Bietet ein Fernstudium mehr Möglichkeiten zum Betrug als ein Präsenzstudium?

[Lukas]

Ich finde grundsätzlich die Fragestellung interessant, ob ein Fernstudium mehr Möglichkeiten zum Betrug bietet, als ein Präsenzstudium, wie es ja hier im Verlauf bereits angeklungen ist (unabhängig davon, dass eidesstattliche Erklärungen abgegeben werden müssen).
 

Meiner Meinung nach ist dem nicht zwangsläufig so. Natürlich kann der direkte Kontakt zu Lehrpersonen und Kommiliton:innen den eigenen Antrieb (oder Druck) erhöhen, tatsächlich in der Materie zu sein. Allerdings stellt sich hier die Frage, ob es diesen Antrieb auch bei Personen gibt, die es auf Täuschung anlegen. Hier kommt es sicher auch darauf an, inwieweit Lehrpersonen hier ‚aufmerksam‘ sind, aufgrund der Rahmenbedingungen überhaupt sein können oder ob eine aktive Mitarbeit (z.B.  in Seminaren) eine Voraussetzung zum Bestehen einer Studienleistung darstellt. 
 

Bezüglich der reinen Prüfungsformen denke ich, dass es hier kaum Unterschiede gibt. Klausuren sind Klausuren. Und auch bei schriftlichen Ausarbeitungen (z.B. Hausarbeiten) sehe ich keinen Unterschied zwischen Fern- und Präsenzstudium. Und bei Präsentationen gibt es meiner Meinung nach ja bereits eine zusätzliche Instanz. Es müssen nicht nur selbständig Inhalte erarbeitet, sondern diese auch präsentiert werden, sodass sich zumindest ein Stück weit selbst mit der Thematik befasst werden muss. Hier bietet sicher ein anschließendes Fachgespräch noch eine zusätzliche Sicherheit, wobei wir dann schon bei zwei zusätzlichen ‚Sicherheitsstufen‘ im Vergleich zu einer Hausarbeit wären.

 

Wie sehr ihr das?

[Markus Jung]

vor 3 Minuten schrieb Lukas:

(Falls hier zu off-topic bitte verschieben)

 

Habe ich gemacht und den Hinweis aus dem Beitrag entfernt. Vorher stand er in diesem Thema.

[Kristin_Z]

Wenn man die Prüfungsformen von Präsenzstudium und Fernstudium nebeneinander legt, dann sind die Überschneidungen schon ziemlich groß. Meiner Meinung nach ist ziemlich wenig Spielraum für Betrug.

Mittlerweile hat man hier auch viele Mechanismen eingebaut, die sich ähneln:

 

Präsenzstudium: Klausur - Prüfungsaufsicht

Fernstudium: Klausur - Online mit Proctoring 

 

Die einzige Prüfungsform oder Leistungsermittlung, die tatsächlich anfälliger ist für "Abschreiben" oder eben "betrügen" sind Einsendeaufgaben, vor allem wenn diese nicht regelmäßig rotiert und geändert werden. Aber auch hier ist keines der beiden Studiumenformen mehr oder weniger empfänglich dafür. 

[TheHumanHunter]

Ich wüsste spontan auch nicht, weswegen die ein oder andere Form mehr Möglichkeiten zum Betrug gäbe.

 

Auch bietet nicht jede Fern-FH schon in vollem Umfang Online-Klausuren an, somit ist die Prüfungssituation dieselbe. Und auf die Toilette gehen darf man ja auch ;)

 

Es wäre wohl manchmal auch mehr Aufwand, einen technischen Betrug auszuführen, als schlicht zu lernen.

[Gast]

Das ist aus meiner Sicht echt Quatsch. Gerne direkt oder unterschwellig vorgebracht von Personen, die seit Jahren bis Jahrzehnten keine Hochschule mehr von innen gesehen haben (virtuell oder physisch).

[Markus Jung]

Zitat

Bietet ein Fernstudium mehr Möglichkeiten zum Betrug als ein Präsenzstudium?

 

Vielleicht andere Möglichkeiten, aber nicht mehr. Allerdings meiner Meinung nach auch nicht weniger.

 

Wer über ausreichend Bequemlichkeit und vielleicht sogar „kriminelle Energie“ verfügt und bereit ist, entsprechend Aufwand zu betreiben, wird immer Wege finden, um im Kleinen zu schummeln, oder auch im Großen zu betrügen. 

[brotzeit]

Ich weiß nicht, ob das an einer Präsenz-FH anders ist, aber in meinem Studiengang werden teilweise seit Jahren immer die selben Themen für Assignments vergeben und manche fragen direkt pauschal, ob jemand "Zur Inspiration" seines zur Verfügung stellen könnte.

Nach einmal sichten dieses "Musters" ist ja praktisch die ganze Arbeit bereits erledigt und es wird plagiiert ohne es zu wollen. Wenn nun jemand sein 1,0er Assi weitergibt, dann ist das meiner Ansicht nach perfekt bzw. ist alles drin was drin sein soll. Warum sollte man sich dann noch die Mühe machen großartig etwas zu lesen... Das ist in meinen Augen geduldeter Betrug.

Ich bin sicher, es wird nicht auf Plagiate geprüft. Ich weiß auch von mindestens einer Person die in den "Musterassignments" lediglich ein paar Sätze ändert und anschließend zur Korrektur abgibt, also...

In den Onlineklausuren darf ich ja 5 Minuten auf die Toilette gehen und denke dass ich hierzu auch nicht mehr viel sagen muss. Dadurch dass wir nur eine Webcam, frontal auf das Gesicht gerichtet haben, kann man die Hände während der Klausur auch nicht sehen. Das Prüfungsamt kann die gesamte Zeit nicht sehen was ich auf dem Tisch vor dem Laptop mache. Notizen auf Schmierblätter sind erlaubt.

Bearbeitet 7. Juni 2023 von brotzeit

[Azurit]

Bei meinen letzten Prüfungen an der FernUni (online) hätte ich mir einfach riesige Flipchart-Spickzettel an die Wand hinter dem Bildschirm hängen können. Die Kamera zeigt einen von der Seite und die Aufsichten sind so beschäftigt damit, die Leute zur Ruhe zu ermahnen und müssen gleichzeitig noch die Bildschirmfreigabe im Auge behalten, sodass wahrscheinlich nicht viel Augenmerk auf die Kameras gelegt werden kann.

 

Andererseits sind an Unis meistens auch so viele Leute in der Klausur, dass ich locker einen Spickzettel in meiner Socke verstecken oder auf meine Wasserflasche schreiben könnte.

 

Also ja, ich denke schon, dass es je nach Prüfungsform im Fernstudium etwas einfacher gehen könnte, was aber nicht heißt, dass es im Präsenzstudium unmöglich ist.

[kurtchen]

In meinem letzten Fernstudiengang war die dominierende Prüfungsform die Klausur in Präsenz. Es gab Einsendeaufgaben. Deren Bearbeitung war nötig, um sich für die Klausur anmelden zu können. Sie waren aber nicht benotungsrelevant. Die Vorbereitung von Präsentationsprüfungen sowie die Anfertigung einer Projekt- und Bachelorarbeit fanden zwar betreut aber natürlich überwiegend unbeaufsichtigt statt. Aber das wäre ja an einer Präsenzuni genauso gewesen. Vielleicht mangelt es mir diesbezüglich an Phantasie aber ich sehe im Fernstudium nicht mehr Betrugsmöglichkeiten.