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Kontroverse Diskussion auf LinkedIn - drannehmen ohne aufzeigen


Empfohlene Beiträge

Mich interessiert Eure Meinung zu diesem Post eines Professors. Wie empfindet ihr diesen Beitrag?

 

“Heute wurde das Feedback der Studenten zu meiner Vorlesung freigeschaltet, die ich im April/Mai dieses Jahres an einer Fachhochschule gehalten habe. Obwohl die Rückmeldungen insgesamt sehr erfreulich sind, bin ich gleichwohl über eine negative Anmerkung gestolpert: 

"Bei jedem Thema bzw. Fragestellung wurde direkt ein Student angesprochen, jedoch ohne dass dieser sich gemeldet hat bzw. die Antwort wusste. Und dann hat Herr [Name entfernt durch @Markus Jung] sich gewundert, warum die Studenten keine Antwort liefern können. Dies diente ausschließlich der Bloßstellung. In der Zukunft Studenten bei Fragen drannehmen, die sich auch melden und die Antwort auch wissen können. Meldet sich ein Student nicht, weiß dieser die Antwort auch nicht. Sonst hätte er sich ja gemeldet: Klingt logisch, oder? Etwas Fingerspitzengefühl würde Ihnen guttun!"

Zunächst: Jeder Dozent weiß, wie lange er warten kann, wenn er ausschließlich auf die Eigeninitiative der Studenten setzt. Im Übrigen finde ich spannend, dass etwas, was in meiner Schul- und Studienzeit vollkommen normal war, heutzutage als "Bloßstellen" verstanden wird. Natürlich ist es nicht angenehm, wenn man Antworten nicht weiß (wobei ich Studenten ungefragt eigentlich nur bei Fragen im Rahmen der Wiederholung anspreche, also bei Themen, die schon behandelt wurden). Mich haben solche Situationen jedoch immer angespornt, es beim nächsten Mal besser zu machen. Zugleich haben sie mir aufgezeigt, wo ggf. noch Nachholbedarf besteht. 

Es ist schade, wie sehr sich augenscheinlich einige vom Leistungsgedanken mittlerweile verabschiedet haben. Ich werde jedenfalls weiterhin ungefragt drannehmen.“

 

Ich schreibe mal absichtlich nichts dazu, such nicht was kontrovers diskutiert wurde um Eure Meinung zu hören. Würde mich interessieren.

 

schönen Sonntag

SebastianL

Bearbeitet von Markus Jung
Name entfernt
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Ich kann aus dem Schul-/Ausbildungskontext berichten, auch wenn diese sicher nicht 1:1 auf Veranstaltungen im Rahmen eines Hochschulstudiums übertragen werden kann:

 

Ich nehme meine Azubis im Unterricht nicht dran, ohne das sie sich melden, weil ich sie nicht bloßstellen möchte. Dafür kommuniziere ich in der ersten Unterrichtsstunde auch klar meine Erwartungen. Und zu diesen zählt, dass ich eine aktive Beteiligung im Unterricht voraussetze. Diejenigen die sich nie aktiv einbringen, müssen dann mit einer schlechten Mitarbeitsbeurteilung leben. Gleichzeitig denke ich schon, dass es pädagogisch-didaktisch begründete Situationen gibt, in denen auch die aktive Aufforderung zur Beteiligung angebracht sein kann. 

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vor einer Stunde schrieb SebastianL:

Jeder Dozent weiß, wie lange er warten kann, wenn er ausschließlich auf die Eigeninitiative der Studenten setzt.

Der Student schrieb, dass bei jeder Fragestellung direkt ein Student angesprochen wurde, ohne dass dieser sich gemeldet hat. Ich lese es so, dass es nicht auszuschließen war, dass sich Studenten gemeldet haben. Wenn dem so war, dann wurden Wortmeldungen jedoch gezielt nicht direkt angesprochen. Dieses Vorgehen kann meiner Meinung nach als Bloßstellen gedeutet werden.

 

vor einer Stunde schrieb SebastianL:

Im Übrigen finde ich spannend, dass etwas, was in meiner Schul- und Studienzeit vollkommen normal war, heutzutage als "Bloßstellen" verstanden wird.

Die Zeiten ändern sich nunmal. Ein etwas harter Vergleich: Früher war es auch normal, dass Kinder geschlagen wurden. Das heißt nicht, dass es immer noch normal sein muss.

 

vor einer Stunde schrieb SebastianL:

Mich haben solche Situationen jedoch immer angespornt, es beim nächsten Mal besser zu machen.

Das kann nicht auf alle Lernenden übertragen werden. Außerdem: Wenn jemand die Antwort auf eine Frage nicht weiß, dann merkt wohl jeder selbst, wo noch Nachholbedarf ist. Dafür muss man nicht extra aufgerufen werden und mit den Schultern zucken. Im Kontext Hochschule ist das für mich keine sinnvolle Begründung. 

 

vor einer Stunde schrieb SebastianL:

Es ist schade, wie sehr sich augenscheinlich einige vom Leistungsgedanken mittlerweile verabschiedet haben.

Ich finde die Aussagen des Lehrbeauftragten unreflektiert. Daher teile ich den Übertrag auf den Leistungsgedanken nicht. 

 

Bearbeitet von psycCGN
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Es gab wenig, was mich zu Schulzeiten mehr gestresst hat, als die Angst, jederzeit drangenommen zu werden und bloßgestellt zu werden. Gerade bei einzelnen Lehrern, die das sehr genossen haben - wobei es mich hier selten getroffen hat.

 

Das, wenn es um Wissensfragen geht.

 

Anders sieht es aus, wenn es um Diskussionen geht. Dort finde ich es durchaus angebracht, auch die Stilleren mal anzusprechen und zu motivieren, ihre Meinung zu sagen. Hier ist dann aber auch Einfühlungsvermögen gefragt.

 

Beides bezieht sich jetzt bei mir primär auf den Unterricht in der Schule. Gilt aber meines Erachtens vergleichbar auch für die Hochschule und andere Weiterbildungen, auch wenn die Persönlichkeiten hier vermutlich schon gefestigter sind.

 

Hinweis: Den Namen des Dozenten habe ich oben entfernt. @SebastianL: Ich weiß, Du möchtest nicht, dass wir hier in der LinkedIn-Diskussion „spicken“. Kannst Du bitte dennoch gelegentlich hier noch den Link zur Quelle ergänzen (oder mir zusenden, um ihn in den Ausgangspost zu schreiben), wenn die Diskussion weiter vorangeschritten ist? Danke. 

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Mal abgesehen von der Frage mit dem "Bloßstellen" (kommt m.E. auf die Atmosphäre im Kurs an, ob das so empfunden wird), frage ich mich vor allem, wie erfolgreich dieses Vorgehen ist. Also, in wie viel Prozent der Fälle nimmt dieser Dozent jemanden dran und derjenige gibt dann tatsächlich auch eine sinnvolle Antwort? Meine Schätzung wäre ja: einstelliger Prozentbereich, vielleicht auch 0%. Und vor dem Hintergrund kommt mir das Vorgehen dann eher wie ein verkappter Erziehungsversuch vor als wie ein sinnvolles didaktischen Vorgehen, das den Kurs voranbringt.

 

Andersherum: Wenn es, entgegen meiner Vermutung, häufiger vorkommt, dass Menschen, die sich nicht gemeldet haben, doch die richtige Antwort wissen - dann sollte sich der Dozent mal fragen, ob die Atmosphäre im Kurs verbesserungswürdig ist. Normal wäre es m.E. nicht, dass sich ein Großteil derjenigen, die die Antwort kennen, nicht beteiligen, und das ist dann wohl stark auf den Dozenten zurückzuführen.

 

Als ich selbst Dozentin war, habe ich solche Dinge gern über kleine "Partneraustausch" und "Gruppenaustausch"-Phasen abgefangen. Also, bevor eine Frage in der großen Runde diskutiert wurde, sollten alle sich schon mal mit den Nachbarn darüber austauschen. Das war meist sehr fruchtbar, was die Beteiligung anging, und m.E. sehr viel konstruktiver, als einfach irgendwen aufzurufen.

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Ich kenne es weder aus Schul- noch aus Hochschulzeiten, dass jemand "einfach so" aufgerufen wird, und finde das auch gut so bzw. sehe auch den tieferen Sinn nicht.

 

vor 3 Stunden schrieb SebastianL:

Mich haben solche Situationen jedoch immer angespornt, es beim nächsten Mal besser zu machen. Zugleich haben sie mir aufgezeigt, wo ggf. noch Nachholbedarf besteht.

 

Ja, mir sind durchaus auch (wenige) Menschen bekannt, die dadurch motiviert werden. Aber ich nehme an, dass das bei der Mehrheit eher Magengrummeln verursacht - und dann die Lehrveranstaltung schnell mit einem negativen Gefühl verknüft wird.

 

vor 2 Stunden schrieb Markus Jung:

Dort finde ich es durchaus angebracht, auch die Stilleren mal anzusprechen und zu motivieren, ihre Meinung zu sagen.

 

Ich gehöre bei Diskussionen auch zu den Stilleren. Das liegt v. a. daran, dass mir eine Gruppendiskussion häufig zu unstrukturiert ist, besonders wenn auf Wortmeldungen ganz verzichtet wird. Direkt angesprochen zu werden, würde mein Stresslevel da nun noch erhöhen. Hilfreich ist es für mich, wenn ich ganz offiziell die Hand heben darf, wenn ich "so weit" bin und dann auch darauf vertrauen darf, drangenommen zu werden und eine Redezeit zu bekommen, während der mir keiner ins Wort fällt.

 

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Um was genau geht es bei den Fragen?
 

  • Sind das Fragen, bei denen wiederholt werden soll, was gerade erzählt wurde? Will der Dozent dadurch wissen, wie gut zugehört wird? Wofür will er das wissen? Um sich selbst zu verbessern? Das wäre ja nachvollziehbar. Vielleicht gibt es da andere Möglichkeiten.
  • Sind das Fragen, die dazu dienen, das Erzählte anzuwenden und weiterzudenken? Dann muss man ja Niemanden konkret drannehmen. Dann kann man seinen Faden in einer Vorlesung auch selbst weiterspinnen.
  • Sind das Fragen, damit der Dozent merkt, ob die Zuhörer seine Ausführungen verstehen? Würde es dann nicht reichen, wenn man darum bittet sich bei Verständnisfragen zu melden?
  • Geht es darum, dass Studierende selbst merken, ob sie Alles verstanden haben? So scheint es nach der Argumentation des Dozenten. Dann kann man ja Fragen an Alle richten oder Aufgaben dazu anbieten oder Fragebögen. Man kann auch feststellen, ob man es verstanden hat, wenn man zuhört oder eine Aufgabe für sich macht. Warum sollte man sein Verständnis zeigen wollen? Ich persönlich wüsste gar nicht, ob ich es verstanden hätte, weil ich so abgelenkt wäre durch das Drannehmen, den Druck und weil ich anscheinend etwas beweisen soll oder so.
  • Oder ist es ein Erziehungsanspruch? Dann gehört es abgeschafft.

 

 Die Frage ist ja immer, was man mit den Fragen gewinnt. Ich stelle mir vor, der nimmt mich dran und ich habe keine Ahnung. Erfährt der Dozent warum? Habe ich nicht zugehört, habe ich keine Lust zu antworten, habe ich etwas nicht verstanden? Wie erfährt der Dozent das und was macht er dann mit der Information? Und was habe ich davon?

 

vor 3 Stunden schrieb SebastianL:

Im Übrigen finde ich spannend, dass etwas, was in meiner Schul- und Studienzeit vollkommen normal war, heutzutage als "Bloßstellen" verstanden wird.

Ich weiß nicht was daran so „spannend“ ist. Wir Alle wissen, dass es gut ist, dass altmodische Methoden abgelöst werden. Dieses „hat uns früher nicht geschadet“ ist falsch. Schon alleine die Argumentation zeigt, dass es falsch ist.

 

vor 3 Stunden schrieb SebastianL:

Mich haben solche Situationen jedoch immer angespornt, es beim nächsten Mal besser zu machen.

Mich noch nie. Mich hat es immer schon angespornt die Schule zu schwänzen.

 

vor 3 Stunden schrieb SebastianL:

Zugleich haben sie mir aufgezeigt, wo ggf. noch Nachholbedarf besteht.

Das kann eine hilfreiche Methode sein. Aber es gibt ja noch andere Möglichkeiten.

 

vor 3 Stunden schrieb SebastianL:

Es ist schade, wie sehr sich augenscheinlich einige vom Leistungsgedanken mittlerweile verabschiedet haben.

Für mich hat Fragen in einer Vorlesung beantworten können irgendwie nichts mit Leistung zu tun. Es gibt ja nicht mal eine Note dafür. Und auch für den eigenen Lernerfolg sehe ich da wenig Erfolg. Ich finde dieses Leistungsverständnis merkwürdig.

 

Aber ich kenne die Vorlesung nicht. Ich weiß auch nicht um welchen Dozenten es geht und kenne die Ausgangsdiskussion nicht. Wie hier auch schon gesagt wurde, kommt es auch sehr darauf an wie ansonsten so die Stimmung und Motivation ist. Ich habe schon tolle und lebendige Schulungen erlebt, wo Vortragende mit Witz und ohne Bloßstellen Teilnehmer ganz liebevoll mit Fragen aktiv integriert haben. Ich war dann selbst überrascht wieviel Spaß das gemacht hat. Aber wenn ich das Gefühl bekomme, dass mich jemand testen will, dann bleibe ich der Veranstaltung fern.

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Spannend! Ich finde das nicht schlimm Menschen nach ihrer Meinung zu befragen und sah das noch nie als Bloßstellung. Bin total überrascht über diese Einstellung.

 

@Markus Jung Ich gab FI im Thread erwähnt, siehst Du auf der FI Seite. Danke für das Entfernen des Namens!

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Es scheint, als ob das ungefragte Aufrufen sehr negativ konnotiert ist. In der Regel soll es die Aufmerksamkeit und Beteiligung der Lernenden fördern, wird jedoch immer häufiger als demütigend empfunden.

 

Trotzdem hat diese Methode einige Vorteile: Sie verhindert, dass nur die aktiveren Lernenden dominieren und stellt sicher, dass alle am Lernprozess teilnehmen. Das hilft dabei, ein realistischeres Bild des Lernstands der gesamten Gruppe zu erhalten. Gleichzeitig fördert es die kontinuierliche Aufmerksamkeit und Vorbereitung, was das allgemeine Lernniveau steigern kann.

 

Wichtig ist dabei aber eine positive Fehlerkultur: Fehler sollten als Lernchancen betrachtet werden, und Lernende müssen sich sicher fühlen, auch wenn sie mal eine Frage nicht beantworten können – sei es nur durch eine kurze Unaufmerksamkeit.

 

Hier hilft ein ausgewogener Ansatz, um alle Lernenden bestmöglich zu fördern!

 

PS: Ich bin seit acht Jahren Lehrkraft, und bei mir spielt die Meldung nur eine untergeordnete Rolle. Dennoch erhalte ich viel Lob von besuchenden Personen, seien es Professoren, angehende Lehrkräfte, zu Unterrichtende oder Eltern. Es geht darum, wie gefragt wird, die Fehlerkultur und das Lernklima!

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