
    J. Flieger und andere: Verhaltenstherapie - Was sie kann und wie sie geht. Ein Lehrbuch. (ist gar kein Lehrbuch, sondern enthält Fachaufsätze, u.a. sind da einige unserer Dozenten am Werk)  Klaus Grawe: Psychotherapie im Wandel - Von der Konfession zur Profession (Grawe ist sowas wie der Verhaltenstherapie - Papst. Das Buch ist eher aus therapiehistorischem Interesse zu lesen) Hartmund Rosa: Resonanz  (Das intellektuellste Buch, das ich besitze, darum kam ich hier nur langsam . Ist nicht psychologisch, sondern soziologisch, wie geht der Mensch in Beziehung mit seiner Umwelt, welche Faktoren hindern ihn und machen ihn krank?) Wilhelm Schmid: Schönes Leben (Das beste Buch zum Thema radikale Akzeptanz der Dinge) Laotse: Tao Te King (Für angehende Stoiker, ich lese viel darin und denke über die Spruchzeilen nach)
    Sektion 3 enthält Bücher über Kunstgriffe für Fallstricke, die direkt im Therapiegespräch auftreten können:
    Miller, Rollnick: Motivierende Gesprächsführung (geeignet für Patienten, die sehr gering motiviert sind und schnell abbrechen und wie man nochmal richtig empathisch-wertschätzender auf diese eingehen kann. Mein Chefarzt hat es mir damals geschenkt, meinte aber: "Ihre Berufsgruppe brauch das eigentlich nicht...". So ist es. Ich empfinde es eher für Ärzte geeigneter sowie grundsätzlich für alle Mitarbeiter einer Sucht-Station. Manfred Prior - Mini Max Interventionen. 15 minimale Interventionen mit maximaler Wirkung. (Für die richtige Wortwahl in der Therapie  - wird wohl auch gerne von Führungskräften aller Branchen gelesen.)
    Sektion 4 ist für die Approbationsprüfung:
    Kandale, Rugenstein: Repetitorium - Lehr & Lernbuch für die schriftlichen Abschlussprüfungen zum PP und KJP (ist darüber hinaus ein fantastisches Psychologielehrbuch, hilft aber gleichzeitig auch im Berufsalltag!)  
    Sektion 5 sind die "Ohne uns geht nix auf Station" - Bücher:
    Das  AMDP - System (Zum Verfassen psychopathologischer Berichte unerlässlich. Für Laien nicht zu gebrauchen!) ICD-10 (Für die Diagnose-Erstellung dringend. Online nützt euch das nichts, wenn ihr gerade mit dem Ärzteteam die Kurvenvisite macht und eine Diagnose erstellt. Also auch das Büchlein haben! Bitte nur lachsfarbene Ausgabe. Nein, die ICD-11 spielt noch keine Rolle im Klinikalltag) Klein & Klein, Willenborg: Mein erster Dienst - psychiatrische Fälle (deckt alles ab, womit man auf Station konfrontiert wird, Fallberichte, Medikation, Dialogvorschläge, Auswege aus Fixierungssituationen, Screeningfragebögen etc. Kleines Buch, riesen Wirkung (+Preis).  Irivine D. Yalom - Im Hier & Jetzt (Autor ist zwar Psychoanalytiker, Buch war trotzdem nicht als Manual, sondern eher bellestrisch geplant. Witzigerweise aber der größte Schatz zum Thema Gruppentherapie, den man finden kann und das einzige gute Buch in diesem Bereich)  Gall-Peters, Zarbock: Praxisleitfaden Verhaltenstherapie (brauche ich für die Therapieplanung für einzelne Störungsbilder) Surall, Zarbock: Berichte an den VT - Gutachter (Textvorschläge für die Berichte an die Krankenkasse, die ausschlaggebend für die Kostenzusage sind. Seeeehr wichtig) Farrel & Shaw: Schematherapie in Gruppen bei Borderlinern (Gibt Besseres m.E., aber es gab nur wenige Bücher zum Thema Gruppen mit Borderlinern)  Friedmann Schulz von Thun: Miteinander reden (Nur für Patienten, sie schlagen immer gut auf die von ihm vorgestellten Modelle an)  
    Sektion 6: Blaue Reihe 
    Enthält Manuale zu den unterschiedlichsten Störungsbildern. Sie sind Gold wert und existieren zu fast jeder Störung. Reihe wird auch ständig erweitert. Ich habe ziemlich viele. Meiner Meinung nach die besten Bücher zu Psychotherapie überhaupt. (Achtung: Bei KJPs ist es die Gelbe Reihe.
    Sektion 7: Zeitschriften 
    Sie enthalten neben Studien das neueste aus der Psychotherapieforschung, Ausbildungssituation, Berufsordnung etc. pp. 
    Verhaltenstherapie & Psychosoziale Praxis: Gibt's nur im Abo für PiAs Report Psychologie: Die Zeitschrift des BDP, gibt's im Abo für PiAs, PP/KJPs und auch für Psychologie-Studenten, sofern der Bachelor/Master den Vorgaben des BDPs entspricht.  Psychotherapie Aktuell: Gibt's im Abo der Deutschen Psychologen Vereinigung, für mindestens PiAs.   
    Das ist also so meine persönliche Bücherkiste. Sie kann bei jedem unterschiedlich sein, da es in jedermanns eigenem Ermessen liegt, was er sich so anschafft. Das hängt natürlich auch davon ab, welche Störungsbilder auf Station gefragt sind und in welche Richtung man sich später vielleicht vertiefen will. 

    Für den KJP mache ich mal einen eigenen Bücher-Beitrag :-). 

    Bleibt gesund & haltet zusammen,
    LG


    Feature Foto: Privat 
  11. Vica
    Heute morgen musste ich tatsächlich 2x hinschauen beim Öffnen meines Mailfachs. Tatsächlich erhielt ich heute 2 neue Platzangebote für das Pflichtpraktikum in zwei unterschiedlichen psychiatrischen Klinken. Im Oktober. Sogar eine Entschuldigung des Oberarztes, dass er mir noch nicht geantwortet hat, war dabei (nicht notwendig, aber sehr anständig  ).  Die Kliniken selbst haben nichts miteinander zu tun. In sofern werden sie sich eher nicht abgesprochen haben . 
    Mich wundert der Zufall dennoch. 

    Eigentlich sind Praktikumsplätze im klinischen Bereich hier nicht so einfach zu bekommen. Kein Wunder bei 4-5 Plätzen. Zudem hieß es von vielen Stellen: Ausgebucht bis 2022. Was das für 2020 bedeutet, kann man sich ja denken...

    Haben nun beide Kliniken mit einem plötzlichen Absprung zu kämpfen?
    Warum ich das eher nicht glaube:
    Beide haben laut ihren Homepages die nächsten Praktikumsprogramme (April und Juli) umgehend abgesagt und werden diese erst im Oktober wieder eröffnen. Damit verschiebt sich für alle das Praktikum dort und es wäre natürlich nahe liegend, dass sie die Plätze dann im Oktober wieder antreten (deren Uni wird Verständnis dafür haben, da sie selbst ja auch nicht auf hat).

    Ich frage mich, ob der klinische Bereich aufgrund der aktuellen Situation auch etwas unattraktiver wird. Aber das ist nur Spekulation.  

    Annehmen werde ich die Plätze eher nicht.
    Zum einen ist mein Studium im September zu Ende, womit sie einen Monat zu spät kämen. Zum anderen habe ich ein Praktikum. Und dann ist es auch so, dass sie etwas fernab meiner Ausrichtung sind - wobei immer noch sehr interessant. 

    Dennoch kommt es drauf an, bei welchem KJP-Ausbildungsinstitut ich lande. Wenn die Ausbildung sehr spät in 2021 beginnen sollte, dann könnte man sich so ein Praktikum vorab als praktische Phase anrechnen lassen, bevor die Ausbildung anfängt. Und da wäre Oktober natürlich ein nahtloser Übergang. Ich bin momentan mit zwei Instituten und 1 Uni am Abklären, ob das so hinhauen könnte.  Ist aktuell aber auch etwas schwer zu planen. 

    Jedenfalls kann man daraus folgendes Fazit bilden:
    Stets findet Überraschung statt, da wo man's nicht erwartet hat.
    Und: Auch der Fernstudi (überwiegend) hat Chancen, selbst in hart umkämpften Systemen  

    LG

    Feature Foto: 
    Donald Tong | pexels.com 
  12. Vica
    Ähnlich unkompliziert wie die Bewerbung für Bochum war auch diejenige für die Uni Osnabrück. Auch hier habe ich den Schwerpunkt „Klinische Psychologie“ ausgesucht, obwohl „Interkulturelle Psychologie“ auch nicht uninteressant war. Insgesamt habe ich mir dafür etwa 20 Minuten Zeit nehmen müssen, wobei auch die Registrierungs-Mail für meinen Online-Portal-Nutzernamen ca. 8 Minuten auf sich warten ließ.
    Das Bewerbungsportal war zwar rein optisch nicht so ansprechend wie Bochum gestaltet, aber ähnlich simpel: Angaben mussten gemacht werden zur Person, Art des Abschlusses und auch der Art der Hochschulzugangsberechtigung. Kindererziehung (und andere soziale Dienste) wurden hier auch erfasst. Wie schon bei Bochum, werde ich hier auch als Auslandsstudent geführt. Weiterhin musste man eine Bachelor-Durchschnittsnote angeben, weil der Master natürlich zulassungsbeschränkt ist. Liberale 2,8 Bachelor-Note sind gefordert.
    Am Ende wird die Bewerbung online vermerkt und man bekommt ebenfalls in PDF-Form samt Anschrift ein Formblatt zugeschickt, in dem man nochmal aufgefordert wird, sämtliche mit dem Bachelor zusammenhängende Kopien einzuschicken (amtlich beglaubigt und auf dem Postweg).

    Das Abiturzeugnis muss ebenfalls eingeschickt werden. 
    Allerdings ausdrücklich nicht beglaubigt, was wohl nahe legt, dass dies mehr Formsache sein wird. 
    Auch ein tabellarischer Lebenslauf soll beigelegt werden.

    Insgesamt weist Osnabrück damit auch ein moderneres Bewerbungsportal auf und kann wirklich in relativ schneller Zeit unkompliziert abgefrühstückt werden.

    Allen, die einen ähnlichen Weg gehen wie ich empfehle ich, eine Liste anzulegen mit sämtlichen Passwörtern und Bewerbungsnummern sowie dem Nutzernamen für das jeweilige Uniportal. Bei mehreren Unis kann man sich da schnell verzetteln, besonders beim Nutzernamen: Einige wollen einen Code, den man zugeschickt bekommt, andere die E-Mail Adresse und wiederum andere bauen auf selbst kreierte Nicknames.

    Chancen?
    Dazu konnte ich nicht viel finden, wie es mit der Zulassung zum klinischen Master aussieht. Lediglich die Zufriedenheit der Studenten schlägt einem bei Google oder Studycheck häufiger entgegen. Nierdersachsen gilt als sehr tolerant bei der KJP-Psychotherapeuten-Ausbildung. Auch für Leute ohne Hochschulzugangsberechtigung haben die Unis sofort eine helfende Hand in Form einer Art gut machbaren fachlichen Zulassungsprüfung. Dennoch bleibt Klinische Psychologie ein überranntes Fach und da der ausländische Psychologie-Abschluss schwer in deutsche Dimension umzudenken ist (Diagnostik, klinische und biologische Psychologie, Arbeitspsychologie etc. gibt es in diesem Sinne ja nicht, die Anteile im Studium lassen sich nur schwer aufbröseln) wird es auch hier heißen: Weit hinten anstellen. Aber mal sehen. Einen guten Eindruck macht die Uni durchaus!  
  13. Vica
    Ich habe die Tage erfreulicherweise beim Einloggen festgestellt, dass mein Master jetzt offiziell den klinischen Schwerpunkt hat. Das heißt, ich kann nun alle Seminare einsehen, Dateien runterladen, mich anmelden für Projekte und auch schon die Folien sehen, die in den Seminaren besprochen werden. So kann man schon mal auf Tuchfühlung mit den Inhalten gehen. Ich kann dazu sagen: Es wird ganz schön kompakt werden. :) Ich hoffe, meine Konzentration verabschiedet sich nicht zwischendrin. 
     
    Auch möglich ist es, die Klausur für das erste Seminar zu buchen. Der Termin wäre im Februar und gerade mal eine Woche im Anschluss an das Seminar. Weitere Termine werden noch nicht angezeigt. Es ist momentan unklar, was genau Inhalt der Klausuren ist. Studienbriefe oder Lehrbücher für die Klinische haben wir nicht. Demnach wird vermutlich der Inhalt des Seminars abgefragt. Tja, aber eben auch nur vermutlich. Macht es wirklich Sinn, über etwas zu schreiben, was man eine Woche vorher erst kennengelernt hat? Das reicht finde ich nicht zum Vertiefen. Andererseits wäre es ja frisch im Gedächtnis. 

    Wie gesagt fehlt uns einfach momentan Literatur. Ich konnte nicht in Erfahrung bringen, ob die Kommilitonen, die schon beim Vorgängerseminar waren, Handouts oder Literaturempfehlungen bekommen haben (da hat mir keiner geantwortet). Ich habe mich auf eigene Faust mal auf die Suche gemacht nach einem Standardwerk für Sekundärliteratur in Klinischer Psychologie. Ich war dabei sowohl hier in 2 Fachbuchhandelketten vor Ort, in der Uni-Bib als auch bei Amazon. Fazit: Es ist echt schwer, ein Kompaktlehrbuch zu bekommen. Es gibt gerade mal eine Hand voll. Keines davon hat mir in irgendeiner Weise zugesagt. Klinische Psychologie hat viel mehr Bücher zu losgelösten Themen, von denen viele sehr populär sind. Etwas zu Störungslehre, etwas zu Intervention, zur psychotherapeutischen Praxis, Neurologie, Biopsychologie, kognitive Verfahren usw. Da platzten fast die Regale aus allen Nähten. Die Literaturliste der Folien gibt auch nur Fachbücher in solchen Bereichen her. Ich wollte aber lieber einen generellen Überblick. 
    Na ja, da tun es auch die Lehrhefte aus dem Bachelor, mit denen ich die 15 ECTS nachgeholt habe. 

    Für den Rest warte ich mal ab, was dann in den Seminaren empfohlen wird. 

    LG
  14. Vica
    Im Projektmodul "Diagnostik" steht ja wie im letzten Posting gesagt eine Projektarbeit (Hausarbeit) an. Das Thema darf theoretisch oder empirisch sein. Entsprechend meinem Berufswunsch möchte ich unbedingt ein klinisches Thema reinbringen und dort ganz insbesondere aus dem Bereich Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. Klar wäre ein empirisches Thema spannender, wenn man z.B. eine eigene kleine Studie leitet. Dazu fehlt mir aber im Augenblick (und vor allem kurzfristig!) die Zielgruppe sowie auch der Platz. Die Projektarbeit wird nicht so viel Raum in Anspruch nehmen wie z.B. die Masterarbeit oder Fallarbeit. 
    Demnach muss ein theoretisches Thema her. 

    Die Suche nach dem Thema gestaltete sich für mich zunächst schwieriger als gedacht. Ich hätte es nicht erwartet, aber ich habe es damit wirklich gemacht, mich selber konsequent zu stressen! Jegliche Idee ging mehr in Richtung "Sozialpsychologie", die interessant ist, aber eben nicht klinisch. Ich hatte aber auch den Anspruch, etwas zu finden, was noch nicht grob erforscht ist (damit fallen ADHS, oppositionelles Verhalten usw. aus). Eine einfach Geschichte wie "Wir diagnostiziert man Trennungsängste bei Kindern" ist auch kein sonderlich neuer Beitrag und schon 1000fach durchgekaut worden. 

    Schließlich habe ich nach endlosem Literatur-Gewälze einen Eureka-Moment gehabt und werde mich jetzt um das Thema Phobien bei Kindern bemühen. Hier besteht ein sehr großer Forschungsbedarf. Zunächst hatte ich Bedenken, ob das Thema möglicherweise auch nicht angemessen genug ist (das Ober-Thema muss Diagnostik bleiben!). Aber ich hatte Glück, dass meine Betreuerin dieses Thema sogar sehr sinnvoll findet. 

    Ich bin gleich mal drauf losgestürzt und habe Literatur zum Thema gewälzt und habe schon potentielle Quellen. Offizieller Startschuss ist zwar erst am 1.8. und Abgabe sogar erst am 25.10. Eigentlich würde ich aber gerne schon loslegen
    Ich denke mal, etwas Literatur suchen und sich vor allem mit Meta-Literatur, also der Textverarbeitung, befassen, wird auch okay sein. 
  15. Vica
    Ich bin ja froh, dass ich endlich vorankomme im Studiengang  Fast wäre ich ins Hintertreffen geraten, aber es ist mir in den letzten Wochen gelungen, fast nahtlos anzuknüpfen. 

    Als nächstes steht das Projektmodul "Diagnostik" an. Das ganze Modul arbeitetet auf eine Hausarbeit (auch Projektarbeit genannt) hin, die sich im Großen und Ganzen um ein diagnostisches Thema drehen soll. 
    Man muss sich hierfür noch ganz traditionell via Post beim Prüfungsamt anmelden. Gesagt, getan (Einschreiben empfehlenswert!). Zwei Tage später habe ich auch schon einen Betreuer zugeordnet bekommen, mit dem ich mich bald auseinander setzen soll.

    Bezüglich des Themas ist es so, dass man normalerweise eines zugewiesen bekommt (kurz vorm Bearbeitungszeitraum). Man kann aber selber eines wählen und mit dem Prof abstimmen. 
    Ich würde gerne einen roten Faden in das gesamte Studium einbringen und ein klinisches Thema wählen. Dieses müsste ich dann wiederum mit einem diagnostischen Thema verbinden, weil Diagnostik natürlich das Kernthema ist. 
    Ich habe schon ein wenig Stoffsammlung betrieben und nach einem Brainstorming etwa 12 Forschungsfragen formuliert. Zunächst wollte ich etwas zu meiner anvisierten Zielgruppe Kinder- und Jugendliche basteln (für die von euch, die sich nichts darunter vorstellen können, ein klinisches KiJu-Thema mit Diagnostik zu kreuzen, das Thema könnte dann z.B. so aussehen: "Validität des Selbsttestfragebogen-Verfahrens bei Jugendlichen mit emotional-instabiler Persönlichkeitsstörung" - nur ein Beispiel)

    Dann ist mir allerdings eingefallen, dass ich ja gar keinen bzw schwierigen Zugang zu dieser Zielgruppe habe, da ich momentan ja nicht in dem Bereich arbeite. Ich weiß noch nicht genau, ob das Projekt ein rein theoretisches Thema wälzen kann oder ob es evidenzbasiert ist, ich also Fragebögen unter die Leute bringen und auswerten müsste. Letzteres wäre eher das Aus für die Zielgruppe (es sei denn z.B. die Psychiatrien würden erlauben, dass man mit den Fragebögen vorbeikommen kann - in England durfte das z.B. nicht sein) - ein theoretisches Verfahren wäre da für mich praktischer. Meine Kommilitonen, die das Projektmodul früher gemacht hat, haben immer fleißig zu ihren Fragebögen verlinkt, um Daten zu sammeln. Ich gehe also mal von einer evidenzbasierten Projektarbeit aus. Werde das aber mit meinem Betreuer abstimmen - sobald die Forschungsfrage etwas klarer umrandet ist  

    So geht es sonst noch weiter: 
    Zusätzlich bearbeite ich noch die Kommunikation-Module (sehr interessant), zu denen ich im August zum Pflichtseminar muss. Als vorläufigen Schwerpunkt musste ich wie viele andere "Sportpsychologie" wählen, weil ich erst ab Februar mich umschreiben lassen könnte ins klinische Campusstudium. Das braucht leider viel Vorbereitung. Ich warte derzeit auch noch auf den Zugang zu den klinischen Nachhol-Modulen, die ich dazu bräuchte. 
    "Vorläufiger Schwerpunkt" heißt, dass man erst mal nur die Hefte bekommt.  

    LG 
  16. Vica
    Wie ja einige bereits aus den vorherigen Beiträgen wissen, wird es für den Schwerpunkt "Klinische Psychologie" notwendig sein, vor Ort in Göttingen Präsenz-Blockseminare abzuleisten. Ich habe mich umgehört bei Leuten, die diese bereits abgeleistet haben (im Rahmen ihres eigentlichen Campusstudiums - dass wir Fernis diese belegen dürfen, ist ja noch ganz neu) und mal so gehört, wie sie die Qualität dieser Seminare fanden. In einem Wort: "Brillant" und sehr hilfreich im Bezug darauf, wenn man PP/KJP werden will. 

    Die Blockseminare und ihr Stundenplan sehen nun zB so aus:
     
    “Klinische Psychologie des Erwachsenenalters”, 7-tägiges Blockmodul vom 24. bis 30. September 2018 “Klinische Psychologie im Kindes- Jugend- und Erwachsenenalter”, 5-tägiges Blockmodul vom 13. bis 17. Februar 2019 “Klinische Psychologie und Psychotherapie im Kindes- Jugend- und Erwachsenenalter”, 5-tägiges Blockmodul vom 01. bis 05. April 2019 “Praxisprojekt”, 7-tägiges Blockmodul vom 01. bis 07. Juli 2019
      Das erste wäre bei mir gar nicht machbar, weil ich ja noch 15 ECTS klinische Scheine aus dem Bachelor nachholen muss. Zusammen mit meinen anderen Klausuren bekomme ich das bis zum 24. nicht hin (davon abgesehen, dass die Anmeldung ja schon viel früher sein muss). 

    Ich habe angerufen und nachgefragt, ob die Reihenfolge der Seminare unbedingt eingehalten werden muss. Oder ob ich z.B. auch mit dem zweiten, dritten oder sogar letzten starten könnte. Ginge das nicht, wäre ja die Folge, dass ich bis zum komplett nächsten Durchlauf aller Seminare warten müsste.
    Antwort: Die Reihenfolge spielt keine Rolle, man kann anfangen, mit welchem man möchte, theoretisch auch 2 und 4 machen, wenn man 1 und 3 dann natürlich ein anderes Mal belegt.

    Das ist für mich planungstechnisch großartig, setzt mich auch nicht unter Druck und ich werde mal locker den 2. Termin anpeilen. Möglicherweise wird's auch der dritte, da ich gerade stark hinterher hinke mit den Modulen. 

    Fazit: Spitze!!! Ich fühle mich immer mehr bestärkt, das zu machen und freue mich regelrecht drauf. KJP ich komme!! 
  17. Vica
    Die PFH hat einen Vortrag für ihre Master-Studis arrangiert, die sich fragen, was sie mit ihrem Master alles berufsperspektivisch so werden können. In diesem Fall kann man Mitte Juni einer Infoveranstaltung der Leitung des sozialpsychiatrischen Dienstes der JVA Düsseldorf lauschen. Die Veranstaltung ist auf ca. 2 1/2 Stunden angesetzt und die Teilnahme ist begrenzt, daher muss man sich zuvor anmelden. 

    Wer sich vorstellen kann, Gefängnis-Psychologe zu werden, wird dort sicherlich rundum mit Infos versorgt. Psychologische Arbeit im Justizvollzug bedeutet laut Vorabinfo hier vor allem:

    - Krisenintervention (Schwerpunkt Suizid-Prophylaxe)
    - Diagnostik bei Sexual- und Gewaltstraftätern
    - Die Behandlung dieser Täter 

    Interessiert mich das?
    Ich finde dieses Tätigkeitsfeld offen gesagt sehr interessant. Es ist aber auch ein Gebiet, das nicht ganz risikolos ist, wie das Schicksal der Gefängnis-Psychologin Susanne Preusker zeigt. Allerdings glaube ich nicht dran, dass solche tragischen Dinge die Norm sind.

    JVAs finde ich, wie alle Gebiete, wo sich Menschen auf engem Raum sozialisieren (Schulen, Heime etc.), auch spannend. Es würde mich zudem viel eher reizen, als irgendwo als Psychologe auf einer Behörde oder Verwaltung zu sitzen. Allerdings habe ich eine andere Zielgruppe ins Auge gefasst, nämlich Kinder- und Jugendliche. Wenn überhaupt, käme für mich nur das Jugendgefängnis in Frage, noch mehr aber reizt mich die Kinder- und Jugendlichenpsychiatrie. 

    In sofern ist die JVA-Psychologie für mich nichts. Es ist aber ein Bereich, der noch sehr unbekannt ist, da ist also noch viel Pionierarbeit möglich. Solche Veranstaltungen finde ich auch wertvoll, zumal sie Berufsperspektiven aufzeigen. Auch ohne die Absicht, in diesem Bereich zu arbeiten, hätte ich mir den Vortrag gerne angehört. Aber er ist leider mitten in der Woche und genau zur Kindergarten-Abholzeit, zudem in Düsseldorf (=130 km). Ich liebe Düsseldorf  ja (ja, liebe Kölner, euch auch! Geht wirklich beides!  )und hätte gerne mal wieder einen Grund gehabt, dort hinzufahren. Als derzeitige Berufs-Mama aber mal leider wieder unrealistisch.

    Schade, vielleicht kommen aber mehr Veranstaltungen dieser Art zu einer besseren Zeit  

    LG 
  18. Vica
    Mittlerweile ist das Semester offiziell losgegangen  Zur Einstimmung gab es - für mich - überraschenderweise eine Mail vom Prof bzw. Fachbereichsleiter. Darin wird man gleich mit dem Boden der Tatsachen konfrontiert, was ein Jurastudium angeht und dass dieses in seiner großen Inanspruchnahme nur durch großen Fleiß machbar sei. Um dies zu bewerkstelligen, wurde auf die Betreuungsangebote der Fernuni hingewiesen. Davon gibt's so einiges:

    - Videokonferenzen zu Fallübungen
    - Videoskonferenzen zu Klausrbesprechungen
    - Virtuelle Klassenzimmer (nach Bedarf)
    - Virtuelle Mentoren in Moodle
    - E-Mail Beratung
    - Telefonische Beratung
    - Kursrelevante Infos via Twitter (FUH-Account des Lehrstuhls)

    Außerdem gibt es noch Pflichtveranstaltungen zu diesem Modul, die man in seinem Regionalzentrum besuchen kann. Leider sind die beiden PVs in meiner Nähe heute und morgen, wo es leider absolut nicht hinhaut. Man muss insgesamt 12 Stunden sammeln, das wären also bei der Dauer einer Pflichtveranstaltungen genau 2 PVs. Es macht natürlich Sinn, sie in einem Semester abzuleisten. Es ist aber auch möglich, sie innerhalb mehrerer Semester zu sammeln. Die nächste Chance ist im Mai. Schon aus privatem Interesse würde ich gerne mindestens eine besuchen  Im schlimmsten Fall kann man die Stunden auch via Video-Konferenz abhalten. Ich fände es aber besser, mal wieder unter die Leute zu kommen  

    Der Prof gibt im Folgenden noch ein paar Instruktionen, wie sich das Studium am besten bewerkstelligen lässt: Dass Jura im Grunde ein Lesestudium sei. Je mehr Literatur man hinzuzieht, desto besser; dass man sich insbesondere auf die Rechtsnormen konzentrieren und sie jedes Mal wieder nachlesen soll. 

    Das klingt zwar nach harter Arbeit (insbesondere für die, die dort ernsthaft Jura studieren) aber insgesamt gefällt mir, dass man bei diesem Studium so direkt adressiert wird. Beim Psychologie-Master kam mir das in den Modulen anders vor. Mehr nach dem Motto: "Hier dein Zugang. Rest auf Moodle. Tschüss dann!"
    Die Art des Profs, zu kommunizieren, kommt mir tatsächlich bekannt vor von den Jura-Profs meines Mannes (der allerdings, wie schon mal erwähnt, an einer Präsenzuni war)  Ich finde es insgesamt auch sehr begrüßenswert, wenn einem gleich klar gemacht wird, dass das Studium kein Zuckerschlecken ist, aber auch sofort Lösungswege aufgezeigt werden.

    Aber ich habe eh den Eindruck, dass die FernUni in den Erststudiengängen (den Bachelorn) eine Menge tut. 

    Stoffmäßig stockt es aktuell, weil mein Hauptstudium (MSc Psychologie an der PFH) gerade dazwischen kommt und das geht natürlich vor das Interessensstudium  

    Weiter geht's nächstes Mal mit dem BWL-Modul.

    LG 

     
  19. Vica
    Nachdem sowohl Fernlehrbrief und dazugehörige Einsendeaufgabe zum Thema "Projektmanagement 1" so erfolgreich verliefen, könnt ihr euch vielleicht denken, was jetzt kommt, sofern ihr es in der Übersicht rechts nicht schon erspäht habt: Wo es ein Heft Nr.1 gibt, gibt's oft auch ein Heft Nr.2, und so ist es auch mit "Projektmanagement 2". 
    Gestern hab' ich mich mal mit dem zweiten Teil dieses Themas befasst, was im Psychologiestudium unter "Wissenschaftliche Praxis" gefasst wird. Mit Psychologie hat das Thema für sich genommen nichts am Hut, aber ein Psychologe ist ja manchmal auch ein Stück weit Betriebswirtschaftler  . 

    Wenn man die 1 kennt und verstanden hat, müsste die 2 doch auch gut laufen, oder? Ehrlich gesagt finde ich sie sehr viel anspruchsvoller als das Vorgängerheft. Ein richtig, richtig harter Brocken ist die Einsendeaufgabe. Man muss als Projektleiter Renovierungsarbeiten leiten. Gefragt sind ein selbst aufgestellter Projektsturkturplan, mit Hierarchiebenen, mit Gliederungskriterien, mit eigens ausgedachtem Pfeildiagramm, mit Risikoplanung, Vorgangsliste, Vorgangsknotennetzplan, einer Earned-Value-Analyse, Steuerrungsmaßnahmen....man wird aufgefordert zum Rechnen, Zeichnen, Markieren...oha  Auf den ersten Blick sagte mir gar nichts davon etwas. Auch beim anschließenden Skimming durch das Heft kam mir nichts davon bekannt vor. Ich kann nur hoffen, dass mir das alles klarer wird, wenn ich das Heft abgeschlossen habe. 

    In den Lerngruppen unterhalten sie sich darüber, dass bei einigen diese EA als "nicht bestanden" zurückkam. Also ist besondere Sorgfalt geboten.  

    Da weder Kurs noch Heft klausurrelevant sind, hab' ich mich dazu entschlossen, erstmal keine großen Schaubilder oder Karteikarten anzulegen. Stattdessen mache ich mich beim Lesen gleich daran, sämtliches Relevantes für die EA zu unterstreichen und rauszuschreiben.

    Wenn ich damit durch bin, war's das dann mit dem Ausflug in die BWL  Als nächstes unter dem Punkt "Wissenschaftliche Praxis" erwartet mich ein Heft zum Thema Publizieren als Wissenschaftler. Ist das geschafft, ist das Modul abgeschlossen. 

    Dann mal los. *Ärmelhochkrempel* 
  20. Vica
    Ok, das erste Semester ist um. Hier liegen noch Berge vom Hausarbeits-Krempel herum, den ich unbedingt einmotten will, am besten ohne etwas davon zu lesen. So langsam realisiere ich: Es gibt tatsächlich mal wieder sowas wie Freizeit im Leben  Zumindest bis April, wo es wieder rund geht. So lange mal ein kleiner Rückblick über dieses doch sehr intensive Semester als Vollzeitler:
     
    Welche Fächer?
    MM1:
    - 2x Statistik (Multivariate Verfahren)
    - Evaluation 
    MM2:
    - Gutachtenerstellung
    - Testkontsruktion (im Grunde noch mehr Statistik) 

    Zeitraum:
    Oktober bis 6.März 

    Arbeitsaufwand:
    Die Fernuni veranschlagt zwischen 38 und 40 Stunden für VZler.

    Tatsächlich bewältigter Arbeitsaufwand: 
    Da ich erst ab 20:00 eine Kinderbetreuung habe und dann bis 22 Uhr gelernt habe, meistens nicht mehr als 2 Stunden am Tag, also 10 Stunden die Woche und am Wochenende nochmal 4 pro Tag = 8, macht etwa 18 Stunden die Woche. Das heißt, ich habe weniger Zeit hingebogen bekomme als ein TZler (20 Stunden)  Teilweise klappte es aber erstaunlich gut, damit auszukommen. Beim Lernen und beim Lesen bin ich zum Beispiel relativ schnell. Wo man merkt, dass Zeit fehlte, war bei Zeugs wie Notizenmachen, Onlinevorlesungen oder generell dem Schreiben (z.B. für die Hausarbeit)
    Zum Glück wird das ab nächstem Semester ganz anders, daher wusste ich, dass ich hier eben nunmal in den sauren Apfel beißen musste. 

    Meinung zu den Fächern:
    Mir haben alle Fächer recht gut gefallen und ich merke deutlich, dass ich mich in vielem weiter entwickelt habe, sowohl von der Denkweise, als auch vom Rede- und Argumentationsstil. Außerdem habe ich gelernt, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. in sofern war eigentlich das ganze Semester eine Bereicherung. 
    Ich denke mal, der Gutachten-Kurs war mein Liebling, auch wenn ich hier gnadenlos verkackt haben dürfte (Zeitmangel, da parallel zur Prüfungsvorbereitung!). Er machte inhaltlich am meisten Spaß. Schade drum. 
    Die Statistik-Kurse gefielen mir ebenfalls vom Inhalt, hier habe ich eine Menge dazu gelernt. Nur blöd, dass ich während der Vorlesungen das Gefühl hatte, ALLES verstanden zu haben - dann aber so blöde MC-Fragen in den Klausuren dazu gestellt werden, dass man wie ein blutiger Anfänger da steht. Methodisch würde ich diesen Kurs auch ummodeln, denn 2-Stunden-Vorlesungen sind einfach zu lang. Die, die 30 Minuten gingen, blieben besser hängen. Außerdem wäre ein Studienbrief was dazu.
    Evaluation war ein etwas merkwürdiger Kurs. Eher geeignet für Leute, die sowas schon mal gemacht haben. Für alle anderen las er sich wie die Anleitung zu einem Küchengerät, welches man noch gar nicht besitzt. Stellt euch vor, ihr lernt Funktionsweise zu einer Küchenmaschine, wie diese aufgebaut ist, welche Techniker daran beteiligt waren und welche Theorien es so über ihre Nutzung gibt....aber ihr habt sie nie im Leben in den Händen gehabt, geschweige denn irgendwo gesehen. Heraus kommt das, was dieser Kurs ist. Prinzipiell ist das Thema nicht uninteressant, aber nicht greifbar.
    Testkonstruktion ist der Kurs, der mir am wenigsten etwas gesagt hat.Eignet sich finde ich besser, wenn man wirklich an Fragebögen und psychometrischen Tests arbeitet und Literatur zu Rate ziehen muss. Rein für theoretisches Hintergrundwissen ist das eher nichts, finde ich. 
    Grundsätzlich war es interessant, in alles mal reinzuschnuppern. 
     
    Wirkung des Studiums auf den Charakter/gewonnene Skills (neben Fachwissen):
    - Mehr Eloquenz im Alltag durch die viele Leserei
    - Ich bedenke große Themen wieder von mehreren Seiten 
    - Ich bin allgemein logischer in Entscheidungen geworden. 
    - Auch irgendwie objektiver
    - Ich kann wieder schneller schreiben (handschriftlich)
    - Wurde von anderen bestätigt 
     
    Highlights im Semester:
    - Die PV in Hagen 
    - Eigentlich auch die MM1 Prüfung im Studienzentrum. Wirklich sehr angenehm gewesen die Umgebung!
    - Viele neue Leute kennengelernt, viel Kontakt zur Außenwelt 

    Tiefblicke:
    - Ständig, wirklich schon seit Ende Oktober krank und bis heute kein Ende in Sicht  
    - Oftmals am Rande der totalen Erschöpfung 
    - Fehlende Zeit frustet 
    - Literatur teilweise nicht vorhanden, schwer zu bekommen oder kostenpflichtig zu beziehen. Sehr viel "Pflicht-Literatur" gar nicht wirklich hilfreich, da in Wahrheit bestenfalls "Vertiefungsliteratur" 
    - Keine Freizeit und damit keine echten Erholungsphasen. Aber so ist das Studium. 
    - Hausarbeit so mies abgeliefert, gar nicht mein ganz eigener Standard  
     
    Stoffauswahl:
    Ich fand es ehrlich gesagt zu viel bei MM1. MM2 erschien mir sehr ausgewogen, viel Gutachten und etwas von der Testkonstruktion, das war okay. MM1 verlangte aber zum Teil, dass man Sachverhalte an bloßen Formeln identifizieren oder wortwörtliche Aussagen von Forschern zu irgendwelchen Themen kennen musste. Also viel Auswendiglernerei - weniger nützlich war das bloße Verstehen. Allerdings wird MM1 auch gerade überarbeitet und demnächst anders präsentiert. 

    Prüfungen-Schweregrad:
    - MM1: Ultra! Eher was für Gedächtniskünstler. Glück muss einem hier leider Hold sein. 
    - MM2: Sehr machbar. Man braucht aber Zeit, weil das Schreiben sehr intensiv ist. Ob einem nun die Vollzeit zur Verfügung steht oder nicht, 3 Wochen sind nicht viel. Man darf nicht vergessen, dass die HA auch mitten in der Erkältungszeit fällt, und mit einem Infekt ist man schnell mal eine Woche außer Gefecht gesetzt. Schnell sind es dann nur noch 2, und wenn man in denen auch noch intensiv die Prüfung vorbereitet, bleibt fast nur noch Schmalspur-Schreiben übrig  Das ging auch meinen anderen VZ-Kollegen so, die kein Kind und keinen Job haben. Man sollte nicht unbedingt erwarten, dass die Worte nur so aus einem heraussprudeln. Das dauert auch nochmal ein paar Tage, bis man da in Fahrt kommen kann. Man kann im Prinzip die HA auch aufschieben, muss dies aber umständlich über Krankschreibungen nachweisen und auch dann ist es Kulanz, ob es Aufschub gibt.
     
    Wann begonnen mit Prüfungsvorbereitungen?
    - MM1: Etwa Ende Dezember/Anfang Januar. Richtig effektiv dann Anfang Februar. (Prüfung am 03.03.)
     
    Kommunikation mit Kommilitonen:
    Fand ich super. Schnell haben sich Lerngruppen geschlossen und ich habe nun viele neue Kontakte. Allesamt sind auf sehr hohem Bildungsniveau, da muss ich mich echt immer ranhalten, um mitzuhalten. 
     
    Kommunikation mit Betreuern:
    Ich nutze die Moodle-Foren nicht und kann daher nichts dazu sagen. Nach dem, was ich da sehe, kriegen die Leute aber immer sehr schnell Antwort. 
     
    Was ich anders machen würde:
    - Fairere Prüfungen, weniger verwirrende Fragen zu Sachen, die am Rande der gefühlten 1000 Folien mal nebenbei angesprochen wurden, evtl. mehr Praxisbezug?
    - Prüfungstermine sollte man im Krankheitsfall besser verschieben können. Zum Beispiel 1-2 Wochen später, statt ein ganzes Semester zu warten. So müsste man sich nicht selbst vom Krankenbett in die Prüfungsbank zerren und halb im Delirium mitschreiben. 
    - Statistik 1 + 2 brauchen einen vernünftigen Studienbrief, vielleicht eine Art Manual, wo nochmal alles zu den Vorlesungen erklärt wird, anstatt dass man 1000 Seiten Eid für die Notation durchblättern muss.
    - Definitiv keine 2-Stunden-Vorlesungen mehr. Weniger ist mehr!
    - Zum Teil klarere Aussagen, weniger verwirrende Doppel-Verneinungen bei Statistik 
    - 6 Wochen Hausarbeit für ALLE, nicht nur für TZler, wenn jemand VZ macht und das mit einer Prüfung zusammenläuft. 
    - Bitte mehr Pflichtliteratur auch wirklich vorhanden haben
    - Im Falle des Durchfallens einfach diese Klausuren an die Klausuren der nächsten Module mit dran heften, anstatt dass man dann gar keine Prüfungszulassung für die neuen Module bekommt. 
    - Für mich selbst: Nächstes Mal Word im vollen Umfang nutzen. Literaturverzeichnis von Anfang an anlegen, wenn ich Hausarbeiten schreibe. 
     
    Im Übrigen freue ich mich auf das neue Semester!!  
  21. Vica
    So, vor allem zum Ende der Woche hin habe ich etwas Zeit gehabt und es mehr oder weniger geschafft, 3 Statistik-Vorlesungen & 2 Tutorials anzuschauen. Das bedeutet, ich bin auf dem Studienplan wieder up-to-date!  Nachdem ich letzte Woche etwas zurückgefallen war, freut mich das sehr! Beim 3.Tutorial sind nur noch 20 Minuten anzuschauen.
    Ich hätte auch erwartet, dass der Vorlesungsmarathon doch etwas zu viel Information auf einmal sein würde, so dass nichts hängen bleibt...
    Interessanterweise ist das nicht der Fall und ich komme sogar noch besser mit, wenn ich mit vielen Infos bombardiert werde. Liegt natürlich daran, dass man jetzt intensiven Kontakt mit den Themen hatte. Manchmal komme ich nur von Wochenende zu Wochenende dazu, Vorlesungen anzuschauen, und dann auch nur eine, die sich dann über Tage zieht. Da ist man (ich zumindest!) viel eher wieder raus.

    In den anderen, nicht-statistischen Fächern wie Evaluation oder Gutachtenerstellung  ist es nicht so schwer, aufzuholen, weil diese sehr studienbrieflastig sind. Diese hat man recht schnell durch. Es gibt zwar im ein- oder anderen auch Vorlesungen, aber nicht auf dem Niveau der Statistik-Vorlesungen - manche davon gehen nur 10 Minuten und enthalten jetzt nichts wesentlich Neues. Auch die Pflichtliteratur (oft bestehend aus einzelnen Kapiteln aus diversen Wälzern) bringt es nicht so wirklich, weil sie recht trocken formuliert ist und sowieso im entsprechenden Studienbrief-Kapitel noch gewälzt und evaluiert wird. Manchmal bringt die PL auch nur etwas, wenn man gerade konkret an einem Fallbeispiel, z.B. in einer Hausarbeit, arbeitet. Allzu ausführlich lese ich diese also nicht (etwa: Reihenfolge in der Gutachtenerstellung), weil sich das im Moment so anfühlt wie die Bedienungsanleitung einer Kaffeemaschine zu lesen, die man noch gar nicht hat. Dann doch lieber erst einmal die grobe Theorie fertig kriegen  

    Insgesamt fühlt sich das alles schon toll an - eine wirklich produktive Woche!    
  22. Vica
    Meine Bewerbung für den Psychologie-Master an der Uni Münster ist ebenfalls in trockenen Tüchern :-).

    Das freut mich sehr, denn Münster hat insgesamt vier Schwerpunkte im Master:
    Klinische & experimentelle Psychopathologie Kognitive Neurowissenschaften  Lernen, Entwicklung und Beratung  Personal und Wirtschaft
    Bei der Bewerbung kann man immerhin zwei favorisierte Richtungen angeben. In meinem Fall sind das die kursiv dargestellten. Aber auch dann, wenn die überfüllt sind, kann man den anderen Schwerpunkten zugeordnet werden. Dies muss man in der Bewerbung allerdings ausdrücklich ankreuzen. Klinische Inhalte kommen auch in anderen Fachrichtungen als der Klinischen vor! Das ist essentiell, um z.B. zur KJP-Ausbildung zugelassen zu werden  
     
    Im Vergleich zu den Bewerbungsportalen der anderen Unis hatte ich mit diesem mehr Probleme. Die größten Stolpersteine lagen darin, dass ich teilweise nicht wusste, was ich ankreuzen soll. In einigen Feldern hatte ich nichts vorzuweisen, musste sie aber trotzdem ausfüllen, was dann häufiger dazu führte, dass ich behelfsmäßig Eintragungen wie "nichts" oder "keines" und Zeitraum: "2016-2016" eintrug. Das kommt sicher blöd beim Prof :-(  Am meisten irritiert war ich bei der Angabe der Bachelor-Note. Ein ausländisches Format wurde nicht akzeptiert, ich sollte das deutsche Äquivalent eingeben. Bei englischen Noten ist aber so einiges an Spielraum drin. Den Durchschnitt sollte die Uni selbst angeben. So hab ich eben mit Hilfe der Umrechnungstabellen schnell selbst eine Durchschnittsnote gebildet. Ich hoffe, ich habe da nicht zu hoch gegriffen. Sonst heißt es: Kommt NOCH blöder beim Prof :-(  (Dieses Problem gab es allerdings bei Bochum und Osnabrück auch). 
     
    Der Vorteil dieser Onlinebewerung ist, dass sie komplett papierlos ist. Das heißt, dass alle Zeugnisse gleich mit hochgeladen wurden. Von mir verlangt wurden:
    - Bachelor-Urkunde, beglaubigt
    - Transcript of records bzw. Diploma Supplement, beglaubigt 
    - Hochschulzugangsberechtigung/HZB. Auf deutsch gesagt ist das das Abitur. Liegt keines vor, ist es das letzte Schulzeugnis (natürlich nur in Verbindung mit einem Bachelor)
    Klar gab's natürlich etwas Gezicke um die Dateigröße. So ein Supplement kommt nunmal leider auf ein paar Seiten, und unter 200 dpi kann man nur noch raten, was da steht. 
    Aber irgendwann war alles unter Dach und Fach. 

    Hat man was vergessen, muss man sich an das Master-Büro wenden, damit diese die Datei ersetzen. Man selbst kann nach dem Abschicken nichts mehr verändern. 
    Immerhin waren die Mitarbeiter vom Master-Büro so nett, sich bei mir zu melden, so dass ich noch mein altes Schulzeugnis nachreichen konnte (sie hätten die Bewerbung auch von vornherein ignorieren können! ;-) ) 

    Fazit zur Bewerbung:
    Für die Bewerbung in Münster muss man etwas Zeit mitbringen, was auch selbst auf der Seite steht. Etwa 3 Wochen habe ich mich damit beschäftigt, immer wieder Dinge hinzugefügt, editiert usw. bis ich endgültig den Senden-Button geklickt habe. Es hat aber auch wirklich Vorteile, wenn alles direkt unter Dach und Fach ist, so kann man sich wirklich nicht verzetteln. Irritiert war ich davon, wie wenig Zettelwirtschaft man im Endeffekt einschicken musste. Bachelorzeugnis und Schulzeugnis, aber keine weiteren Anlagen wie Lebenslauf, Motivationsschreiben? Andere Unis möchten dies gerne haben. (Könnte ein Zeichen dafür sein, dass die Uni vor lauter Bewerbungen aus allen Nähten platzt).

    Chancen:
    Ich kenne viele Master-Studenten aus Münster, auch weil ich selbst schon an deren Experimenten teilgenommen habe  Mir sind auch die Fachschaft und die Räumlichkeiten bestens bekannt. Im Internet findet man immer mal wieder Rezensionen und Erfahrungsberichte. Ich weiß, dass die eigenen Studenten es schwer hatten und teilweise nur über Wartesemester reinkamen. Auch eine Freundin, die Bachelor-Innehaber als Praktikanten bei sich anstellt, erzählte davon, wie holprig oder aussichtslos deren Weg zum Master war. Sicher sind solche Geschichten abschreckend. Aber im Endeffekt kennt man deren Leistungen nicht wirklich und kann kaum was dazu sagen  Glaubt man den Gerüchten, ist es am wahrscheinlichsten, einen Platz in "Kognitive Neurowissenschaften" zu bekommen. 
    Gering sind die Chancen vermutlich wieder wegen der Äquivalenzangleichung. Die Module der OU lassen sich nicht gut in deutsche Dimensionen umdenken, das Curriculum hierzulande ist gänzlich anders. Damit bleiben die Chancen klein.
    Allerdings gibt's nun einmal die Möglichkeit, sich als Auslandsstudent überhaupt zu bewerben, und so wartet man nun einfach mal ab.    

      
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