Diesen Satz habe ich neulich in einem ganz witzigen und motivierenden Essay von Andreas Eschbach gelesen. In diesem Essay richtet sich Eschenbach zwar vornehmlich an Romanautoren, aber viele seiner Beobachtungen treffen sicherlich auch auf angehende Sachbuchautoren zu.
http://www.andreaseschbach.de/schreiben/page21/page25/page25.html
Das Schriftstellerdasein scheint einen gewissen Reiz auszuüben
Aber gibt es das wirklich: Menschen, die zwar liebend gerne ein Buch veröffentlichen würden, aber in Wirklichkeit gar nicht schreiben wollen?
Ich glaube ja! Mir geht es z.B. immer so, wenn ich in meinem weiteren Bekanntenkreis erzähle, was ich beruflich mache. Ich berichte dann, dass ich mein Geld mit dem Schreiben (von Lehrbriefen und Büchern) verdiene. Viele bekommen dann einen ganz verträumten Blick und murmeln: „Oooh, so was würde ich auch gerne machen!“
Der Schreiberalltag ist gar nicht so aufregend
Manche dieser verträumt dreinschauenden Gestalten fragen dann aber noch weiter: „Und wie machst Du das so?“
Dann berichte ich von meinem Autorenalltag, der nun soo spektakulär auch nicht ist:
Für jeden Text, den ich verfasse, muss ich recherchieren, sei es im Internet oder in Bibliotheken.
Bevor ich nur ein Wort zu meinem „aktuellen“ Thema verfasst haben, muss ich bestimmt 20-30 Bücher (zumindest „quer“) gelesen haben.
An der Gliederung meines Textes arbeite ich sehr intensiv – und bin nach jeder einzigen „Gliederungssession“ völlig (!) platt.
Ich versuche, dass ich jeden Tag (!), also möglichst auch am Wochenende, in die Tasten haue. So bleibe ich am besten auf Betriebstemperatur und muss mich nicht immer wieder neu in meine Texte einfinden.
Wenn der Text „an sich“ fertig ist, kommt noch jede Menge Kleinkram, der einfach dazugehört: Korrektur lesen, Layout überprüfen, Literaturverzeichnis checken usw., usw..
Watt mutt, datt mutt
Die meisten der schriftstellerischen Tätigkeiten sind sicherlich sehr spannend, manche aber auch erheblich weniger. Aber Kneifen gilt nicht: Wer, wenn nicht ich, sollte auch diesen langweiligeren Kleinkram übernehmen? Es ist eben so: „Watt mutt, datt mutt!“
Wenn ich dann von diesem – manchmal auch langweiligen – Autorenalltag erzählt habe, schwindet bei meinem Gegenüber der verträumte Gesichtsausdruck sehr schnell: „Ach, soooo hätte ich mir das nicht vorgestellt!“
Für mich (und die meisten meiner Schreiberkollegen) ist der Autorenberuf aber nach wie vor der tollste Job, den es gibt.
So viel Freiheit, so viel selbstbestimmtes Arbeiten und so viele Flow-Erlebnisse, wie sie die meisten Autoren aus ihrem Alltag kennen, gibt es mit Sicherheit nicht in jedem Beruf.
Allerdings hat dieser Job auch seine Schattenseiten: Man weiß nie, wie viel Geld man am Ende des Monats auf dem Konto hat, man muss sich immer wieder selbst motivieren und mit Kritik umzugehen lernen.
Anne Oppermann
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