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Promotion und Co.


stefhk3

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Ich fürchte ja, dass immer da, wo Begehrlichkeiten vorhanden sind, irgendwer ums Eck kommt und daraus ein Geschäftsmodell kreiert. Würde mich also nach diesem Thread nicht wundern, wenn von irgendwoher ein Coach auftaucht, der dich von der Bohrmaschine zum sanften Sopranisten verwandeln möchte. 😜

 

Aber Spaß beiseite: Allein die Tatsache, dass Leute scharf drauf sind, sich den Doktortitel in den Reisepass eintragen zu lassen, lässt erahnen, worum es ganz oft geht. Ich würde jetzt auch mal behaupten, Deutschland bietet dafür einen besonderen Nährboden, weil viele Menschen sich ja sonst was unter nem Doktortitel vorstellen. Und diese "Majestätsverherrlichung" gibt es nicht nur unter der älteren Generation. 🤷‍♀️

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Die Passeintragung halte ich auch für unsinnig. Ebenso wie das Klingelschild :-) 

Ich möchte in die Diskussion, unabhängig von der Wertigkeit der Abschlüsse oder der Entwertung derselbigen durch Gradinflation gerne einwerfen, dass es natürlich auch ein absolutes Privileg ist, sich mit den Größen der Welt zu beschäftigen, den neuesten Forschungsergebnissen, widersprüchlicher Empirie oder aber dem Wissen eine Forschungslücke gefunden zu haben und der Angst, dass jemand anderes vielleicht schneller ist :-) Sich zu streiten und auszutauschen und leidenschaftlich ein Thema oder eine Erkenntnis zu vertreten.

Mir selbst fehlt aber absolut das Wissen zu beurteilen, wie die Universitäten mit all ihren unterschiedlichen Promotionsordnungen die Umsetzung eines Promotionsvorhabens qualitativ stützen oder nicht. Was mir nicht ganz so gefällt sind Pauschalurteile. Eine andere Perspektive! Wer „unbedingt Doktor sein will“ könnte theoretisch darin eine unerschöpfliche Motivationsquelle finden - Gott weiß, man wird sie zwischendurch brauchen :-) 

 

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Die Qualität von Promotionen schwankt ganz stark, das ist ein grosses Problem. Da sind zum einen die Mediziner, deren Promotionen ein Witz sind (aber bei Lieschen Müller ganz toll ankommen), und bei Medizinern ist sogar die Pauschalisierung gerechtfertigt. Dann sind natürlich Plagiatsfälle, wobei Guttenberg zwar vom Umfang her ziemlich übel war, aber trotzdem so gut gemacht, dass dem Betreuer nur begrenzt ein Vorwurf zu machen ist. Aber wenn ein Professor die gleiche Arbeit von zwei Studenten bekommt und kein Plagiat bemerkt, ist es nicht mehr entschuldbar (ich glaube, der Fall war in Medizin). Und es gibt auch in anderen Fächern Promotionen, der Qualität unterirdisch ist. Wir hatten hier mal ein Promotion aus Kassel in der Diskussion, die war ... grauenhaft. Dazu kommt übrigens die zeitliche Varianz, ich habe ja mal Geschichte studiert, und dabei Promotionen aus der ersten Hälfte des Jahrhunderts gelesen, die waren generell ganz dünn (nicht nur nach Seitenzahl), und das war in der angeblich guten alten Zeit, als nur die Elite studiert hat. Heute käme man mit sowas (ausser in Ausnahmen) nicht mehr durch.

Also das Problem existiert. Auch hier wäre es besser, wenn die Unis weniger Promotionen hätten. Also dass da einiges im Argen liegt, da bin ich voll bei Dir.

Und gegen Pauschalisierungen bin ich auch. Deswegen habe ich auch nicht gesagt (glaube ich, jedenfalls wollte ich es nicht), dass alle Unibit-Dissertationen schlecht sind. Und erst recht habe ich nichts über die Dissertationen einzelner Promotionsteilnehmer gesagt. Wie denn auch, ich kenne die ja gar nicht. Allerdings kann man versuchen, und muss man eben auch versuchen, wenn man diskutieren will, welche Anzeichen dafür oder dagegen sprechen, dass die Dissertationen typischerweise besser oder schlechter sind. Und da klingt "drei wissenschaftliche Aufsätze müssen sein" erstmal gut (+). Wenn dann aber ein Musterabsolvent präsentiert wird, der diese nicht hat, dann ist das schlecht (-). Und wenn, wie Du selbst sagtst, die Aufsätze schlecht sein können als die Dissertation, ist das auch kein gutes Zeichen (-). Und wenn ich bei dem konkreten Beispiel grosse Probleme sehe, ist das schlecht (-). Also überwiegt insgesamt das negative, und dieses "drei Aufsätze"-Kriterium ist das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt steht (oder so ähnlich).

Irgendwie muss man sich eben eine Meinung bilden.

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Hm, so direkt sehe ich jetzt den Vergleich nicht. Ausbildung konkurriert (in vielen Bereichen) mit Studium als Ausbildungsweg. In beiden Fällen geht es aber darum, etwas zu lernen, im wesentlichen bekanntes Wissen. Bei der Promotion geht es nicht nur um Ausbildung, sondern auch um Wissens-Schaffung. Und das was man lernt (wissenschaftliche Methodik und so) ist ausserhalb der Forschung nur begrenzt brauchbar. Was jetzt der alternative Weg ist, als das Äquivalent zur Promotion auf der Ausbildung-Schiene, sehe ich nicht so recht. Laut DQR ist es der Meister, aber das ist doch recht künstlich. Die Frage, soll ich promovieren oder den Meister machen, dürfte sich so eher selten stellen. Lerne ich Industriekaufmann oder studiere ich BWL auf Bachelor ist in der Praxis wohl schon eine Fragestellung.

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vor 2 Stunden schrieb stefhk3:

Und es gibt auch in anderen Fächern Promotionen, der Qualität unterirdisch ist. Wir hatten hier mal ein Promotion aus Kassel in der Diskussion, die war ... grauenhaft. 

 

Ich würde an dieser Stelle gerne wissen, wer dieses "wir" ist und in welchem Bereich du eigentlich promoviert hast - ich frag mich nämlich, warum es so wichtig ist, festzustellen, wer das Recht zu promovieren hat und wer es besser lassen sollte, weil er kein "echter" Wissenschaftler ist.

 

Ich stimme dir zwar zu, dass das hausieren mit Titeln ziemlich brechreizerregend ist - aber aus meiner Sicht gilt das für jeden Titel, auch für die von echten Wissenschaftlern (was imho die Frage aufwirft, wer in unserem "Money rules Forschung"-Drittmittelzirkus überhaupt noch ein echter Wissenschaftler ist.)

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vor 5 Stunden schrieb stefhk3:

Was mir dabei immer wieder auffällt und letztlich sauer aufstösst, ist die Vorstellung, man müsse unbedingt Wissenschaft und akademisches Arbeiten machen und wissenschaftliche Anerkennung bekommen können, wenn man eigentlich mit Wissenschaft nichts am Hut hat. Wenn man das ganze Wissenschaftsgetue albern findet (was ich verständlich finde), kann man eben nicht Doktor sein.

 

Mir ist nicht richtig klar, was dein Problem ist. Wer ernsthaft promoviert, wird in der Regel um seriöses wissenschaftliches Arbeiten nicht umhinkommen. Völlig gleich, ob er unter der Woche von 9-5 Manager, Bundesministerin oder wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl ist.

 

Die Ausnahme der Regel bilden die Cheater. Aber was kümmert's X, der in 6 Jahren nebenberuflich für seinen PhD ein ernsthaftes Problem geknackt hat, ob Y ihren DBA in Wirtschaftswissenschaften irgendwo geschenkt bekommen hat? Und warum soll X bitte ein Vollblutwissenschaftler sein? Bzw. andersrum, inwiefern disqualifiziert X sein wissenschaftsferner Beruf untertags für die Promotion nach Feierabend?

 

Zur Titeleintragung im Ausweis: Hier lohnt sich als Referenzpunkt vielleicht ein Blick nach Österreich, wo jedes Jodeldiplom ein Messingschild am Hauseingang rechtfertigt. ;-)

Bearbeitet von Explorer
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Danke für die Antwort, kann die Argumentation gut nachvollziehen.

 

Ich kam auf den Gedanken aus folgender Perspektive:

Ich nehme an, dass bereits in einigen Bereichen studiert wird ohne fachliche Notwendigkeit, sondern aus u.a. Prestige-Gründen oder auch um ein höheres Gehalt zu erzielen. "Ohne Notwendigkeit" meine ich hier auch so, dass die Person auch ohne Studium für die Tätigkeit geeignet sein kann.

 

Wenn ich das jetzt auf die berufsbegleitenden Doktoratsprogramme übertrage, dann kann es doch sein, dass das hier genauso ist, oder? Es geht nicht darum eine wissenschaftliche Karriere anzustreben, sondern unter anderem (nicht ausschließlich): Prestige, Karrieremöglichkeiten, Bezahlung, der "Beweis", dass man fähig ist wissenschaftlich zu arbeiten. Und wenn man das auf Papier haben möchte, dann braucht man halt den Abschluss.

 

Daher kam der Gedanke.

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