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IU Diversity Award 2023 für die Entwicklung eines Hilfsmittel-Prototyps für Demenzkranke


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Matthia Leyendecker hat den IU Diversity Award für die Entwicklung eines Prototyps erhalten, der das Erinnerungsvermögen von Demenzerkrankten aktivieren soll.

 

Dazu schreibt die IU Internationale Hochschule in einer Mitteilung unter anderem:

 

Demenz zu heilen, ist schier unmöglich. Betroffene, Angehörige und Pflegende sind dabei einer enormen Belastung ausgesetzt. Einen neuartigen Ansatz, der Demenzerkrankten mehr Selbstständigkeit schenken und betreuende Personen entlasten kann, hat Matthia Leyendecker in ihrer Bachelorarbeit an der IU Internationalen Hochschule (IU) entwickelt. Für ihre innovativen Lösungsansätze wurde die 28-Jährige Coburgerin mit dem IU Diversity Award 2023 ausgezeichnet. Innerhalb von acht Wochen hat die IU-Studentin im Studiengang User Experience Design (UX-Design) einen Prototyp entwickelt, der es Betroffenen ermöglicht, ihre kognitive Leistung durch das spielerische Erforschen unterschiedlicher Medienformate eigenständig zu stimulieren. 

 

Flexible Anpassung an Bedürfnisse, Lebensgeschichten und psychische Verfassungen von Demenzerkrankten

Im Konkreten spielt der entwickelte Prototyp Audio-, Video- und Fotoformate aus. Betroffene können beispielsweise persönliche Bilder aus der frühen Jugendzeit oder aus dem gegenwärtigen Familienkreis aufrufen, auditive Formate wie Musikstücke oder Sprachnachrichten von Enkeln anhören sowie Dokumentarfilme über die eigene Heimat oder Videos vom letzten Sommerfest im Pflegeheim ansehen. Die Vielfalt an verfügbaren Medien ist sehr flexibel und lässt sich bestmöglich auf die Bedürfnisse, Lebensgeschichten und psychischen Verfassungen von Demenzerkrankten abstimmen. Betroffene werden spielerisch dazu befähigt, Medien selbst auszuwählen und abzuspielen. Ziel ist es, positive Emotionen zu wecken und das Erinnerungsvermögen sowie die Identität der Betroffenen zu stärken. Zudem können durch das selbstbestimmte Erkunden dialogische Prozesse gefördert und der Austausch mit Pflegekräften und Angehörigen erleichtert werden. Der entwickelte Prototyp soll insbesondere in Pflegeheimen eingesetzt werden, um psychologische und soziale Unterstützungsangebote zu verbessern und die aktive Teilnahme am Leben von Demenzerkrankten zu stärken.

„Diese herausragende Bachelorarbeit verbindet auf ungewöhnliche Weise UX-Design mit den Diversitätsdimensionen „Alter“ und „Beeinträchtigung“. Die Thesis zeigt, wie vielseitig und relevant der Studiengang UX Design ist und wie er dazu beitragen kann, das Leben von Menschen in unterschiedlichsten Lebenssituationen zu verbessern. Matthias enger Bezug zur Praxis und ihr Innovationsgeist haben uns zutiefst beeindruckt“, sagt Nicola Schmidt-Geheb, Gleichstellungs- und Diversitätsbeauftragte an der IU Internationalen Hochschule. 

 

Ihr demenzkranker Opa war ihre größte Inspiration

Der Antrieb von Matthia Leyendecker war ein ganz persönlicher, wie sie selbst verrät: „Die Themenfindung für meine Bachelorarbeit hat mehrere Wochen gedauert. Ich wollte etwas Sinnstiftendes machen, ein Ergebnis zum Anfassen war mir wichtig. Die Inspiration dafür hat mir mein Opa gegeben. Damit er am Familienleben noch mehr teilhaben konnte, haben wir ihm ein Tablet und ein Senioren-Handy gekauft. Für das Einrichten der Messagingdienste und die technischen Fragen war ich verantwortlich. Ich habe ihm Bedienungsanleitungen geschrieben und dabei festgestellt, wie wenig barrierefrei Handys und Tablets für Senioren sind. Daraus ist erstmals die Idee entstanden, das Ganze technologisch zu vereinfachen. Als mein Opa schließlich an Demenz erkrankt ist, wurde die Bedienung der technischen Geräte für ihn immer schwieriger. Ich bin dann auf die Suche nach Alternativen gegangen, blieb aber erfolglos. Also kam mir die Idee, selbst etwas für Demenzerkrankte zu entwickeln, um ihnen etwas an die Hand zu geben, womit sie sich spielerisch beschäftigen und so ihr Erinnerungsvermögen aktivieren können. Mir war außerdem wichtig, ein Angebot zu schaffen, das diese Menschen selbstständig benutzen können, also ohne, dass eine Person daneben sitzt und sie anleiten muss.“

 

Von der Tischlerei-Praktikantin zur UX-Designerin

Matthia Leyendeckers außergewöhnlicher Bildungsweg führte sie von einem Tischlerei-Praktikum über ein Bachelorstudium im Bereich Holzingenieurwesen zu einem Masterstudium in ZukunftsDesign. Parallel begann sie ihr Fernstudium im UX-Design an der IU und beweist damit ihre enorme Vielseitigkeit und ihr Engagement für innovative Lösungsansätze. Die Award-Gewinnerin schließt nicht aus, ihren Prototyp weiterzuentwickeln und hat bereits mehrere wissenschaftliche Beiträge für verschiedene Konferenzen eingereicht. In der Zwischenzeit hat sie ein Jobangebot als User Researcherin angenommen. „Fürs Erste habe ich genug studiert, obwohl ich das Studieren immer genossen habe. Das IU-Studium hat mich besonders durch die praktische Arbeit in den Creative Labs begeistert. Dort hatten wir die Möglichkeit, in einer dreimonatigen Projektarbeit Design-Techniken und theoretisches Wissen anzuwenden und beispielsweise Usability-Tests mit echten Nutzern durchzuführen. Diese Phase war unglaublich wertvoll für mich, denn dadurch baut man sich sein persönliches Portfolio auf. Jetzt freue ich mich darauf, das gelernte Wissen und die erworbenen Fähigkeiten im UX-Bereich in der Praxis anzuwenden“, so Matthia.

 

Matthia Leyendecker - IU Diversity Award

 

Über den IU Diversity Award heißt es (gekürzt):

Die IU Internationale Hochschule verleiht den IU Diversity Award seit 2018 zweimal pro Jahr. Die Jury besteht aus einem zehnköpfigen Team von Mitarbeitenden aus der Lehre, dem Prüfungsamt, der Gleichstellung und anderen Fachabteilungen. Studierende der IU aus Deutschland sowie aus dem internationalen Raum haben die Möglichkeit, ihre Bachelor- oder Masterarbeit einzureichen. Der IU Diversity Award soll einen Beitrag dazu leisten, die öffentliche Wahrnehmung für das Forschungsfeld Diversität zu erhöhen und ist mit einer Prämie in Höhe von 500 Euro dotiert.

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