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Frustwissenschaften: Deutsche Hochschulen und Schulen im Onlinemodus


developer

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Auch X fand das digitale Studium anstrengend und bedauert, dass viele Inhalte durch die Onlinelehre verlorengegangen sind. In manchen Seminaren sind X und ihre Kommi­li­to­n:in­nen nur zu zehnt. Dennoch hat sie Verständnis dafür, dass ihr Institut unabhängig von den Teilnehmerzahlen auf Onlinelehre umgestellt hat: „Man muss ja kein unnötiges Risiko eingehen und es ist weniger Hin und Her“. Ein bisschen traurig ist Winkelmann aber schon: „Mir wurden meine letzten drei Unisemester genommen“.

 

Quelle: https://taz.de/Hochschulen-im-Onlinemodus/!5757041/

 

Ein Seminar mit zehn Teilnehmern per Video-Call als zumutung? Da staunt der Fernstudent und schüttelt ein wenig den Kopf ... Aber allgemein kann ich den Frust verstehen. Ich schätze, die wenigsten Studien- und Prüfungsordnungen waren überhaupt auf Remote-Veranstaltungen ausgelegt. Ich bin gespannt, ob hier ein nachhaltiger Effekt einsetzt, der dann auch an normalen Präsenzhochschulen langfristig zumindest hybride Lehrformate erlauben wird.

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vor 1 Stunde hat developer geschrieben:

Ein Seminar mit zehn Teilnehmern per Video-Call als zumutung?

 

Als Zumutung wurde es nirgendwo beschrieben, wenn ich mich nicht irre. 

Dass die Studierenden die momentane Situation bedauern und gerne zur Normalität mit Präsenzveranstaltungen zurückkehren würden, kann ich vollkommen verstehen. Die meisten Studenten haben bewusst ein Präsenzstudium gewählt, während wir an den Fernhochschulen bewusst ein Fernstudium gewählt haben. Natürlich gibt es auch immer welche, die trotzdem von der aktuellen Situation profitieren.

 

Für die Zukunft nach Corona empfinde ich es als passend, online-Formate in die universitäre Lehre aufzunehmen aber eher um eine Abwechslung zu schaffen. Ich habe bisher auch schon Stimmen gehört, die fordern, dass universitäre Studiengänge zukünftig komplett auf online umgestellt werden... hoffentlich nicht 🙈

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vor 18 Minuten hat psycCGN geschrieben:

Als Zumutung wurde es nirgendwo beschrieben, wenn ich mich nicht irre. 

 

Meine Interpretation, da sie ja am Ende damit zitiert wird, dass ihr die Uni-Semester genommen wurden. Gerade, wenn man im Seminar nur mit einer kleinen Gruppe zusammen ist, würde ich meinen, sind gängige Online-Formate wirklich kein Weltuntergang.

 

vor 23 Minuten hat psycCGN geschrieben:

Für die Zukunft nach Corona empfinde ich es als passend, online-Formate in die universitäre Lehre aufzunehmen aber eher um eine Abwechslung zu schaffen. Ich habe bisher auch schon Stimmen gehört, die fordern, dass universitäre Studiengänge zukünftig komplett auf online umgestellt werden... hoffentlich nicht 🙈

 

100% alles online stattfinden zu lassen, stelle ich mir auch unmöglich vor. Vieles lebt ja dann doch auch vom persönlichen Kontakt und Austausch (einer der größten Nachteile des Fernstudiums IMHO).

 

Auf der anderen Seite bin ich schon überrascht, wie rückständig Lehre in Deutschland vom Kindergarten bis zu den Unis ist, was die Digitalisierung angeht. Meine Kinder sind heute fitter im Umgang mit "neuen" Medien als ihre Erzieher bzw. Lehrer. Gerade bei Letzteren habe ich hier einen zwar nicht representativen aber doch interessanten Querschnitt. Da gibt es Ältere, die vor der Pandemie noch nicht mal einen E-Mail-Account hatten. Und es gibt Jüngere in meinem Alter, die es nicht ohne Hilfe geschafft haben, ein Doodle aufzusetzen. Da frage ich mich schon: Was bekommt man denn heute in einem Lehramtsstudium eigentlich so beigebracht?

 

Das betrifft natürlich bei weitem nicht alle. Undd es gibt zum Glück auch viele Schulen und auch Unis, die sich kümmern und relativ weit vorn dabei sind und schon jahrelang digitale Angebote mit einbeziehen. So weiß ich bspw. von Bekannten, dass die viele ihrer Vorlesungen an der lokalen Uni schon seit Jahren aufgezeichnet anschauen können. Aber vielerorts werden eben bspw. an Schulen auch noch die gleichen Arbeitsblätter kopiert, die auch schon 1985 verwendet wurden ;-).

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vor 39 Minuten hat developer geschrieben:

überrascht, wie rückständig Lehre in Deutschland vom Kindergarten bis zu den Unis ist, was die Digitalisierung angeht.

 

Das liegt vor allem daran, dass in den ganzen letzten Jahrzehnten nicht genug in die Bildung und Ausbildung investiert wurde/wird. Jetzt während der Pandemie werden die ganzen Versäumnisse umso deutlicher. Die Lehrer selbst kann man dafür nicht verantwortlich machen. 

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vor 2 Stunden hat developer geschrieben:

Undd es gibt zum Glück auch viele Schulen und auch Unis, die sich kümmern und relativ weit vorn dabei sind und schon jahrelang digitale Angebote mit einbeziehen. So weiß ich bspw. von Bekannten, dass die viele ihrer Vorlesungen an der lokalen Uni schon seit Jahren aufgezeichnet anschauen können.

 

Gab es bei uns in einigen Vorlesungen auch 2 Jahre lang und dann wurde das wieder eingestellt.

Effekt war, dass die Vorlesungen selber leer waren (insbesondere bei einer Vorlesung morgens um 8 kommt fast niemand mehr, wenn die Vorlesung aufgezeichnet wird, das fühlt sich auch für einen Dozenten ziemlich sch**** an), dass die Klausurnoten schlechter wurden (die Zugriffszahlen auf die Aufzeichnungen waren während der Vorlesungszeit seeehr niedrig und schossen dann in den 2 Wochen vor den Prüfungen hoch, kurz vor Deadline gab es dann ganz viele Abmeldungen von den Klausuren, weil das Lernen für 5 oder 6 Prüfungen innerhalb von 2 Wochen zeitlich so halt nicht zu schaffen ist), dass Tutorien nicht mehr wirklich funktioniert haben (es war keiner mehr im Takt) und noch so einige andere Probleme mehr.

 

Man braucht da schon ein richtiges Blended Learning-/Inverted Classroom-Konzept, sonst kann man sich damit ganz schnell ganz viele Probleme ins Haus holen.

 

Und auch mit letzterem ist das schwierig. Studierende, die nicht direkt vor oder nach dem Präsenzteil in solchen Konzepten noch irgendwas anderes auf dem Plan haben, kommen dann häufig auch nicht. 60 Minuten hin- und herfahren für 60 oder 90 Minuten Übungsteil im Inverted Classroom-Konzept ist unattraktiv.

 

Das größte Problem sind einfach diese extrem zerklüfteten Vorlesungspläne, an denen sich aber auch nicht einfach etwas ändern lässt.

1 Vorlesung von 8 bis 10 Uhr und die nächste dann von 12 bis 14 Uhr oder gar erst ab 16 Uhr sind eher Standard als die Ausnahme. Wenn bei mir die Tutorien so liegen krieg ich mich dazu auch nur deshalb motiviert, weil ich halt muss und dafür Geld bekomme. Gäbe es diesen Druck nicht würde ich zu Hause bleiben. Mal 2 oder 4 Stunden auf dem Campus abhängen und sich irgendwie die freie Zeit zwischen den Terminen vertreiben ist ja ganz okay, aber wenn man das 3 oder 4 mal die Woche so hat...

 

Ich bin da auch nach Jahren immer noch unentschlossen und immer wieder hin- und hergerissen was da jetzt richtig und was falsch ist. Immer wenn ich gedacht habe "mensch, das ist doch richtig cool, das wird den Studierenden gefallen und sie motivieren" hab ich mir damit irgendeinen Sideeffekt eingefangen, den ich so gar nicht auf dem Zettel hatte.

 

Momentan bin ich eigentlich sehr froh, dass alles online stattfindet, da brauch ich mir gar keine Gedanken darüber machen wie man online und Präsenz am besten kombiniert...

Bearbeitet von LaVie
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vor 4 Stunden hat LaVie geschrieben:

... schossen dann in den 2 Wochen vor den Prüfungen hoch, kurz vor Deadline gab es dann ganz viele Abmeldungen von den Klausuren, weil das Lernen für 5 oder 6 Prüfungen innerhalb von 2 Wochen zeitlich so halt nicht zu schaffen ist

 

Wächst sich so was nicht raus? Als Student würde mir das nur einmal passieren, und nach zwei oder drei Semestern dürfte es sich dann allgemein rumgesprochen haben, dass man so sein Semsterpensum nicht schafft - würde ich zumndest vermuten... => ?

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vor 5 Stunden hat psycCGN geschrieben:

Jetzt während der Pandemie werden die ganzen Versäumnisse umso deutlicher. Die Lehrer selbst kann man dafür nicht verantwortlich machen. 

 

Die Ursachen sind systemisch, die positiven Ausnahmen der Regel jedoch fast durchgängig auf individuelle Ausreißer zurückzuführen. Ob Kinder bspw. während der ersten Schulschließung 2020 vernünftig digital zu Hause lernen konnten, lag oft allein in der Hand ihrer Lehrkräfte — und so ist das leider zu oft auch heute noch. Wer pfiffige, motivierte und pragmatische Lehrer oder Dozentinnen hat, gewinnt. Bei denen, die sich aufs System verlassen und damit verlassen sind, verliert man.

 

vor 4 Stunden hat LaVie geschrieben:

Das größte Problem sind einfach diese extrem zerklüfteten Vorlesungspläne, an denen sich aber auch nicht einfach etwas ändern lässt.

 

Damit habe ich als Arbeitgeber meinen Spaß. Koordiniere mal Werkstudenten, die zwei Tage pro Woche bei dir arbeiten wollen, aber ihre Kurse nicht so legen können, dass sie die auch am Stück frei haben. Das ist hier  regelmäßig ein richtiger Kampf, um da im System in den ersten 30 Sekunden nach Semesterbeginn die Sachen so zu buchen, dass es eben nicht so zerklüftet ist.

 

vor 4 Stunden hat LaVie geschrieben:

Momentan bin ich eigentlich sehr froh, dass alles online stattfindet, da brauch ich mir gar keine Gedanken darüber machen wie man online und Präsenz am besten kombiniert...

 

Vielleicht bleibt ja davon etwas. Ich kann mir auch vorstellen, dass es „nach oben“ triggert.

 

Die Fernhochschulen haben ja momentan augenscheinlich irre Zulauf. Der Grund liegt auf der Hand. Das könnte vielen privaten Präsenzhochschulen Kundschaft klauen und die digitalen Lernformate in der Breite mittelfristig akzeptierter machen. Was dazu führen könnte, dass man sich dann auch schon aus Wettbewerbsgründen auch an Präsenzhochschulen mit diesen beschäftigt. Bis das an den großen, trägen Unis ankommt, dauert es sicherlich lange. Aber auch die stehen ja im Wettbewerb.

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vor 25 Minuten hat Alanna geschrieben:

Wächst sich so was nicht raus? Als Student würde mir das nur einmal passieren, und nach zwei oder drei Semestern dürfte es sich dann allgemein rumgesprochen haben, dass man so sein Semsterpensum nicht schafft - würde ich zumndest vermuten... => ?

 

Vermuten würde ich das auch. Sagen, ob und wenn ja wann es sich rauswächst kann ich aber nicht. Das Projekt wurde nach 2 Jahren abgebrochen. Der Druck die Abbrecherzahlen in den MINT-Studiengängen zu senken ist eh schon hoch (Studienplätze kosten Geld und das nicht wenig...) und wenn dann bei sonem Projekt so viele auf der Strecke bleiben ist ganz schnell Schluss.

Sagen kann ich, dass im 2. Semester die Zugriffszahlen auf die aufgezeichneten Vorlesungen in den ersten 3 bis 4 Wochen höher waren, da also anscheinend ein gewisser Lerneffekt eingetreten ist. Danach gingen die aber wieder genauso in den Keller bis sie dann kurz vor den Klausuren wieder anstiegen. Vielleicht war der Anstieg diesmal 3 und nicht mehr 2 Wochen vor den Klausuren, aber na ja. Innerer Schweinehund und so. Ohne einen gewissen Druck haben viele doch Probleme sich zu motivieren. Ich glaube sich richtig zu strukturieren und das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen, ist etwas was man aus Erfahrung lernt. Also mit dem älter werden. Das verkürzte Abi war jedenfalls nicht gerade förderlich...

 

vor 23 Minuten hat developer geschrieben:

Damit habe ich als Arbeitgeber meinen Spaß. Koordiniere mal Werkstudenten, die zwei Tage pro Woche bei dir arbeiten wollen, aber ihre Kurse nicht so legen können, dass sie die auch am Stück frei haben. Das ist hier  regelmäßig ein richtiger Kampf, um da im System in den ersten 30 Sekunden nach Semesterbeginn die Sachen so zu buchen, dass es eben nicht so zerklüftet ist.

 

Glaube ich. Bei uns sind die Systeme am Anfang grundsätzlich überlastet. Und wenn man dann irgendwann drin ist ist das Seminar zu dem eigentlich gewünschten Zeitpunkt schon ausgebucht. Da bleiben dann nur die 8 Uhr und die 18 Uhr Termine und der eigentlich angedachte Studienplan ist wieder im Eimer.

 

vor 27 Minuten hat developer geschrieben:

Vielleicht bleibt ja davon etwas. Ich kann mir auch vorstellen, dass es „nach oben“ triggert.

 

Gut möglich. Die live Vorlesungen, Seminare, Tutorien kommen eigentlich sehr gut an. Was die Studierenden am ehesten vermissen ist das physische Zusammensein. Präsenzstudium ist halt mehr als nur lernen. Hochschulsport, Politik, Bands, AStA, Audimax-Kino, Partys, Treffen in der Mensa, gemeinsames Lernen in der Bib. All das fehlt und gehörte vormals zum Studentenleben dazu. Jetzt werkelt jeder selber vor sich hin in unterschiedlichen Tempi.

Vieles von dem, was wir als Fernstudierende als Pluspunkt ansehen, ist für Präsenzstudierende ein Minuspunkt. Manches an Kritik kann ich dementsprechend auch nur schwer nachvollziehen.

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vor 10 Stunden hat developer geschrieben:

Ein Seminar mit zehn Teilnehmern per Video-Call als zumutung?

Ich habe es als; 'bei 10 Personen hätte man auch Präsenz-Unterricht durchführen können" interpretiert. Die Zumutung scheint hier nicht der Online-Unterricht zu sein, sondern der als unnötig empfundene Wegfall der sozialen Komponente beim Campus Studium.

 

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vor 2 Stunden hat developer geschrieben:

Ob Kinder bspw. während der ersten Schulschließung 2020 vernünftig digital zu Hause lernen konnten, lag oft allein in der Hand ihrer Lehrkräfte — und so ist das leider zu oft auch heute noch. Wer pfiffige, motivierte und pragmatische Lehrer oder Dozentinnen hat, gewinnt. Bei denen, die sich aufs System verlassen und damit verlassen sind, verliert man.

 

Würde das deiner Meinung nach im Umkehrschluss bedeuten, dass man nur genug pfiffige, motivierte und pragmatische Lehrer bräuchte, damit jedes Kind unter den momentanen Zuständen ein Gewinner ist? Oder dass die meisten Lehrer nicht pfiffig, unmotiviert und unpragmatisch sind?

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